Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(III. Th.) Von den sicheren Mitteln, Nein! Nur zu JEsu zu JEsu, hin, und zwarje eher je lieber: denn es ist in keinem andern Heil, es ist - - - - selig werden, Apost. g. 4, 12. So ists mit allen zur starcken Natur und Gewohn- heit wordenen Sünden, und vielleicht mit den Sünden des Fleisches am meisten. Meinen sie denn, daß dis der HErr JEsus nicht auch wohl wisse und zu Hertzen nehme? Jst er denn Ungerecht, daß ihm das Hertz nicht am meisten über denjenigen brechen solte, der des Erbarmens am meisten nöthig hat? hat ers denn nicht zu- gesagt, daß er just darum kommen sey, das schon verlorne, schon verderbte, schon ruinirte, schon desperat und unheilbar wordene dennoch, den- noch selig zu machen? Luc. 19, 10. * * Wer aus diesen Vorstellungen das Hertz JEsu nicht
merckte: der mercke es doch aus folgender Historie. Ein gewisser Patient des HErrn JEsu studirte vor ein paar Jahren auf einer Universität. Dieser war in den Schuljahren in die Lüste und Sünden des Fleisches hin- ein verführet worden. GOtt machte ihn aber davon frey, nicht durch Wunder, sondern durch den ordentli- chen Proceß der Busse, des Glaubens und der Rechtfer- tigung. Er stund so mit GOtt, daß er ihn nicht gerne irgend womit betrüben wolte. Einst geht er vors Thor spatzieren; und weil er seine Augen nicht im Zaum hält und nicht plötzlich abwendt: so kommt durch ein ihm begegnendes obiect ein stürmendheftiger Anfall von der alten Fleischeslust, wie ein Blitz in sein Hertz; durch- dringt und entzündet auch seinen Leib mit so einer Ge- waltthätigkeit, daß ehe er sich begreift, und nur zur Weh- re setzen kann, er, weil er sich allein fand, die erschreck- liche Sünde der Selbstbefleckung auf der Stelle beging. Auf der Stelle schlägt ihn das Gewissen dergestalt, daß er gantz matt und kraftlos wird, und kommt in einen solchen jammernden Eifer wieder diese seine Bosheit, daß er anhebt, GOtt auf seinem Angesicht anzuruffen, er möchte ihn doch nur auf der Stelle umbringen, da- mit er nur seine Majestät nimmer beleidigen und sein so liebvolles Hertz nimmer weiter betrüben könte. Es wird (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, Nein! Nur zu JEſu zu JEſu, hin, und zwarje eher je lieber: denn es iſt in keinem andern Heil, es iſt ‒ ‒ ‒ ‒ ſelig werden, Apoſt. g. 4, 12. So iſts mit allen zur ſtarcken Natur und Gewohn- heit wordenen Suͤnden, und vielleicht mit den Suͤnden des Fleiſches am meiſten. Meinen ſie denn, daß dis der HErr JEſus nicht auch wohl wiſſe und zu Hertzen nehme? Jſt er denn Ungerecht, daß ihm das Hertz nicht am meiſten uͤber denjenigen brechen ſolte, der des Erbarmens am meiſten noͤthig hat? hat ers denn nicht zu- geſagt, daß er juſt darum kommen ſey, das ſchon verlorne, ſchon verderbte, ſchon ruinirte, ſchon deſperat und unheilbar wordene dennoch, den- noch ſelig zu machen? Luc. 19, 10. * * Wer aus dieſen Vorſtellungen das Hertz JEſu nicht
merckte: der mercke es doch aus folgender Hiſtorie. Ein gewiſſer Patient des HErrn JEſu ſtudirte vor ein paar Jahren auf einer Univerſitaͤt. Dieſer war in den Schuljahren in die Luͤſte und Suͤnden des Fleiſches hin- ein verfuͤhret worden. GOtt machte ihn aber davon frey, nicht durch Wunder, ſondern durch den ordentli- chen Proceß der Buſſe, des Glaubens und der Rechtfer- tigung. Er ſtund ſo mit GOtt, daß er ihn nicht gerne irgend womit betruͤben wolte. Einſt geht er vors Thor ſpatzieren; und weil er ſeine Augen nicht im Zaum haͤlt und nicht ploͤtzlich abwendt: ſo kommt durch ein ihm begegnendes obiect ein ſtuͤrmendheftiger Anfall von der alten Fleiſchesluſt, wie ein Blitz in ſein Hertz; durch- dringt und entzuͤndet auch ſeinen Leib mit ſo einer Ge- waltthaͤtigkeit, daß ehe er ſich begreift, und nur zur Weh- re ſetzen kann, er, weil er ſich allein fand, die erſchreck- liche Suͤnde der Selbſtbefleckung auf der Stelle beging. Auf der Stelle ſchlaͤgt ihn das Gewiſſen dergeſtalt, daß er gantz matt und kraftlos wird, und kommt in einen ſolchen jammernden Eifer wieder dieſe ſeine Bosheit, daß er anhebt, GOtt auf ſeinem Angeſicht anzuruffen, er moͤchte ihn doch nur auf der Stelle umbringen, da- mit er nur ſeine Majeſtaͤt nimmer beleidigen und ſein ſo liebvolles Hertz nimmer weiter betruͤben koͤnte. Es wird <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0482" n="462"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) Von den ſicheren Mitteln,</fw><lb/> Nein! Nur zu JEſu zu JEſu, hin, und zwar<lb/> je eher je lieber: denn es iſt in keinem andern<lb/> Heil, es iſt ‒ ‒ ‒ ‒ ſelig werden, Apoſt. g. 4, 12. So<lb/> iſts mit allen zur ſtarcken Natur und Gewohn-<lb/> heit wordenen Suͤnden, und vielleicht mit den<lb/> Suͤnden des Fleiſches am meiſten. Meinen<lb/> ſie denn, daß dis der HErr JEſus nicht auch<lb/> wohl wiſſe und zu Hertzen nehme? Jſt er denn<lb/> Ungerecht, daß ihm das Hertz nicht am meiſten<lb/> uͤber denjenigen brechen ſolte, der des Erbarmens<lb/> am meiſten noͤthig hat? hat ers denn nicht zu-<lb/> geſagt, daß er juſt darum kommen ſey, das ſchon<lb/> verlorne, ſchon verderbte, ſchon ruinirte, ſchon<lb/> deſperat und unheilbar wordene dennoch, den-<lb/> noch ſelig zu machen? Luc. 19, 10. <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="*">Wer aus dieſen Vorſtellungen das Hertz JEſu nicht<lb/> merckte: der mercke es doch aus folgender Hiſtorie. Ein<lb/> gewiſſer Patient des HErrn JEſu ſtudirte vor ein paar<lb/> Jahren auf einer Univerſitaͤt. Dieſer war in den<lb/> Schuljahren in die Luͤſte und Suͤnden des Fleiſches hin-<lb/> ein verfuͤhret worden. GOtt machte ihn aber davon<lb/> frey, nicht durch Wunder, ſondern durch den ordentli-<lb/> chen Proceß der Buſſe, des Glaubens und der Rechtfer-<lb/> tigung. Er ſtund ſo mit GOtt, daß er ihn nicht gerne<lb/> irgend womit betruͤben wolte. Einſt geht er vors Thor<lb/> ſpatzieren; und weil er ſeine Augen nicht im Zaum haͤlt<lb/> und nicht ploͤtzlich abwendt: ſo kommt durch ein ihm<lb/> begegnendes <hi rendition="#aq">obiect</hi> ein ſtuͤrmendheftiger Anfall von der<lb/> alten Fleiſchesluſt, wie ein Blitz in ſein Hertz; durch-<lb/> dringt und entzuͤndet auch ſeinen Leib mit ſo einer Ge-<lb/> waltthaͤtigkeit, daß ehe er ſich begreift, und nur zur Weh-<lb/> re ſetzen kann, er, weil er ſich allein fand, die erſchreck-<lb/> liche Suͤnde der Selbſtbefleckung auf der Stelle beging.<lb/> Auf der Stelle ſchlaͤgt ihn das Gewiſſen dergeſtalt, daß<lb/> er gantz matt und kraftlos wird, und kommt in einen<lb/> ſolchen jammernden Eifer wieder dieſe ſeine Bosheit,<lb/> daß er anhebt, GOtt auf ſeinem Angeſicht anzuruffen,<lb/> er moͤchte ihn doch nur auf der Stelle umbringen, da-<lb/> mit er nur ſeine Majeſtaͤt nimmer beleidigen und ſein<lb/> ſo liebvolles Hertz nimmer weiter betruͤben koͤnte. Es<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wird</fw></note></p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [462/0482]
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Nein! Nur zu JEſu zu JEſu, hin, und zwar
je eher je lieber: denn es iſt in keinem andern
Heil, es iſt ‒ ‒ ‒ ‒ ſelig werden, Apoſt. g. 4, 12. So
iſts mit allen zur ſtarcken Natur und Gewohn-
heit wordenen Suͤnden, und vielleicht mit den
Suͤnden des Fleiſches am meiſten. Meinen
ſie denn, daß dis der HErr JEſus nicht auch
wohl wiſſe und zu Hertzen nehme? Jſt er denn
Ungerecht, daß ihm das Hertz nicht am meiſten
uͤber denjenigen brechen ſolte, der des Erbarmens
am meiſten noͤthig hat? hat ers denn nicht zu-
geſagt, daß er juſt darum kommen ſey, das ſchon
verlorne, ſchon verderbte, ſchon ruinirte, ſchon
deſperat und unheilbar wordene dennoch, den-
noch ſelig zu machen? Luc. 19, 10. *
* Wer aus dieſen Vorſtellungen das Hertz JEſu nicht
merckte: der mercke es doch aus folgender Hiſtorie. Ein
gewiſſer Patient des HErrn JEſu ſtudirte vor ein paar
Jahren auf einer Univerſitaͤt. Dieſer war in den
Schuljahren in die Luͤſte und Suͤnden des Fleiſches hin-
ein verfuͤhret worden. GOtt machte ihn aber davon
frey, nicht durch Wunder, ſondern durch den ordentli-
chen Proceß der Buſſe, des Glaubens und der Rechtfer-
tigung. Er ſtund ſo mit GOtt, daß er ihn nicht gerne
irgend womit betruͤben wolte. Einſt geht er vors Thor
ſpatzieren; und weil er ſeine Augen nicht im Zaum haͤlt
und nicht ploͤtzlich abwendt: ſo kommt durch ein ihm
begegnendes obiect ein ſtuͤrmendheftiger Anfall von der
alten Fleiſchesluſt, wie ein Blitz in ſein Hertz; durch-
dringt und entzuͤndet auch ſeinen Leib mit ſo einer Ge-
waltthaͤtigkeit, daß ehe er ſich begreift, und nur zur Weh-
re ſetzen kann, er, weil er ſich allein fand, die erſchreck-
liche Suͤnde der Selbſtbefleckung auf der Stelle beging.
Auf der Stelle ſchlaͤgt ihn das Gewiſſen dergeſtalt, daß
er gantz matt und kraftlos wird, und kommt in einen
ſolchen jammernden Eifer wieder dieſe ſeine Bosheit,
daß er anhebt, GOtt auf ſeinem Angeſicht anzuruffen,
er moͤchte ihn doch nur auf der Stelle umbringen, da-
mit er nur ſeine Majeſtaͤt nimmer beleidigen und ſein
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