ermordet. Jhr habt wol närrisch gehandelt: nicht nur habt ihr das Maul an Christo verbrennt, son- dern habt mich dazu aus aller eurer Gewalt, Recht und Anspruch verlohren. Weil ihrs mit Christo habt angefangen, so müßt ihr mich derweilen gehen lassen in GOttes Himmelreich, und die Sache mit Christo vollends ausmachen. Jch bedarf keiner gu- ten Wercke und keines frommen Lebens zu meiner Rechtfertigung u. Seligkeit. Christus allein ist mir mehr als tausend Himmel. Dieses unendliche Ge- schenck und allerhöchste Werck GOttes macht mich wahrlich reicher, frölicher, herrlicher, heiliger u. seli- ger als wann ich aller Engel und Menschen Gerech- tigkeit, Frömmigkeit und Heiligkeit zusammen hätte.
Dieses unausdenckliche Geschenck ist anbey eine überschwengliche Brunnquell von allerley guten und heiligen Gedancken, Worten und Wercken, bey Tag und Nacht: wiewol sich der Mensch nicht so viel um Wercke bekümmert als wie er sich ohne Unterlaß des unvergleichlichen Schatzes des Sohnes GOttes hertzinniglich erfreuen möge, vor dessen Gerechtig- keit, Leben und Seligkeit seine Sünde, Tod und Verdammniß gantz und gar schmeltzen muß. Man kann es niemand verständlich genug beschreiben, was dis in einer ihres groben Ungehorsams wegen betrübten Seele wircket. Summa dieser Glaube drehet dem Teufel den Hals um, tödtet die Sünde und wirffet sie auf den Schindacker, und lachet des Todes süßiglich, trauet GOtt, siehet seine Herrlich- keit, und ist eine fruchtbare Mutter alles Guten.
Schließlich ist dieser Glaube das höchste und bewährteste Mittel alle Laster auszurotten, z. E. Geitz, Ungedult, Hochmuth, Heucheley, Men- schenfurcht oder Gefälligkeit, mithin auch die Un- keuschheit etc. Alle andere Mittel und Vorstellun-
gen
C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
ermordet. Jhr habt wol naͤrriſch gehandelt: nicht nur habt ihr das Maul an Chriſto verbrennt, ſon- dern habt mich dazu aus aller eurer Gewalt, Recht und Anſpruch verlohren. Weil ihrs mit Chriſto habt angefangen, ſo muͤßt ihr mich derweilen gehen laſſen in GOttes Himmelreich, und die Sache mit Chriſto vollends ausmachen. Jch bedarf keiner gu- ten Wercke und keines frommen Lebens zu meiner Rechtfertigung u. Seligkeit. Chriſtus allein iſt mir mehr als tauſend Himmel. Dieſes unendliche Ge- ſchenck und allerhoͤchſte Werck GOttes macht mich wahrlich reicher, froͤlicher, herrlicher, heiliger u. ſeli- ger als wann ich aller Engel und Menſchen Gerech- tigkeit, Fꝛoͤmmigkeit und Heiligkeit zuſammen haͤtte.
Dieſes unausdenckliche Geſchenck iſt anbey eine uͤberſchwengliche Brunnquell von allerley guten und heiligen Gedancken, Worten und Wercken, bey Tag und Nacht: wiewol ſich der Menſch nicht ſo viel um Wercke bekuͤmmert als wie er ſich ohne Unterlaß des unvergleichlichen Schatzes des Sohnes GOttes hertzinniglich erfreuen moͤge, vor deſſen Gerechtig- keit, Leben und Seligkeit ſeine Suͤnde, Tod und Verdammniß gantz und gar ſchmeltzen muß. Man kann es niemand verſtaͤndlich genug beſchreiben, was dis in einer ihres groben Ungehorſams wegen betruͤbten Seele wircket. Summa dieſer Glaube drehet dem Teufel den Hals um, toͤdtet die Suͤnde und wirffet ſie auf den Schindacker, und lachet des Todes ſuͤßiglich, trauet GOtt, ſiehet ſeine Herrlich- keit, und iſt eine fruchtbare Mutter alles Guten.
Schließlich iſt dieſer Glaube das hoͤchſte und bewaͤhrteſte Mittel alle Laſter auszurotten, z. E. Geitz, Ungedult, Hochmuth, Heucheley, Men- ſchenfurcht oder Gefaͤlligkeit, mithin auch die Un- keuſchheit ꝛc. Alle andere Mittel und Vorſtellun-
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C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
ermordet. Jhr habt wol naͤrriſch gehandelt: nicht
nur habt ihr das Maul an Chriſto verbrennt, ſon-
dern habt mich dazu aus aller eurer Gewalt, Recht
und Anſpruch verlohren. Weil ihrs mit Chriſto
habt angefangen, ſo muͤßt ihr mich derweilen gehen
laſſen in GOttes Himmelreich, und die Sache mit
Chriſto vollends ausmachen. Jch bedarf keiner gu-
ten Wercke und keines frommen Lebens zu meiner
Rechtfertigung u. Seligkeit. Chriſtus allein iſt mir
mehr als tauſend Himmel. Dieſes unendliche Ge-
ſchenck und allerhoͤchſte Werck GOttes macht mich
wahrlich reicher, froͤlicher, herrlicher, heiliger u. ſeli-
ger als wann ich aller Engel und Menſchen Gerech-
tigkeit, Fꝛoͤmmigkeit und Heiligkeit zuſammen haͤtte.
Dieſes unausdenckliche Geſchenck iſt anbey eine
uͤberſchwengliche Brunnquell von allerley guten und
heiligen Gedancken, Worten und Wercken, bey Tag
und Nacht: wiewol ſich der Menſch nicht ſo viel um
Wercke bekuͤmmert als wie er ſich ohne Unterlaß des
unvergleichlichen Schatzes des Sohnes GOttes
hertzinniglich erfreuen moͤge, vor deſſen Gerechtig-
keit, Leben und Seligkeit ſeine Suͤnde, Tod und
Verdammniß gantz und gar ſchmeltzen muß. Man
kann es niemand verſtaͤndlich genug beſchreiben,
was dis in einer ihres groben Ungehorſams wegen
betruͤbten Seele wircket. Summa dieſer Glaube
drehet dem Teufel den Hals um, toͤdtet die Suͤnde
und wirffet ſie auf den Schindacker, und lachet des
Todes ſuͤßiglich, trauet GOtt, ſiehet ſeine Herrlich-
keit, und iſt eine fruchtbare Mutter alles Guten.
Schließlich iſt dieſer Glaube das hoͤchſte und
bewaͤhrteſte Mittel alle Laſter auszurotten,
z. E. Geitz, Ungedult, Hochmuth, Heucheley, Men-
ſchenfurcht oder Gefaͤlligkeit, mithin auch die Un-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/627>, abgerufen am 22.11.2024.
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