Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
zweiffelte Unruhe und Desperation hineinstür-
tzen; dis einige ist schon eine würckliche Arbeit,
die Jhre Seele unternehmen muß, daß sie aus
den öffentlichen Befehlen ihrer allerhöchsten
Obrigkeit sorgfältig erlernen, wie denn Jhr
GOtt eigentlich beschaffen ist in seinen Eigen-
schafften und seinem gerechten und gnädigen
Willen, und wie er sie denn zu seiner Aehnlich-
keit und Gleichförmigkeit wieder gebracht wis-
sen wolle? Es bleibt also dabey, was vorbe-
hauptet, das sie eigentlich nichts zu ihrer Be-
kehrung beytragen dürffen noch können; Denn
das ist GOttes eigenes und dazu höchstes
Werck: sondern die Hindernisse müssen sie nur
aus dem Wege räumen, daß GOtt in Jhnen
ein neues Hertz schaffen könne. Und das ist
darum nöthig, weil sie die Hindernisse selbst ge-
leget, und weil sie ein vernünfftiger Mensch sind,
mit dem GOtt als einen Block und Klotz nicht
verfahren mag noch darf.

Nun überlegen sie, mein Freund, ob diese
Arbeit wol so schwer sey, daß die Welt daher
Fug und Recht bekäme, das Christenthum in
ein bös Geschrey zu bringen, alles unter ein-
ander zu mischen, dasjenige, davon sie nichts
weiß zu lästern, und so entsetzlich zu klagen, daß
der Kampff der Busse, ehe man zu einem ge-
setzten Christenthum durchbricht, so erschrecklich
schwer sey? Können sie denn nicht andere Bü-
cher mit Lust und Ruhe lesen, auch wohl darüber
oft und lang genug nachdencken? Sie geben
mir solches gewiß zu. Nun warum nicht auch

GOt-

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
zweiffelte Unruhe und Deſperation hineinſtuͤr-
tzen; dis einige iſt ſchon eine wuͤrckliche Arbeit,
die Jhre Seele unternehmen muß, daß ſie aus
den oͤffentlichen Befehlen ihrer allerhoͤchſten
Obrigkeit ſorgfaͤltig erlernen, wie denn Jhr
GOtt eigentlich beſchaffen iſt in ſeinen Eigen-
ſchafften und ſeinem gerechten und gnaͤdigen
Willen, und wie er ſie denn zu ſeiner Aehnlich-
keit und Gleichfoͤrmigkeit wieder gebracht wiſ-
ſen wolle? Es bleibt alſo dabey, was vorbe-
hauptet, das ſie eigentlich nichts zu ihrer Be-
kehrung beytragen duͤrffen noch koͤnnen; Denn
das iſt GOttes eigenes und dazu hoͤchſtes
Werck: ſondern die Hinderniſſe muͤſſen ſie nur
aus dem Wege raͤumen, daß GOtt in Jhnen
ein neues Hertz ſchaffen koͤnne. Und das iſt
darum noͤthig, weil ſie die Hinderniſſe ſelbſt ge-
leget, und weil ſie ein vernuͤnfftiger Menſch ſind,
mit dem GOtt als einen Block und Klotz nicht
verfahren mag noch darf.

Nun uͤberlegen ſie, mein Freund, ob dieſe
Arbeit wol ſo ſchwer ſey, daß die Welt daher
Fug und Recht bekaͤme, das Chriſtenthum in
ein boͤs Geſchrey zu bringen, alles unter ein-
ander zu miſchen, dasjenige, davon ſie nichts
weiß zu laͤſtern, und ſo entſetzlich zu klagen, daß
der Kampff der Buſſe, ehe man zu einem ge-
ſetzten Chriſtenthum durchbricht, ſo erſchrecklich
ſchwer ſey? Koͤnnen ſie denn nicht andere Buͤ-
cher mit Luſt und Ruhe leſen, auch wohl daruͤber
oft und lang genug nachdencken? Sie geben
mir ſolches gewiß zu. Nun warum nicht auch

GOt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0428" n="408"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
zweiffelte Unruhe und De&#x017F;peration hinein&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
tzen; dis einige i&#x017F;t &#x017F;chon eine wu&#x0364;rckliche Arbeit,<lb/>
die Jhre Seele unternehmen muß, daß &#x017F;ie aus<lb/>
den o&#x0364;ffentlichen Befehlen ihrer allerho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Obrigkeit &#x017F;orgfa&#x0364;ltig erlernen, wie denn Jhr<lb/>
GOtt eigentlich be&#x017F;chaffen i&#x017F;t in &#x017F;einen Eigen-<lb/>
&#x017F;chafften und &#x017F;einem gerechten und gna&#x0364;digen<lb/>
Willen, und wie er &#x017F;ie denn zu &#x017F;einer Aehnlich-<lb/>
keit und Gleichfo&#x0364;rmigkeit wieder gebracht wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wolle? Es bleibt al&#x017F;o dabey, was vorbe-<lb/>
hauptet, das &#x017F;ie eigentlich nichts zu ihrer Be-<lb/>
kehrung beytragen du&#x0364;rffen noch ko&#x0364;nnen; Denn<lb/>
das i&#x017F;t GOttes eigenes und dazu ho&#x0364;ch&#x017F;tes<lb/>
Werck: &#x017F;ondern die Hinderni&#x017F;&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nur<lb/>
aus dem Wege ra&#x0364;umen, daß GOtt in Jhnen<lb/>
ein neues Hertz &#x017F;chaffen ko&#x0364;nne. Und das i&#x017F;t<lb/>
darum no&#x0364;thig, weil &#x017F;ie die Hinderni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
leget, und weil &#x017F;ie ein vernu&#x0364;nfftiger Men&#x017F;ch &#x017F;ind,<lb/>
mit dem GOtt als einen Block und Klotz nicht<lb/>
verfahren mag noch darf.</p><lb/>
          <p>Nun u&#x0364;berlegen &#x017F;ie, mein Freund, ob die&#x017F;e<lb/>
Arbeit wol &#x017F;o &#x017F;chwer &#x017F;ey, daß die Welt daher<lb/>
Fug und Recht beka&#x0364;me, das Chri&#x017F;tenthum in<lb/>
ein bo&#x0364;s Ge&#x017F;chrey zu bringen, alles unter ein-<lb/>
ander zu mi&#x017F;chen, dasjenige, davon &#x017F;ie nichts<lb/>
weiß zu la&#x0364;&#x017F;tern, und &#x017F;o ent&#x017F;etzlich zu klagen, daß<lb/>
der Kampff der Bu&#x017F;&#x017F;e, ehe man zu einem ge-<lb/>
&#x017F;etzten Chri&#x017F;tenthum durchbricht, &#x017F;o er&#x017F;chrecklich<lb/>
&#x017F;chwer &#x017F;ey? Ko&#x0364;nnen &#x017F;ie denn nicht andere Bu&#x0364;-<lb/>
cher mit Lu&#x017F;t und Ruhe le&#x017F;en, auch wohl daru&#x0364;ber<lb/>
oft und lang genug nachdencken? Sie geben<lb/>
mir &#x017F;olches gewiß zu. Nun warum nicht auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">GOt-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0428] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, zweiffelte Unruhe und Deſperation hineinſtuͤr- tzen; dis einige iſt ſchon eine wuͤrckliche Arbeit, die Jhre Seele unternehmen muß, daß ſie aus den oͤffentlichen Befehlen ihrer allerhoͤchſten Obrigkeit ſorgfaͤltig erlernen, wie denn Jhr GOtt eigentlich beſchaffen iſt in ſeinen Eigen- ſchafften und ſeinem gerechten und gnaͤdigen Willen, und wie er ſie denn zu ſeiner Aehnlich- keit und Gleichfoͤrmigkeit wieder gebracht wiſ- ſen wolle? Es bleibt alſo dabey, was vorbe- hauptet, das ſie eigentlich nichts zu ihrer Be- kehrung beytragen duͤrffen noch koͤnnen; Denn das iſt GOttes eigenes und dazu hoͤchſtes Werck: ſondern die Hinderniſſe muͤſſen ſie nur aus dem Wege raͤumen, daß GOtt in Jhnen ein neues Hertz ſchaffen koͤnne. Und das iſt darum noͤthig, weil ſie die Hinderniſſe ſelbſt ge- leget, und weil ſie ein vernuͤnfftiger Menſch ſind, mit dem GOtt als einen Block und Klotz nicht verfahren mag noch darf. Nun uͤberlegen ſie, mein Freund, ob dieſe Arbeit wol ſo ſchwer ſey, daß die Welt daher Fug und Recht bekaͤme, das Chriſtenthum in ein boͤs Geſchrey zu bringen, alles unter ein- ander zu miſchen, dasjenige, davon ſie nichts weiß zu laͤſtern, und ſo entſetzlich zu klagen, daß der Kampff der Buſſe, ehe man zu einem ge- ſetzten Chriſtenthum durchbricht, ſo erſchrecklich ſchwer ſey? Koͤnnen ſie denn nicht andere Buͤ- cher mit Luſt und Ruhe leſen, auch wohl daruͤber oft und lang genug nachdencken? Sie geben mir ſolches gewiß zu. Nun warum nicht auch GOt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/428
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/428>, abgerufen am 31.10.2024.