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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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wieder die Unreinigkeit.
Begierden favorisiren: aber man muß einem so
wenig glauben als dem andern. Dem Teufel traue
man just am wenigsten, wenn er am meisten prahlt;
und dem eignen Verstand pflichte man just am we-
nigsten bey, wenn er mit den Lüsten conspirirt, und
sich gleichsam mit ihnen verkuppelt, die Seele um-
zubringen. Man glaube nicht! Es ist auch nicht erst
nöthig, auf alle Einwürfe und Entschuldigungen,
die die Paßion macht, sich in eine Beantwortung
einzulassen. Warum solten sie denn nicht unbeant-
wortet verworfen und verachtet werden? Man weh-
le doch den kürtzesten Weg, und frage nur: wo hats
GOtt befohlen?
b) Wer hats denn gesehen, daß die Wege zur
Communication des Samens mit dem Blut schon
verschlossen und aufgehoben sind? Und wenns nun
auch wäre: wer kann denn betheuren, das sie nicht
wieder können geöfnet werden? ist man doch sonst
gerne ein Held im Unglauben, wenn man zu sei-
nem eignen Schaden nicht glauben soll: warum hält
man sich denn hier nicht an den Unglauben so lange
als möglich? wärs doch zum Vortheil? Man sagt,
dum spiro, spero: warum gibt man denn hier al-
les sobald verloren, und hat so ein feiges Hertz?
Jsts nicht daher, weil man entweder ein verzagter
oder ein heimtückischer Freund der Sünde ist?
c) Aber gesetzt, es sey so; es müsten nun eva-
cuationes
erfolgen: werden sie denn durch die pol-
lutiones nocturnas
(die man gleichwol auch nicht
auf die leichten Achseln nehmen darf, weil sie einem
jeden just so und nicht anders angerechnet werden,
als wie man mit seinem Heiland und dem gantzen
Gewissen vor dem Gerichte GOttes stehet, oder da-
selbst angesehen werden kann) nicht hinreichend ge-
schehen können? Soll man nicht lieber die Quel-
len selbst verstopfen, und seinen ohnehin so krüppel-
haft wordenen Leib nicht lieber viel weniger füttern,
als so gar, auch mit diesem remedio flebili noch nicht
aus-
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wieder die Unreinigkeit.
Begierden favoriſiren: aber man muß einem ſo
wenig glauben als dem andern. Dem Teufel traue
man juſt am wenigſten, wenn er am meiſten prahlt;
und dem eignen Verſtand pflichte man juſt am we-
nigſten bey, wenn er mit den Luͤſten conſpirirt, und
ſich gleichſam mit ihnen verkuppelt, die Seele um-
zubringen. Man glaube nicht! Es iſt auch nicht erſt
noͤthig, auf alle Einwuͤrfe und Entſchuldigungen,
die die Paßion macht, ſich in eine Beantwortung
einzulaſſen. Warum ſolten ſie denn nicht unbeant-
wortet verworfen und verachtet werden? Man weh-
le doch den kuͤrtzeſten Weg, und frage nur: wo hats
GOtt befohlen?
b) Wer hats denn geſehen, daß die Wege zur
Communication des Samens mit dem Blut ſchon
verſchloſſen und aufgehoben ſind? Und wenns nun
auch waͤre: wer kann denn betheuren, das ſie nicht
wieder koͤnnen geoͤfnet werden? iſt man doch ſonſt
gerne ein Held im Unglauben, wenn man zu ſei-
nem eignen Schaden nicht glauben ſoll: warum haͤlt
man ſich denn hier nicht an den Unglauben ſo lange
als moͤglich? waͤrs doch zum Vortheil? Man ſagt,
dum ſpiro, ſpero: warum gibt man denn hier al-
les ſobald verloren, und hat ſo ein feiges Hertz?
Jſts nicht daher, weil man entweder ein verzagter
oder ein heimtuͤckiſcher Freund der Suͤnde iſt?
c) Aber geſetzt, es ſey ſo; es muͤſten nun eva-
cuationes
erfolgen: werden ſie denn durch die pol-
lutiones nocturnas
(die man gleichwol auch nicht
auf die leichten Achſeln nehmen darf, weil ſie einem
jeden juſt ſo und nicht anders angerechnet werden,
als wie man mit ſeinem Heiland und dem gantzen
Gewiſſen vor dem Gerichte GOttes ſtehet, oder da-
ſelbſt angeſehen werden kann) nicht hinreichend ge-
ſchehen koͤnnen? Soll man nicht lieber die Quel-
len ſelbſt verſtopfen, und ſeinen ohnehin ſo kruͤppel-
haft wordenen Leib nicht lieber viel weniger fuͤttern,
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[521/0541] wieder die Unreinigkeit. Begierden favoriſiren: aber man muß einem ſo wenig glauben als dem andern. Dem Teufel traue man juſt am wenigſten, wenn er am meiſten prahlt; und dem eignen Verſtand pflichte man juſt am we- nigſten bey, wenn er mit den Luͤſten conſpirirt, und ſich gleichſam mit ihnen verkuppelt, die Seele um- zubringen. Man glaube nicht! Es iſt auch nicht erſt noͤthig, auf alle Einwuͤrfe und Entſchuldigungen, die die Paßion macht, ſich in eine Beantwortung einzulaſſen. Warum ſolten ſie denn nicht unbeant- wortet verworfen und verachtet werden? Man weh- le doch den kuͤrtzeſten Weg, und frage nur: wo hats GOtt befohlen? b) Wer hats denn geſehen, daß die Wege zur Communication des Samens mit dem Blut ſchon verſchloſſen und aufgehoben ſind? Und wenns nun auch waͤre: wer kann denn betheuren, das ſie nicht wieder koͤnnen geoͤfnet werden? iſt man doch ſonſt gerne ein Held im Unglauben, wenn man zu ſei- nem eignen Schaden nicht glauben ſoll: warum haͤlt man ſich denn hier nicht an den Unglauben ſo lange als moͤglich? waͤrs doch zum Vortheil? Man ſagt, dum ſpiro, ſpero: warum gibt man denn hier al- les ſobald verloren, und hat ſo ein feiges Hertz? Jſts nicht daher, weil man entweder ein verzagter oder ein heimtuͤckiſcher Freund der Suͤnde iſt? c) Aber geſetzt, es ſey ſo; es muͤſten nun eva- cuationes erfolgen: werden ſie denn durch die pol- lutiones nocturnas (die man gleichwol auch nicht auf die leichten Achſeln nehmen darf, weil ſie einem jeden juſt ſo und nicht anders angerechnet werden, als wie man mit ſeinem Heiland und dem gantzen Gewiſſen vor dem Gerichte GOttes ſtehet, oder da- ſelbſt angeſehen werden kann) nicht hinreichend ge- ſchehen koͤnnen? Soll man nicht lieber die Quel- len ſelbſt verſtopfen, und ſeinen ohnehin ſo kruͤppel- haft wordenen Leib nicht lieber viel weniger fuͤttern, als ſo gar, auch mit dieſem remedio flebili noch nicht aus- K k 5

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/541>, abgerufen am 24.11.2024.