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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkert.
doch schon von vielen Jahren ausgereiset und irr-
gegangen bist? Ein so tief eingewurtzelter Scha-
de läßt sich ja nicht sogleich mit einer Feder wegwi-
schen. Mancher hat ziemlich glücklich angefan-
gen, ist auch mit einigem Fortgang fortgefahren;
weil er aber nicht bis ans Ende ausgeharret, hat
er alles wieder verlohren was er erarbeitet hatte,
und ist nur schlimmer worden.

Jn der Uebung dieser Mittel muß eine wach-
same Genauigkeit
beobachtet werden, auch in
kleinsten Sachen, ohne etwas von allen diesen
heilsamen Vorschlägen zu versäumen. Es ist
nicht genug auf der Hut zu seyn, die Dinge be-
treffend, so am nächsten zum Sturtzfall führen,
und dagegen sich in geringeren Händeln Freyheit
geben; man muß seiner Natur nicht das wenig-
ste gestatten das die Keuschheit beschmitzen könte;
auch nichts aus der Acht lassen, was sie befördern
könte. Das kleine verleitet gar leicht zum gros-
sen; ein klein Fehlerlein führet oft zu einer grossen
Sünde; und die Behutsamkeit in den geringsten
Pflichten erhebet dagegen die Seele auf den höch-
sten Gipfel der Keuschheit. Die mindeste Ge-
fälligkeit und Herunterlassung des hochedlen Gei-
stes zum Fleisch, in sich oder andern, ist gerade
capabel, alles in der Seele umzuwerffen, das ober-
ste zu unterst zu kehren, und das Feuer der unrei-
nen Lust zu entzünden; und das alles in schneller
Zeit. Jm Gegentheil kann die Enthaltung von un-
schuldig scheinenden Lüstlein das Hertz in göttlich
ruhigem Frieden und himmlisch reiner Freude be-
wahren, und vor schweren Versuchungen und See-
len kränckenden Fehltritten beschirmen. Wer im
Geringsten treu ist, der ist auch im Grossen
treu.
Luc. 16, 10. Wer das Geringe verachtet,

wird

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkert.
doch ſchon von vielen Jahren ausgereiſet und irr-
gegangen biſt? Ein ſo tief eingewurtzelter Scha-
de laͤßt ſich ja nicht ſogleich mit einer Feder wegwi-
ſchen. Mancher hat ziemlich gluͤcklich angefan-
gen, iſt auch mit einigem Fortgang fortgefahren;
weil er aber nicht bis ans Ende ausgeharret, hat
er alles wieder verlohren was er erarbeitet hatte,
und iſt nur ſchlimmer worden.

Jn der Uebung dieſer Mittel muß eine wach-
ſame Genauigkeit
beobachtet werden, auch in
kleinſten Sachen, ohne etwas von allen dieſen
heilſamen Vorſchlaͤgen zu verſaͤumen. Es iſt
nicht genug auf der Hut zu ſeyn, die Dinge be-
treffend, ſo am naͤchſten zum Sturtzfall fuͤhren,
und dagegen ſich in geringeren Haͤndeln Freyheit
geben; man muß ſeiner Natur nicht das wenig-
ſte geſtatten das die Keuſchheit beſchmitzen koͤnte;
auch nichts aus der Acht laſſen, was ſie befoͤrdern
koͤnte. Das kleine verleitet gar leicht zum groſ-
ſen; ein klein Fehlerlein fuͤhret oft zu einer groſſen
Suͤnde; und die Behutſamkeit in den geringſten
Pflichten erhebet dagegen die Seele auf den hoͤch-
ſten Gipfel der Keuſchheit. Die mindeſte Ge-
faͤlligkeit und Herunterlaſſung des hochedlen Gei-
ſtes zum Fleiſch, in ſich oder andern, iſt gerade
capabel, alles in der Seele umzuwerffen, das ober-
ſte zu unterſt zu kehren, und das Feuer der unrei-
nen Luſt zu entzuͤnden; und das alles in ſchneller
Zeit. Jm Gegentheil kann die Enthaltung von un-
ſchuldig ſcheinenden Luͤſtlein das Hertz in goͤttlich
ruhigem Frieden und himmliſch reiner Freude be-
wahren, und vor ſchweren Verſuchungen und See-
len kraͤnckenden Fehltritten beſchirmen. Wer im
Geringſten treu iſt, der iſt auch im Groſſen
treu.
Luc. 16, 10. Wer das Geringe verachtet,

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[655/0675] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkert. doch ſchon von vielen Jahren ausgereiſet und irr- gegangen biſt? Ein ſo tief eingewurtzelter Scha- de laͤßt ſich ja nicht ſogleich mit einer Feder wegwi- ſchen. Mancher hat ziemlich gluͤcklich angefan- gen, iſt auch mit einigem Fortgang fortgefahren; weil er aber nicht bis ans Ende ausgeharret, hat er alles wieder verlohren was er erarbeitet hatte, und iſt nur ſchlimmer worden. Jn der Uebung dieſer Mittel muß eine wach- ſame Genauigkeit beobachtet werden, auch in kleinſten Sachen, ohne etwas von allen dieſen heilſamen Vorſchlaͤgen zu verſaͤumen. Es iſt nicht genug auf der Hut zu ſeyn, die Dinge be- treffend, ſo am naͤchſten zum Sturtzfall fuͤhren, und dagegen ſich in geringeren Haͤndeln Freyheit geben; man muß ſeiner Natur nicht das wenig- ſte geſtatten das die Keuſchheit beſchmitzen koͤnte; auch nichts aus der Acht laſſen, was ſie befoͤrdern koͤnte. Das kleine verleitet gar leicht zum groſ- ſen; ein klein Fehlerlein fuͤhret oft zu einer groſſen Suͤnde; und die Behutſamkeit in den geringſten Pflichten erhebet dagegen die Seele auf den hoͤch- ſten Gipfel der Keuſchheit. Die mindeſte Ge- faͤlligkeit und Herunterlaſſung des hochedlen Gei- ſtes zum Fleiſch, in ſich oder andern, iſt gerade capabel, alles in der Seele umzuwerffen, das ober- ſte zu unterſt zu kehren, und das Feuer der unrei- nen Luſt zu entzuͤnden; und das alles in ſchneller Zeit. Jm Gegentheil kann die Enthaltung von un- ſchuldig ſcheinenden Luͤſtlein das Hertz in goͤttlich ruhigem Frieden und himmliſch reiner Freude be- wahren, und vor ſchweren Verſuchungen und See- len kraͤnckenden Fehltritten beſchirmen. Wer im Geringſten treu iſt, der iſt auch im Groſſen treu. Luc. 16, 10. Wer das Geringe verachtet, wird

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/675>, abgerufen am 22.11.2024.