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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
ihn und sprach: Laß dir doch meinen Zustand hertzlich
angelegen seyn, und bete für mich. Der Mann that sei-
ne Fürbitte innig und andächtig. Dis geschahe zu ver-
schiedenen malen. Daher wunderte sich der alte from-
me Mann, daß der angefochtene so oft wieder zu ihm
kam mit seiner alten Klage. GOtt aber offenbarte ihm
als seinem Freunde im Gesicht, wie läßig und faul jener
in so hohen schweren Uebungen wäre. Er sahe nemlich
den angefochtenen, und siehe der Hurengeist hatte sein
Spiel vor ihm. Er sahe aber auch den Engel des HErrn da-
bey stehen, der war sehr ungehalten auf diesen faulen Bru-
der, daß er in solcher Anfechtung nicht auf die Erde fiel, sein
Gebet mit Ernst zu GOtt dem HErrn zu thun, sondern
ließ ihm seine eigene Gedancken gefallen, und hatte sei-
ne Lust daran. Demnach sprach der heilige Mann zu
diesem vermeintlich angefochtenen, als er mit seinen kal-
ten und faulen Klagen wiederkam: Es ist unmöglich
daß der Hurengeist von dir weiche, obschon hundert an-
dere Leute mit inständiger Fürbitte für dich anhalten
möchten; es sey dann, daß du dich auch selbst bemühest
mit flehendlichem seufzen, daß unser Herr JEsus Chri-
stus dir seine Barmhertzigkeit wiederfahren lasse. Denn
wann gleich ein Artzt einem zur Gesundheit Artzney giebet,
und dabey allen möglichen Fleiß anwendet: so ist doch,
wann der Krancke sich von schädlichen Dingen nicht ent-
halten will, mit des Artztes Sorge nicht viel geholfen.
Also ists beschaffen, wann die Seele Noth leidet. Es
können und sollen ja wol Männer GOttes JEsum, sol-
cher angefochtenen Leute halber, auf ihr Begehren gantz
inniglich anruffen: jedoch wann sich diese nicht nach al-
lem Wohlgefallen GOttes richten: so kann ihnen, als
Faulentzern, die sich um ihrer Seelen Wohlfarth nicht
viel bekümmern, das Gebet heiliger Menschen nicht zu
gute kommen. Da der Bruder dis hörete: giengs ihm
durchs Hertz, und er trachtete mit Fleiß nach GOttes
Reich; ließ es ihm mit fasten, wachen und beten sauer
werden. Da erlangte er Barmhertzigkeit bey Christo,
und der Geist der unreinen Lustseuche muste alsdenn
von ihm weichen.

Ach daß dis auch alle Jünglinge tief zu Her-
tzen nähmen; also daß es ihnen vor diesem verzu-
ckerten Gifft eckeln und ihrer Seelen zuwieder seyn
möchte diese Speise anzurühren. 1 B. Mos. 39, 8.
Job. 6, 7. Sonderlich ist die Versuchung als-

denn
III. Th. Betr. der Unreinigk. T t

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
ihn und ſprach: Laß dir doch meinen Zuſtand hertzlich
angelegen ſeyn, und bete fuͤr mich. Der Mann that ſei-
ne Fuͤrbitte innig und andaͤchtig. Dis geſchahe zu ver-
ſchiedenen malen. Daher wunderte ſich der alte from-
me Mann, daß der angefochtene ſo oft wieder zu ihm
kam mit ſeiner alten Klage. GOtt aber offenbarte ihm
als ſeinem Freunde im Geſicht, wie laͤßig und faul jener
in ſo hohen ſchweren Uebungen waͤre. Er ſahe nemlich
den angefochtenen, und ſiehe der Hurengeiſt hatte ſein
Spiel vor ihm. Er ſahe aber auch den Engel des HErrn da-
bey ſtehen, der war ſehr ungehalten auf dieſen faulen Bru-
der, daß er in ſolcher Anfechtung nicht auf die Erde fiel, ſein
Gebet mit Ernſt zu GOtt dem HErrn zu thun, ſondern
ließ ihm ſeine eigene Gedancken gefallen, und hatte ſei-
ne Luſt daran. Demnach ſprach der heilige Mann zu
dieſem vermeintlich angefochtenen, als er mit ſeinen kal-
ten und faulen Klagen wiederkam: Es iſt unmoͤglich
daß der Hurengeiſt von dir weiche, obſchon hundert an-
dere Leute mit inſtaͤndiger Fuͤrbitte fuͤr dich anhalten
moͤchten; es ſey dann, daß du dich auch ſelbſt bemuͤheſt
mit flehendlichem ſeufzen, daß unſer Herr JEſus Chri-
ſtus dir ſeine Barmhertzigkeit wiederfahren laſſe. Denn
wann gleich ein Artzt einem zur Geſundheit Artzney giebet,
und dabey allen moͤglichen Fleiß anwendet: ſo iſt doch,
wann der Krancke ſich von ſchaͤdlichen Dingen nicht ent-
halten will, mit des Artztes Sorge nicht viel geholfen.
Alſo iſts beſchaffen, wann die Seele Noth leidet. Es
koͤnnen und ſollen ja wol Maͤnner GOttes JEſum, ſol-
cher angefochtenen Leute halber, auf ihr Begehren gantz
inniglich anruffen: jedoch wann ſich dieſe nicht nach al-
lem Wohlgefallen GOttes richten: ſo kann ihnen, als
Faulentzern, die ſich um ihrer Seelen Wohlfarth nicht
viel bekuͤmmern, das Gebet heiliger Menſchen nicht zu
gute kommen. Da der Bruder dis hoͤrete: giengs ihm
durchs Hertz, und er trachtete mit Fleiß nach GOttes
Reich; ließ es ihm mit faſten, wachen und beten ſauer
werden. Da erlangte er Barmhertzigkeit bey Chriſto,
und der Geiſt der unreinen Luſtſeuche muſte alsdenn
von ihm weichen.

Ach daß dis auch alle Juͤnglinge tief zu Her-
tzen naͤhmen; alſo daß es ihnen vor dieſem verzu-
ckerten Gifft eckeln und ihrer Seelen zuwieder ſeyn
moͤchte dieſe Speiſe anzuruͤhren. 1 B. Moſ. 39, 8.
Job. 6, 7. Sonderlich iſt die Verſuchung als-

denn
III. Th. Betr. der Unreinigk. T t
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[657/0677] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. ihn und ſprach: Laß dir doch meinen Zuſtand hertzlich angelegen ſeyn, und bete fuͤr mich. Der Mann that ſei- ne Fuͤrbitte innig und andaͤchtig. Dis geſchahe zu ver- ſchiedenen malen. Daher wunderte ſich der alte from- me Mann, daß der angefochtene ſo oft wieder zu ihm kam mit ſeiner alten Klage. GOtt aber offenbarte ihm als ſeinem Freunde im Geſicht, wie laͤßig und faul jener in ſo hohen ſchweren Uebungen waͤre. Er ſahe nemlich den angefochtenen, und ſiehe der Hurengeiſt hatte ſein Spiel vor ihm. Er ſahe aber auch den Engel des HErrn da- bey ſtehen, der war ſehr ungehalten auf dieſen faulen Bru- der, daß er in ſolcher Anfechtung nicht auf die Erde fiel, ſein Gebet mit Ernſt zu GOtt dem HErrn zu thun, ſondern ließ ihm ſeine eigene Gedancken gefallen, und hatte ſei- ne Luſt daran. Demnach ſprach der heilige Mann zu dieſem vermeintlich angefochtenen, als er mit ſeinen kal- ten und faulen Klagen wiederkam: Es iſt unmoͤglich daß der Hurengeiſt von dir weiche, obſchon hundert an- dere Leute mit inſtaͤndiger Fuͤrbitte fuͤr dich anhalten moͤchten; es ſey dann, daß du dich auch ſelbſt bemuͤheſt mit flehendlichem ſeufzen, daß unſer Herr JEſus Chri- ſtus dir ſeine Barmhertzigkeit wiederfahren laſſe. Denn wann gleich ein Artzt einem zur Geſundheit Artzney giebet, und dabey allen moͤglichen Fleiß anwendet: ſo iſt doch, wann der Krancke ſich von ſchaͤdlichen Dingen nicht ent- halten will, mit des Artztes Sorge nicht viel geholfen. Alſo iſts beſchaffen, wann die Seele Noth leidet. Es koͤnnen und ſollen ja wol Maͤnner GOttes JEſum, ſol- cher angefochtenen Leute halber, auf ihr Begehren gantz inniglich anruffen: jedoch wann ſich dieſe nicht nach al- lem Wohlgefallen GOttes richten: ſo kann ihnen, als Faulentzern, die ſich um ihrer Seelen Wohlfarth nicht viel bekuͤmmern, das Gebet heiliger Menſchen nicht zu gute kommen. Da der Bruder dis hoͤrete: giengs ihm durchs Hertz, und er trachtete mit Fleiß nach GOttes Reich; ließ es ihm mit faſten, wachen und beten ſauer werden. Da erlangte er Barmhertzigkeit bey Chriſto, und der Geiſt der unreinen Luſtſeuche muſte alsdenn von ihm weichen. Ach daß dis auch alle Juͤnglinge tief zu Her- tzen naͤhmen; alſo daß es ihnen vor dieſem verzu- ckerten Gifft eckeln und ihrer Seelen zuwieder ſeyn moͤchte dieſe Speiſe anzuruͤhren. 1 B. Moſ. 39, 8. Job. 6, 7. Sonderlich iſt die Verſuchung als- denn III. Th. Betr. der Unreinigk. T t

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/677>, abgerufen am 21.11.2024.