Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
Glaube, und die Liebe ist nur halb und falsch; sie
hassen ihre Busensünde nicht von Hertzen und
gründlich; sie treten in keinen Bund mit GOtt,
daß sie fein allem auf ewig abzusterben gedächten,
und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte
der Wahrheit unzerbrüchlich hielten; sie nehmen
nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Christo, wie
sie es hinführo in allem mit einander halten wol-
len etc. Weil nun beyderseits nichts gewisses ge-
schlossen ist: so ist auf Seiten des Menschen der
schelmischen Rückfälle kein Ende; der Mensch
sucht allezeit nur das seine, und nicht das was
Christi JEsu ist;
wann er nur ein bißgen Trost,
Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat,
so ist er zufrieden, und bekümmert sich nicht so
sehr, wo die reine Frühlingsblüthe, der kornreiche
Sommer, und der fruchtbare Herbst im Erbtheil
des HErrn, in seinem Hertzen zurück bleibe.

Ach das Sündenband ist nicht zerrissen, das
Schiff ist noch nicht vom Lande, die Sache ist
nie reiff überschlagen, der Handschlag ist noch nicht
gegeben, die Schlangenbrut ist nicht ausgeworfen,
Egyptens Wolluststrom ist noch nicht in Blut
verwandelt, der Haß gegen die Sünde, Teufel,
Fleisch und Welt ist noch nicht zum Ausbruch
kommen, der Schlüssel zur Vestung ist noch nicht
für ein und allemal in die Hand des Königes der
Ehren übergeben, es sind ihm noch nicht alle Plä-
tze eingeräumet, noch aller Anhang des Drachen
abgedancket und hinausgemustert. Es bleibet
noch immer eine heimliche verrätherische Verständ-
niß mit dem Erbfeind übrig; die greulichen Ba-
belsgründe der verborgenen Neigungen zu denen-
jenigen Sünden, darinnen man sonst gelebet hat,
werden nicht aufgegraben, und unter mancherley

Kampf-

Anhang zum dritten Theil,
Glaube, und die Liebe iſt nur halb und falſch; ſie
haſſen ihre Buſenſuͤnde nicht von Hertzen und
gruͤndlich; ſie treten in keinen Bund mit GOtt,
daß ſie fein allem auf ewig abzuſterben gedaͤchten,
und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte
der Wahrheit unzerbruͤchlich hielten; ſie nehmen
nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Chriſto, wie
ſie es hinfuͤhro in allem mit einander halten wol-
len ꝛc. Weil nun beyderſeits nichts gewiſſes ge-
ſchloſſen iſt: ſo iſt auf Seiten des Menſchen der
ſchelmiſchen Ruͤckfaͤlle kein Ende; der Menſch
ſucht allezeit nur das ſeine, und nicht das was
Chriſti JEſu iſt;
wann er nur ein bißgen Troſt,
Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat,
ſo iſt er zufrieden, und bekuͤmmert ſich nicht ſo
ſehr, wo die reine Fruͤhlingsbluͤthe, der kornreiche
Sommer, und der fruchtbare Herbſt im Erbtheil
des HErrn, in ſeinem Hertzen zuruͤck bleibe.

Ach das Suͤndenband iſt nicht zerriſſen, das
Schiff iſt noch nicht vom Lande, die Sache iſt
nie reiff uͤberſchlagen, der Handſchlag iſt noch nicht
gegeben, die Schlangenbrut iſt nicht ausgeworfen,
Egyptens Wolluſtſtrom iſt noch nicht in Blut
verwandelt, der Haß gegen die Suͤnde, Teufel,
Fleiſch und Welt iſt noch nicht zum Ausbruch
kommen, der Schluͤſſel zur Veſtung iſt noch nicht
fuͤr ein und allemal in die Hand des Koͤniges der
Ehren uͤbergeben, es ſind ihm noch nicht alle Plaͤ-
tze eingeraͤumet, noch aller Anhang des Drachen
abgedancket und hinausgemuſtert. Es bleibet
noch immer eine heimliche verraͤtheriſche Verſtaͤnd-
niß mit dem Erbfeind uͤbrig; die greulichen Ba-
belsgruͤnde der verborgenen Neigungen zu denen-
jenigen Suͤnden, darinnen man ſonſt gelebet hat,
werden nicht aufgegraben, und unter mancherley

Kampf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0606" n="586"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
Glaube, und die Liebe i&#x017F;t nur halb und fal&#x017F;ch; &#x017F;ie<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;en ihre Bu&#x017F;en&#x017F;u&#x0364;nde nicht von Hertzen und<lb/>
gru&#x0364;ndlich; &#x017F;ie treten in keinen Bund mit GOtt,<lb/>
daß &#x017F;ie fein allem auf ewig abzu&#x017F;terben geda&#x0364;chten,<lb/>
und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte<lb/>
der Wahrheit unzerbru&#x0364;chlich hielten; &#x017F;ie nehmen<lb/>
nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Chri&#x017F;to, wie<lb/>
&#x017F;ie es hinfu&#x0364;hro in allem mit einander halten wol-<lb/>
len &#xA75B;c. Weil nun beyder&#x017F;eits nichts gewi&#x017F;&#x017F;es ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t: &#x017F;o i&#x017F;t auf Seiten des Men&#x017F;chen der<lb/>
&#x017F;chelmi&#x017F;chen Ru&#x0364;ckfa&#x0364;lle kein Ende; <hi rendition="#fr">der Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ucht allezeit nur das &#x017F;eine, und nicht das was<lb/>
Chri&#x017F;ti JE&#x017F;u i&#x017F;t;</hi> wann er nur ein bißgen Tro&#x017F;t,<lb/>
Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t er zufrieden, und beku&#x0364;mmert &#x017F;ich nicht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr, wo die reine Fru&#x0364;hlingsblu&#x0364;the, der kornreiche<lb/>
Sommer, und der fruchtbare Herb&#x017F;t im Erbtheil<lb/>
des HErrn, in &#x017F;einem Hertzen zuru&#x0364;ck bleibe.</p><lb/>
          <p>Ach das Su&#x0364;ndenband i&#x017F;t nicht zerri&#x017F;&#x017F;en, das<lb/>
Schiff i&#x017F;t noch nicht vom Lande, die Sache i&#x017F;t<lb/>
nie reiff u&#x0364;ber&#x017F;chlagen, der Hand&#x017F;chlag i&#x017F;t noch nicht<lb/>
gegeben, die Schlangenbrut i&#x017F;t nicht ausgeworfen,<lb/>
Egyptens Wollu&#x017F;t&#x017F;trom i&#x017F;t noch nicht in Blut<lb/>
verwandelt, der Haß gegen die Su&#x0364;nde, Teufel,<lb/>
Flei&#x017F;ch und Welt i&#x017F;t noch nicht zum Ausbruch<lb/>
kommen, der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zur Ve&#x017F;tung i&#x017F;t noch nicht<lb/>
fu&#x0364;r ein und allemal in die Hand des Ko&#x0364;niges der<lb/>
Ehren u&#x0364;bergeben, es &#x017F;ind ihm noch nicht alle Pla&#x0364;-<lb/>
tze eingera&#x0364;umet, noch aller Anhang des Drachen<lb/>
abgedancket und hinausgemu&#x017F;tert. Es bleibet<lb/>
noch immer eine heimliche verra&#x0364;theri&#x017F;che Ver&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/>
niß mit dem Erbfeind u&#x0364;brig; die greulichen Ba-<lb/>
belsgru&#x0364;nde der verborgenen Neigungen zu denen-<lb/>
jenigen Su&#x0364;nden, darinnen man &#x017F;on&#x017F;t gelebet hat,<lb/>
werden nicht aufgegraben, und unter mancherley<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kampf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0606] Anhang zum dritten Theil, Glaube, und die Liebe iſt nur halb und falſch; ſie haſſen ihre Buſenſuͤnde nicht von Hertzen und gruͤndlich; ſie treten in keinen Bund mit GOtt, daß ſie fein allem auf ewig abzuſterben gedaͤchten, und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte der Wahrheit unzerbruͤchlich hielten; ſie nehmen nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Chriſto, wie ſie es hinfuͤhro in allem mit einander halten wol- len ꝛc. Weil nun beyderſeits nichts gewiſſes ge- ſchloſſen iſt: ſo iſt auf Seiten des Menſchen der ſchelmiſchen Ruͤckfaͤlle kein Ende; der Menſch ſucht allezeit nur das ſeine, und nicht das was Chriſti JEſu iſt; wann er nur ein bißgen Troſt, Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat, ſo iſt er zufrieden, und bekuͤmmert ſich nicht ſo ſehr, wo die reine Fruͤhlingsbluͤthe, der kornreiche Sommer, und der fruchtbare Herbſt im Erbtheil des HErrn, in ſeinem Hertzen zuruͤck bleibe. Ach das Suͤndenband iſt nicht zerriſſen, das Schiff iſt noch nicht vom Lande, die Sache iſt nie reiff uͤberſchlagen, der Handſchlag iſt noch nicht gegeben, die Schlangenbrut iſt nicht ausgeworfen, Egyptens Wolluſtſtrom iſt noch nicht in Blut verwandelt, der Haß gegen die Suͤnde, Teufel, Fleiſch und Welt iſt noch nicht zum Ausbruch kommen, der Schluͤſſel zur Veſtung iſt noch nicht fuͤr ein und allemal in die Hand des Koͤniges der Ehren uͤbergeben, es ſind ihm noch nicht alle Plaͤ- tze eingeraͤumet, noch aller Anhang des Drachen abgedancket und hinausgemuſtert. Es bleibet noch immer eine heimliche verraͤtheriſche Verſtaͤnd- niß mit dem Erbfeind uͤbrig; die greulichen Ba- belsgruͤnde der verborgenen Neigungen zu denen- jenigen Suͤnden, darinnen man ſonſt gelebet hat, werden nicht aufgegraben, und unter mancherley Kampf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/606
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/606>, abgerufen am 21.11.2024.