Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
HErr, und mein König, und mein Freund. Der
ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie-
be so oft gehungert und gedurstet, oft gleichsam
Bettelbrot gegessen, damit meine Schuld abgethan,
und mir mein Recht zu meinem Brot und Wasser
vor GOtt wieder würde. So geniesse ich denn eben
desselben Brots und Wassers, dessen mein lieber
HErr JEsus genossen hat; ja meine Seele nähret
sich dabey mit ihm selber, als mit dem ewigen Brot
des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von
Hertzen wohl schmecken? Solte mich nicht jeder
Bissen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie-
be und Zuversicht zu ihm anflammen? etc.
) Der Kauf-
mann wuste zwar nicht, was das gesagt war: verwun-
derte sich aber doch über des Mannes Freudigkeit, und
verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.

Fürwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei-
se genossen würden, so müste die Unkeuschheit wol
nach und nach verderben und untergehen: sinte-
malen der Mensch lauter heilige Liebe GOttes, ja
Christum selbst in sich essen würde. Es würden
hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geist
gantz zu Diensten unterworfen, und ein reiner Sitz
des heiligen Königreichs der Himmel werden, mit
GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer
umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver-
wahret.

Hat man dann einen reichen Vorrath, so soll
man nicht thun wie jener Unselige Luc. 12, 19. und
16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch,
sagt unser Heiland Matth. 36, 11. Dessen Wort
wahre Christen nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie
von dem seligen Lodenstein, hocherleuchteten Predi-
ger zu Utrecht, gerühmet wird, daß er die schmack-
haftesten Speisen konte lassen bereiten, und sich de-
ren selbst enthalten, und sie den Armen und Kran-
cken zuschicken.

Die Ehre und Liebe, die man sonderlich bey
Gastereyen einander zu erweisen vermeint, ist

schänd-

Anhang zum dritten Theil,
HErr, und mein Koͤnig, und mein Freund. Der
ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie-
be ſo oft gehungert und gedurſtet, oft gleichſam
Bettelbrot gegeſſen, damit meine Schuld abgethan,
und mir mein Recht zu meinem Brot und Waſſer
vor GOtt wieder wuͤrde. So genieſſe ich denn eben
deſſelben Brots und Waſſers, deſſen mein lieber
HErr JEſus genoſſen hat; ja meine Seele naͤhret
ſich dabey mit ihm ſelber, als mit dem ewigen Brot
des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von
Hertzen wohl ſchmecken? Solte mich nicht jeder
Biſſen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie-
be und Zuverſicht zu ihm anflammen? ꝛc.
) Der Kauf-
mann wuſte zwar nicht, was das geſagt war: verwun-
derte ſich aber doch uͤber des Mannes Freudigkeit, und
verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.

Fuͤrwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei-
ſe genoſſen wuͤrden, ſo muͤſte die Unkeuſchheit wol
nach und nach verderben und untergehen: ſinte-
malen der Menſch lauter heilige Liebe GOttes, ja
Chriſtum ſelbſt in ſich eſſen wuͤrde. Es wuͤrden
hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geiſt
gantz zu Dienſten unterworfen, und ein reiner Sitz
des heiligen Koͤnigreichs der Himmel werden, mit
GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer
umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver-
wahret.

Hat man dann einen reichen Vorrath, ſo ſoll
man nicht thun wie jener Unſelige Luc. 12, 19. und
16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch,
ſagt unſer Heiland Matth. 36, 11. Deſſen Wort
wahre Chriſten nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie
von dem ſeligen Lodenſtein, hocherleuchteten Predi-
ger zu Utrecht, geruͤhmet wird, daß er die ſchmack-
hafteſten Speiſen konte laſſen bereiten, und ſich de-
ren ſelbſt enthalten, und ſie den Armen und Kran-
cken zuſchicken.

Die Ehre und Liebe, die man ſonderlich bey
Gaſtereyen einander zu erweiſen vermeint, iſt

ſchaͤnd-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0574" n="554"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">HErr, und mein Ko&#x0364;nig, und mein Freund. Der<lb/>
ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie-<lb/>
be &#x017F;o oft gehungert und gedur&#x017F;tet, oft gleich&#x017F;am<lb/>
Bettelbrot gege&#x017F;&#x017F;en, damit meine Schuld abgethan,<lb/>
und mir mein Recht zu meinem Brot und Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vor GOtt wieder wu&#x0364;rde. So genie&#x017F;&#x017F;e ich denn eben<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben Brots und Wa&#x017F;&#x017F;ers, de&#x017F;&#x017F;en mein lieber<lb/>
HErr JE&#x017F;us geno&#x017F;&#x017F;en hat; ja meine Seele na&#x0364;hret<lb/>
&#x017F;ich dabey mit ihm &#x017F;elber, als mit dem ewigen Brot<lb/>
des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von<lb/>
Hertzen wohl &#x017F;chmecken? Solte mich nicht jeder<lb/>
Bi&#x017F;&#x017F;en zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie-<lb/>
be und Zuver&#x017F;icht zu ihm anflammen? &#xA75B;c.</hi>) Der Kauf-<lb/>
mann wu&#x017F;te zwar nicht, was das ge&#x017F;agt war: verwun-<lb/>
derte &#x017F;ich aber doch u&#x0364;ber des Mannes Freudigkeit, und<lb/>
verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;rwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei-<lb/>
&#x017F;e geno&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te die Unkeu&#x017F;chheit wol<lb/>
nach und nach verderben und untergehen: &#x017F;inte-<lb/>
malen der Men&#x017F;ch lauter heilige Liebe GOttes, ja<lb/>
Chri&#x017F;tum &#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;ich e&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde. Es wu&#x0364;rden<lb/>
hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
gantz zu Dien&#x017F;ten unterworfen, und ein reiner Sitz<lb/>
des heiligen Ko&#x0364;nigreichs der Himmel werden, mit<lb/>
GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer<lb/>
umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver-<lb/>
wahret.</p><lb/>
            <p>Hat man dann einen reichen Vorrath, &#x017F;o &#x017F;oll<lb/>
man nicht thun wie jener Un&#x017F;elige Luc. 12, 19. und<lb/>
16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch,<lb/>
&#x017F;agt un&#x017F;er Heiland Matth. 36, 11. De&#x017F;&#x017F;en Wort<lb/>
wahre Chri&#x017F;ten nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie<lb/>
von dem &#x017F;eligen Loden&#x017F;tein, hocherleuchteten Predi-<lb/>
ger zu Utrecht, geru&#x0364;hmet wird, daß er die &#x017F;chmack-<lb/>
hafte&#x017F;ten Spei&#x017F;en konte la&#x017F;&#x017F;en bereiten, und &#x017F;ich de-<lb/>
ren &#x017F;elb&#x017F;t enthalten, und &#x017F;ie den Armen und Kran-<lb/>
cken zu&#x017F;chicken.</p><lb/>
            <p>Die Ehre und Liebe, die man &#x017F;onderlich bey<lb/>
Ga&#x017F;tereyen einander zu erwei&#x017F;en vermeint, i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cha&#x0364;nd-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0574] Anhang zum dritten Theil, HErr, und mein Koͤnig, und mein Freund. Der ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie- be ſo oft gehungert und gedurſtet, oft gleichſam Bettelbrot gegeſſen, damit meine Schuld abgethan, und mir mein Recht zu meinem Brot und Waſſer vor GOtt wieder wuͤrde. So genieſſe ich denn eben deſſelben Brots und Waſſers, deſſen mein lieber HErr JEſus genoſſen hat; ja meine Seele naͤhret ſich dabey mit ihm ſelber, als mit dem ewigen Brot des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von Hertzen wohl ſchmecken? Solte mich nicht jeder Biſſen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie- be und Zuverſicht zu ihm anflammen? ꝛc.) Der Kauf- mann wuſte zwar nicht, was das geſagt war: verwun- derte ſich aber doch uͤber des Mannes Freudigkeit, und verhieß auf einandermal mehr davon zu reden. Fuͤrwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei- ſe genoſſen wuͤrden, ſo muͤſte die Unkeuſchheit wol nach und nach verderben und untergehen: ſinte- malen der Menſch lauter heilige Liebe GOttes, ja Chriſtum ſelbſt in ſich eſſen wuͤrde. Es wuͤrden hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geiſt gantz zu Dienſten unterworfen, und ein reiner Sitz des heiligen Koͤnigreichs der Himmel werden, mit GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver- wahret. Hat man dann einen reichen Vorrath, ſo ſoll man nicht thun wie jener Unſelige Luc. 12, 19. und 16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch, ſagt unſer Heiland Matth. 36, 11. Deſſen Wort wahre Chriſten nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie von dem ſeligen Lodenſtein, hocherleuchteten Predi- ger zu Utrecht, geruͤhmet wird, daß er die ſchmack- hafteſten Speiſen konte laſſen bereiten, und ſich de- ren ſelbſt enthalten, und ſie den Armen und Kran- cken zuſchicken. Die Ehre und Liebe, die man ſonderlich bey Gaſtereyen einander zu erweiſen vermeint, iſt ſchaͤnd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/574
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/574>, abgerufen am 26.11.2024.