Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Das vierte Capitel.

Von den mannigfaltigen geistli-
chen Zufällen und Rückfällen, die sich

bey Seelen, welche in die Sünden der Unrei-
nigkeit hinein gerathen, und sich darinnen verderbet,
zu ereignen pflegen; sonderlich, wenn ihre Cur
nicht richtig gehet.

WEnn sich die Menschen den Rath GOttes
zu ihrer Seligkeit sofort gefallen liessen,
sobald sie ihn hören, und nähmen ihre
Zuflucht allein zu dem einigen Artzt, dem HErrn
JEsu Christo, unverweilt und unverzagt: so
würde es mit ihrer Heilung keine Noth haben. Die-
ser hat wol desperateren Patienten zurechte geholf-
fen, und ist zu theurest just dazu kommen, daß er hei-
le und selig mache das, was schon von jederman (und
von sich selbst dazu) so gut als weggeworfen, ver-
lassen, und für unheilbar ausgegeben worden. Liesse
man sich nur JEsu seiner allmächtigen Gnaden-
Hand über, und liesse sich nur flugs im Anfang als
ein unterthäniger und williger Patient tractiren,
der weiter nichts begehret, als Gnade und Heilung,
und der es seinem guten Artzt auch zutrauet, daß
ers verstehe und vermöge: so solte die Heilung
schneller fertig werden, als man vermeinet und
glauben kann. Weil sich aber dieser Art Patienten
erst so lange besinnen, und wenn ihnen ja eine halb-
wege Resolution abgezwungen worden, alsdenn
doch erst capituliren, und dem Artzt noch wol dazu
vorschreiben wollen, wie ers mit ihnen machen soll:
so gehets mit vielen so verworren, und der Zufälle
werden so viele, daß man von einer jeden solchen
Kranckheit (wenn man auf das, was in der Seele

dabey
III. Th. Betr. der Unreinigk. Z z
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Das vierte Capitel.

Von den mannigfaltigen geiſtli-
chen Zufaͤllen und Ruͤckfaͤllen, die ſich

bey Seelen, welche in die Suͤnden der Unrei-
nigkeit hinein gerathen, und ſich darinnen verderbet,
zu ereignen pflegen; ſonderlich, wenn ihre Cur
nicht richtig gehet.

WEnn ſich die Menſchen den Rath GOttes
zu ihrer Seligkeit ſofort gefallen lieſſen,
ſobald ſie ihn hoͤren, und naͤhmen ihre
Zuflucht allein zu dem einigen Artzt, dem HErrn
JEſu Chriſto, unverweilt und unverzagt: ſo
wuͤrde es mit ihrer Heilung keine Noth haben. Die-
ſer hat wol deſperateren Patienten zurechte geholf-
fen, und iſt zu theureſt juſt dazu kommen, daß er hei-
le und ſelig mache das, was ſchon von jederman (und
von ſich ſelbſt dazu) ſo gut als weggeworfen, ver-
laſſen, und fuͤr unheilbar ausgegeben worden. Lieſſe
man ſich nur JEſu ſeiner allmaͤchtigen Gnaden-
Hand uͤber, und lieſſe ſich nur flugs im Anfang als
ein unterthaͤniger und williger Patient tractiren,
der weiter nichts begehret, als Gnade und Heilung,
und der es ſeinem guten Artzt auch zutrauet, daß
ers verſtehe und vermoͤge: ſo ſolte die Heilung
ſchneller fertig werden, als man vermeinet und
glauben kann. Weil ſich aber dieſer Art Patienten
erſt ſo lange beſinnen, und wenn ihnen ja eine halb-
wege Reſolution abgezwungen worden, alsdenn
doch erſt capituliren, und dem Artzt noch wol dazu
vorſchreiben wollen, wie ers mit ihnen machen ſoll:
ſo gehets mit vielen ſo verworren, und der Zufaͤlle
werden ſo viele, daß man von einer jeden ſolchen
Kranckheit (wenn man auf das, was in der Seele

dabey
III. Th. Betr. der Unreinigk. Z z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0741" n="721"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das vierte Capitel.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Von den mannigfaltigen gei&#x017F;tli-<lb/>
chen Zufa&#x0364;llen und Ru&#x0364;ckfa&#x0364;llen, die &#x017F;ich</hi><lb/>
bey Seelen, welche in die Su&#x0364;nden der Unrei-<lb/>
nigkeit hinein gerathen, und &#x017F;ich darinnen verderbet,<lb/>
zu ereignen pflegen; &#x017F;onderlich, wenn ihre Cur<lb/>
nicht richtig gehet.</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>Enn &#x017F;ich die Men&#x017F;chen den Rath GOttes<lb/>
zu ihrer Seligkeit &#x017F;ofort gefallen lie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;obald &#x017F;ie ihn ho&#x0364;ren, und na&#x0364;hmen ihre<lb/>
Zuflucht allein zu dem einigen Artzt, dem HErrn<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;to, unverweilt und unverzagt: &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde es mit ihrer Heilung keine Noth haben. Die-<lb/>
&#x017F;er hat wol de&#x017F;perateren Patienten zurechte geholf-<lb/>
fen, und i&#x017F;t zu theure&#x017F;t ju&#x017F;t dazu kommen, daß er hei-<lb/>
le und &#x017F;elig mache das, was &#x017F;chon von jederman (und<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t dazu) &#x017F;o gut als weggeworfen, ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und fu&#x0364;r unheilbar ausgegeben worden. Lie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
man &#x017F;ich nur JE&#x017F;u &#x017F;einer allma&#x0364;chtigen Gnaden-<lb/>
Hand u&#x0364;ber, und lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich nur flugs im Anfang als<lb/>
ein untertha&#x0364;niger und williger Patient tractiren,<lb/>
der weiter nichts begehret, als Gnade und Heilung,<lb/>
und der es &#x017F;einem guten Artzt auch zutrauet, daß<lb/>
ers ver&#x017F;tehe und vermo&#x0364;ge: &#x017F;o &#x017F;olte die Heilung<lb/>
&#x017F;chneller fertig werden, als man vermeinet und<lb/>
glauben kann. Weil &#x017F;ich aber die&#x017F;er Art Patienten<lb/>
er&#x017F;t &#x017F;o lange be&#x017F;innen, und wenn ihnen ja eine halb-<lb/>
wege Re&#x017F;olution abgezwungen worden, alsdenn<lb/>
doch er&#x017F;t capituliren, und dem Artzt noch wol dazu<lb/>
vor&#x017F;chreiben wollen, wie ers mit ihnen machen &#x017F;oll:<lb/>
&#x017F;o gehets mit vielen &#x017F;o verworren, und der Zufa&#x0364;lle<lb/>
werden &#x017F;o viele, daß man von einer jeden &#x017F;olchen<lb/>
Kranckheit (wenn man auf das, was in der Seele<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Th. Betr. der Unreinigk.</hi> Z z</fw><fw place="bottom" type="catch">dabey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[721/0741] C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. Das vierte Capitel. Von den mannigfaltigen geiſtli- chen Zufaͤllen und Ruͤckfaͤllen, die ſich bey Seelen, welche in die Suͤnden der Unrei- nigkeit hinein gerathen, und ſich darinnen verderbet, zu ereignen pflegen; ſonderlich, wenn ihre Cur nicht richtig gehet. WEnn ſich die Menſchen den Rath GOttes zu ihrer Seligkeit ſofort gefallen lieſſen, ſobald ſie ihn hoͤren, und naͤhmen ihre Zuflucht allein zu dem einigen Artzt, dem HErrn JEſu Chriſto, unverweilt und unverzagt: ſo wuͤrde es mit ihrer Heilung keine Noth haben. Die- ſer hat wol deſperateren Patienten zurechte geholf- fen, und iſt zu theureſt juſt dazu kommen, daß er hei- le und ſelig mache das, was ſchon von jederman (und von ſich ſelbſt dazu) ſo gut als weggeworfen, ver- laſſen, und fuͤr unheilbar ausgegeben worden. Lieſſe man ſich nur JEſu ſeiner allmaͤchtigen Gnaden- Hand uͤber, und lieſſe ſich nur flugs im Anfang als ein unterthaͤniger und williger Patient tractiren, der weiter nichts begehret, als Gnade und Heilung, und der es ſeinem guten Artzt auch zutrauet, daß ers verſtehe und vermoͤge: ſo ſolte die Heilung ſchneller fertig werden, als man vermeinet und glauben kann. Weil ſich aber dieſer Art Patienten erſt ſo lange beſinnen, und wenn ihnen ja eine halb- wege Reſolution abgezwungen worden, alsdenn doch erſt capituliren, und dem Artzt noch wol dazu vorſchreiben wollen, wie ers mit ihnen machen ſoll: ſo gehets mit vielen ſo verworren, und der Zufaͤlle werden ſo viele, daß man von einer jeden ſolchen Kranckheit (wenn man auf das, was in der Seele dabey III. Th. Betr. der Unreinigk. Z z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/741
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/741>, abgerufen am 22.11.2024.