Luc. 6, 25. Jac. 5, 1-5. Wer der Sinnlichkeit nachhenget, ist auf einem gar schlipfrigen Wege, bricht sich zuletzt den Hals, weil er von dem ein- mal gewohnten Wege des Schmertzens und Verderbens schwerlich zurück kann.
Allein hier mag die Seelengefahr auch noch so groß seyn: so wendet sich dennoch fürnemlich die schöne Welt allermeist dahin. Sie wollen ihrer Natur nirgend und durchaus in keinem Stück we- he thun; was sie nur gelüstet, just das wollen sie haben, es sey in der Nahrung, oder Kleidung oder Wohnung und überall; darin setzen sie ihr gröstes Glück und ihr vornehmstes Geschäfte, als ob sie sich mit ernstem Fleiß drauf legen müsten, wie sie es im Schwätzen, Lachen, Schertzen, lustig seyn, spielen, jagen, schimpfen, bulen, spatzieren, die Stadt auf und abgehen, Gesellschaft besuchen etc. aufs beste machen; wie sie sich um Meubles, Kleider, Haußrath, Gebäude, Pracht, Moden, Schein etc. bekümmern; wie sie nach Ehren und Beförderun- gen streben, und mithin wie sie die kurtze und hoch- theure Gnadenzeit auf tausenderley Weise ver- schleudern, GOtt verachten, seinen Geist betrüben, seines Gnadenbundes und Wortes vergessen, seine Zucht und Furcht aus dem Hertzen bannen, und alle Tage durch in voller Sicherheit und Ueber- muth leben, wie die Bürger zu Lais und Zidon. Richt. 18, 7.
Diese Weichlichkeit ist die breite Karrstrasse zur Unreinigkeit; und wenn dergleichen Weichlin- ge nicht in Unkeuschheit gerathen: so geschichts nur darum, daß entweder dieses nicht ihre Schooß- sünde und liebste Neigung ist, oder weil sie man- cherley weltliche Absichten zurück halten. Uebri- gens ists unmöglich bey dieser Lebensart zu verhü-
ten,
Anhang zum dritten Theil,
Luc. 6, 25. Jac. 5, 1-5. Wer der Sinnlichkeit nachhenget, iſt auf einem gar ſchlipfrigen Wege, bricht ſich zuletzt den Hals, weil er von dem ein- mal gewohnten Wege des Schmertzens und Verderbens ſchwerlich zuruͤck kann.
Allein hier mag die Seelengefahr auch noch ſo groß ſeyn: ſo wendet ſich dennoch fuͤrnemlich die ſchoͤne Welt allermeiſt dahin. Sie wollen ihrer Natur nirgend und durchaus in keinem Stuͤck we- he thun; was ſie nur geluͤſtet, juſt das wollen ſie haben, es ſey in der Nahrung, oder Kleidung oder Wohnung und uͤberall; darin ſetzen ſie ihr groͤſtes Gluͤck und ihr vornehmſtes Geſchaͤfte, als ob ſie ſich mit ernſtem Fleiß drauf legen muͤſten, wie ſie es im Schwaͤtzen, Lachen, Schertzen, luſtig ſeyn, ſpielen, jagen, ſchimpfen, bulen, ſpatzieren, die Stadt auf und abgehen, Geſellſchaft beſuchen ꝛc. aufs beſte machen; wie ſie ſich um Meubles, Kleider, Haußrath, Gebaͤude, Pracht, Moden, Schein ꝛc. bekuͤmmern; wie ſie nach Ehren und Befoͤrderun- gen ſtreben, und mithin wie ſie die kurtze und hoch- theure Gnadenzeit auf tauſenderley Weiſe ver- ſchleudern, GOtt verachten, ſeinen Geiſt betruͤben, ſeines Gnadenbundes und Wortes vergeſſen, ſeine Zucht und Furcht aus dem Hertzen bannen, und alle Tage durch in voller Sicherheit und Ueber- muth leben, wie die Buͤrger zu Lais und Zidon. Richt. 18, 7.
Dieſe Weichlichkeit iſt die breite Karrſtraſſe zur Unreinigkeit; und wenn dergleichen Weichlin- ge nicht in Unkeuſchheit gerathen: ſo geſchichts nur darum, daß entweder dieſes nicht ihre Schooß- ſuͤnde und liebſte Neigung iſt, oder weil ſie man- cherley weltliche Abſichten zuruͤck halten. Uebri- gens iſts unmoͤglich bey dieſer Lebensart zu verhuͤ-
ten,
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Anhang zum dritten Theil,
Luc. 6, 25. Jac. 5, 1-5. Wer der Sinnlichkeit
nachhenget, iſt auf einem gar ſchlipfrigen Wege,
bricht ſich zuletzt den Hals, weil er von dem ein-
mal gewohnten Wege des Schmertzens und
Verderbens ſchwerlich zuruͤck kann.
Allein hier mag die Seelengefahr auch noch ſo
groß ſeyn: ſo wendet ſich dennoch fuͤrnemlich die
ſchoͤne Welt allermeiſt dahin. Sie wollen ihrer
Natur nirgend und durchaus in keinem Stuͤck we-
he thun; was ſie nur geluͤſtet, juſt das wollen ſie
haben, es ſey in der Nahrung, oder Kleidung oder
Wohnung und uͤberall; darin ſetzen ſie ihr groͤſtes
Gluͤck und ihr vornehmſtes Geſchaͤfte, als ob ſie
ſich mit ernſtem Fleiß drauf legen muͤſten, wie ſie
es im Schwaͤtzen, Lachen, Schertzen, luſtig ſeyn,
ſpielen, jagen, ſchimpfen, bulen, ſpatzieren, die Stadt
auf und abgehen, Geſellſchaft beſuchen ꝛc. aufs
beſte machen; wie ſie ſich um Meubles, Kleider,
Haußrath, Gebaͤude, Pracht, Moden, Schein ꝛc.
bekuͤmmern; wie ſie nach Ehren und Befoͤrderun-
gen ſtreben, und mithin wie ſie die kurtze und hoch-
theure Gnadenzeit auf tauſenderley Weiſe ver-
ſchleudern, GOtt verachten, ſeinen Geiſt betruͤben,
ſeines Gnadenbundes und Wortes vergeſſen, ſeine
Zucht und Furcht aus dem Hertzen bannen, und
alle Tage durch in voller Sicherheit und Ueber-
muth leben, wie die Buͤrger zu Lais und Zidon.
Richt. 18, 7.
Dieſe Weichlichkeit iſt die breite Karrſtraſſe
zur Unreinigkeit; und wenn dergleichen Weichlin-
ge nicht in Unkeuſchheit gerathen: ſo geſchichts nur
darum, daß entweder dieſes nicht ihre Schooß-
ſuͤnde und liebſte Neigung iſt, oder weil ſie man-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/586>, abgerufen am 28.11.2024.
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