recht anfüllen mit allen den kräftigen Bewe- gungsgründen, dadurch sie von der Unreinig- keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei- nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn sie alle Morgen gleich beym Erwachen solche gute Gedancken haben, und sich gewöhnen, sel- bige auch am Tage unter andern Geschäften zu unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und bes- sernder Vorstellungen in ihnen eröfnen, die ih- nen zu Zeiten eine unvergleichliche Lust und Ver- gnügung bringen kann.
Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen- heit in acht nehmen. Es ist nicht allezeit auf gleiche Weise leicht, gute Gedancken und geist- liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh- rentheils gibt sie der liebe GOtt unterm Creutz und Leiden, unterm Gebet, unter dem Lesen seines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge- stillet sind. Wenn nun solche bequemere Stun- den der gnädigen Heimsuchung GOttes vor- kommen; so lassen sie sie ja nicht vorbey gehen, und die guten Gedancken verfladdern: sondern eben da lassen sie sich mit Jhrem GOtt in eine geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih- rem eigenen Hertzen von ihrer grossen Selig- keit, die sie haben, wenn sie von dieser Lust be- freyet sind; und wie unglücklich sie dagegen wa- ren, da sie ihr gehorchet etc. Gewiß, auf Zeit und Stunde zu mercken, ist ein grosses Geheim- niß in dieser Beschäftigung. Sie dürffen eben nicht allezeit lange und an einander hangende gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-
stel-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
recht anfuͤllen mit allen den kraͤftigen Bewe- gungsgruͤnden, dadurch ſie von der Unreinig- keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei- nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn ſie alle Morgen gleich beym Erwachen ſolche gute Gedancken haben, und ſich gewoͤhnen, ſel- bige auch am Tage unter andern Geſchaͤften zu unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und beſ- ſernder Vorſtellungen in ihnen eroͤfnen, die ih- nen zu Zeiten eine unvergleichliche Luſt und Ver- gnuͤgung bringen kann.
Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen- heit in acht nehmen. Es iſt nicht allezeit auf gleiche Weiſe leicht, gute Gedancken und geiſt- liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh- rentheils gibt ſie der liebe GOtt unterm Creutz und Leiden, unterm Gebet, unter dem Leſen ſeines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge- ſtillet ſind. Wenn nun ſolche bequemere Stun- den der gnaͤdigen Heimſuchung GOttes vor- kommen; ſo laſſen ſie ſie ja nicht vorbey gehen, und die guten Gedancken verfladdern: ſondern eben da laſſen ſie ſich mit Jhrem GOtt in eine geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih- rem eigenen Hertzen von ihrer groſſen Selig- keit, die ſie haben, wenn ſie von dieſer Luſt be- freyet ſind; und wie ungluͤcklich ſie dagegen wa- ren, da ſie ihr gehorchet ꝛc. Gewiß, auf Zeit und Stunde zu mercken, iſt ein groſſes Geheim- niß in dieſer Beſchaͤftigung. Sie duͤrffen eben nicht allezeit lange und an einander hangende gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-
ſtel-
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
recht anfuͤllen mit allen den kraͤftigen Bewe-
gungsgruͤnden, dadurch ſie von der Unreinig-
keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei-
nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn
ſie alle Morgen gleich beym Erwachen ſolche
gute Gedancken haben, und ſich gewoͤhnen, ſel-
bige auch am Tage unter andern Geſchaͤften zu
unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und beſ-
ſernder Vorſtellungen in ihnen eroͤfnen, die ih-
nen zu Zeiten eine unvergleichliche Luſt und Ver-
gnuͤgung bringen kann.
Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen-
heit in acht nehmen. Es iſt nicht allezeit auf
gleiche Weiſe leicht, gute Gedancken und geiſt-
liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh-
rentheils gibt ſie der liebe GOtt unterm Creutz
und Leiden, unterm Gebet, unter dem Leſen
ſeines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge-
ſtillet ſind. Wenn nun ſolche bequemere Stun-
den der gnaͤdigen Heimſuchung GOttes vor-
kommen; ſo laſſen ſie ſie ja nicht vorbey gehen,
und die guten Gedancken verfladdern: ſondern
eben da laſſen ſie ſich mit Jhrem GOtt in eine
geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih-
rem eigenen Hertzen von ihrer groſſen Selig-
keit, die ſie haben, wenn ſie von dieſer Luſt be-
freyet ſind; und wie ungluͤcklich ſie dagegen wa-
ren, da ſie ihr gehorchet ꝛc. Gewiß, auf Zeit
und Stunde zu mercken, iſt ein groſſes Geheim-
niß in dieſer Beſchaͤftigung. Sie duͤrffen eben
nicht allezeit lange und an einander hangende
gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/516>, abgerufen am 24.11.2024.
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