also des gantzen Gnadenlebens aus GOtt recht froh werden können. Denn wenn GOtt auf die Seelensünden mit seinen Kindern zur Rechnung gehen will, und will sie nach dem un- endlichen Maß seiner Heiligkeit und Majestät schätzen, und es den Menschen nur in ihrer See- le wissen und empfinden lassen: so muß in allen Seelenkräften alles zu trümmern gehen, und in die höchste und unausbleibliche Bestürtzung, Verwirrung und Verwüstung hineingesetzet werden; wo man keinen Erlöser hat und weiß. Wer kann vor dem entsetzlich strahlenden Glantz der Herrlichkeit GOttes und vor seinem feurigen Zorn bestehen? Jes. 33, 14. Nah. 1, 2. Ebr. 12, 29.
Wer dis recht erkennet, der begreift leicht, daß der liebvolle GOtt seinen Kindern durch diese Verdeckung ihrer Sünden alle Tage so viel Gutes und Barmhertzigkeit erweiset, als ihm mit aller Welt Gütern nicht könte vergol- ten werden. Er siehet ein, daß auch nur allein diese Sündenbedeckung vor dem erwachten Ge- wissen mit einem gantzen Königreich nicht zu be- zahlen wäre, wenn man die gegenseitige Folgen zugleich mit abkauffen solte. Er wird inne, daß wenn GOtt der HErr Lust hätte, seine Men- schenkinder zu plagen, und wünschte sie nicht lie- ber selig zu wissen: er ja nur den Vorhang vor ihrem Gewissen wegziehen dörfte, daß sie sich müsten den Gräuel ihrer Sünden, und den un- aufhörlich fortfliessenden und stinckenden Wust ihrer Hertzen ansehen, und dabey die entsetzliche
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
alſo des gantzen Gnadenlebens aus GOtt recht froh werden koͤnnen. Denn wenn GOtt auf die Seelenſuͤnden mit ſeinen Kindern zur Rechnung gehen will, und will ſie nach dem un- endlichen Maß ſeiner Heiligkeit und Majeſtaͤt ſchaͤtzen, und es den Menſchen nur in ihrer See- le wiſſen und empfinden laſſen: ſo muß in allen Seelenkraͤften alles zu truͤmmern gehen, und in die hoͤchſte und unausbleibliche Beſtuͤrtzung, Verwirrung und Verwuͤſtung hineingeſetzet werden; wo man keinen Erloͤſer hat und weiß. Wer kann vor dem entſetzlich ſtrahlenden Glantz der Herrlichkeit GOttes und vor ſeinem feurigen Zorn beſtehen? Jeſ. 33, 14. Nah. 1, 2. Ebr. 12, 29.
Wer dis recht erkennet, der begreift leicht, daß der liebvolle GOtt ſeinen Kindern durch dieſe Verdeckung ihrer Suͤnden alle Tage ſo viel Gutes und Barmhertzigkeit erweiſet, als ihm mit aller Welt Guͤtern nicht koͤnte vergol- ten werden. Er ſiehet ein, daß auch nur allein dieſe Suͤndenbedeckung vor dem erwachten Ge- wiſſen mit einem gantzen Koͤnigreich nicht zu be- zahlen waͤre, wenn man die gegenſeitige Folgen zugleich mit abkauffen ſolte. Er wird inne, daß wenn GOtt der HErr Luſt haͤtte, ſeine Men- ſchenkinder zu plagen, und wuͤnſchte ſie nicht lie- ber ſelig zu wiſſen: er ja nur den Vorhang vor ihrem Gewiſſen wegziehen doͤrfte, daß ſie ſich muͤſten den Graͤuel ihrer Suͤnden, und den un- aufhoͤrlich fortflieſſenden und ſtinckenden Wuſt ihrer Hertzen anſehen, und dabey die entſetzliche
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
alſo des gantzen Gnadenlebens aus GOtt recht
froh werden koͤnnen. Denn wenn GOtt auf
die Seelenſuͤnden mit ſeinen Kindern zur
Rechnung gehen will, und will ſie nach dem un-
endlichen Maß ſeiner Heiligkeit und Majeſtaͤt
ſchaͤtzen, und es den Menſchen nur in ihrer See-
le wiſſen und empfinden laſſen: ſo muß in allen
Seelenkraͤften alles zu truͤmmern gehen, und in
die hoͤchſte und unausbleibliche Beſtuͤrtzung,
Verwirrung und Verwuͤſtung hineingeſetzet
werden; wo man keinen Erloͤſer hat und weiß.
Wer kann vor dem entſetzlich ſtrahlenden Glantz
der Herrlichkeit GOttes und vor ſeinem feurigen
Zorn beſtehen? Jeſ. 33, 14. Nah. 1, 2. Ebr.
12, 29.
Wer dis recht erkennet, der begreift leicht,
daß der liebvolle GOtt ſeinen Kindern durch
dieſe Verdeckung ihrer Suͤnden alle Tage ſo
viel Gutes und Barmhertzigkeit erweiſet, als
ihm mit aller Welt Guͤtern nicht koͤnte vergol-
ten werden. Er ſiehet ein, daß auch nur allein
dieſe Suͤndenbedeckung vor dem erwachten Ge-
wiſſen mit einem gantzen Koͤnigreich nicht zu be-
zahlen waͤre, wenn man die gegenſeitige Folgen
zugleich mit abkauffen ſolte. Er wird inne, daß
wenn GOtt der HErr Luſt haͤtte, ſeine Men-
ſchenkinder zu plagen, und wuͤnſchte ſie nicht lie-
ber ſelig zu wiſſen: er ja nur den Vorhang vor
ihrem Gewiſſen wegziehen doͤrfte, daß ſie ſich
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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