Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840.§. 17. Gesetze. ßem Versehen geschah, wogegen doch auch die Reichsge-richte nicht privilegirt waren (l), so ließe es sich wohl erklären, daß den Reichsgerichten ein Gesetz willkommen gewesen wäre, wodurch sie das Ansehen ihrer höchsten Gerichtsbarkeit strenger handhaben konnten; der Satz wäre darum doch nicht in den gemeinen Deutschen Prozeß über- gegangen. Ganz irrig wird die Autorität des Pfälzischen Oberappellationsgerichts angeführt, welches die (restituirte) L. 12 C. de aedificiis privatis einem Urtheil zum Grund gelegt haben soll, da doch die Gründe des Urtheils be- stimmt die Gesetzeskraft jener Stelle verneinen (m). Kann Präjudiz außer dem hier ange- führten von 1650. (l) Ein solches Versehen möchte man wohl annehmen nach der Art, wie sich darüber erklärt Uf- fenbach de consilio aulico C. 12. p. 155 "additur interdum citatio ad videndum se inci- disse in poenam L. ult. C. de in j. voc.... Et quamvis quod pauci hactenus observarunt, praedicta L. ult. non authen- tica sed a Cujacio restituta, consequenter spuria sit, et hinc adeo secure cum illa neuti- quam navigari videatur, hoc tamen non obstante Dn. ab Andler quotidianam praedictae L. ult. praxin confirmat" etc.; nun kommt dafür als Beweis lediglich das in der vorigen Note angeführte Mandat von 1650. -- Man kann nun wohl von der Meynung des Dabelow (Note i) so viel zugeben, daß der verbrei- tete Gebrauch vollständigerer Aus- gaben leicht ein solches Ver- sehen herbeyführen konnte, wel- ches früher gar nicht möglich war; nur entsteht auf diesem Wege kein wahrer und allgemei- ner Gerichtsgebrauch, also auch kein gemeines Recht. (m) J. W. Textor decisio-
nes electorales Palatinae Fran- cof. 1693. 4. Decisio XX. Al- lerdings hatte sich der Kläger auf jene lex restituta berufen (p. 78), aber der Gerichtshof be- hauptet p. 81. 82. ganz bestimmt die gänzliche Ungültigkeit dieser und jeder anderen lex restituta, wo nicht irgend ein darin ent- haltener Satz durch specielles Ge- wohnheitsrecht recipirt sey. Die- ses letzte könnte höchstens der Fall gewesen seyn bey dem Urtheil des Reichskammergerichts in Sa- chen Waldeck c. Paderborn (s. o. Note k). -- Es ist ganz un- §. 17. Geſetze. ßem Verſehen geſchah, wogegen doch auch die Reichsge-richte nicht privilegirt waren (l), ſo ließe es ſich wohl erklären, daß den Reichsgerichten ein Geſetz willkommen geweſen wäre, wodurch ſie das Anſehen ihrer höchſten Gerichtsbarkeit ſtrenger handhaben konnten; der Satz wäre darum doch nicht in den gemeinen Deutſchen Prozeß über- gegangen. Ganz irrig wird die Autorität des Pfälziſchen Oberappellationsgerichts angeführt, welches die (reſtituirte) L. 12 C. de aedificiis privatis einem Urtheil zum Grund gelegt haben ſoll, da doch die Gründe des Urtheils be- ſtimmt die Geſetzeskraft jener Stelle verneinen (m). Kann Präjudiz außer dem hier ange- führten von 1650. (l) Ein ſolches Verſehen möchte man wohl annehmen nach der Art, wie ſich darüber erklärt Uf- fenbach de consilio aulico C. 12. p. 155 „additur interdum citatio ad videndum se inci- disse in poenam L. ult. C. de in j. voc.... Et quamvis quod pauci hactenus observarunt, praedicta L. ult. non authen- tica sed a Cujacio restituta, consequenter spuria sit, et hinc adeo secure cum illa neuti- quam navigari videatur, hoc tamen non obstante Dn. ab Andler quotidianam praedictae L. ult. praxin confirmat” etc.; nun kommt dafür als Beweis lediglich das in der vorigen Note angeführte Mandat von 1650. — Man kann nun wohl von der Meynung des Dabelow (Note i) ſo viel zugeben, daß der verbrei- tete Gebrauch vollſtändigerer Aus- gaben leicht ein ſolches Ver- ſehen herbeyführen konnte, wel- ches früher gar nicht möglich war; nur entſteht auf dieſem Wege kein wahrer und allgemei- ner Gerichtsgebrauch, alſo auch kein gemeines Recht. (m) J. W. Textor decisio-
nes electorales Palatinae Fran- cof. 1693. 4. Decisio XX. Al- lerdings hatte ſich der Kläger auf jene lex restituta berufen (p. 78), aber der Gerichtshof be- hauptet p. 81. 82. ganz beſtimmt die gänzliche Ungültigkeit dieſer und jeder anderen lex restituta, wo nicht irgend ein darin ent- haltener Satz durch ſpecielles Ge- wohnheitsrecht recipirt ſey. Die- ſes letzte könnte höchſtens der Fall geweſen ſeyn bey dem Urtheil des Reichskammergerichts in Sa- chen Waldeck c. Paderborn (ſ. o. Note k). — Es iſt ganz un- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0129" n="73"/><fw place="top" type="header">§. 17. Geſetze.</fw><lb/> ßem Verſehen geſchah, wogegen doch auch die Reichsge-<lb/> richte nicht privilegirt waren <note place="foot" n="(l)">Ein ſolches Verſehen möchte<lb/> man wohl annehmen nach der<lb/> Art, wie ſich darüber erklärt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Uf-<lb/> fenbach</hi> de consilio aulico C.<lb/> 12. p. 155 „additur interdum<lb/> citatio ad videndum se inci-<lb/> disse in poenam L. ult. C. de<lb/> in j. voc.... Et quamvis <hi rendition="#i">quod<lb/> pauci hactenus observarunt,</hi><lb/> praedicta L. ult. non authen-<lb/> tica sed a Cujacio restituta,<lb/><hi rendition="#i">consequenter spuria sit,</hi> et hinc<lb/> adeo secure cum illa neuti-<lb/> quam navigari videatur, hoc<lb/> tamen non obstante Dn. ab<lb/> Andler quotidianam praedictae<lb/> L. ult. praxin confirmat” etc.;</hi><lb/> nun kommt dafür als Beweis<lb/> lediglich das in der vorigen Note<lb/> angeführte Mandat von 1650. —<lb/> Man kann nun wohl von der<lb/> Meynung des Dabelow (Note <hi rendition="#aq">i</hi>)<lb/> ſo viel zugeben, daß der verbrei-<lb/> tete Gebrauch vollſtändigerer Aus-<lb/> gaben leicht ein ſolches Ver-<lb/> ſehen herbeyführen konnte, wel-<lb/> ches früher gar nicht möglich<lb/> war; nur entſteht auf dieſem<lb/> Wege kein wahrer und allgemei-<lb/> ner Gerichtsgebrauch, alſo auch<lb/> kein gemeines Recht.</note>, ſo ließe es ſich wohl<lb/> erklären, daß den Reichsgerichten ein Geſetz willkommen<lb/> geweſen wäre, wodurch ſie das Anſehen ihrer höchſten<lb/> Gerichtsbarkeit ſtrenger handhaben konnten; der Satz wäre<lb/> darum doch nicht in den gemeinen Deutſchen Prozeß über-<lb/> gegangen. Ganz irrig wird die Autorität des Pfälziſchen<lb/> Oberappellationsgerichts angeführt, welches die (reſtituirte)<lb/><hi rendition="#aq">L. 12 C. de aedificiis privatis</hi> einem Urtheil zum Grund<lb/> gelegt haben ſoll, da doch die Gründe des Urtheils be-<lb/> ſtimmt die Geſetzeskraft jener Stelle verneinen <note xml:id="seg2pn_11_1" next="#seg2pn_11_2" place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">J. W. <hi rendition="#k">Textor</hi> decisio-<lb/> nes electorales Palatinae Fran-<lb/> cof. 1693. 4. Decisio XX.</hi> Al-<lb/> lerdings hatte ſich der Kläger<lb/> auf jene <hi rendition="#aq">lex restituta</hi> berufen<lb/> (<hi rendition="#aq">p.</hi> 78), aber der Gerichtshof be-<lb/> hauptet <hi rendition="#aq">p.</hi> 81. 82. ganz beſtimmt<lb/> die gänzliche Ungültigkeit dieſer<lb/> und jeder anderen <hi rendition="#aq">lex restituta,</hi><lb/> wo nicht irgend ein darin ent-<lb/> haltener Satz durch ſpecielles Ge-<lb/> wohnheitsrecht recipirt ſey. Die-<lb/> ſes letzte könnte höchſtens der Fall<lb/> geweſen ſeyn bey dem Urtheil<lb/> des Reichskammergerichts in Sa-<lb/> chen Waldeck <hi rendition="#aq">c.</hi> Paderborn (ſ.<lb/> o. Note <hi rendition="#aq">k</hi>). — Es iſt ganz un-</note>. Kann<lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="(k)">Präjudiz außer dem hier ange-<lb/> führten von 1650.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0129]
§. 17. Geſetze.
ßem Verſehen geſchah, wogegen doch auch die Reichsge-
richte nicht privilegirt waren (l), ſo ließe es ſich wohl
erklären, daß den Reichsgerichten ein Geſetz willkommen
geweſen wäre, wodurch ſie das Anſehen ihrer höchſten
Gerichtsbarkeit ſtrenger handhaben konnten; der Satz wäre
darum doch nicht in den gemeinen Deutſchen Prozeß über-
gegangen. Ganz irrig wird die Autorität des Pfälziſchen
Oberappellationsgerichts angeführt, welches die (reſtituirte)
L. 12 C. de aedificiis privatis einem Urtheil zum Grund
gelegt haben ſoll, da doch die Gründe des Urtheils be-
ſtimmt die Geſetzeskraft jener Stelle verneinen (m). Kann
(k)
(l) Ein ſolches Verſehen möchte
man wohl annehmen nach der
Art, wie ſich darüber erklärt Uf-
fenbach de consilio aulico C.
12. p. 155 „additur interdum
citatio ad videndum se inci-
disse in poenam L. ult. C. de
in j. voc.... Et quamvis quod
pauci hactenus observarunt,
praedicta L. ult. non authen-
tica sed a Cujacio restituta,
consequenter spuria sit, et hinc
adeo secure cum illa neuti-
quam navigari videatur, hoc
tamen non obstante Dn. ab
Andler quotidianam praedictae
L. ult. praxin confirmat” etc.;
nun kommt dafür als Beweis
lediglich das in der vorigen Note
angeführte Mandat von 1650. —
Man kann nun wohl von der
Meynung des Dabelow (Note i)
ſo viel zugeben, daß der verbrei-
tete Gebrauch vollſtändigerer Aus-
gaben leicht ein ſolches Ver-
ſehen herbeyführen konnte, wel-
ches früher gar nicht möglich
war; nur entſteht auf dieſem
Wege kein wahrer und allgemei-
ner Gerichtsgebrauch, alſo auch
kein gemeines Recht.
(m) J. W. Textor decisio-
nes electorales Palatinae Fran-
cof. 1693. 4. Decisio XX. Al-
lerdings hatte ſich der Kläger
auf jene lex restituta berufen
(p. 78), aber der Gerichtshof be-
hauptet p. 81. 82. ganz beſtimmt
die gänzliche Ungültigkeit dieſer
und jeder anderen lex restituta,
wo nicht irgend ein darin ent-
haltener Satz durch ſpecielles Ge-
wohnheitsrecht recipirt ſey. Die-
ſes letzte könnte höchſtens der Fall
geweſen ſeyn bey dem Urtheil
des Reichskammergerichts in Sa-
chen Waldeck c. Paderborn (ſ.
o. Note k). — Es iſt ganz un-
(k) Präjudiz außer dem hier ange-
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