ter sich zu: er aber behielte das, so ihm begegnet war, bey sich, und sagte keinem Menschen etwas davon: fas- sete jedoch den guten Entschluß, alle Gesellschaft zu mei- den, und ein nüchternes ordentliches Leben zu führen.
Nach einer Zeit ward er ersucht, zu einem guten Freunde mitzufahren, warum er denn immer so allein zu Hause sitzen wolle? Er entschuldigte sich aber und sagte, er wolle in keine Gesellschaft mehr kommen, wo starck ge- truncken würde. Man versicherte ihn, er solte seinen freyen Willen haben; ja man wolle ihn vertreten, wenn ihm mit Trincken solte zugesetzet werden. Er ließ sich endlich überreden und führ mit zu dem Gastgebot. Als man nun eine Zeitlang gegessen und getruncken hatte, und einige anfiengen unbesonnen und leichtsinnig zu werden, ward er auch sorglos, und fieng an starck zu trincken, ob ihn gleich niemand nöthigte. Sein Freund erinnerte ihn höflich, und sagte: ich meinte, der Herr Bruder wolle nicht trincken? allein er kehrte sich nichts daran, fuhr fort grosse Gläser auszuleeren, ja so gar an- dere mit zu nöthigen; ward aber endlich so truncken, als er wol jemals gewesen war. GOtt wartete zwar noch eine Weile auf eine recht ernstliche Buße: da sie aber nicht erfolgte, so kam nach etlichen Tagen die vor etlichen Wochen ihm erschienene Gestalt wieder, redete ihn sehr ernstlich an, und sprach: Dieweil du dich nicht besserst, so ist nun dein Ende beschlossen, und ud must vor GOttes Gericht. Alsobald verschwand die weis- se Gestalt, und er entsetzte sich heftig über dieser harten Todespost, fiel erst in eine tieffe Schwermuth, sodann aber in eine grosse Kranckheit, dabey sein Leib durch die schwere Noth entsetzlich gequälet ward. Jn solchem Zustande entdeckte er was ihm begegnet war, und wie er von GOtt gewarnet worden, aber nicht gehorchet hätte. Er gerieth in eine grosse Angst, und muste bis an sein Ende einen strengen Kampf und verzweifelnde Beäng- stigung ausstehen. Ob er aber durch dieses Feuer gerei- nigt und endlich durch den Fürsprecher, den wir bey dem Vater haben, zu Gnaden angenommen worden sey oder nicht, werden wir am jünsten Tage wol vernehmen.
Einmal läßt sich GOtt nicht spotten; was der Mensch säet wird er auch erndten, Gal. 6. Jedoch wird es denen gelinder und erträglicher ergehen, die hier sind zerknirschet und gedemüthiget worden, als denen so in roher Frechheit, und in ihrem un- gebrochenen Sinn sicher hin sterben. Jndessen
soll
Anhang zum dritten Theil,
ter ſich zu: er aber behielte das, ſo ihm begegnet war, bey ſich, und ſagte keinem Menſchen etwas davon: faſ- ſete jedoch den guten Entſchluß, alle Geſellſchaft zu mei- den, und ein nuͤchternes ordentliches Leben zu fuͤhren.
Nach einer Zeit ward er erſucht, zu einem guten Freunde mitzufahren, warum er denn immer ſo allein zu Hauſe ſitzen wolle? Er entſchuldigte ſich aber und ſagte, er wolle in keine Geſellſchaft mehr kommen, wo ſtarck ge- truncken wuͤrde. Man verſicherte ihn, er ſolte ſeinen freyen Willen haben; ja man wolle ihn vertreten, wenn ihm mit Trincken ſolte zugeſetzet werden. Er ließ ſich endlich uͤberreden und fuͤhr mit zu dem Gaſtgebot. Als man nun eine Zeitlang gegeſſen und getruncken hatte, und einige anfiengen unbeſonnen und leichtſinnig zu werden, ward er auch ſorglos, und fieng an ſtarck zu trincken, ob ihn gleich niemand noͤthigte. Sein Freund erinnerte ihn hoͤflich, und ſagte: ich meinte, der Herr Bruder wolle nicht trincken? allein er kehrte ſich nichts daran, fuhr fort groſſe Glaͤſer auszuleeren, ja ſo gar an- dere mit zu noͤthigen; ward aber endlich ſo truncken, als er wol jemals geweſen war. GOtt wartete zwar noch eine Weile auf eine recht ernſtliche Buße: da ſie aber nicht erfolgte, ſo kam nach etlichen Tagen die vor etlichen Wochen ihm erſchienene Geſtalt wieder, redete ihn ſehr ernſtlich an, und ſprach: Dieweil du dich nicht beſſerſt, ſo iſt nun dein Ende beſchloſſen, und ud muſt vor GOttes Gericht. Alſobald verſchwand die weiſ- ſe Geſtalt, und er entſetzte ſich heftig uͤber dieſer harten Todespoſt, fiel erſt in eine tieffe Schwermuth, ſodann aber in eine groſſe Kranckheit, dabey ſein Leib durch die ſchwere Noth entſetzlich gequaͤlet ward. Jn ſolchem Zuſtande entdeckte er was ihm begegnet war, und wie er von GOtt gewarnet worden, aber nicht gehorchet haͤtte. Er gerieth in eine groſſe Angſt, und muſte bis an ſein Ende einen ſtrengen Kampf und verzweifelnde Beaͤng- ſtigung ausſtehen. Ob er aber durch dieſes Feuer gerei- nigt und endlich durch den Fuͤrſprecher, den wir bey dem Vater haben, zu Gnaden angenommen worden ſey oder nicht, werden wir am juͤnſten Tage wol vernehmen.
Einmal laͤßt ſich GOtt nicht ſpotten; was der Menſch ſaͤet wird er auch erndten, Gal. 6. Jedoch wird es denen gelinder und ertraͤglicher ergehen, die hier ſind zerknirſchet und gedemuͤthiget worden, als denen ſo in roher Frechheit, und in ihrem un- gebrochenen Sinn ſicher hin ſterben. Jndeſſen
ſoll
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Anhang zum dritten Theil,
ter ſich zu: er aber behielte das, ſo ihm begegnet war,
bey ſich, und ſagte keinem Menſchen etwas davon: faſ-
ſete jedoch den guten Entſchluß, alle Geſellſchaft zu mei-
den, und ein nuͤchternes ordentliches Leben zu fuͤhren.
Nach einer Zeit ward er erſucht, zu einem guten Freunde
mitzufahren, warum er denn immer ſo allein zu Hauſe
ſitzen wolle? Er entſchuldigte ſich aber und ſagte, er
wolle in keine Geſellſchaft mehr kommen, wo ſtarck ge-
truncken wuͤrde. Man verſicherte ihn, er ſolte ſeinen
freyen Willen haben; ja man wolle ihn vertreten, wenn
ihm mit Trincken ſolte zugeſetzet werden. Er ließ ſich
endlich uͤberreden und fuͤhr mit zu dem Gaſtgebot. Als
man nun eine Zeitlang gegeſſen und getruncken hatte,
und einige anfiengen unbeſonnen und leichtſinnig zu
werden, ward er auch ſorglos, und fieng an ſtarck zu
trincken, ob ihn gleich niemand noͤthigte. Sein Freund
erinnerte ihn hoͤflich, und ſagte: ich meinte, der Herr
Bruder wolle nicht trincken? allein er kehrte ſich nichts
daran, fuhr fort groſſe Glaͤſer auszuleeren, ja ſo gar an-
dere mit zu noͤthigen; ward aber endlich ſo truncken,
als er wol jemals geweſen war. GOtt wartete zwar
noch eine Weile auf eine recht ernſtliche Buße: da ſie
aber nicht erfolgte, ſo kam nach etlichen Tagen die vor
etlichen Wochen ihm erſchienene Geſtalt wieder, redete
ihn ſehr ernſtlich an, und ſprach: Dieweil du dich nicht
beſſerſt, ſo iſt nun dein Ende beſchloſſen, und ud
muſt vor GOttes Gericht. Alſobald verſchwand die weiſ-
ſe Geſtalt, und er entſetzte ſich heftig uͤber dieſer harten
Todespoſt, fiel erſt in eine tieffe Schwermuth, ſodann
aber in eine groſſe Kranckheit, dabey ſein Leib durch die
ſchwere Noth entſetzlich gequaͤlet ward. Jn ſolchem
Zuſtande entdeckte er was ihm begegnet war, und wie er
von GOtt gewarnet worden, aber nicht gehorchet haͤtte.
Er gerieth in eine groſſe Angſt, und muſte bis an ſein
Ende einen ſtrengen Kampf und verzweifelnde Beaͤng-
ſtigung ausſtehen. Ob er aber durch dieſes Feuer gerei-
nigt und endlich durch den Fuͤrſprecher, den wir bey dem
Vater haben, zu Gnaden angenommen worden ſey oder
nicht, werden wir am juͤnſten Tage wol vernehmen.
Einmal laͤßt ſich GOtt nicht ſpotten; was der
Menſch ſaͤet wird er auch erndten, Gal. 6. Jedoch
wird es denen gelinder und ertraͤglicher ergehen,
die hier ſind zerknirſchet und gedemuͤthiget worden,
als denen ſo in roher Frechheit, und in ihrem un-
gebrochenen Sinn ſicher hin ſterben. Jndeſſen
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/582>, abgerufen am 27.11.2024.
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