erschlagene Seelenfeinde das Zeugniß geben müssen, daß er wider sie bis aufs Blut gestritten, ja daß JEsus in ihm diese Niederlage gemacht habe! Von des Fleisches Creutzigung hat man schon hier einen unvergleichlichen Vortheil: sinte- mal die ungetödteten Lüste die Seele fort und fort quälen; sie des süssesten Geschmacks der Liebe JE- su und der Freude im Heiligen Geist berauben; die Begierden beunruhigen, und unersättlich sind: die Verleugnung aber bringt tieffen Frieden. Ver- suche es nur, so wirst du der Erfahrung glauben.
7) Laß dichs nicht reuen, daß es ein wenig schmertzt: Was sind alle Schmertzen gegen die Schmertzen Christi? bist du zärtlicher als er? das bittere wird zuletzt gar süß, und bringt die se- ligsten Früchte. Ein bitterer Tranck, ein schmertz- licher Schnitt errettet vom Tode. Brich dero- wegen deinen Willen, zwinge dich, bis die Sün- de am Creutz JEsu verblutet. Du must dich schlechterdings dazu resolviren, und das bey Zei- ten, ehe es zu spät ist. Es kann und mag kurtz- um nicht anders seyn. Die Haare solten einem Zau- derer, Träumer und Faulentzer zu Berge stehen, wann man den Ausspruch GOttes lieset: Ezech. 24, 11-14. Also gehts denen, so das gute Gewis- sen und alle Schamhaftigkeit von sich stossen, sich den Befleckungen vorsetzlich verkauffen, daß sie selbige endlich behalten und in die Ewigkeit mit sich nehmen müssen; zu grausamer Schmach und Schrecken, da die rostige Seele ewig in der tief- festen Höllenglut sitzen muß. Lasse es denn um GOttes willen nicht auf diese heisse Feueröfen und höllische Schmeltztiegel ankommen; sondern weil du noch Zeit hast, so ringe nach gäntzlicher Hertzensreinigung. Weil du noch gereiniget wer- den kannst: so nimm die Heiligung mit höchstem
Danck
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
erſchlagene Seelenfeinde das Zeugniß geben muͤſſen, daß er wider ſie bis aufs Blut geſtritten, ja daß JEſus in ihm dieſe Niederlage gemacht habe! Von des Fleiſches Creutzigung hat man ſchon hier einen unvergleichlichen Vortheil: ſinte- mal die ungetoͤdteten Luͤſte die Seele fort und fort quaͤlen; ſie des ſuͤſſeſten Geſchmacks der Liebe JE- ſu und der Freude im Heiligen Geiſt berauben; die Begierden beunruhigen, und unerſaͤttlich ſind: die Verleugnung aber bringt tieffen Frieden. Ver- ſuche es nur, ſo wirſt du der Erfahrung glauben.
7) Laß dichs nicht reuen, daß es ein wenig ſchmertzt: Was ſind alle Schmertzen gegen die Schmertzen Chriſti? biſt du zaͤrtlicher als er? das bittere wird zuletzt gar ſuͤß, und bringt die ſe- ligſten Fruͤchte. Ein bitterer Tranck, ein ſchmertz- licher Schnitt errettet vom Tode. Brich dero- wegen deinen Willen, zwinge dich, bis die Suͤn- de am Creutz JEſu verblutet. Du muſt dich ſchlechterdings dazu reſolviren, und das bey Zei- ten, ehe es zu ſpaͤt iſt. Es kann und mag kurtz- um nicht anders ſeyn. Die Haare ſolten einem Zau- derer, Traͤumer und Faulentzer zu Berge ſtehen, wann man den Ausſpruch GOttes lieſet: Ezech. 24, 11-14. Alſo gehts denen, ſo das gute Gewiſ- ſen und alle Schamhaftigkeit von ſich ſtoſſen, ſich den Befleckungen vorſetzlich verkauffen, daß ſie ſelbige endlich behalten und in die Ewigkeit mit ſich nehmen muͤſſen; zu grauſamer Schmach und Schrecken, da die roſtige Seele ewig in der tief- feſten Hoͤllenglut ſitzen muß. Laſſe es denn um GOttes willen nicht auf dieſe heiſſe Feueroͤfen und hoͤlliſche Schmeltztiegel ankommen; ſondern weil du noch Zeit haſt, ſo ringe nach gaͤntzlicher Hertzensreinigung. Weil du noch gereiniget wer- den kannſt: ſo nimm die Heiligung mit hoͤchſtem
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
erſchlagene Seelenfeinde das Zeugniß geben
muͤſſen, daß er wider ſie bis aufs Blut geſtritten,
ja daß JEſus in ihm dieſe Niederlage gemacht
habe! Von des Fleiſches Creutzigung hat man
ſchon hier einen unvergleichlichen Vortheil: ſinte-
mal die ungetoͤdteten Luͤſte die Seele fort und fort
quaͤlen; ſie des ſuͤſſeſten Geſchmacks der Liebe JE-
ſu und der Freude im Heiligen Geiſt berauben;
die Begierden beunruhigen, und unerſaͤttlich ſind:
die Verleugnung aber bringt tieffen Frieden. Ver-
ſuche es nur, ſo wirſt du der Erfahrung glauben.
7) Laß dichs nicht reuen, daß es ein wenig
ſchmertzt: Was ſind alle Schmertzen gegen die
Schmertzen Chriſti? biſt du zaͤrtlicher als er?
das bittere wird zuletzt gar ſuͤß, und bringt die ſe-
ligſten Fruͤchte. Ein bitterer Tranck, ein ſchmertz-
licher Schnitt errettet vom Tode. Brich dero-
wegen deinen Willen, zwinge dich, bis die Suͤn-
de am Creutz JEſu verblutet. Du muſt dich
ſchlechterdings dazu reſolviren, und das bey Zei-
ten, ehe es zu ſpaͤt iſt. Es kann und mag kurtz-
um nicht anders ſeyn. Die Haare ſolten einem Zau-
derer, Traͤumer und Faulentzer zu Berge ſtehen,
wann man den Ausſpruch GOttes lieſet: Ezech.
24, 11-14. Alſo gehts denen, ſo das gute Gewiſ-
ſen und alle Schamhaftigkeit von ſich ſtoſſen, ſich
den Befleckungen vorſetzlich verkauffen, daß ſie
ſelbige endlich behalten und in die Ewigkeit mit
ſich nehmen muͤſſen; zu grauſamer Schmach und
Schrecken, da die roſtige Seele ewig in der tief-
feſten Hoͤllenglut ſitzen muß. Laſſe es denn um
GOttes willen nicht auf dieſe heiſſe Feueroͤfen
und hoͤlliſche Schmeltztiegel ankommen; ſondern
weil du noch Zeit haſt, ſo ringe nach gaͤntzlicher
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/779>, abgerufen am 21.11.2024.
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