Caligulä Bild im Tempel zu Jerusalem lassen auf- richten: und du woltest dem Höllenbock in dem un- vergleichlich kostbaren Tempel, so GOtt alleine ewig gewidmet seyn soll, die Ehre anthun, und sein Ge- schirre da hindurch tragen, ja so gar wüste und un- flätige Bilder an die Wände und Mauren mahlen lassen? das wäre die greulichste Beschimpfung und Lästerung der allerheiligsten Majestät.
Wann Petrus die allerabscheulichsten Greuelmen- schen beschreibt: 2 Pet. 2, 14. so sagt er, sie haben Au- gen voll von der Ehebrecherin. Die Seele kann mit den Augen verglichen werden. Das Auge ist an sich sehr klein, und gleichwol kommt der weite Him- mel, Meer und Land, grosse Städte und hohe Ber- ge drein: also kommt in die Seele das Himmel- und Höllenreich. Warum nun nicht auch eine Ehe- brecherin? Allerdings stehet sie da, auch abwesend, vor dem Auge der Seelen, und die Seele treibet wie bey Tag so bey Nacht in den Gedancken schändliche Dinge mit ihr, als ob sie leibhaftig zugegen wäre. Wie hündisch wäre es nun, in einer Kirche Unzucht zu begehen: wie vielmehr denn im Tempel des leben- digen GOttes, da der heilige Geist selbst in eigner allerhöchsten Person betet, singet, lehret, bestraffet, ermahnet, tröstet etc. Wie, mein Christ! erkennest du nicht, wie hoch dich dein GOtt ehre? woltest du dich vom Mord und Lügengeist zum Schwein und Hundesstall machen lassen? O nein! seuftze vielmehr: O JEsu, JEsu! mach von sol- cher Teufeley mir auch mein Gemüthe frey. Nun mein liebster! der du weidest unter Rosen reiner Zucht, keine Geilheitsnesseln leidest, dein Kuß reine Lippen sucht. Du solt stets vor an- dern allen, meinen Augen wohlgefallen; laß dann auch bey mir nichts ein, was dir könte wiedrig seyn.
Son-
U u 2
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Caligulaͤ Bild im Tempel zu Jeruſalem laſſen auf- richten: und du wolteſt dem Hoͤllenbock in dem un- vergleichlich koſtbaren Tempel, ſo GOtt alleine ewig gewidmet ſeyn ſoll, die Ehre anthun, und ſein Ge- ſchirre da hindurch tragen, ja ſo gar wuͤſte und un- flaͤtige Bilder an die Waͤnde und Mauren mahlen laſſen? das waͤre die greulichſte Beſchimpfung und Laͤſterung der allerheiligſten Majeſtaͤt.
Wann Petrus die allerabſcheulichſten Greuelmen- ſchen beſchreibt: 2 Pet. 2, 14. ſo ſagt er, ſie haben Au- gen voll von der Ehebrecherin. Die Seele kann mit den Augen verglichen werden. Das Auge iſt an ſich ſehr klein, und gleichwol kommt der weite Him- mel, Meer und Land, groſſe Staͤdte und hohe Ber- ge drein: alſo kommt in die Seele das Himmel- und Hoͤllenreich. Warum nun nicht auch eine Ehe- brecherin? Allerdings ſtehet ſie da, auch abweſend, vor dem Auge der Seelen, und die Seele treibet wie bey Tag ſo bey Nacht in den Gedancken ſchaͤndliche Dinge mit ihr, als ob ſie leibhaftig zugegen waͤre. Wie huͤndiſch waͤre es nun, in einer Kirche Unzucht zu begehen: wie vielmehr denn im Tempel des leben- digen GOttes, da der heilige Geiſt ſelbſt in eigner allerhoͤchſten Perſon betet, ſinget, lehret, beſtraffet, ermahnet, troͤſtet ꝛc. Wie, mein Chriſt! erkenneſt du nicht, wie hoch dich dein GOtt ehre? wolteſt du dich vom Mord und Luͤgengeiſt zum Schwein und Hundesſtall machen laſſen? O nein! ſeuftze vielmehr: O JEſu, JEſu! mach von ſol- cher Teufeley mir auch mein Gemuͤthe frey. Nun mein liebſter! der du weideſt unter Roſen reiner Zucht, keine Geilheitsneſſeln leideſt, dein Kuß reine Lippen ſucht. Du ſolt ſtets vor an- dern allen, meinen Augen wohlgefallen; laß dann auch bey mir nichts ein, was dir koͤnte wiedrig ſeyn.
Son-
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Caligulaͤ Bild im Tempel zu Jeruſalem laſſen auf-
richten: und du wolteſt dem Hoͤllenbock in dem un-
vergleichlich koſtbaren Tempel, ſo GOtt alleine ewig
gewidmet ſeyn ſoll, die Ehre anthun, und ſein Ge-
ſchirre da hindurch tragen, ja ſo gar wuͤſte und un-
flaͤtige Bilder an die Waͤnde und Mauren mahlen
laſſen? das waͤre die greulichſte Beſchimpfung und
Laͤſterung der allerheiligſten Majeſtaͤt.
Wann Petrus die allerabſcheulichſten Greuelmen-
ſchen beſchreibt: 2 Pet. 2, 14. ſo ſagt er, ſie haben Au-
gen voll von der Ehebrecherin. Die Seele kann
mit den Augen verglichen werden. Das Auge iſt an
ſich ſehr klein, und gleichwol kommt der weite Him-
mel, Meer und Land, groſſe Staͤdte und hohe Ber-
ge drein: alſo kommt in die Seele das Himmel- und
Hoͤllenreich. Warum nun nicht auch eine Ehe-
brecherin? Allerdings ſtehet ſie da, auch abweſend,
vor dem Auge der Seelen, und die Seele treibet wie
bey Tag ſo bey Nacht in den Gedancken ſchaͤndliche
Dinge mit ihr, als ob ſie leibhaftig zugegen waͤre.
Wie huͤndiſch waͤre es nun, in einer Kirche Unzucht
zu begehen: wie vielmehr denn im Tempel des leben-
digen GOttes, da der heilige Geiſt ſelbſt in
eigner allerhoͤchſten Perſon betet, ſinget, lehret,
beſtraffet, ermahnet, troͤſtet ꝛc. Wie, mein Chriſt!
erkenneſt du nicht, wie hoch dich dein GOtt ehre?
wolteſt du dich vom Mord und Luͤgengeiſt zum
Schwein und Hundesſtall machen laſſen? O nein!
ſeuftze vielmehr: O JEſu, JEſu! mach von ſol-
cher Teufeley mir auch mein Gemuͤthe frey.
Nun mein liebſter! der du weideſt unter Roſen
reiner Zucht, keine Geilheitsneſſeln leideſt, dein
Kuß reine Lippen ſucht. Du ſolt ſtets vor an-
dern allen, meinen Augen wohlgefallen; laß
dann auch bey mir nichts ein, was dir koͤnte
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/695>, abgerufen am 22.11.2024.
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