Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
quälet der Ehrgeitz Tag und Nacht, bis er dahin
kommt. Ein Geitziger hat auch eine höllische
Plage; und wann schon sein Hunger mit etwa
einem Vortheil oder frischgemachten Gültbrieff ge-
stillet ist: so wird er dennoch nicht satt, wiewol er
zuvor vermeinet hatte, daß wenn er nur noch diß
oder das erlangete, so würde er alsdenn zufrieden
seyn. Nichts weniger: sondern erst dadurch ent-
zündet sich sein Hunger gleich wieder nach mehre-
rem! Wie läppisch wäre es nun, wann sich ein
Zorniger, Geitziger, Stoltzer etc. damit wolte ent-
schuldigen; das wäre seine Natur, er könnte sich
nicht enthalten etc, so müßte man nur alle Diebe
und Mörder lauffen lassen.

2) Das ist eben recht der Christen Leben,
ein stetes Ringen und Wiederstehen der Sünde,
bis aufs Blut. Hebr. 12. Wer nicht gesetzmäßig
kämpfet, der wird nicht gekrönet, 2 Tim. 2. Nur
den Ueberwindern ist das Königreich der Himmel
verheissen.

3) Heiden selbst haben in Enthaltung gelebt;
ey wie solte dis denn einem Christen nicht möglich
seyn? Demosthenes verschmähete die Lais und
wolte eine Lust nicht haben, die ihm, wie er sagte,
eine späre Nachreue bringen möchte. Ictis ein ed-
ler Kämpfer, weil er wohl wuste, daß Geilheit den
Leib schwächte, hat die gantze Zeit seines Lebens
ausgeharret, ohne jemals zu erfahren, was fleisch-
liche Lust sey, nur damit er zu den Olympischen
Spielen desto fertiger bliebe. Wie? solte uns der
unsterbliche Wurm nicht abschrecken? solte die
ewige Reue, JEsum verloren zu haben, nicht Leib
und Seele durchdringen, und in ein Grausen und
Abscheu gegen die Fleischeslust setzen? Wie? solten
wir uns nicht enthalten, da uns ein unverwelckli-

cher
Z z 4

C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
quaͤlet der Ehrgeitz Tag und Nacht, bis er dahin
kommt. Ein Geitziger hat auch eine hoͤlliſche
Plage; und wann ſchon ſein Hunger mit etwa
einem Vortheil oder friſchgemachten Guͤltbrieff ge-
ſtillet iſt: ſo wird er dennoch nicht ſatt, wiewol er
zuvor vermeinet hatte, daß wenn er nur noch diß
oder das erlangete, ſo wuͤrde er alsdenn zufrieden
ſeyn. Nichts weniger: ſondern erſt dadurch ent-
zuͤndet ſich ſein Hunger gleich wieder nach mehre-
rem! Wie laͤppiſch waͤre es nun, wann ſich ein
Zorniger, Geitziger, Stoltzer ꝛc. damit wolte ent-
ſchuldigen; das waͤre ſeine Natur, er koͤnnte ſich
nicht enthalten ꝛc, ſo muͤßte man nur alle Diebe
und Moͤrder lauffen laſſen.

2) Das iſt eben recht der Chriſten Leben,
ein ſtetes Ringen und Wiederſtehen der Suͤnde,
bis aufs Blut. Hebr. 12. Wer nicht geſetzmaͤßig
kaͤmpfet, der wird nicht gekroͤnet, 2 Tim. 2. Nur
den Ueberwindern iſt das Koͤnigreich der Himmel
verheiſſen.

3) Heiden ſelbſt haben in Enthaltung gelebt;
ey wie ſolte dis denn einem Chriſten nicht moͤglich
ſeyn? Demoſthenes verſchmaͤhete die Lais und
wolte eine Luſt nicht haben, die ihm, wie er ſagte,
eine ſpaͤre Nachreue bringen moͤchte. Ictis ein ed-
ler Kaͤmpfer, weil er wohl wuſte, daß Geilheit den
Leib ſchwaͤchte, hat die gantze Zeit ſeines Lebens
ausgeharret, ohne jemals zu erfahren, was fleiſch-
liche Luſt ſey, nur damit er zu den Olympiſchen
Spielen deſto fertiger bliebe. Wie? ſolte uns der
unſterbliche Wurm nicht abſchrecken? ſolte die
ewige Reue, JEſum verloren zu haben, nicht Leib
und Seele durchdringen, und in ein Grauſen und
Abſcheu gegen die Fleiſchesluſt ſetzen? Wie? ſolten
wir uns nicht enthalten, da uns ein unverwelckli-

cher
Z z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0747" n="727"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
qua&#x0364;let der Ehrgeitz Tag und Nacht, bis er dahin<lb/>
kommt. Ein Geitziger hat auch eine ho&#x0364;lli&#x017F;che<lb/>
Plage; und wann &#x017F;chon &#x017F;ein Hunger mit etwa<lb/>
einem Vortheil oder fri&#x017F;chgemachten Gu&#x0364;ltbrieff ge-<lb/>
&#x017F;tillet i&#x017F;t: &#x017F;o wird er dennoch nicht &#x017F;att, wiewol er<lb/>
zuvor vermeinet hatte, daß wenn er nur noch diß<lb/>
oder das erlangete, &#x017F;o wu&#x0364;rde er alsdenn zufrieden<lb/>
&#x017F;eyn. Nichts weniger: &#x017F;ondern er&#x017F;t dadurch ent-<lb/>
zu&#x0364;ndet &#x017F;ich &#x017F;ein Hunger gleich wieder nach mehre-<lb/>
rem! Wie la&#x0364;ppi&#x017F;ch wa&#x0364;re es nun, wann &#x017F;ich ein<lb/>
Zorniger, Geitziger, Stoltzer &#xA75B;c. damit wolte ent-<lb/>
&#x017F;chuldigen; das wa&#x0364;re &#x017F;eine Natur, er ko&#x0364;nnte &#x017F;ich<lb/>
nicht enthalten &#xA75B;c, &#x017F;o mu&#x0364;ßte man nur alle Diebe<lb/>
und Mo&#x0364;rder lauffen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>2) Das i&#x017F;t eben recht der Chri&#x017F;ten Leben,<lb/>
ein &#x017F;tetes Ringen und Wieder&#x017F;tehen der Su&#x0364;nde,<lb/>
bis aufs Blut. Hebr. 12. Wer nicht ge&#x017F;etzma&#x0364;ßig<lb/>
ka&#x0364;mpfet, der wird nicht gekro&#x0364;net, 2 Tim. 2. Nur<lb/>
den Ueberwindern i&#x017F;t das Ko&#x0364;nigreich der Himmel<lb/>
verhei&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>3) Heiden &#x017F;elb&#x017F;t haben in Enthaltung gelebt;<lb/>
ey wie &#x017F;olte dis denn einem Chri&#x017F;ten nicht mo&#x0364;glich<lb/>
&#x017F;eyn? Demo&#x017F;thenes ver&#x017F;chma&#x0364;hete die Lais und<lb/>
wolte eine Lu&#x017F;t nicht haben, die ihm, wie er &#x017F;agte,<lb/>
eine &#x017F;pa&#x0364;re Nachreue bringen mo&#x0364;chte. <hi rendition="#aq">Ictis</hi> ein ed-<lb/>
ler Ka&#x0364;mpfer, weil er wohl wu&#x017F;te, daß Geilheit den<lb/>
Leib &#x017F;chwa&#x0364;chte, hat die gantze Zeit &#x017F;eines Lebens<lb/>
ausgeharret, ohne jemals zu erfahren, was flei&#x017F;ch-<lb/>
liche Lu&#x017F;t &#x017F;ey, nur damit er zu den Olympi&#x017F;chen<lb/>
Spielen de&#x017F;to fertiger bliebe. Wie? &#x017F;olte uns der<lb/>
un&#x017F;terbliche Wurm nicht ab&#x017F;chrecken? &#x017F;olte die<lb/>
ewige Reue, JE&#x017F;um verloren zu haben, nicht Leib<lb/>
und Seele durchdringen, und in ein Grau&#x017F;en und<lb/>
Ab&#x017F;cheu gegen die Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t &#x017F;etzen? Wie? &#x017F;olten<lb/>
wir uns nicht enthalten, da uns ein unverwelckli-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z 4</fw><fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[727/0747] C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. quaͤlet der Ehrgeitz Tag und Nacht, bis er dahin kommt. Ein Geitziger hat auch eine hoͤlliſche Plage; und wann ſchon ſein Hunger mit etwa einem Vortheil oder friſchgemachten Guͤltbrieff ge- ſtillet iſt: ſo wird er dennoch nicht ſatt, wiewol er zuvor vermeinet hatte, daß wenn er nur noch diß oder das erlangete, ſo wuͤrde er alsdenn zufrieden ſeyn. Nichts weniger: ſondern erſt dadurch ent- zuͤndet ſich ſein Hunger gleich wieder nach mehre- rem! Wie laͤppiſch waͤre es nun, wann ſich ein Zorniger, Geitziger, Stoltzer ꝛc. damit wolte ent- ſchuldigen; das waͤre ſeine Natur, er koͤnnte ſich nicht enthalten ꝛc, ſo muͤßte man nur alle Diebe und Moͤrder lauffen laſſen. 2) Das iſt eben recht der Chriſten Leben, ein ſtetes Ringen und Wiederſtehen der Suͤnde, bis aufs Blut. Hebr. 12. Wer nicht geſetzmaͤßig kaͤmpfet, der wird nicht gekroͤnet, 2 Tim. 2. Nur den Ueberwindern iſt das Koͤnigreich der Himmel verheiſſen. 3) Heiden ſelbſt haben in Enthaltung gelebt; ey wie ſolte dis denn einem Chriſten nicht moͤglich ſeyn? Demoſthenes verſchmaͤhete die Lais und wolte eine Luſt nicht haben, die ihm, wie er ſagte, eine ſpaͤre Nachreue bringen moͤchte. Ictis ein ed- ler Kaͤmpfer, weil er wohl wuſte, daß Geilheit den Leib ſchwaͤchte, hat die gantze Zeit ſeines Lebens ausgeharret, ohne jemals zu erfahren, was fleiſch- liche Luſt ſey, nur damit er zu den Olympiſchen Spielen deſto fertiger bliebe. Wie? ſolte uns der unſterbliche Wurm nicht abſchrecken? ſolte die ewige Reue, JEſum verloren zu haben, nicht Leib und Seele durchdringen, und in ein Grauſen und Abſcheu gegen die Fleiſchesluſt ſetzen? Wie? ſolten wir uns nicht enthalten, da uns ein unverwelckli- cher Z z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/747
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/747>, abgerufen am 22.11.2024.