Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

fungen haben auch das Landrecht zum Gegenstande,
jedoch ohne daß das gemeine Recht dabey ausge-
schlossen wäre. Offenbar ist also gegenwärtig die Bil-
dung des Juristen, als aus zwey Hälften bestehend,
gedacht, so daß die erste Hälfte (die Universität) nur
die gelehrte Grundlage, die zweyte dagegen die
Kenntniß des Landrechts, die des Preussischen Prozes-
ses, und die praktische Fertigkeit zur Aufgabe hat.
Dafür, daß die erste Hälfte nicht aus Bequemlichkeit
verkürzt werde, hat man nicht durch eine specielle
Studienordnung gesorgt, wohl aber erstlich durch
das vorgeschriebene Triennium 1), so daß die An-
wendung dieser Zeit, wie billig, der eigenen Wahl
und dem Rathe der Lehrer überlassen blieb; zwey-
tens durch die Vorschrift, bey der Zulassung zum
Staatsdienste auch auf das Zeugniß der Universitäts-
lehrer, und selbst auf das frühere Schulzeugniß,
Rücksicht zu nehmen 2). Man muß bedenken, mit
welchem Ernst und welcher Anstrengung das Land-
recht gemacht worden ist, um die ganze Achtung zu
empfinden, welche diesem Verfahren der Preußischen
Regierung gebührt. Denn auch bey der festen Ueber-
zeugung, daß das neu eingeführte ein unbedingter

1) Die Rescripte hierüber von 1804. 1809 und 1812 sind an
folgenden Orten zu finden: Mathis Monatsschrift B. 1. S.
56, 61.; B. 8. S. 352. 462. Kamptz Monatsschrift Heft 1. S. 18.
2) Rescript von 1813. in Kamptz Monatsschrift Heft 3.
S. 14.
K

fungen haben auch das Landrecht zum Gegenſtande,
jedoch ohne daß das gemeine Recht dabey ausge-
ſchloſſen wäre. Offenbar iſt alſo gegenwärtig die Bil-
dung des Juriſten, als aus zwey Hälften beſtehend,
gedacht, ſo daß die erſte Hälfte (die Univerſität) nur
die gelehrte Grundlage, die zweyte dagegen die
Kenntniß des Landrechts, die des Preuſſiſchen Prozeſ-
ſes, und die praktiſche Fertigkeit zur Aufgabe hat.
Dafür, daß die erſte Hälfte nicht aus Bequemlichkeit
verkürzt werde, hat man nicht durch eine ſpecielle
Studienordnung geſorgt, wohl aber erſtlich durch
das vorgeſchriebene Triennium 1), ſo daß die An-
wendung dieſer Zeit, wie billig, der eigenen Wahl
und dem Rathe der Lehrer überlaſſen blieb; zwey-
tens durch die Vorſchrift, bey der Zulaſſung zum
Staatsdienſte auch auf das Zeugniß der Univerſitäts-
lehrer, und ſelbſt auf das frühere Schulzeugniß,
Rückſicht zu nehmen 2). Man muß bedenken, mit
welchem Ernſt und welcher Anſtrengung das Land-
recht gemacht worden iſt, um die ganze Achtung zu
empfinden, welche dieſem Verfahren der Preußiſchen
Regierung gebührt. Denn auch bey der feſten Ueber-
zeugung, daß das neu eingeführte ein unbedingter

1) Die Reſcripte hierüber von 1804. 1809 und 1812 ſind an
folgenden Orten zu finden: Mathis Monatsſchrift B. 1. S.
56, 61.; B. 8. S. 352. 462. Kamptz Monatsſchrift Heft 1. S. 18.
2) Reſcript von 1813. in Kamptz Monatsſchrift Heft 3.
S. 14.
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0155" n="145"/>
fungen haben auch das Landrecht zum Gegen&#x017F;tande,<lb/>
jedoch ohne daß das gemeine Recht dabey ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wäre. Offenbar i&#x017F;t al&#x017F;o gegenwärtig die Bil-<lb/>
dung des Juri&#x017F;ten, als aus zwey Hälften be&#x017F;tehend,<lb/>
gedacht, &#x017F;o daß die er&#x017F;te Hälfte (die Univer&#x017F;ität) nur<lb/>
die gelehrte Grundlage, die zweyte dagegen die<lb/>
Kenntniß des Landrechts, die des Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Proze&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es, und die prakti&#x017F;che Fertigkeit zur Aufgabe hat.<lb/>
Dafür, daß die er&#x017F;te Hälfte nicht aus Bequemlichkeit<lb/>
verkürzt werde, hat man nicht durch eine &#x017F;pecielle<lb/>
Studienordnung ge&#x017F;orgt, wohl aber er&#x017F;tlich durch<lb/>
das vorge&#x017F;chriebene Triennium <note place="foot" n="1)">Die Re&#x017F;cripte hierüber von 1804. 1809 und 1812 &#x017F;ind an<lb/>
folgenden Orten zu finden: <hi rendition="#g">Mathis</hi> Monats&#x017F;chrift B. 1. S.<lb/>
56, 61.; B. 8. S. 352. 462. <hi rendition="#g">Kamptz</hi> Monats&#x017F;chrift Heft 1. S. 18.</note>, &#x017F;o daß die An-<lb/>
wendung die&#x017F;er Zeit, wie billig, der eigenen Wahl<lb/>
und dem Rathe der Lehrer überla&#x017F;&#x017F;en blieb; zwey-<lb/>
tens durch die Vor&#x017F;chrift, bey der Zula&#x017F;&#x017F;ung zum<lb/>
Staatsdien&#x017F;te auch auf das Zeugniß der Univer&#x017F;itäts-<lb/>
lehrer, und &#x017F;elb&#x017F;t auf das frühere Schulzeugniß,<lb/>
Rück&#x017F;icht zu nehmen <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Re&#x017F;cript</hi> von 1813. in <hi rendition="#g">Kamptz</hi> Monats&#x017F;chrift Heft 3.<lb/>
S. 14.</note>. Man muß bedenken, mit<lb/>
welchem Ern&#x017F;t und welcher An&#x017F;trengung das Land-<lb/>
recht gemacht worden i&#x017F;t, um die ganze Achtung zu<lb/>
empfinden, welche die&#x017F;em Verfahren der Preußi&#x017F;chen<lb/>
Regierung gebührt. Denn auch bey der fe&#x017F;ten Ueber-<lb/>
zeugung, daß das neu eingeführte ein unbedingter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0155] fungen haben auch das Landrecht zum Gegenſtande, jedoch ohne daß das gemeine Recht dabey ausge- ſchloſſen wäre. Offenbar iſt alſo gegenwärtig die Bil- dung des Juriſten, als aus zwey Hälften beſtehend, gedacht, ſo daß die erſte Hälfte (die Univerſität) nur die gelehrte Grundlage, die zweyte dagegen die Kenntniß des Landrechts, die des Preuſſiſchen Prozeſ- ſes, und die praktiſche Fertigkeit zur Aufgabe hat. Dafür, daß die erſte Hälfte nicht aus Bequemlichkeit verkürzt werde, hat man nicht durch eine ſpecielle Studienordnung geſorgt, wohl aber erſtlich durch das vorgeſchriebene Triennium 1), ſo daß die An- wendung dieſer Zeit, wie billig, der eigenen Wahl und dem Rathe der Lehrer überlaſſen blieb; zwey- tens durch die Vorſchrift, bey der Zulaſſung zum Staatsdienſte auch auf das Zeugniß der Univerſitäts- lehrer, und ſelbſt auf das frühere Schulzeugniß, Rückſicht zu nehmen 2). Man muß bedenken, mit welchem Ernſt und welcher Anſtrengung das Land- recht gemacht worden iſt, um die ganze Achtung zu empfinden, welche dieſem Verfahren der Preußiſchen Regierung gebührt. Denn auch bey der feſten Ueber- zeugung, daß das neu eingeführte ein unbedingter 1) Die Reſcripte hierüber von 1804. 1809 und 1812 ſind an folgenden Orten zu finden: Mathis Monatsſchrift B. 1. S. 56, 61.; B. 8. S. 352. 462. Kamptz Monatsſchrift Heft 1. S. 18. 2) Reſcript von 1813. in Kamptz Monatsſchrift Heft 3. S. 14. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/155
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/155>, abgerufen am 11.12.2024.