Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 2. Man müsse sich zuerst bekehren.
Kampfübungen und Schmertzen der Busse nicht
weggeschaffet, damit der Grundstein und Felsen
des Heils in das gebrochene, leere und zermalme-
te Hertz tieff von GOtt hinein gesencket werden
könte: mithin hat die neue Creatur, der neue
Tempel Jerusalems weder Anfang noch Funda-
ment im inneren Menschen. Wie will und mag
denn dieser immermehr eine Wohnstätte GOttes,
und eine Behausung dieser beständig daselbst re-
gierenden Königin, der heiligen Keuschheit seyn?
Ach bey den meisten Frommen findet sich das neue
Wesen des Geistes nicht; sie sind nach so vielen,
vielen Jahren ihrer ersten Erweckung doch noch
kein wohlgegründetes Haus Christi. Hebr. 3. Da-
her so bald die Unkeuschheit einen Stoß daran
gibt, so fällt alles übern Hauffen, und sind gar
zwey solche faule Sandgebäude beysammen, so
schlägt im fallen eines das andere darnieder ins
Verderben, es seye in Zorn, Zanck, Neid, Geitz,
Hochmuth, Falschheit, Complimenten oder in die
Unkeuschheit.

Wie ist ihm dann nun zu thun? Antwort
[fremdsprachliches Material - fehlt] Lucä 13, 24. Ringet kämpfende. Denn
es ist nicht nur um Leib und Leben, sondern um
Himmel und Hölle zu thun. Ewiges Leben,
wo ihr überwindet, der ewige Tod, wann ihr
überwunden werdet; darum strecket alle Kräffte
daran, sparet nichts, wendet alles an, bis der Sieg
gelinget, und ihr euch durch die enge Pforte hin-
durch gearbeitet habet. Man soll im geistlichen
Lauff keinen Winckel, keinen Abweg, keine Aus-
flucht, noch Aufhaltungen haben, sondern gerade
zulauffen. Ein welscher Edelmann, so in göttlicher
Erleuchtung stunde, sagte: II faut des efforts epou-
vantables pout faire sauter le mal.

Wann

C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
Kampfuͤbungen und Schmertzen der Buſſe nicht
weggeſchaffet, damit der Grundſtein und Felſen
des Heils in das gebrochene, leere und zermalme-
te Hertz tieff von GOtt hinein geſencket werden
koͤnte: mithin hat die neue Creatur, der neue
Tempel Jeruſalems weder Anfang noch Funda-
ment im inneren Menſchen. Wie will und mag
denn dieſer immermehr eine Wohnſtaͤtte GOttes,
und eine Behauſung dieſer beſtaͤndig daſelbſt re-
gierenden Koͤnigin, der heiligen Keuſchheit ſeyn?
Ach bey den meiſten Frommen findet ſich das neue
Weſen des Geiſtes nicht; ſie ſind nach ſo vielen,
vielen Jahren ihrer erſten Erweckung doch noch
kein wohlgegruͤndetes Haus Chriſti. Hebr. 3. Da-
her ſo bald die Unkeuſchheit einen Stoß daran
gibt, ſo faͤllt alles uͤbern Hauffen, und ſind gar
zwey ſolche faule Sandgebaͤude beyſammen, ſo
ſchlaͤgt im fallen eines das andere darnieder ins
Verderben, es ſeye in Zorn, Zanck, Neid, Geitz,
Hochmuth, Falſchheit, Complimenten oder in die
Unkeuſchheit.

Wie iſt ihm dann nun zu thun? Antwort
[fremdsprachliches Material – fehlt] Lucaͤ 13, 24. Ringet kaͤmpfende. Denn
es iſt nicht nur um Leib und Leben, ſondern um
Himmel und Hoͤlle zu thun. Ewiges Leben,
wo ihr uͤberwindet, der ewige Tod, wann ihr
uͤberwunden werdet; darum ſtrecket alle Kraͤffte
daran, ſparet nichts, wendet alles an, bis der Sieg
gelinget, und ihr euch durch die enge Pforte hin-
durch gearbeitet habet. Man ſoll im geiſtlichen
Lauff keinen Winckel, keinen Abweg, keine Aus-
flucht, noch Aufhaltungen haben, ſondern gerade
zulauffen. Ein welſcher Edelmann, ſo in goͤttlicher
Erleuchtung ſtunde, ſagte: II faut des efforts epou-
vantables pout faire ſauter le mal.

Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0607" n="587"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 2. Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich zuer&#x017F;t bekehren.</hi></fw><lb/>
Kampfu&#x0364;bungen und Schmertzen der Bu&#x017F;&#x017F;e nicht<lb/>
wegge&#x017F;chaffet, damit der Grund&#x017F;tein und Fel&#x017F;en<lb/>
des Heils in das gebrochene, leere und zermalme-<lb/>
te Hertz tieff von GOtt hinein ge&#x017F;encket werden<lb/>
ko&#x0364;nte: mithin hat die neue Creatur, der neue<lb/>
Tempel Jeru&#x017F;alems weder Anfang noch Funda-<lb/>
ment im inneren Men&#x017F;chen. Wie will und mag<lb/>
denn die&#x017F;er immermehr eine Wohn&#x017F;ta&#x0364;tte GOttes,<lb/>
und eine Behau&#x017F;ung die&#x017F;er be&#x017F;ta&#x0364;ndig da&#x017F;elb&#x017F;t re-<lb/>
gierenden Ko&#x0364;nigin, der heiligen Keu&#x017F;chheit &#x017F;eyn?<lb/>
Ach bey den mei&#x017F;ten Frommen findet &#x017F;ich das neue<lb/>
We&#x017F;en des Gei&#x017F;tes nicht; &#x017F;ie &#x017F;ind nach &#x017F;o vielen,<lb/>
vielen Jahren ihrer er&#x017F;ten Erweckung doch noch<lb/>
kein wohlgegru&#x0364;ndetes Haus Chri&#x017F;ti. Hebr. 3. Da-<lb/>
her &#x017F;o bald die Unkeu&#x017F;chheit einen Stoß daran<lb/>
gibt, &#x017F;o fa&#x0364;llt alles u&#x0364;bern Hauffen, und &#x017F;ind gar<lb/>
zwey &#x017F;olche faule Sandgeba&#x0364;ude bey&#x017F;ammen, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt im fallen eines das andere darnieder ins<lb/>
Verderben, es &#x017F;eye in Zorn, Zanck, Neid, Geitz,<lb/>
Hochmuth, Fal&#x017F;chheit, Complimenten oder in die<lb/>
Unkeu&#x017F;chheit.</p><lb/>
          <p>Wie i&#x017F;t ihm dann nun zu thun? Antwort<lb/><gap reason="fm" unit="words"/> Luca&#x0364; 13, 24. Ringet ka&#x0364;mpfende. Denn<lb/>
es i&#x017F;t nicht nur um Leib und Leben, &#x017F;ondern um<lb/>
Himmel und Ho&#x0364;lle zu thun. <hi rendition="#fr">Ewiges Leben,</hi><lb/>
wo ihr u&#x0364;berwindet, der <hi rendition="#fr">ewige Tod,</hi> wann ihr<lb/>
u&#x0364;berwunden werdet; darum &#x017F;trecket alle Kra&#x0364;ffte<lb/>
daran, &#x017F;paret nichts, wendet alles an, bis der Sieg<lb/>
gelinget, und ihr euch durch die enge Pforte hin-<lb/>
durch gearbeitet habet. Man &#x017F;oll im gei&#x017F;tlichen<lb/>
Lauff keinen Winckel, keinen Abweg, keine Aus-<lb/>
flucht, noch Aufhaltungen haben, &#x017F;ondern gerade<lb/>
zulauffen. Ein wel&#x017F;cher Edelmann, &#x017F;o in go&#x0364;ttlicher<lb/>
Erleuchtung &#x017F;tunde, &#x017F;agte: <hi rendition="#aq">II faut des efforts epou-<lb/>
vantables pout faire &#x017F;auter le mal.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wann</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[587/0607] C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren. Kampfuͤbungen und Schmertzen der Buſſe nicht weggeſchaffet, damit der Grundſtein und Felſen des Heils in das gebrochene, leere und zermalme- te Hertz tieff von GOtt hinein geſencket werden koͤnte: mithin hat die neue Creatur, der neue Tempel Jeruſalems weder Anfang noch Funda- ment im inneren Menſchen. Wie will und mag denn dieſer immermehr eine Wohnſtaͤtte GOttes, und eine Behauſung dieſer beſtaͤndig daſelbſt re- gierenden Koͤnigin, der heiligen Keuſchheit ſeyn? Ach bey den meiſten Frommen findet ſich das neue Weſen des Geiſtes nicht; ſie ſind nach ſo vielen, vielen Jahren ihrer erſten Erweckung doch noch kein wohlgegruͤndetes Haus Chriſti. Hebr. 3. Da- her ſo bald die Unkeuſchheit einen Stoß daran gibt, ſo faͤllt alles uͤbern Hauffen, und ſind gar zwey ſolche faule Sandgebaͤude beyſammen, ſo ſchlaͤgt im fallen eines das andere darnieder ins Verderben, es ſeye in Zorn, Zanck, Neid, Geitz, Hochmuth, Falſchheit, Complimenten oder in die Unkeuſchheit. Wie iſt ihm dann nun zu thun? Antwort _ Lucaͤ 13, 24. Ringet kaͤmpfende. Denn es iſt nicht nur um Leib und Leben, ſondern um Himmel und Hoͤlle zu thun. Ewiges Leben, wo ihr uͤberwindet, der ewige Tod, wann ihr uͤberwunden werdet; darum ſtrecket alle Kraͤffte daran, ſparet nichts, wendet alles an, bis der Sieg gelinget, und ihr euch durch die enge Pforte hin- durch gearbeitet habet. Man ſoll im geiſtlichen Lauff keinen Winckel, keinen Abweg, keine Aus- flucht, noch Aufhaltungen haben, ſondern gerade zulauffen. Ein welſcher Edelmann, ſo in goͤttlicher Erleuchtung ſtunde, ſagte: II faut des efforts epou- vantables pout faire ſauter le mal. Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/607
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/607>, abgerufen am 16.07.2024.