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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Quellen der Unreinigkeit.
ten, daß nicht viel unordentliches in ihrem Hertzen
vorgehen solte, dadurch die Seele entkräftet, vom
Höllengeist dieser Welt täglich geschwängert, alles
gute Wort Christi ersticket und der Mensch zu al-
lem Leidenskampf und Erduldung der Drangsa-
len allerdings gantz ungeschickt gemacht würde
Matth. 13, 21. Luc. 8, 14. Der Teufel hat keine
Mühe solche Seelen zu fahen, dann sie suchen sei-
ne Netze, und lauffen seinen Versuchungsstricken
selber nach. An statt daß sie zu GOtt solten schreyen
um Hülfe, Errettung und Bewahrung, |und sich
anbey in Enthaltung und Absterbung üben: so
sind sie gantz brünstig dem Teufel in seiner Be-
gierde zu dienen, welche ist, die Menschen aufzu-
behalten im Verderben, das in der Welt ist, durch
die Lust. Dieser böse Feind kann nicht anders als
uns die Theilhaftigkeit der göttlichen Natur, da-
hin Weltsterbende gelangen, unendlich zu mißgön-
nen: daher schmeißt er alle Tage frische Materia-
lien herzu, das Lustfeuer zu schürren, und sie helfen
mit ihrer weichlichen Zärtlichkeit wacker und mit
Freuden dazu. Gewißlich, GOtt müste an wol-
lüstigen Weichlingen ein Wunder thun über die
Natur, wofern sie zur Geilheit nicht geneigt wer-
den solten. Ja es wäre ein grösser Wunder, als
da der Feuerofen zu Babel nicht brannte. Nein!
das kann nicht unterbleiben: vielmehr steiget von
solchem Lustfeuer der fleischlichen Zärtlichkeit und
des thierischen Mästens ein so schwartzer Rauch
und Dampf auf, daß die Sonne der Gerechtig-
keit davon verfinstert wird wie ein häriner Sack,
und alle Lust und Freude an Christi Schönheit bey
den Menschen verschwindet. O wehe den armen
Seelen!

Also spricht der HErr HErr zu Jerusalem:

Sie-
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Quellen der Unreinigkeit.
ten, daß nicht viel unordentliches in ihrem Hertzen
vorgehen ſolte, dadurch die Seele entkraͤftet, vom
Hoͤllengeiſt dieſer Welt taͤglich geſchwaͤngert, alles
gute Wort Chriſti erſticket und der Menſch zu al-
lem Leidenskampf und Erduldung der Drangſa-
len allerdings gantz ungeſchickt gemacht wuͤrde
Matth. 13, 21. Luc. 8, 14. Der Teufel hat keine
Muͤhe ſolche Seelen zu fahen, dann ſie ſuchen ſei-
ne Netze, und lauffen ſeinen Verſuchungsſtricken
ſelber nach. An ſtatt daß ſie zu GOtt ſolten ſchreyen
um Huͤlfe, Errettung und Bewahrung, |und ſich
anbey in Enthaltung und Abſterbung uͤben: ſo
ſind ſie gantz bruͤnſtig dem Teufel in ſeiner Be-
gierde zu dienen, welche iſt, die Menſchen aufzu-
behalten im Verderben, das in der Welt iſt, durch
die Luſt. Dieſer boͤſe Feind kann nicht anders als
uns die Theilhaftigkeit der goͤttlichen Natur, da-
hin Weltſterbende gelangen, unendlich zu mißgoͤn-
nen: daher ſchmeißt er alle Tage friſche Materia-
lien herzu, das Luſtfeuer zu ſchuͤrren, und ſie helfen
mit ihrer weichlichen Zaͤrtlichkeit wacker und mit
Freuden dazu. Gewißlich, GOtt muͤſte an wol-
luͤſtigen Weichlingen ein Wunder thun uͤber die
Natur, wofern ſie zur Geilheit nicht geneigt wer-
den ſolten. Ja es waͤre ein groͤſſer Wunder, als
da der Feuerofen zu Babel nicht brannte. Nein!
das kann nicht unterbleiben: vielmehr ſteiget von
ſolchem Luſtfeuer der fleiſchlichen Zaͤrtlichkeit und
des thieriſchen Maͤſtens ein ſo ſchwartzer Rauch
und Dampf auf, daß die Sonne der Gerechtig-
keit davon verfinſtert wird wie ein haͤriner Sack,
und alle Luſt und Freude an Chriſti Schoͤnheit bey
den Menſchen verſchwindet. O wehe den armen
Seelen!

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Sie-
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[567/0587] Quellen der Unreinigkeit. ten, daß nicht viel unordentliches in ihrem Hertzen vorgehen ſolte, dadurch die Seele entkraͤftet, vom Hoͤllengeiſt dieſer Welt taͤglich geſchwaͤngert, alles gute Wort Chriſti erſticket und der Menſch zu al- lem Leidenskampf und Erduldung der Drangſa- len allerdings gantz ungeſchickt gemacht wuͤrde Matth. 13, 21. Luc. 8, 14. Der Teufel hat keine Muͤhe ſolche Seelen zu fahen, dann ſie ſuchen ſei- ne Netze, und lauffen ſeinen Verſuchungsſtricken ſelber nach. An ſtatt daß ſie zu GOtt ſolten ſchreyen um Huͤlfe, Errettung und Bewahrung, |und ſich anbey in Enthaltung und Abſterbung uͤben: ſo ſind ſie gantz bruͤnſtig dem Teufel in ſeiner Be- gierde zu dienen, welche iſt, die Menſchen aufzu- behalten im Verderben, das in der Welt iſt, durch die Luſt. Dieſer boͤſe Feind kann nicht anders als uns die Theilhaftigkeit der goͤttlichen Natur, da- hin Weltſterbende gelangen, unendlich zu mißgoͤn- nen: daher ſchmeißt er alle Tage friſche Materia- lien herzu, das Luſtfeuer zu ſchuͤrren, und ſie helfen mit ihrer weichlichen Zaͤrtlichkeit wacker und mit Freuden dazu. Gewißlich, GOtt muͤſte an wol- luͤſtigen Weichlingen ein Wunder thun uͤber die Natur, wofern ſie zur Geilheit nicht geneigt wer- den ſolten. Ja es waͤre ein groͤſſer Wunder, als da der Feuerofen zu Babel nicht brannte. Nein! das kann nicht unterbleiben: vielmehr ſteiget von ſolchem Luſtfeuer der fleiſchlichen Zaͤrtlichkeit und des thieriſchen Maͤſtens ein ſo ſchwartzer Rauch und Dampf auf, daß die Sonne der Gerechtig- keit davon verfinſtert wird wie ein haͤriner Sack, und alle Luſt und Freude an Chriſti Schoͤnheit bey den Menſchen verſchwindet. O wehe den armen Seelen! Alſo ſpricht der HErr HErr zu Jeruſalem: Sie- N n 4

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/587>, abgerufen am 28.11.2024.