dert die Liebe. Hebr. 3, 13. 10, 24. Ernsthaffte und in der Tugend befestigte Christen zu sprechen ist überaus heilsam. Jhr Exempel ist ein Blitz, und ihre Reden sind ein Donner, die unsaubern Gedancken aus dem Hertzen zu treiben. Offen- hertzige und vertraute Gespräche gottesfürchtiger Leute sind niemals ohne Frucht: dagegen sind leichtfertige Worte höchstschädlich, und müssen wo nicht hier, dennoch in der Hölle gestrafft werden.
Ein ansehnlicher Mann faulete bis in den Hals und auf die Lunge: stanck daß niemand fast um ihn bleiben kon- te. Jedermann hatte mitleiden mit ihm: er erkante es aber für eine sonderbare Straffe GOttes, weil er un- verschämte Schertzreden so ofte geführt, und so viele schandbare grobe Historien erzehlt. Es waren ein Paar gute Freunde, welche der Satan mit einerley Sünden- stricken fest verbunden hatte, dergestalt, daß sie auf ihren wollüstigen Höllenwegen gantz vertraulich wandelten. Als diese einmal den Tag in ruchloser Gesellschafft mit Sauffen, Spielen und Lachen hatten hingebracht, und bey eingetretener Nacht, dem von Wein und Bier er- hitzten Fleisch, in einer Schlam-pfützen eine Abkühlung zu suchen giengen, höreten sie einen Christlichen Hauß- vater das schöne Abendlied: Christ der du bist der helle Tag, vor dir die Nacht nicht bleiben mag etc. mit seinen Hausgenossen singen. Dis legte dem einen ohne Zweifel durch des heiligen Geistes Gnad und Kraft, gleichsam einen Zügel an, daß er stehen blieb und dem Gesang in der Stille zuhörete. Als nun diese gottseli- ge Haußkirche auf die Worte kam: wir bitten dich HErr JEsu Christ, behüt uns vor des Teufels List, der stets nach unsrer Seelen tracht, daß er an uns hab keine Macht etc. erseufzete er und die Thränen stiegen ihm in die Augen. Er eilete dem andern, der indessen etwas fortgegangen war, nach, und sagte: mein, was machen wir? diese Seelen beten so emsig und hertzlich, daß sie ihr JEsus vor des Teufels Macht und List bewahren wolle, und wir verwicklen uns muthwil- lig in seinen Stricken. Wir haben den gantzen Tag in Sünden zugebracht, und eilen nun an einen unreinen Ort, daselbst ihn mit neuen Greueln zu beschliessen! wie, wenn GOtt der gerechte und allwissende Richter, dessen Güte und Langmuth wir uns bisher zur Busse nicht ha- ben leiten lassen wollen, diese Nacht sie von uns wen-
de-
Anhang zum dritten Theil,
dert die Liebe. Hebr. 3, 13. 10, 24. Ernſthaffte und in der Tugend befeſtigte Chriſten zu ſprechen iſt uͤberaus heilſam. Jhr Exempel iſt ein Blitz, und ihre Reden ſind ein Donner, die unſaubern Gedancken aus dem Hertzen zu treiben. Offen- hertzige und vertraute Geſpraͤche gottesfuͤrchtiger Leute ſind niemals ohne Frucht: dagegen ſind leichtfertige Worte hoͤchſtſchaͤdlich, und muͤſſen wo nicht hier, dennoch in der Hoͤlle geſtrafft werden.
Ein anſehnlicher Mann faulete bis in den Hals und auf die Lunge: ſtanck daß niemand faſt um ihn bleiben kon- te. Jedermann hatte mitleiden mit ihm: er erkante es aber fuͤr eine ſonderbare Straffe GOttes, weil er un- verſchaͤmte Schertzreden ſo ofte gefuͤhrt, und ſo viele ſchandbare grobe Hiſtorien erzehlt. Es waren ein Paar gute Freunde, welche der Satan mit einerley Suͤnden- ſtricken feſt verbunden hatte, dergeſtalt, daß ſie auf ihren wolluͤſtigen Hoͤllenwegen gantz vertraulich wandelten. Als dieſe einmal den Tag in ruchloſer Geſellſchafft mit Sauffen, Spielen und Lachen hatten hingebracht, und bey eingetretener Nacht, dem von Wein und Bier er- hitzten Fleiſch, in einer Schlam-pfuͤtzen eine Abkuͤhlung zu ſuchen giengen, hoͤreten ſie einen Chriſtlichen Hauß- vater das ſchoͤne Abendlied: Chriſt der du biſt der helle Tag, vor dir die Nacht nicht bleiben mag ꝛc. mit ſeinen Hausgenoſſen ſingen. Dis legte dem einen ohne Zweifel durch des heiligen Geiſtes Gnad und Kraft, gleichſam einen Zuͤgel an, daß er ſtehen blieb und dem Geſang in der Stille zuhoͤrete. Als nun dieſe gottſeli- ge Haußkirche auf die Worte kam: wir bitten dich HErr JEſu Chriſt, behuͤt uns vor des Teufels Liſt, der ſtets nach unſrer Seelen tracht, daß er an uns hab keine Macht ꝛc. erſeufzete er und die Thraͤnen ſtiegen ihm in die Augen. Er eilete dem andern, der indeſſen etwas fortgegangen war, nach, und ſagte: mein, was machen wir? dieſe Seelen beten ſo emſig und hertzlich, daß ſie ihr JEſus vor des Teufels Macht und Liſt bewahren wolle, und wir verwicklen uns muthwil- lig in ſeinen Stricken. Wir haben den gantzen Tag in Suͤnden zugebracht, und eilen nun an einen unreinen Ort, daſelbſt ihn mit neuen Greueln zu beſchlieſſen! wie, wenn GOtt der gerechte und allwiſſende Richter, deſſen Guͤte und Langmuth wir uns bisher zur Buſſe nicht ha- ben leiten laſſen wollen, dieſe Nacht ſie von uns wen-
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Anhang zum dritten Theil,
dert die Liebe. Hebr. 3, 13. 10, 24. Ernſthaffte
und in der Tugend befeſtigte Chriſten zu ſprechen
iſt uͤberaus heilſam. Jhr Exempel iſt ein Blitz,
und ihre Reden ſind ein Donner, die unſaubern
Gedancken aus dem Hertzen zu treiben. Offen-
hertzige und vertraute Geſpraͤche gottesfuͤrchtiger
Leute ſind niemals ohne Frucht: dagegen ſind
leichtfertige Worte hoͤchſtſchaͤdlich, und muͤſſen wo
nicht hier, dennoch in der Hoͤlle geſtrafft werden.
Ein anſehnlicher Mann faulete bis in den Hals und auf
die Lunge: ſtanck daß niemand faſt um ihn bleiben kon-
te. Jedermann hatte mitleiden mit ihm: er erkante
es aber fuͤr eine ſonderbare Straffe GOttes, weil er un-
verſchaͤmte Schertzreden ſo ofte gefuͤhrt, und ſo viele
ſchandbare grobe Hiſtorien erzehlt. Es waren ein Paar
gute Freunde, welche der Satan mit einerley Suͤnden-
ſtricken feſt verbunden hatte, dergeſtalt, daß ſie auf ihren
wolluͤſtigen Hoͤllenwegen gantz vertraulich wandelten.
Als dieſe einmal den Tag in ruchloſer Geſellſchafft mit
Sauffen, Spielen und Lachen hatten hingebracht, und
bey eingetretener Nacht, dem von Wein und Bier er-
hitzten Fleiſch, in einer Schlam-pfuͤtzen eine Abkuͤhlung
zu ſuchen giengen, hoͤreten ſie einen Chriſtlichen Hauß-
vater das ſchoͤne Abendlied: Chriſt der du biſt der
helle Tag, vor dir die Nacht nicht bleiben mag ꝛc.
mit ſeinen Hausgenoſſen ſingen. Dis legte dem einen
ohne Zweifel durch des heiligen Geiſtes Gnad und Kraft,
gleichſam einen Zuͤgel an, daß er ſtehen blieb und dem
Geſang in der Stille zuhoͤrete. Als nun dieſe gottſeli-
ge Haußkirche auf die Worte kam: wir bitten dich
HErr JEſu Chriſt, behuͤt uns vor des Teufels
Liſt, der ſtets nach unſrer Seelen tracht, daß er an
uns hab keine Macht ꝛc. erſeufzete er und die Thraͤnen
ſtiegen ihm in die Augen. Er eilete dem andern, der
indeſſen etwas fortgegangen war, nach, und ſagte: mein,
was machen wir? dieſe Seelen beten ſo emſig und
hertzlich, daß ſie ihr JEſus vor des Teufels Macht und
Liſt bewahren wolle, und wir verwicklen uns muthwil-
lig in ſeinen Stricken. Wir haben den gantzen Tag in
Suͤnden zugebracht, und eilen nun an einen unreinen
Ort, daſelbſt ihn mit neuen Greueln zu beſchlieſſen! wie,
wenn GOtt der gerechte und allwiſſende Richter, deſſen
Guͤte und Langmuth wir uns bisher zur Buſſe nicht ha-
ben leiten laſſen wollen, dieſe Nacht ſie von uns wen-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/712>, abgerufen am 22.11.2024.
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