soll ein Christ wohl wissen, daß seine Sünden weit schrecklicher sollen gestrafft werden, als eines Ju- den, Türcken oder Heiden.
Darum hat uns JEsus befohlen, daß wir, so oft wir Brot essen, darüber man segnet, und vom Gewächs des Weinstocks trincken, darüber man gebetet hat, seinen Tod verkündigen, und uns seines gecreutzigten Leibes und vergossenen Bluts erin- nern sollen: und dis wäre gewißlich nicht streitig mit dem Apostolischen Abendmahl, wann man bey jedem Brotbrechen und Weintrincken 1) mit Bre- chung des Fleisches und Ertödtung des Geblüts der Sünden beschäftiget wäre. 2) in die Gemein- schaft des Leibes und Blutes Christi einzudringen, und voll heiligen Geistes zu werden suchte. Eph. 5, 18. O wie Himmelweit übertrift die Lehre des heiligen Geistes aller heidnischen Dichter ihre Weiß- heit! wie tief durchschneidet jene das Hertz gegen diese! es ist wie Sonne und Mond gegen einan- der.
Die weiseste Heiden wusten nichts zu sagen als: Sine Cerere & Libero friget Venus. Bulen ist nicht vor Hungerleider. Gleichwol muß ich sagen, daß man unter den Heiden ausnehmende Exempel der Mäßigung und Nüchternheit antrift. Aus so vielen nur des Diogenis zu gedencken: so hat derselbe, da man ihn gewaltig zu trincken nöthigte, den eingeschenckten Wein hinterrucks ausgegossen auf die Erden; und als dis einige wahrnahmen, und ihn darüber bestraften, warum er den edlen Wein also verderbete? da fragte er sie: obs nicht besser sey, der Wein verderbe allein, als daß er mit zugleich verderbe? Diese Heiden mö- gen uns Christen wol beschämen, da uns unsere Religion so erstaunliche Gründe an die Hand gibt,
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Quellen der Unreinigkeit.
ſoll ein Chriſt wohl wiſſen, daß ſeine Suͤnden weit ſchrecklicher ſollen geſtrafft werden, als eines Ju- den, Tuͤrcken oder Heiden.
Darum hat uns JEſus befohlen, daß wir, ſo oft wir Brot eſſen, daruͤber man ſegnet, und vom Gewaͤchs des Weinſtocks trincken, daruͤber man gebetet hat, ſeinen Tod verkuͤndigen, und uns ſeines gecreutzigten Leibes und vergoſſenen Bluts erin- nern ſollen: und dis waͤre gewißlich nicht ſtreitig mit dem Apoſtoliſchen Abendmahl, wann man bey jedem Brotbrechen und Weintrincken 1) mit Bre- chung des Fleiſches und Ertoͤdtung des Gebluͤts der Suͤnden beſchaͤftiget waͤre. 2) in die Gemein- ſchaft des Leibes und Blutes Chriſti einzudringen, und voll heiligen Geiſtes zu werden ſuchte. Eph. 5, 18. O wie Himmelweit uͤbertrift die Lehre des heiligen Geiſtes aller heidniſchen Dichter ihre Weiß- heit! wie tief durchſchneidet jene das Hertz gegen dieſe! es iſt wie Sonne und Mond gegen einan- der.
Die weiſeſte Heiden wuſten nichts zu ſagen als: Sine Cerere & Libero friget Venus. Bulen iſt nicht vor Hungerleider. Gleichwol muß ich ſagen, daß man unter den Heiden ausnehmende Exempel der Maͤßigung und Nuͤchternheit antrift. Aus ſo vielen nur des Diogenis zu gedencken: ſo hat derſelbe, da man ihn gewaltig zu trincken noͤthigte, den eingeſchenckten Wein hinterrucks ausgegoſſen auf die Erden; und als dis einige wahrnahmen, und ihn daruͤber beſtraften, warum er den edlen Wein alſo verderbete? da fragte er ſie: obs nicht beſſer ſey, der Wein verderbe allein, als daß er mit zugleich verderbe? Dieſe Heiden moͤ- gen uns Chriſten wol beſchaͤmen, da uns unſere Religion ſo erſtaunliche Gruͤnde an die Hand gibt,
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Quellen der Unreinigkeit.
ſoll ein Chriſt wohl wiſſen, daß ſeine Suͤnden weit
ſchrecklicher ſollen geſtrafft werden, als eines Ju-
den, Tuͤrcken oder Heiden.
Darum hat uns JEſus befohlen, daß wir, ſo
oft wir Brot eſſen, daruͤber man ſegnet, und vom
Gewaͤchs des Weinſtocks trincken, daruͤber man
gebetet hat, ſeinen Tod verkuͤndigen, und uns ſeines
gecreutzigten Leibes und vergoſſenen Bluts erin-
nern ſollen: und dis waͤre gewißlich nicht ſtreitig
mit dem Apoſtoliſchen Abendmahl, wann man bey
jedem Brotbrechen und Weintrincken 1) mit Bre-
chung des Fleiſches und Ertoͤdtung des Gebluͤts
der Suͤnden beſchaͤftiget waͤre. 2) in die Gemein-
ſchaft des Leibes und Blutes Chriſti einzudringen,
und voll heiligen Geiſtes zu werden ſuchte. Eph.
5, 18. O wie Himmelweit uͤbertrift die Lehre des
heiligen Geiſtes aller heidniſchen Dichter ihre Weiß-
heit! wie tief durchſchneidet jene das Hertz gegen
dieſe! es iſt wie Sonne und Mond gegen einan-
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Die weiſeſte Heiden wuſten nichts zu ſagen als:
Sine Cerere & Libero friget Venus. Bulen iſt nicht
vor Hungerleider. Gleichwol muß ich ſagen, daß
man unter den Heiden ausnehmende Exempel
der Maͤßigung und Nuͤchternheit antrift. Aus
ſo vielen nur des Diogenis zu gedencken: ſo hat
derſelbe, da man ihn gewaltig zu trincken noͤthigte,
den eingeſchenckten Wein hinterrucks ausgegoſſen
auf die Erden; und als dis einige wahrnahmen,
und ihn daruͤber beſtraften, warum er den edlen
Wein alſo verderbete? da fragte er ſie: obs nicht
beſſer ſey, der Wein verderbe allein, als daß
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/583>, abgerufen am 27.11.2024.
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