uralte Medicus und Heide Hippocrates deut- lich genug, da er sagt: "Der Same muß das "allerkräftigste fluidum in unserm gantzen Cör- "per seyn, weil man davon so sehr schwach wird, "wenn desselben gleich so wenig auf einmal ent- "gehet." Muß denn dis nicht edel seyn, durch dessen Abgang ein Mensch so entkräftet wird? Als der weise Pythagoras einst befragt wurde: welche Zeit doch wol zur Beywohnung im Ehe- stande könte am ersten erwehlet werden? so gab er, (nach des Laertii Zeugniß in vita Pythag.) zur Antwort: tunc, quando te ipso vis infir- mior fieri. Alsdenn, meint er, wenns einem kann erlaubt seyn, sich selber zu schwächen und matt zu machen, mithin, wenn man eine gute Zeit nach einander nichts wichtiges vor- und auf hat, wozu eine völlige Munterkeit und star- cke Gemüths- und Leibeskräfte erfordert wer- den. Darum auch die Medici den schwachen, abgematteten und abgelebten Eheleuten die Bey- wohnung allerdings wiederrathen; und die Er- fahrung bestättigt es nur allzusehr, daß wenn einige nach einer harten Kranckheit, nach gros- sen Fatiguen, nach vielem Kummer und Abmat- tungen des Gemüths, nach vielem Wachen etc. an die excretionem seminis kommen, sie ihren Leib und alle Kräfte (nach dem Ausdruck des Herrn geheimen Rath D. Hoffmanns in Me- dic. System. Tom. I. p. 576.) in eine gantz aus- nehmende Schwachheit und Entkräftung hinein stürtzen. Dis ist auch die Ursach, warum de- nen, welche sich durch solche unmenschliche Lust
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
uralte Medicus und Heide Hippocrates deut- lich genug, da er ſagt: „Der Same muß das „allerkraͤftigſte fluidum in unſerm gantzen Coͤr- „per ſeyn, weil man davon ſo ſehr ſchwach wird, „wenn deſſelben gleich ſo wenig auf einmal ent- „gehet.‟ Muß denn dis nicht edel ſeyn, durch deſſen Abgang ein Menſch ſo entkraͤftet wird? Als der weiſe Pythagoras einſt befragt wurde: welche Zeit doch wol zur Beywohnung im Ehe- ſtande koͤnte am erſten erwehlet werden? ſo gab er, (nach des Laertii Zeugniß in vita Pythag.) zur Antwort: tunc, quando te ipſo vis infir- mior fieri. Alsdenn, meint er, wenns einem kann erlaubt ſeyn, ſich ſelber zu ſchwaͤchen und matt zu machen, mithin, wenn man eine gute Zeit nach einander nichts wichtiges vor- und auf hat, wozu eine voͤllige Munterkeit und ſtar- cke Gemuͤths- und Leibeskraͤfte erfordert wer- den. Darum auch die Medici den ſchwachen, abgematteten und abgelebten Eheleuten die Bey- wohnung allerdings wiederrathen; und die Er- fahrung beſtaͤttigt es nur allzuſehr, daß wenn einige nach einer harten Kranckheit, nach groſ- ſen Fatiguen, nach vielem Kummer und Abmat- tungen des Gemuͤths, nach vielem Wachen ꝛc. an die excretionem ſeminis kommen, ſie ihren Leib und alle Kraͤfte (nach dem Ausdruck des Herrn geheimen Rath D. Hoffmanns in Me- dic. Syſtem. Tom. I. p. 576.) in eine gantz aus- nehmende Schwachheit und Entkraͤftung hinein ſtuͤrtzen. Dis iſt auch die Urſach, warum de- nen, welche ſich durch ſolche unmenſchliche Luſt
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
uralte Medicus und Heide Hippocrates deut-
lich genug, da er ſagt: „Der Same muß das
„allerkraͤftigſte fluidum in unſerm gantzen Coͤr-
„per ſeyn, weil man davon ſo ſehr ſchwach wird,
„wenn deſſelben gleich ſo wenig auf einmal ent-
„gehet.‟ Muß denn dis nicht edel ſeyn, durch
deſſen Abgang ein Menſch ſo entkraͤftet wird?
Als der weiſe Pythagoras einſt befragt wurde:
welche Zeit doch wol zur Beywohnung im Ehe-
ſtande koͤnte am erſten erwehlet werden? ſo gab
er, (nach des Laertii Zeugniß in vita Pythag.)
zur Antwort: tunc, quando te ipſo vis infir-
mior fieri. Alsdenn, meint er, wenns einem
kann erlaubt ſeyn, ſich ſelber zu ſchwaͤchen und
matt zu machen, mithin, wenn man eine gute
Zeit nach einander nichts wichtiges vor- und
auf hat, wozu eine voͤllige Munterkeit und ſtar-
cke Gemuͤths- und Leibeskraͤfte erfordert wer-
den. Darum auch die Medici den ſchwachen,
abgematteten und abgelebten Eheleuten die Bey-
wohnung allerdings wiederrathen; und die Er-
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einige nach einer harten Kranckheit, nach groſ-
ſen Fatiguen, nach vielem Kummer und Abmat-
tungen des Gemuͤths, nach vielem Wachen ꝛc.
an die excretionem ſeminis kommen, ſie ihren
Leib und alle Kraͤfte (nach dem Ausdruck des
Herrn geheimen Rath D. Hoffmanns in Me-
dic. Syſtem. Tom. I. p. 576.) in eine gantz aus-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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