auskommen mögen? Oder will man sich gar den beständigen Samenfluß über den Hals ziehen?
Weil aber gleichwol die verwöhnte Phantasie im Traum so sehr geschäftig seyn kann; so soll man doch mit ernstem Gebetskampf möglichst suchen zu hindern, daß dieselbe bey den pollutionibus noctur- nis, zumal wenn sie etwas öfters kommen, nichts zu schaffen habe. Man bemercke also sehr genau, in wie weit sich doch sündlichen und unzüchtigen Begierden u. Vorstellungen von diesem kläglichen actu einer kränck- lichen oder violirten Natur wegschaffen lassen. Die Hände aber, und alle disfällige Bewegungen des Leibes müssen hier schlechterdings wegbleiben, obs auch gleich mit Binden und grosser Gewalt solte erhalten werden. Und bey alle dem ists doch un- läugbar, daß so viel mehr die Phantasie und die Be- gierden mit in den Handel kommen; so viel schuld- barer ist der Patient vor GOtt. Und so viel mehr man diese moralische Kranckheit selbst veranlasset hat, und daran schuld ist; so viel mehr muß man auch jedesmal vor dem Gerichte GOttes daran Theil nehmen, und kommt schlechtweg nirgends anders aus, als im Blute Christi, und zwar auf die Bedingung Gal. 5, 24. 6. 13.
d) Meinest du aber dennoch, es könne nicht an- ders seyn, du habest alles versucht, auch Medicos zu rathe gezogen etc. es müsse geschehen: So thue auf deine Gefahr, was du wilst. Doch solche de- sperate Helden fallen insgemein dem Artzt in die Hände, wenns noch am besten ausgehet. Es hat welche gegeben, die geriethen an den Hencker; die meisten aber (ach Jammer und Wehe über solche erlösete Menschen!) fielen in des Satans Macht und Lohn. Wer JEsum Christum, den gecreutzig- ten, lieb hat, der wird eher sterben, als ihn nach so einem langen Deliberiren und Zagen dennoch belei- digen, und dem Satan eine Freude machen. Mit Unreinigkeiten ehret man den Teufel, und nicht
GOtt.
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
auskommen moͤgen? Oder will man ſich gar den beſtaͤndigen Samenfluß uͤber den Hals ziehen?
Weil aber gleichwol die verwoͤhnte Phantaſie im Traum ſo ſehr geſchaͤftig ſeyn kann; ſo ſoll man doch mit ernſtem Gebetskampf moͤglichſt ſuchen zu hindern, daß dieſelbe bey den pollutionibus noctur- nis, zumal wenn ſie etwas oͤfters kommen, nichts zu ſchaffen habe. Man bemercke alſo ſehr genau, in wie weit ſich doch ſuͤndlichen und unzuͤchtigen Begierden u. Vorſtellungen von dieſem klaͤglichen actu einer kraͤnck- lichen oder violirten Natur wegſchaffen laſſen. Die Haͤnde aber, und alle disfaͤllige Bewegungen des Leibes muͤſſen hier ſchlechterdings wegbleiben, obs auch gleich mit Binden und groſſer Gewalt ſolte erhalten werden. Und bey alle dem iſts doch un- laͤugbar, daß ſo viel mehr die Phantaſie und die Be- gierden mit in den Handel kommen; ſo viel ſchuld- barer iſt der Patient vor GOtt. Und ſo viel mehr man dieſe moraliſche Kranckheit ſelbſt veranlaſſet hat, und daran ſchuld iſt; ſo viel mehr muß man auch jedesmal vor dem Gerichte GOttes daran Theil nehmen, und kommt ſchlechtweg nirgends anders aus, als im Blute Chriſti, und zwar auf die Bedingung Gal. 5, 24. 6. 13.
d) Meineſt du aber dennoch, es koͤnne nicht an- ders ſeyn, du habeſt alles verſucht, auch Medicos zu rathe gezogen ꝛc. es muͤſſe geſchehen: So thue auf deine Gefahr, was du wilſt. Doch ſolche de- ſperate Helden fallen insgemein dem Artzt in die Haͤnde, wenns noch am beſten ausgehet. Es hat welche gegeben, die geriethen an den Hencker; die meiſten aber (ach Jammer und Wehe uͤber ſolche erloͤſete Menſchen!) fielen in des Satans Macht und Lohn. Wer JEſum Chriſtum, den gecreutzig- ten, lieb hat, der wird eher ſterben, als ihn nach ſo einem langen Deliberiren und Zagen dennoch belei- digen, und dem Satan eine Freude machen. Mit Unreinigkeiten ehret man den Teufel, und nicht
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
auskommen moͤgen? Oder will man ſich gar den
beſtaͤndigen Samenfluß uͤber den Hals ziehen?
Weil aber gleichwol die verwoͤhnte Phantaſie im
Traum ſo ſehr geſchaͤftig ſeyn kann; ſo ſoll man
doch mit ernſtem Gebetskampf moͤglichſt ſuchen zu
hindern, daß dieſelbe bey den pollutionibus noctur-
nis, zumal wenn ſie etwas oͤfters kommen, nichts zu
ſchaffen habe. Man bemercke alſo ſehr genau, in wie
weit ſich doch ſuͤndlichen und unzuͤchtigen Begierden u.
Vorſtellungen von dieſem klaͤglichen actu einer kraͤnck-
lichen oder violirten Natur wegſchaffen laſſen. Die
Haͤnde aber, und alle disfaͤllige Bewegungen des
Leibes muͤſſen hier ſchlechterdings wegbleiben, obs
auch gleich mit Binden und groſſer Gewalt ſolte
erhalten werden. Und bey alle dem iſts doch un-
laͤugbar, daß ſo viel mehr die Phantaſie und die Be-
gierden mit in den Handel kommen; ſo viel ſchuld-
barer iſt der Patient vor GOtt. Und ſo viel mehr
man dieſe moraliſche Kranckheit ſelbſt veranlaſſet
hat, und daran ſchuld iſt; ſo viel mehr muß man
auch jedesmal vor dem Gerichte GOttes daran Theil
nehmen, und kommt ſchlechtweg nirgends anders aus,
als im Blute Chriſti, und zwar auf die Bedingung
Gal. 5, 24. 6. 13.
d) Meineſt du aber dennoch, es koͤnne nicht an-
ders ſeyn, du habeſt alles verſucht, auch Medicos
zu rathe gezogen ꝛc. es muͤſſe geſchehen: So thue
auf deine Gefahr, was du wilſt. Doch ſolche de-
ſperate Helden fallen insgemein dem Artzt in die
Haͤnde, wenns noch am beſten ausgehet. Es hat
welche gegeben, die geriethen an den Hencker; die
meiſten aber (ach Jammer und Wehe uͤber ſolche
erloͤſete Menſchen!) fielen in des Satans Macht
und Lohn. Wer JEſum Chriſtum, den gecreutzig-
ten, lieb hat, der wird eher ſterben, als ihn nach ſo
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/542>, abgerufen am 24.11.2024.
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