Mensch oft mehr gereitzet, als wenn er die That selbst mit seinen Augen sähe, welches ihm viel- leicht einen gräuerlichen Eckel erwecken würde.
Summa: der heilige Geist will, daß Hurerey und alle Unreinigkeit unter den Christen nicht ein- mal genennet werde. Ephes. 5, 3. Man muß mit der Unreinigkeit fliehende fechten, ihr den Rücken zuwenden, und nur Pfeile zurückschiessen; das ist: Nicht dran gedencken, in JEsu Wunden und GOt- tes Heiligkeit hinein fliehen, und den Feind mit gen Himmel aufsteigenden Stoßgebetlein abtreiben: sonst wird man gemeiniglich gefället. Eine Pfütze und Schlammgrube weichet einem Wanderer nicht: der Reisende muß ihr weichen und auf die Seite ge- hen. Will er mit ihr fechten und auf sie zuschlagen, so wird er an seinen Kleidern und Angesicht bald erfahren was er macht. Ein Christ ist eben auch ein Fußgänger: er gehet von der Karrstrasse der kothigen Welt ab; meidet die weiten Umwege, und gehet schön gerade zu: der Fußweg ist kürtzer, erha- bener und trockener. Sprüchw. 3, 17. Gal. 6, 16.
IV.Ein wiedergeborner Christ stellet oftmals heilige Betrachtungen über die Liebe GOttes, über den Adelstand seiner Seele, über das Leiden JEsu, über die hei- lige Schrift etc. an
Ein Christ erweget
EJn Hauptmittel wieder alle Unzucht ist, hei- lige Betrachtungen anstellen. Nicht nur der leibliche Müßiggang ist des Teufels Hauptküssen und Nest, darinnen er seine Brut aus- hecket: sondern fürnehmlich der geistliche Müßig- gang. Wo er das Hauß müßig findet, nimmt ers mit siebenmal ärgeren Kräfften ein. Matth. 12, 44.
1) Wie edel sey Leib und Seele.
Betrachte demnach 1. wie Leib und Seele gleich- wol Tempel des heiligen Geistes sind. Die Juden wolten lieber ihre Hälse hergeben, als des Käysers
Ca-
Anhang zum dritten Theil,
Menſch oft mehr gereitzet, als wenn er die That ſelbſt mit ſeinen Augen ſaͤhe, welches ihm viel- leicht einen graͤuerlichen Eckel erwecken wuͤrde.
Summa: der heilige Geiſt will, daß Hurerey und alle Unreinigkeit unter den Chriſten nicht ein- mal genennet werde. Epheſ. 5, 3. Man muß mit der Unreinigkeit fliehende fechten, ihr den Ruͤcken zuwenden, und nur Pfeile zuruͤckſchieſſen; das iſt: Nicht dran gedencken, in JEſu Wunden und GOt- tes Heiligkeit hinein fliehen, und den Feind mit gen Himmel aufſteigenden Stoßgebetlein abtreiben: ſonſt wird man gemeiniglich gefaͤllet. Eine Pfuͤtze und Schlammgrube weichet einem Wanderer nicht: der Reiſende muß ihr weichen und auf die Seite ge- hen. Will er mit ihr fechten und auf ſie zuſchlagen, ſo wird er an ſeinen Kleidern und Angeſicht bald erfahren was er macht. Ein Chriſt iſt eben auch ein Fußgaͤnger: er gehet von der Karrſtraſſe der kothigen Welt ab; meidet die weiten Umwege, und gehet ſchoͤn gerade zu: der Fußweg iſt kuͤrtzer, erha- bener und trockener. Spruͤchw. 3, 17. Gal. 6, 16.
IV.Ein wiedergeborner Chriſt ſtellet oftmals heilige Betrachtungen uͤber die Liebe GOttes, uͤber den Adelſtand ſeiner Seele, uͤber das Leiden JEſu, uͤber die hei- lige Schrift ꝛc. an
Ein Chriſt erweget
EJn Hauptmittel wieder alle Unzucht iſt, hei- lige Betrachtungen anſtellen. Nicht nur der leibliche Muͤßiggang iſt des Teufels Hauptkuͤſſen und Neſt, darinnen er ſeine Brut aus- hecket: ſondern fuͤrnehmlich der geiſtliche Muͤßig- gang. Wo er das Hauß muͤßig findet, nimmt ers mit ſiebenmal aͤrgeren Kraͤfften ein. Matth. 12, 44.
1) Wie edel ſey Leib und Seele.
Betrachte demnach 1. wie Leib und Seele gleich- wol Tempel des heiligen Geiſtes ſind. Die Juden wolten lieber ihre Haͤlſe hergeben, als des Kaͤyſers
Ca-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0694"n="674"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
Menſch oft mehr gereitzet, als wenn er die That<lb/>ſelbſt mit ſeinen Augen ſaͤhe, welches ihm viel-<lb/>
leicht einen graͤuerlichen Eckel erwecken wuͤrde.</p><lb/><p>Summa: der heilige Geiſt will, daß Hurerey<lb/>
und alle Unreinigkeit unter den Chriſten nicht ein-<lb/>
mal genennet werde. Epheſ. 5, 3. Man muß mit<lb/>
der Unreinigkeit fliehende fechten, ihr den Ruͤcken<lb/>
zuwenden, und nur Pfeile zuruͤckſchieſſen; das iſt:<lb/>
Nicht dran gedencken, in JEſu Wunden und GOt-<lb/>
tes Heiligkeit hinein fliehen, und den Feind mit gen<lb/>
Himmel aufſteigenden Stoßgebetlein abtreiben:<lb/>ſonſt wird man gemeiniglich gefaͤllet. Eine Pfuͤtze<lb/>
und Schlammgrube weichet einem Wanderer nicht:<lb/>
der Reiſende muß ihr weichen und auf die Seite ge-<lb/>
hen. Will er mit ihr fechten und auf ſie zuſchlagen,<lb/>ſo wird er an ſeinen Kleidern und Angeſicht bald<lb/>
erfahren was er macht. Ein Chriſt iſt eben auch<lb/>
ein Fußgaͤnger: er gehet von der Karrſtraſſe der<lb/>
kothigen Welt ab; meidet die weiten Umwege, und<lb/>
gehet ſchoͤn gerade zu: der Fußweg iſt kuͤrtzer, erha-<lb/>
bener und trockener. Spruͤchw. 3, 17. Gal. 6, 16.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">IV.</hi><hirendition="#b">Ein wiedergeborner Chriſt ſtellet oftmals heilige<lb/>
Betrachtungen uͤber die Liebe GOttes, uͤber den Adelſtand<lb/>ſeiner Seele, uͤber das Leiden JEſu, uͤber die hei-<lb/>
lige Schrift ꝛc. an</hi></head><lb/><noteplace="left">Ein Chriſt<lb/>
erweget</note><p><hirendition="#in">E</hi>Jn Hauptmittel wieder alle Unzucht iſt, hei-<lb/>
lige Betrachtungen anſtellen. Nicht nur der<lb/>
leibliche Muͤßiggang iſt des Teufels<lb/>
Hauptkuͤſſen und Neſt, darinnen er ſeine Brut aus-<lb/>
hecket: ſondern fuͤrnehmlich der geiſtliche Muͤßig-<lb/>
gang. Wo er das Hauß muͤßig findet, nimmt ers<lb/>
mit ſiebenmal aͤrgeren Kraͤfften ein. Matth. 12, 44.</p><lb/><noteplace="left">1) Wie<lb/>
edel ſey<lb/>
Leib und<lb/>
Seele.</note><p>Betrachte demnach 1. wie Leib und Seele gleich-<lb/>
wol Tempel des heiligen Geiſtes ſind. Die Juden<lb/>
wolten lieber ihre Haͤlſe hergeben, als des Kaͤyſers<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ca-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[674/0694]
Anhang zum dritten Theil,
Menſch oft mehr gereitzet, als wenn er die That
ſelbſt mit ſeinen Augen ſaͤhe, welches ihm viel-
leicht einen graͤuerlichen Eckel erwecken wuͤrde.
Summa: der heilige Geiſt will, daß Hurerey
und alle Unreinigkeit unter den Chriſten nicht ein-
mal genennet werde. Epheſ. 5, 3. Man muß mit
der Unreinigkeit fliehende fechten, ihr den Ruͤcken
zuwenden, und nur Pfeile zuruͤckſchieſſen; das iſt:
Nicht dran gedencken, in JEſu Wunden und GOt-
tes Heiligkeit hinein fliehen, und den Feind mit gen
Himmel aufſteigenden Stoßgebetlein abtreiben:
ſonſt wird man gemeiniglich gefaͤllet. Eine Pfuͤtze
und Schlammgrube weichet einem Wanderer nicht:
der Reiſende muß ihr weichen und auf die Seite ge-
hen. Will er mit ihr fechten und auf ſie zuſchlagen,
ſo wird er an ſeinen Kleidern und Angeſicht bald
erfahren was er macht. Ein Chriſt iſt eben auch
ein Fußgaͤnger: er gehet von der Karrſtraſſe der
kothigen Welt ab; meidet die weiten Umwege, und
gehet ſchoͤn gerade zu: der Fußweg iſt kuͤrtzer, erha-
bener und trockener. Spruͤchw. 3, 17. Gal. 6, 16.
IV. Ein wiedergeborner Chriſt ſtellet oftmals heilige
Betrachtungen uͤber die Liebe GOttes, uͤber den Adelſtand
ſeiner Seele, uͤber das Leiden JEſu, uͤber die hei-
lige Schrift ꝛc. an
EJn Hauptmittel wieder alle Unzucht iſt, hei-
lige Betrachtungen anſtellen. Nicht nur der
leibliche Muͤßiggang iſt des Teufels
Hauptkuͤſſen und Neſt, darinnen er ſeine Brut aus-
hecket: ſondern fuͤrnehmlich der geiſtliche Muͤßig-
gang. Wo er das Hauß muͤßig findet, nimmt ers
mit ſiebenmal aͤrgeren Kraͤfften ein. Matth. 12, 44.
Betrachte demnach 1. wie Leib und Seele gleich-
wol Tempel des heiligen Geiſtes ſind. Die Juden
wolten lieber ihre Haͤlſe hergeben, als des Kaͤyſers
Ca-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/694>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.