Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. macht, sondern auch auf weit hinaus Jahr und Tagder Seele zur Plage werde. Es nehme sich doch ja niemand vor, die Augen zu sättigen: denn das ist eben so wenig möglich, als daß die Hölle und das Verderben erfüllet werden möge. Sprüchw. 27, 20. Die Geilheit ist ein unersättlich Ding: dahero ist die Abziehung der Gedancken unumgänglich nöthig, daß man das Auge der Seelen vor diesem Basilisk zuschliesse, und ihn inwendig mit keinem Gedancken ansehe. Alle andere Laster, je steiffer man sie be- trachtet, je grösseren Eckel und Abscheu erwecken sie, (als zum Exempel, Geitz, Hochmuth, Völlerey, Lügen, Falschheit, Diebstahl etc.) nur an die eintzige Unkeuschheit ists nicht richtig noch rathsam auch nur einen Augenblick zu gedencken. Ja noch mehr: gleich wie die Wirckungen der Seele weit schneller, heftiger, und durchdringender sind, als die Verrich- tungen des Leibes: also kann das Nachsinnen und die Erinnerung eines einigen Histörgens oder einer unreinen That, die etwa ein anderer begangen, das Lustfeuer viel hitziger im Leibe entzünden, als noch wol das leibliche anschauen etwa thun mag; sonder- lich, wenn etwa eine wüste Geschichte im Gedächt- niß befestiget worden. Da ist kein besser Mittel, als solche gleichsam aus dem Gedächtniß zu verban- nen, und nicht mehr daran zu gedencken. Der Un- keuschheit mit Gewalt ins Angesicht wiederstehen wollen, macht das übel nur ärger. Je länger sich die Seele diesem schmeichlerischen Verräther gerade zu entgegen setzt: je tieffer sie unvermerckt in den Koth hineinkommt, allmählig gefangen und wenig- stens in Befleckung der Seele gestürtzt und verstri- cket wird. Ja wenn das Gedächtniß der Phantasie ein unkeusch Werck nur vorstellet, welches etwa ge- schehen ist oder geschehen könte: so wird dadurch der Mensch III. Th. Betr. der Unreinigk. U u
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. macht, ſondern auch auf weit hinaus Jahr und Tagder Seele zur Plage werde. Es nehme ſich doch ja niemand vor, die Augen zu ſaͤttigen: denn das iſt eben ſo wenig moͤglich, als daß die Hoͤlle und das Verderben erfuͤllet werden moͤge. Spruͤchw. 27, 20. Die Geilheit iſt ein unerſaͤttlich Ding: dahero iſt die Abziehung der Gedancken unumgaͤnglich noͤthig, daß man das Auge der Seelen vor dieſem Baſilisk zuſchlieſſe, und ihn inwendig mit keinem Gedancken anſehe. Alle andere Laſter, je ſteiffer man ſie be- trachtet, je groͤſſeren Eckel und Abſcheu erwecken ſie, (als zum Exempel, Geitz, Hochmuth, Voͤllerey, Luͤgen, Falſchheit, Diebſtahl ꝛc.) nur an die eintzige Unkeuſchheit iſts nicht richtig noch rathſam auch nur einen Augenblick zu gedencken. Ja noch mehr: gleich wie die Wirckungen der Seele weit ſchneller, heftiger, und durchdringender ſind, als die Verrich- tungen des Leibes: alſo kann das Nachſinnen und die Erinnerung eines einigen Hiſtoͤrgens oder einer unreinen That, die etwa ein anderer begangen, das Luſtfeuer viel hitziger im Leibe entzuͤnden, als noch wol das leibliche anſchauen etwa thun mag; ſonder- lich, wenn etwa eine wuͤſte Geſchichte im Gedaͤcht- niß befeſtiget worden. Da iſt kein beſſer Mittel, als ſolche gleichſam aus dem Gedaͤchtniß zu verban- nen, und nicht mehr daran zu gedencken. Der Un- keuſchheit mit Gewalt ins Angeſicht wiederſtehen wollen, macht das uͤbel nur aͤrger. Je laͤnger ſich die Seele dieſem ſchmeichleriſchen Verraͤther gerade zu entgegen ſetzt: je tieffer ſie unvermerckt in den Koth hineinkommt, allmaͤhlig gefangen und wenig- ſtens in Befleckung der Seele geſtuͤrtzt und verſtri- cket wird. Ja wenn das Gedaͤchtniß der Phantaſie ein unkeuſch Werck nur vorſtellet, welches etwa ge- ſchehen iſt oder geſchehen koͤnte: ſo wird dadurch der Menſch III. Th. Betr. der Unreinigk. U u
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
macht, ſondern auch auf weit hinaus Jahr und Tag
der Seele zur Plage werde. Es nehme ſich doch
ja niemand vor, die Augen zu ſaͤttigen: denn das iſt
eben ſo wenig moͤglich, als daß die Hoͤlle und das
Verderben erfuͤllet werden moͤge. Spruͤchw. 27, 20.
Die Geilheit iſt ein unerſaͤttlich Ding: dahero iſt
die Abziehung der Gedancken unumgaͤnglich noͤthig,
daß man das Auge der Seelen vor dieſem Baſilisk
zuſchlieſſe, und ihn inwendig mit keinem Gedancken
anſehe. Alle andere Laſter, je ſteiffer man ſie be-
trachtet, je groͤſſeren Eckel und Abſcheu erwecken
ſie, (als zum Exempel, Geitz, Hochmuth, Voͤllerey,
Luͤgen, Falſchheit, Diebſtahl ꝛc.) nur an die eintzige
Unkeuſchheit iſts nicht richtig noch rathſam auch nur
einen Augenblick zu gedencken. Ja noch mehr:
gleich wie die Wirckungen der Seele weit ſchneller,
heftiger, und durchdringender ſind, als die Verrich-
tungen des Leibes: alſo kann das Nachſinnen und
die Erinnerung eines einigen Hiſtoͤrgens oder einer
unreinen That, die etwa ein anderer begangen, das
Luſtfeuer viel hitziger im Leibe entzuͤnden, als noch
wol das leibliche anſchauen etwa thun mag; ſonder-
lich, wenn etwa eine wuͤſte Geſchichte im Gedaͤcht-
niß befeſtiget worden. Da iſt kein beſſer Mittel,
als ſolche gleichſam aus dem Gedaͤchtniß zu verban-
nen, und nicht mehr daran zu gedencken. Der Un-
keuſchheit mit Gewalt ins Angeſicht wiederſtehen
wollen, macht das uͤbel nur aͤrger. Je laͤnger ſich
die Seele dieſem ſchmeichleriſchen Verraͤther gerade
zu entgegen ſetzt: je tieffer ſie unvermerckt in den
Koth hineinkommt, allmaͤhlig gefangen und wenig-
ſtens in Befleckung der Seele geſtuͤrtzt und verſtri-
cket wird. Ja wenn das Gedaͤchtniß der Phantaſie
ein unkeuſch Werck nur vorſtellet, welches etwa ge-
ſchehen iſt oder geſchehen koͤnte: ſo wird dadurch der
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