Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
len vergeben. Wo man aber kleinmüthig wird,
so wird man den Versuchungen zum Raub und
immer tieffer hineingeschleppet. Ein witziger
Mensch stehet auf und gehet seine Strasse fort:
dagegen ein durchaus wahnsinniger im Koth lie-
gen bleibt, darein er gerathen.

Allein dieser Trost gehet nur redliche Gemü-
ther an, die sich fein ordentlich bessern: keineswe-
ges aber die Heuchler, die immer wieder sündi-
gen, und keine heilige Gewalt brauchen, die Sün-
de hinunter zu bringen. Dergleichen schweiffende
Vorsätze sind nur leichtsinnige und fladderhafte
Luftstreiche; der Höllen Grund ist damit gepfla-
stert, und selche Leute sterben gemeiniglich in Un-
bußfertigkeit. Jm Kampfe wieder die Unkeusch-
heit muß vornemlich eine ernsthafte Beständig-
keit
angezogen, und alle leichtsinnige Weichlich-
keit weggeworfen werden: anders erlangt man
keine Tugend. Unser HErr JEsus CHristus
und seine Apostel ermuntern uns zum grossen
Ernst: sonderlich ist dieses nöthig dem, der mit
der Fleischeslust Krieg führen will; und das für-
nemlich im Anfang, da es am härtesten muß ge-
fochten seyn; im ausdaurenden Fortgang wird
alles von Tage zu Tage leichter. Der aushar-
rende und beständige Gebrauch der oben angezeig-
ten Mittel wird allererst die Keuschheit bringen,
als eine wohl ausgewachsene, schöne Frucht aus
dem Lustgarten GOttes. Diese Mittel erweisen
ihre erwartete Wirckung nicht so flugs: sondern
erst nach langwierigem harren, beten und schar-
fem ringen: eben gleichwie die Sonne nicht in
einem Tag die reiffen Früchte aus dem Holtz her-
vorzeucht. O mein Pilgrim! wie wilt du denn
in einem Tag zurück an den Ort, von dannen du

doch

Anhang zum dritten Theil,
len vergeben. Wo man aber kleinmuͤthig wird,
ſo wird man den Verſuchungen zum Raub und
immer tieffer hineingeſchleppet. Ein witziger
Menſch ſtehet auf und gehet ſeine Straſſe fort:
dagegen ein durchaus wahnſinniger im Koth lie-
gen bleibt, darein er gerathen.

Allein dieſer Troſt gehet nur redliche Gemuͤ-
ther an, die ſich fein ordentlich beſſern: keineswe-
ges aber die Heuchler, die immer wieder ſuͤndi-
gen, und keine heilige Gewalt brauchen, die Suͤn-
de hinunter zu bringen. Dergleichen ſchweiffende
Vorſaͤtze ſind nur leichtſinnige und fladderhafte
Luftſtreiche; der Hoͤllen Grund iſt damit gepfla-
ſtert, und ſelche Leute ſterben gemeiniglich in Un-
bußfertigkeit. Jm Kampfe wieder die Unkeuſch-
heit muß vornemlich eine ernſthafte Beſtaͤndig-
keit
angezogen, und alle leichtſinnige Weichlich-
keit weggeworfen werden: anders erlangt man
keine Tugend. Unſer HErr JEſus CHriſtus
und ſeine Apoſtel ermuntern uns zum groſſen
Ernſt: ſonderlich iſt dieſes noͤthig dem, der mit
der Fleiſchesluſt Krieg fuͤhren will; und das fuͤr-
nemlich im Anfang, da es am haͤrteſten muß ge-
fochten ſeyn; im ausdaurenden Fortgang wird
alles von Tage zu Tage leichter. Der aushar-
rende und beſtaͤndige Gebrauch der oben angezeig-
ten Mittel wird allererſt die Keuſchheit bringen,
als eine wohl ausgewachſene, ſchoͤne Frucht aus
dem Luſtgarten GOttes. Dieſe Mittel erweiſen
ihre erwartete Wirckung nicht ſo flugs: ſondern
erſt nach langwierigem harren, beten und ſchar-
fem ringen: eben gleichwie die Sonne nicht in
einem Tag die reiffen Fruͤchte aus dem Holtz her-
vorzeucht. O mein Pilgrim! wie wilt du denn
in einem Tag zuruͤck an den Ort, von dannen du

doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0674" n="654"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
len vergeben. Wo man aber kleinmu&#x0364;thig wird,<lb/>
&#x017F;o wird man den Ver&#x017F;uchungen zum Raub und<lb/>
immer tieffer hineinge&#x017F;chleppet. Ein witziger<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;tehet auf und gehet &#x017F;eine Stra&#x017F;&#x017F;e fort:<lb/>
dagegen ein durchaus wahn&#x017F;inniger im Koth lie-<lb/>
gen bleibt, darein er gerathen.</p><lb/>
            <p>Allein die&#x017F;er Tro&#x017F;t gehet nur redliche Gemu&#x0364;-<lb/>
ther an, die &#x017F;ich fein ordentlich be&#x017F;&#x017F;ern: keineswe-<lb/>
ges aber die Heuchler, die immer wieder &#x017F;u&#x0364;ndi-<lb/>
gen, und keine heilige Gewalt brauchen, die Su&#x0364;n-<lb/>
de hinunter zu bringen. Dergleichen &#x017F;chweiffende<lb/>
Vor&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;ind nur leicht&#x017F;innige und fladderhafte<lb/>
Luft&#x017F;treiche; der Ho&#x0364;llen Grund i&#x017F;t damit gepfla-<lb/>
&#x017F;tert, und &#x017F;elche Leute &#x017F;terben gemeiniglich in Un-<lb/>
bußfertigkeit. Jm Kampfe wieder die Unkeu&#x017F;ch-<lb/>
heit muß vornemlich <hi rendition="#fr">eine ern&#x017F;thafte Be&#x017F;ta&#x0364;ndig-<lb/>
keit</hi> angezogen, und alle leicht&#x017F;innige Weichlich-<lb/>
keit weggeworfen werden: anders erlangt man<lb/>
keine Tugend. Un&#x017F;er HErr JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus<lb/>
und &#x017F;eine Apo&#x017F;tel ermuntern uns zum gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ern&#x017F;t: &#x017F;onderlich i&#x017F;t die&#x017F;es no&#x0364;thig dem, der mit<lb/>
der Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t Krieg fu&#x0364;hren will; und das fu&#x0364;r-<lb/>
nemlich im Anfang, da es am ha&#x0364;rte&#x017F;ten muß ge-<lb/>
fochten &#x017F;eyn; im ausdaurenden Fortgang wird<lb/>
alles von Tage zu Tage leichter. Der aushar-<lb/>
rende und be&#x017F;ta&#x0364;ndige Gebrauch der oben angezeig-<lb/>
ten Mittel wird allerer&#x017F;t die Keu&#x017F;chheit bringen,<lb/>
als eine wohl ausgewach&#x017F;ene, &#x017F;cho&#x0364;ne Frucht aus<lb/>
dem Lu&#x017F;tgarten GOttes. Die&#x017F;e Mittel erwei&#x017F;en<lb/>
ihre erwartete Wirckung nicht &#x017F;o flugs: &#x017F;ondern<lb/>
er&#x017F;t nach langwierigem harren, beten und &#x017F;char-<lb/>
fem ringen: eben gleichwie die Sonne nicht in<lb/>
einem Tag die reiffen Fru&#x0364;chte aus dem Holtz her-<lb/>
vorzeucht. O mein Pilgrim! wie wilt du denn<lb/>
in einem Tag zuru&#x0364;ck an den Ort, von dannen du<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[654/0674] Anhang zum dritten Theil, len vergeben. Wo man aber kleinmuͤthig wird, ſo wird man den Verſuchungen zum Raub und immer tieffer hineingeſchleppet. Ein witziger Menſch ſtehet auf und gehet ſeine Straſſe fort: dagegen ein durchaus wahnſinniger im Koth lie- gen bleibt, darein er gerathen. Allein dieſer Troſt gehet nur redliche Gemuͤ- ther an, die ſich fein ordentlich beſſern: keineswe- ges aber die Heuchler, die immer wieder ſuͤndi- gen, und keine heilige Gewalt brauchen, die Suͤn- de hinunter zu bringen. Dergleichen ſchweiffende Vorſaͤtze ſind nur leichtſinnige und fladderhafte Luftſtreiche; der Hoͤllen Grund iſt damit gepfla- ſtert, und ſelche Leute ſterben gemeiniglich in Un- bußfertigkeit. Jm Kampfe wieder die Unkeuſch- heit muß vornemlich eine ernſthafte Beſtaͤndig- keit angezogen, und alle leichtſinnige Weichlich- keit weggeworfen werden: anders erlangt man keine Tugend. Unſer HErr JEſus CHriſtus und ſeine Apoſtel ermuntern uns zum groſſen Ernſt: ſonderlich iſt dieſes noͤthig dem, der mit der Fleiſchesluſt Krieg fuͤhren will; und das fuͤr- nemlich im Anfang, da es am haͤrteſten muß ge- fochten ſeyn; im ausdaurenden Fortgang wird alles von Tage zu Tage leichter. Der aushar- rende und beſtaͤndige Gebrauch der oben angezeig- ten Mittel wird allererſt die Keuſchheit bringen, als eine wohl ausgewachſene, ſchoͤne Frucht aus dem Luſtgarten GOttes. Dieſe Mittel erweiſen ihre erwartete Wirckung nicht ſo flugs: ſondern erſt nach langwierigem harren, beten und ſchar- fem ringen: eben gleichwie die Sonne nicht in einem Tag die reiffen Fruͤchte aus dem Holtz her- vorzeucht. O mein Pilgrim! wie wilt du denn in einem Tag zuruͤck an den Ort, von dannen du doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/674
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/674>, abgerufen am 21.11.2024.