Glaube, und die Liebe ist nur halb und falsch; sie hassen ihre Busensünde nicht von Hertzen und gründlich; sie treten in keinen Bund mit GOtt, daß sie fein allem auf ewig abzusterben gedächten, und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte der Wahrheit unzerbrüchlich hielten; sie nehmen nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Christo, wie sie es hinführo in allem mit einander halten wol- len etc. Weil nun beyderseits nichts gewisses ge- schlossen ist: so ist auf Seiten des Menschen der schelmischen Rückfälle kein Ende; der Mensch sucht allezeit nur das seine, und nicht das was Christi JEsu ist; wann er nur ein bißgen Trost, Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat, so ist er zufrieden, und bekümmert sich nicht so sehr, wo die reine Frühlingsblüthe, der kornreiche Sommer, und der fruchtbare Herbst im Erbtheil des HErrn, in seinem Hertzen zurück bleibe.
Ach das Sündenband ist nicht zerrissen, das Schiff ist noch nicht vom Lande, die Sache ist nie reiff überschlagen, der Handschlag ist noch nicht gegeben, die Schlangenbrut ist nicht ausgeworfen, Egyptens Wolluststrom ist noch nicht in Blut verwandelt, der Haß gegen die Sünde, Teufel, Fleisch und Welt ist noch nicht zum Ausbruch kommen, der Schlüssel zur Vestung ist noch nicht für ein und allemal in die Hand des Königes der Ehren übergeben, es sind ihm noch nicht alle Plä- tze eingeräumet, noch aller Anhang des Drachen abgedancket und hinausgemustert. Es bleibet noch immer eine heimliche verrätherische Verständ- niß mit dem Erbfeind übrig; die greulichen Ba- belsgründe der verborgenen Neigungen zu denen- jenigen Sünden, darinnen man sonst gelebet hat, werden nicht aufgegraben, und unter mancherley
Kampf-
Anhang zum dritten Theil,
Glaube, und die Liebe iſt nur halb und falſch; ſie haſſen ihre Buſenſuͤnde nicht von Hertzen und gruͤndlich; ſie treten in keinen Bund mit GOtt, daß ſie fein allem auf ewig abzuſterben gedaͤchten, und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte der Wahrheit unzerbruͤchlich hielten; ſie nehmen nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Chriſto, wie ſie es hinfuͤhro in allem mit einander halten wol- len ꝛc. Weil nun beyderſeits nichts gewiſſes ge- ſchloſſen iſt: ſo iſt auf Seiten des Menſchen der ſchelmiſchen Ruͤckfaͤlle kein Ende; der Menſch ſucht allezeit nur das ſeine, und nicht das was Chriſti JEſu iſt; wann er nur ein bißgen Troſt, Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat, ſo iſt er zufrieden, und bekuͤmmert ſich nicht ſo ſehr, wo die reine Fruͤhlingsbluͤthe, der kornreiche Sommer, und der fruchtbare Herbſt im Erbtheil des HErrn, in ſeinem Hertzen zuruͤck bleibe.
Ach das Suͤndenband iſt nicht zerriſſen, das Schiff iſt noch nicht vom Lande, die Sache iſt nie reiff uͤberſchlagen, der Handſchlag iſt noch nicht gegeben, die Schlangenbrut iſt nicht ausgeworfen, Egyptens Wolluſtſtrom iſt noch nicht in Blut verwandelt, der Haß gegen die Suͤnde, Teufel, Fleiſch und Welt iſt noch nicht zum Ausbruch kommen, der Schluͤſſel zur Veſtung iſt noch nicht fuͤr ein und allemal in die Hand des Koͤniges der Ehren uͤbergeben, es ſind ihm noch nicht alle Plaͤ- tze eingeraͤumet, noch aller Anhang des Drachen abgedancket und hinausgemuſtert. Es bleibet noch immer eine heimliche verraͤtheriſche Verſtaͤnd- niß mit dem Erbfeind uͤbrig; die greulichen Ba- belsgruͤnde der verborgenen Neigungen zu denen- jenigen Suͤnden, darinnen man ſonſt gelebet hat, werden nicht aufgegraben, und unter mancherley
Kampf-
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Anhang zum dritten Theil,
Glaube, und die Liebe iſt nur halb und falſch; ſie
haſſen ihre Buſenſuͤnde nicht von Hertzen und
gruͤndlich; ſie treten in keinen Bund mit GOtt,
daß ſie fein allem auf ewig abzuſterben gedaͤchten,
und ob GOttes Liebestreue, und ob dem Worte
der Wahrheit unzerbruͤchlich hielten; ſie nehmen
nicht frey eine hertzhafte Abrede mit Chriſto, wie
ſie es hinfuͤhro in allem mit einander halten wol-
len ꝛc. Weil nun beyderſeits nichts gewiſſes ge-
ſchloſſen iſt: ſo iſt auf Seiten des Menſchen der
ſchelmiſchen Ruͤckfaͤlle kein Ende; der Menſch
ſucht allezeit nur das ſeine, und nicht das was
Chriſti JEſu iſt; wann er nur ein bißgen Troſt,
Friede, Freude oder Hoffnung der Seligkeit hat,
ſo iſt er zufrieden, und bekuͤmmert ſich nicht ſo
ſehr, wo die reine Fruͤhlingsbluͤthe, der kornreiche
Sommer, und der fruchtbare Herbſt im Erbtheil
des HErrn, in ſeinem Hertzen zuruͤck bleibe.
Ach das Suͤndenband iſt nicht zerriſſen, das
Schiff iſt noch nicht vom Lande, die Sache iſt
nie reiff uͤberſchlagen, der Handſchlag iſt noch nicht
gegeben, die Schlangenbrut iſt nicht ausgeworfen,
Egyptens Wolluſtſtrom iſt noch nicht in Blut
verwandelt, der Haß gegen die Suͤnde, Teufel,
Fleiſch und Welt iſt noch nicht zum Ausbruch
kommen, der Schluͤſſel zur Veſtung iſt noch nicht
fuͤr ein und allemal in die Hand des Koͤniges der
Ehren uͤbergeben, es ſind ihm noch nicht alle Plaͤ-
tze eingeraͤumet, noch aller Anhang des Drachen
abgedancket und hinausgemuſtert. Es bleibet
noch immer eine heimliche verraͤtheriſche Verſtaͤnd-
niß mit dem Erbfeind uͤbrig; die greulichen Ba-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/606>, abgerufen am 21.11.2024.
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