seinen guten Estim, machte auch grosse Schulden. Hierzu kam auch, daß er wieder das sechste Gebot grobe Sünden begieng, und unzüchtige Personen zu sich ho- len ließ, die viel Geld kosteten, und ihn noch dazu beraubten: dabey denn auch die Diener vieles entwen- deten, und hernach sagten, die Weibspersonen hätten es mitgenommen; womit der HErr leicht zufrieden war. Seine hohe Anverwandten legten sich darein, tractirten mit den Creditoren, und bezahlten eine sehr grosse Summe für ihn. Sie wolten ihn auch zu einer Heirath bereden: er gab ihnen aber kein Gehör, sondern mochte schon an das böse Hurenleben gewöhnet seyn; fiel auch wieder einmal ums andere in das Laster der Trunckenheit, und lebte so arg als vorhin.
Ein alter Prediger, der ihn von Jugend auf kennete, ward von seinem Gewissen getrieben, daß er ihm ingeheim beweglich vorstellete, wie gefährlich es um seine Seele stehe etc. er möchte doch als ein hochverständiger Herr an seine fromme Eltern, an seine gute Auferziehung, an seinen Taufbund, an seinen Character. u. s. f. gedencken, und erwegen, was es mit seinem bösen Leben für ein bö- ses Ende nehmen werde. Sonderlich führte er ihm zu Gemüthe, daß die Trunckenbolde und Hurer das Reich GOttes nicht sehen solten, und die sich an Huren hän- gen, Motten und Würmer zum Lohn bekommen, und andern zum mercklichen Exempel verdorren oder auch verfaulen solten. Diese Vorstellungen giengen ihm nun ziemlich zu Hertzen, daß er auch Besserung versprach: allein sein Hertz war nicht rechtschaffen am HErrn, und er machte es wie die Könige in Juda zum Theil es machten. 2 Reg. 14, 3. 4. Er ließ zwar von der schänd- lichen Hurerey ab, die Saufseuche aber und Völlerey wolte und konte er nicht überwinden.
Bey solchem seinem unordentlichen Leben, um welches willen aller göttliche Segen verschwand, gerieth er zum andern mal in tieffe Schulden, und muste sich abermal unsichtbar machen: welches ihm keine geringe Schmach war, und seinen hohen Anverwandten grosse Gemüths- kränckungen verursachte. Als er nun einsmals des Morgens allein in seinem Zimmer saß und einen Brief schreiben wolte, gieng die Thüre auf. Er sahe sich da- her um, und erblickele eine lange weisse Gestalt, die win- ckete ihm mit dem Finger und sprach: bessere dich, bes- sere dich, bessere dich! sonst wirst du bald vor Ge- richt erscheinen müssen. Dieser HErr erschrack der- massen, daß er kein Wort sagen konte. Die Gestalt gieng wieder zur Thür hinaus, und machte dieselbe hin-
ter
III. Th. Betr. der Unreinigk. N n
Quellen der Unreinigkeit.
ſeinen guten Eſtim, machte auch groſſe Schulden. Hierzu kam auch, daß er wieder das ſechſte Gebot grobe Suͤnden begieng, und unzuͤchtige Perſonen zu ſich ho- len ließ, die viel Geld koſteten, und ihn noch dazu beraubten: dabey denn auch die Diener vieles entwen- deten, und hernach ſagten, die Weibsperſonen haͤtten es mitgenommen; womit der HErr leicht zufrieden war. Seine hohe Anverwandten legten ſich darein, tractirten mit den Creditoren, und bezahlten eine ſehr groſſe Summe fuͤr ihn. Sie wolten ihn auch zu einer Heirath bereden: er gab ihnen aber kein Gehoͤr, ſondern mochte ſchon an das boͤſe Hurenleben gewoͤhnet ſeyn; fiel auch wieder einmal ums andere in das Laſter der Trunckenheit, und lebte ſo arg als vorhin.
Ein alter Prediger, der ihn von Jugend auf kennete, ward von ſeinem Gewiſſen getrieben, daß er ihm ingeheim beweglich vorſtellete, wie gefaͤhrlich es um ſeine Seele ſtehe ꝛc. er moͤchte doch als ein hochverſtaͤndiger Herr an ſeine fromme Eltern, an ſeine gute Auferziehung, an ſeinen Taufbund, an ſeinen Character. u. ſ. f. gedencken, und erwegen, was es mit ſeinem boͤſen Leben fuͤr ein boͤ- ſes Ende nehmen werde. Sonderlich fuͤhrte er ihm zu Gemuͤthe, daß die Trunckenbolde und Hurer das Reich GOttes nicht ſehen ſolten, und die ſich an Huren haͤn- gen, Motten und Wuͤrmer zum Lohn bekommen, und andern zum mercklichen Exempel verdorren oder auch verfaulen ſolten. Dieſe Vorſtellungen giengen ihm nun ziemlich zu Hertzen, daß er auch Beſſerung verſprach: allein ſein Hertz war nicht rechtſchaffen am HErrn, und er machte es wie die Koͤnige in Juda zum Theil es machten. 2 Reg. 14, 3. 4. Er ließ zwar von der ſchaͤnd- lichen Hurerey ab, die Saufſeuche aber und Voͤllerey wolte und konte er nicht uͤberwinden.
Bey ſolchem ſeinem unordentlichen Leben, um welches willen aller goͤttliche Segen verſchwand, gerieth er zum andern mal in tieffe Schulden, und muſte ſich abermal unſichtbar machen: welches ihm keine geringe Schmach war, und ſeinen hohen Anverwandten groſſe Gemuͤths- kraͤnckungen verurſachte. Als er nun einsmals des Morgens allein in ſeinem Zimmer ſaß und einen Brief ſchreiben wolte, gieng die Thuͤre auf. Er ſahe ſich da- her um, und erblickele eine lange weiſſe Geſtalt, die win- ckete ihm mit dem Finger und ſprach: beſſere dich, beſ- ſere dich, beſſere dich! ſonſt wirſt du bald vor Ge- richt erſcheinen muͤſſen. Dieſer HErr erſchrack der- maſſen, daß er kein Wort ſagen konte. Die Geſtalt gieng wieder zur Thuͤr hinaus, und machte dieſelbe hin-
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Quellen der Unreinigkeit.
ſeinen guten Eſtim, machte auch groſſe Schulden.
Hierzu kam auch, daß er wieder das ſechſte Gebot grobe
Suͤnden begieng, und unzuͤchtige Perſonen zu ſich ho-
len ließ, die viel Geld koſteten, und ihn noch dazu
beraubten: dabey denn auch die Diener vieles entwen-
deten, und hernach ſagten, die Weibsperſonen haͤtten
es mitgenommen; womit der HErr leicht zufrieden
war. Seine hohe Anverwandten legten ſich darein,
tractirten mit den Creditoren, und bezahlten eine ſehr
groſſe Summe fuͤr ihn. Sie wolten ihn auch zu einer
Heirath bereden: er gab ihnen aber kein Gehoͤr, ſondern
mochte ſchon an das boͤſe Hurenleben gewoͤhnet ſeyn;
fiel auch wieder einmal ums andere in das Laſter der
Trunckenheit, und lebte ſo arg als vorhin.
Ein alter Prediger, der ihn von Jugend auf kennete, ward
von ſeinem Gewiſſen getrieben, daß er ihm ingeheim
beweglich vorſtellete, wie gefaͤhrlich es um ſeine Seele
ſtehe ꝛc. er moͤchte doch als ein hochverſtaͤndiger Herr
an ſeine fromme Eltern, an ſeine gute Auferziehung, an
ſeinen Taufbund, an ſeinen Character. u. ſ. f. gedencken,
und erwegen, was es mit ſeinem boͤſen Leben fuͤr ein boͤ-
ſes Ende nehmen werde. Sonderlich fuͤhrte er ihm zu
Gemuͤthe, daß die Trunckenbolde und Hurer das Reich
GOttes nicht ſehen ſolten, und die ſich an Huren haͤn-
gen, Motten und Wuͤrmer zum Lohn bekommen, und
andern zum mercklichen Exempel verdorren oder auch
verfaulen ſolten. Dieſe Vorſtellungen giengen ihm nun
ziemlich zu Hertzen, daß er auch Beſſerung verſprach:
allein ſein Hertz war nicht rechtſchaffen am HErrn, und
er machte es wie die Koͤnige in Juda zum Theil es
machten. 2 Reg. 14, 3. 4. Er ließ zwar von der ſchaͤnd-
lichen Hurerey ab, die Saufſeuche aber und Voͤllerey
wolte und konte er nicht uͤberwinden.
Bey ſolchem ſeinem unordentlichen Leben, um welches
willen aller goͤttliche Segen verſchwand, gerieth er zum
andern mal in tieffe Schulden, und muſte ſich abermal
unſichtbar machen: welches ihm keine geringe Schmach
war, und ſeinen hohen Anverwandten groſſe Gemuͤths-
kraͤnckungen verurſachte. Als er nun einsmals des
Morgens allein in ſeinem Zimmer ſaß und einen Brief
ſchreiben wolte, gieng die Thuͤre auf. Er ſahe ſich da-
her um, und erblickele eine lange weiſſe Geſtalt, die win-
ckete ihm mit dem Finger und ſprach: beſſere dich, beſ-
ſere dich, beſſere dich! ſonſt wirſt du bald vor Ge-
richt erſcheinen muͤſſen. Dieſer HErr erſchrack der-
maſſen, daß er kein Wort ſagen konte. Die Geſtalt
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/581>, abgerufen am 27.11.2024.
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