dabey vorgehet, acht haben solte, wol eine aus- führliche Historie, als eine historiam morbi singula- rem schreiben könnte. Es lassen sich alle hier vor- fallende Symptomata in drey Haupt-Classen brin- gen, immassen die in dieser Noth ergriffenen See- len entweder leichtsinnig disputiren, und alles excusiren, oder bald halb, bald gantz desperat za- gen und verzagen wollen; oder sich endlich zu einigem schwachen Kampf verstehen, und zur Noth entschliessen. Nach solchen drey Haupt- abtheilungen hätten die hieher gehörigen Zufälle auch können abgehandelt werden. Es wird aber hoffentlich erbaulicher und nützlicher seyn, wenn des Herrn Verfassers eigene Abtheilung beybehal- ten, und die Einwendungen und Klagen solcher Leute in etlichen abgezehlten Puncten angeführet und beantwortet werden: Denn so wird jeder, der in gleiche Zweifel und Schwierigkeiten kommt, eben am deutlichsten und besten zurechte gewiesen wer- den können.
I.Einwendung.
Zuerst entschuldigen sich Unzüchtige, es sey ein Trieb der Natur; Antwort:
1) Freylich gestehet man, daß GOtt den heiligen Ehestand eingesetzt hat, das menschliche Geschlecht durch keusche eheliche Liebe fortzupflantzen: Aber die hurische Lust und Sucht, die sich so weit ausge- breitet hat, ist vom Teufel; der über uns arme Menschen Gewalt bekommen, und den Brunnen der Geburt so gerne vergiftet, die Erb-Sünde fort- zupflantzen. GOtt aber will die Qvelle des mensch- lichen Geschlechts von allen Greueln rein behalten: weil er sich eine Braut aus demselben erwehlen, und neu gebähren will, folglich uns Menschen über
die
Anhang zum dritten Theil,
dabey vorgehet, acht haben ſolte, wol eine aus- fuͤhrliche Hiſtorie, als eine hiſtoriam morbi ſingula- rem ſchreiben koͤnnte. Es laſſen ſich alle hier vor- fallende Symptomata in drey Haupt-Claſſen brin- gen, immaſſen die in dieſer Noth ergriffenen See- len entweder leichtſinnig diſputiren, und alles excuſiren, oder bald halb, bald gantz deſperat za- gen und verzagen wollen; oder ſich endlich zu einigem ſchwachen Kampf verſtehen, und zur Noth entſchlieſſen. Nach ſolchen drey Haupt- abtheilungen haͤtten die hieher gehoͤrigen Zufaͤlle auch koͤnnen abgehandelt werden. Es wird aber hoffentlich erbaulicher und nuͤtzlicher ſeyn, wenn des Herrn Verfaſſers eigene Abtheilung beybehal- ten, und die Einwendungen und Klagen ſolcher Leute in etlichen abgezehlten Puncten angefuͤhret und beantwortet werden: Denn ſo wird jeder, der in gleiche Zweifel und Schwierigkeiten kommt, eben am deutlichſten und beſten zurechte gewieſen wer- den koͤnnen.
I.Einwendung.
Zuerſt entſchuldigen ſich Unzuͤchtige, es ſey ein Trieb der Natur; Antwort:
1) Freylich geſtehet man, daß GOtt den heiligen Eheſtand eingeſetzt hat, das menſchliche Geſchlecht durch keuſche eheliche Liebe fortzupflantzen: Aber die huriſche Luſt und Sucht, die ſich ſo weit ausge- breitet hat, iſt vom Teufel; der uͤber uns arme Menſchen Gewalt bekommen, und den Brunnen der Geburt ſo gerne vergiftet, die Erb-Suͤnde fort- zupflantzen. GOtt aber will die Qvelle des menſch- lichen Geſchlechts von allen Greueln rein behalten: weil er ſich eine Braut aus demſelben erwehlen, und neu gebaͤhren will, folglich uns Menſchen uͤber
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Anhang zum dritten Theil,
dabey vorgehet, acht haben ſolte, wol eine aus-
fuͤhrliche Hiſtorie, als eine hiſtoriam morbi ſingula-
rem ſchreiben koͤnnte. Es laſſen ſich alle hier vor-
fallende Symptomata in drey Haupt-Claſſen brin-
gen, immaſſen die in dieſer Noth ergriffenen See-
len entweder leichtſinnig diſputiren, und alles
excuſiren, oder bald halb, bald gantz deſperat za-
gen und verzagen wollen; oder ſich endlich zu
einigem ſchwachen Kampf verſtehen, und zur
Noth entſchlieſſen. Nach ſolchen drey Haupt-
abtheilungen haͤtten die hieher gehoͤrigen Zufaͤlle
auch koͤnnen abgehandelt werden. Es wird aber
hoffentlich erbaulicher und nuͤtzlicher ſeyn, wenn
des Herrn Verfaſſers eigene Abtheilung beybehal-
ten, und die Einwendungen und Klagen ſolcher
Leute in etlichen abgezehlten Puncten angefuͤhret und
beantwortet werden: Denn ſo wird jeder, der in
gleiche Zweifel und Schwierigkeiten kommt, eben
am deutlichſten und beſten zurechte gewieſen wer-
den koͤnnen.
I. Einwendung.
Zuerſt entſchuldigen ſich Unzuͤchtige, es ſey ein
Trieb der Natur;
Antwort:
1) Freylich geſtehet man, daß GOtt den heiligen
Eheſtand eingeſetzt hat, das menſchliche Geſchlecht
durch keuſche eheliche Liebe fortzupflantzen: Aber
die huriſche Luſt und Sucht, die ſich ſo weit ausge-
breitet hat, iſt vom Teufel; der uͤber uns arme
Menſchen Gewalt bekommen, und den Brunnen
der Geburt ſo gerne vergiftet, die Erb-Suͤnde fort-
zupflantzen. GOtt aber will die Qvelle des menſch-
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weil er ſich eine Braut aus demſelben erwehlen,
und neu gebaͤhren will, folglich uns Menſchen uͤber
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/742>, abgerufen am 22.11.2024.
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