entspriessenden Schand und Uebelthaten ist;) Sie müssen sie lehren den Müßiggang meiden samt aller Wollust; schlimme Oerter, Bücher, etc. Personen fliehen, des Nachts daheim bleiben, und ihre blut- getünchte Haut allerwegen, wo sichs ziemet mit einer ernstlichen Schamhafftigkeit verbergen, um nichts blosses, davon eine böse Reitzung genommen werden könte, davon sehen zu lassen etc.)
Doch muß es einer aus tausenden seyn, wel- chen man also zu seinem geheimen Freund auser- lesen darf: anerwogen eines ungeübten schlechter Rath entweder in Verzweiflung oder in Sicher- heit stürtzen kann.
Es kam ein Jüngling von der Lustseuche aufs äusserste gequälet, zu einem kalten Heiligen, der sein Lebtag in keinem Scharmützel mit dergleichen unsauberen Geistern gewesen: klagte ihm seine grosse Noth. Dieser stieß ihn als einen Teufelssclaven und Höllenbrand von sich. Als dieser nun aus Verzweiflung wieder zur Welt kehren wol- te begegnete ihm ein gewaltig: geübter Kämpfer im Heerläger Christi, der lase des Jünglings verstörtes Ge- müth aus seinem Gesicht, und forschete nach der Ursach. Der Angefochtene dachte: hat dich jener, der diesem an Weisheit und Heiligkeit bey weitem nicht beykommt, platt hin verdammt, so wird dich dieser wol in die Hölle stossen unter alle Teufel; Schwieg derowegen still, bis ihms der weise Mann heraus lockte und ihm aus dem süssen Trost des Evangelii Leben und Segen vorhielt; wovon er dermassen in GOtt gestärcket ward, daß er als ein hellgläntzender Stern mitten unter GOttes liebsten Kindern leuchtet. Es bat aber dieser fromme Samari- ter den allmächtigen HErrn, daß Er doch eine gleiche Versuchung über den unerfahrnen Wegweiser verhenge. Welches, da es geschahe, den Mann so kleinmüthig machte, daß er alles aufgab, den Weg der Gerechtigkeit plötzlich verließ, und sich behend zur Welt kehren wol- te: wo nicht jener göttlich erleuchtete auf ihn gepasset, ihn aufgefangen, nach kurtzer Bestraffung ihn ermuntert und gleichfals Oel und Wein in seine Wunden gegos- sen hätte. Und so hat er ihn zur Schul geführt, damit er lernte zu nächst vorsichtiger mit angefochtenen um- gehen.
Es
Anhang zum dritten Theil,
entſprieſſenden Schand und Uebelthaten iſt;) Sie muͤſſen ſie lehren den Muͤßiggang meiden ſamt aller Wolluſt; ſchlimme Oerter, Buͤcher, ꝛc. Perſonen fliehen, des Nachts daheim bleiben, und ihre blut- getuͤnchte Haut allerwegen, wo ſichs ziemet mit einer ernſtlichen Schamhafftigkeit verbergen, um nichts bloſſes, davon eine boͤſe Reitzung genommen werden koͤnte, davon ſehen zu laſſen ꝛc.)
Doch muß es einer aus tauſenden ſeyn, wel- chen man alſo zu ſeinem geheimen Freund auser- leſen darf: anerwogen eines ungeuͤbten ſchlechter Rath entweder in Verzweiflung oder in Sicher- heit ſtuͤrtzen kann.
Es kam ein Juͤngling von der Luſtſeuche aufs aͤuſſerſte gequaͤlet, zu einem kalten Heiligen, der ſein Lebtag in keinem Scharmuͤtzel mit dergleichen unſauberen Geiſtern geweſen: klagte ihm ſeine groſſe Noth. Dieſer ſtieß ihn als einen Teufelsſclaven und Hoͤllenbrand von ſich. Als dieſer nun aus Verzweiflung wieder zur Welt kehren wol- te begegnete ihm ein gewaltig: geuͤbter Kaͤmpfer im Heerlaͤger Chriſti, der laſe des Juͤnglings verſtoͤrtes Ge- muͤth aus ſeinem Geſicht, und forſchete nach der Urſach. Der Angefochtene dachte: hat dich jener, der dieſem an Weisheit und Heiligkeit bey weitem nicht beykommt, platt hin verdammt, ſo wird dich dieſer wol in die Hoͤlle ſtoſſen unter alle Teufel; Schwieg derowegen ſtill, bis ihms der weiſe Mann heraus lockte und ihm aus dem ſuͤſſen Troſt des Evangelii Leben und Segen vorhielt; wovon er dermaſſen in GOtt geſtaͤrcket ward, daß er als ein hellglaͤntzender Stern mitten unter GOttes liebſten Kindern leuchtet. Es bat aber dieſer fromme Samari- ter den allmaͤchtigen HErrn, daß Er doch eine gleiche Verſuchung uͤber den unerfahrnen Wegweiſer verhenge. Welches, da es geſchahe, den Mann ſo kleinmuͤthig machte, daß er alles aufgab, den Weg der Gerechtigkeit ploͤtzlich verließ, und ſich behend zur Welt kehren wol- te: wo nicht jener goͤttlich erleuchtete auf ihn gepaſſet, ihn aufgefangen, nach kurtzer Beſtraffung ihn ermuntert und gleichfals Oel und Wein in ſeine Wunden gegoſ- ſen haͤtte. Und ſo hat er ihn zur Schul gefuͤhrt, damit er lernte zu naͤchſt vorſichtiger mit angefochtenen um- gehen.
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Anhang zum dritten Theil,
entſprieſſenden Schand und Uebelthaten iſt;) Sie
muͤſſen ſie lehren den Muͤßiggang meiden ſamt
aller Wolluſt; ſchlimme Oerter, Buͤcher, ꝛc. Perſonen
fliehen, des Nachts daheim bleiben, und ihre blut-
getuͤnchte Haut allerwegen, wo ſichs ziemet mit einer
ernſtlichen Schamhafftigkeit verbergen, um nichts
bloſſes, davon eine boͤſe Reitzung genommen
werden koͤnte, davon ſehen zu laſſen ꝛc.)
Doch muß es einer aus tauſenden ſeyn, wel-
chen man alſo zu ſeinem geheimen Freund auser-
leſen darf: anerwogen eines ungeuͤbten ſchlechter
Rath entweder in Verzweiflung oder in Sicher-
heit ſtuͤrtzen kann.
Es kam ein Juͤngling von der Luſtſeuche aufs aͤuſſerſte
gequaͤlet, zu einem kalten Heiligen, der ſein Lebtag in
keinem Scharmuͤtzel mit dergleichen unſauberen Geiſtern
geweſen: klagte ihm ſeine groſſe Noth. Dieſer ſtieß ihn
als einen Teufelsſclaven und Hoͤllenbrand von ſich. Als
dieſer nun aus Verzweiflung wieder zur Welt kehren wol-
te begegnete ihm ein gewaltig: geuͤbter Kaͤmpfer im
Heerlaͤger Chriſti, der laſe des Juͤnglings verſtoͤrtes Ge-
muͤth aus ſeinem Geſicht, und forſchete nach der Urſach.
Der Angefochtene dachte: hat dich jener, der dieſem an
Weisheit und Heiligkeit bey weitem nicht beykommt,
platt hin verdammt, ſo wird dich dieſer wol in die Hoͤlle
ſtoſſen unter alle Teufel; Schwieg derowegen ſtill, bis
ihms der weiſe Mann heraus lockte und ihm aus dem
ſuͤſſen Troſt des Evangelii Leben und Segen vorhielt;
wovon er dermaſſen in GOtt geſtaͤrcket ward, daß er als
ein hellglaͤntzender Stern mitten unter GOttes liebſten
Kindern leuchtet. Es bat aber dieſer fromme Samari-
ter den allmaͤchtigen HErrn, daß Er doch eine gleiche
Verſuchung uͤber den unerfahrnen Wegweiſer verhenge.
Welches, da es geſchahe, den Mann ſo kleinmuͤthig
machte, daß er alles aufgab, den Weg der Gerechtigkeit
ploͤtzlich verließ, und ſich behend zur Welt kehren wol-
te: wo nicht jener goͤttlich erleuchtete auf ihn gepaſſet,
ihn aufgefangen, nach kurtzer Beſtraffung ihn ermuntert
und gleichfals Oel und Wein in ſeine Wunden gegoſ-
ſen haͤtte. Und ſo hat er ihn zur Schul gefuͤhrt, damit
er lernte zu naͤchſt vorſichtiger mit angefochtenen um-
gehen.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/718>, abgerufen am 21.11.2024.
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