HErr meines Lebens! behüte mich für un- züchtigem Gesicht, und wende von mir alle böse Lüste: Laß mich nicht, auch nicht andere durch mich, in Unkeuschheit gerathen, und be- hüte mich für unverschämten Hertzen! Sie sollen nur sich allenthalben so aufführen, daß auch weltgesinnte Leute erkennen müssen, sie seyen ein Heiligthum und Sitz GOttes, und sich scheuen, sie mit unreinen Gedancken anzusehen. Wie jene gottselige Mutter zu ihrer Tochter sagte: Bezei- ge dich an allen Orten so, wie du thun wür- dest, wenn dein Seelen Bräutigam sichtbar- lich bey dir wäre; habe einen Abscheu an allem, was auch den geringsten Schein einer Leichtsinnig- keit hat; dencke an der heiligen Jungfrauen Ma- riä ihr Exempel, und sey in allen Dingen züchtig, damit die heiligen Engel gern um dich seyn.
Aus Luc. 21. und Matth. 24. ist offenbar, die Hauptpflicht der Menschen dieser letzten Zei- ten sey eine mäßige und nüchterne Keuschheit. Einige, die sich GOtt zu Wunderleuten auser- lesen, und die er zu Zeugen seiner Wahrheit ge- brauchen will, werden zum Fasten und anhalten- dem Gebet aufgefordert, beyde Männer und Wei- ber, Junge und Alte. Andere, die diesen himm- lischen Beruf ausgeschlagen, sind verdorben. An- bey siehet man, wie Bileam und Jesabel nicht feiren, GOttes Knechten Stricke zu legen, um sie zur Hurerey zu verführen: Offenb. 2, 20. Zu einer Zeit, da der HErr des Himmels im Anzug ist, und geneigt das Erbe der Heiden seinen Aus- erwehlten einzuräumen. Die Schlange ist höchst- bemühet, durch ihre Arglist den beynahe reif ge- wordenen Anschlag GOttes rückgängig zu ma- chen, und ihr wüstes Sündenreich länger wieder
den
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
HErr meines Lebens! behuͤte mich fuͤr un- zuͤchtigem Geſicht, und wende von mir alle boͤſe Luͤſte: Laß mich nicht, auch nicht andere durch mich, in Unkeuſchheit gerathen, und be- huͤte mich fuͤr unverſchaͤmten Hertzen! Sie ſollen nur ſich allenthalben ſo auffuͤhren, daß auch weltgeſinnte Leute erkennen muͤſſen, ſie ſeyen ein Heiligthum und Sitz GOttes, und ſich ſcheuen, ſie mit unreinen Gedancken anzuſehen. Wie jene gottſelige Mutter zu ihrer Tochter ſagte: Bezei- ge dich an allen Orten ſo, wie du thun wuͤr- deſt, wenn dein Seelen Braͤutigam ſichtbar- lich bey dir waͤre; habe einen Abſcheu an allem, was auch den geringſten Schein einer Leichtſinnig- keit hat; dencke an der heiligen Jungfrauen Ma- riaͤ ihr Exempel, und ſey in allen Dingen zuͤchtig, damit die heiligen Engel gern um dich ſeyn.
Aus Luc. 21. und Matth. 24. iſt offenbar, die Hauptpflicht der Menſchen dieſer letzten Zei- ten ſey eine maͤßige und nuͤchterne Keuſchheit. Einige, die ſich GOtt zu Wunderleuten auser- leſen, und die er zu Zeugen ſeiner Wahrheit ge- brauchen will, werden zum Faſten und anhalten- dem Gebet aufgefordert, beyde Maͤnner und Wei- ber, Junge und Alte. Andere, die dieſen himm- liſchen Beruf ausgeſchlagen, ſind verdorben. An- bey ſiehet man, wie Bileam und Jeſabel nicht feiren, GOttes Knechten Stricke zu legen, um ſie zur Hurerey zu verfuͤhren: Offenb. 2, 20. Zu einer Zeit, da der HErr des Himmels im Anzug iſt, und geneigt das Erbe der Heiden ſeinen Aus- erwehlten einzuraͤumen. Die Schlange iſt hoͤchſt- bemuͤhet, durch ihre Argliſt den beynahe reif ge- wordenen Anſchlag GOttes ruͤckgaͤngig zu ma- chen, und ihr wuͤſtes Suͤndenreich laͤnger wieder
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
HErr meines Lebens! behuͤte mich fuͤr un-
zuͤchtigem Geſicht, und wende von mir alle
boͤſe Luͤſte: Laß mich nicht, auch nicht andere
durch mich, in Unkeuſchheit gerathen, und be-
huͤte mich fuͤr unverſchaͤmten Hertzen! Sie
ſollen nur ſich allenthalben ſo auffuͤhren, daß auch
weltgeſinnte Leute erkennen muͤſſen, ſie ſeyen ein
Heiligthum und Sitz GOttes, und ſich ſcheuen,
ſie mit unreinen Gedancken anzuſehen. Wie jene
gottſelige Mutter zu ihrer Tochter ſagte: Bezei-
ge dich an allen Orten ſo, wie du thun wuͤr-
deſt, wenn dein Seelen Braͤutigam ſichtbar-
lich bey dir waͤre; habe einen Abſcheu an allem,
was auch den geringſten Schein einer Leichtſinnig-
keit hat; dencke an der heiligen Jungfrauen Ma-
riaͤ ihr Exempel, und ſey in allen Dingen zuͤchtig,
damit die heiligen Engel gern um dich ſeyn.
Aus Luc. 21. und Matth. 24. iſt offenbar,
die Hauptpflicht der Menſchen dieſer letzten Zei-
ten ſey eine maͤßige und nuͤchterne Keuſchheit.
Einige, die ſich GOtt zu Wunderleuten auser-
leſen, und die er zu Zeugen ſeiner Wahrheit ge-
brauchen will, werden zum Faſten und anhalten-
dem Gebet aufgefordert, beyde Maͤnner und Wei-
ber, Junge und Alte. Andere, die dieſen himm-
liſchen Beruf ausgeſchlagen, ſind verdorben. An-
bey ſiehet man, wie Bileam und Jeſabel nicht
feiren, GOttes Knechten Stricke zu legen, um
ſie zur Hurerey zu verfuͤhren: Offenb. 2, 20. Zu
einer Zeit, da der HErr des Himmels im Anzug
iſt, und geneigt das Erbe der Heiden ſeinen Aus-
erwehlten einzuraͤumen. Die Schlange iſt hoͤchſt-
bemuͤhet, durch ihre Argliſt den beynahe reif ge-
wordenen Anſchlag GOttes ruͤckgaͤngig zu ma-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/683>, abgerufen am 22.11.2024.
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