Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.§. 88. Juristische Personen. Geschichte. (Fortsetzung.) einem Tempel angehören, erwähnt werden, welches letztejedoch vielleicht als ein allgemeines Recht aller Tempel, unabhängig von jenen Privilegien wegen der Testamente, angesehen werden mochte (cc). Wie ist nun diese Verschiedenheit der Zeiten in der und Dienern eines bestimmten Tempels ein Fideicommiß gege- ben; dieses wird für gültig er- klärt, und so ausgelegt: "Re- spondit ... ministerium nomi- natorum designatum: ceterum datum templo." (cc) Varro de lingua latina
Lib. 8 (sonst 7) C. 41. Er will beweisen, daß in der Sprache überhaupt keine Analogie beob- achtet werde, und führt als Bey- spiel an, daß manche Eigennamen von Orten abgeleitet seyen, an- dere gar nicht, oder doch nicht auf die rechte Weise: "alii no- mina habent ab oppidis; alii aut non habent, aut non ut debent habent. Habent pleri- que libertini a municipio ma- numissi; in quo, ut societatum et fanorum servi, non serva- runt pro portione rationem." Die übrige nicht geringe Schwie- rigkeit der Stelle gehört nicht hier- her. Vgl. auch Cicero divinat. in Caecil. C. 17. -- Gar Nichts beweisen für die Vermögensfähig- keit die allerdings sehr häufig er- wähnten Geschenke an Götter; denn das so Geschenkte wurde ge- wiß meist consecrirt, stand also nun außer allem Eigenthum, und setzt daher gar nicht die Eigen- thumsfähigkeit des so beschenkten Gottes voraus. §. 88. Juriſtiſche Perſonen. Geſchichte. (Fortſetzung.) einem Tempel angehören, erwähnt werden, welches letztejedoch vielleicht als ein allgemeines Recht aller Tempel, unabhängig von jenen Privilegien wegen der Teſtamente, angeſehen werden mochte (cc). Wie iſt nun dieſe Verſchiedenheit der Zeiten in der und Dienern eines beſtimmten Tempels ein Fideicommiß gege- ben; dieſes wird für gültig er- klärt, und ſo ausgelegt: „Re- spondit … ministerium nomi- natorum designatum: ceterum datum templo.” (cc) Varro de lingua latina
Lib. 8 (ſonſt 7) C. 41. Er will beweiſen, daß in der Sprache überhaupt keine Analogie beob- achtet werde, und führt als Bey- ſpiel an, daß manche Eigennamen von Orten abgeleitet ſeyen, an- dere gar nicht, oder doch nicht auf die rechte Weiſe: „alii no- mina habent ab oppidis; alii aut non habent, aut non ut debent habent. Habent pleri- que libertini a municipio ma- numissi; in quo, ut societatum et fanorum servi, non serva- runt pro portione rationem.” Die übrige nicht geringe Schwie- rigkeit der Stelle gehört nicht hier- her. Vgl. auch Cicero divinat. in Caecil. C. 17. — Gar Nichts beweiſen für die Vermögensfähig- keit die allerdings ſehr häufig er- wähnten Geſchenke an Götter; denn das ſo Geſchenkte wurde ge- wiß meiſt conſecrirt, ſtand alſo nun außer allem Eigenthum, und ſetzt daher gar nicht die Eigen- thumsfähigkeit des ſo beſchenkten Gottes voraus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0277" n="263"/><fw place="top" type="header">§. 88. Juriſtiſche Perſonen. Geſchichte. (Fortſetzung.)</fw><lb/> einem Tempel angehören, erwähnt werden, welches letzte<lb/> jedoch vielleicht als ein allgemeines Recht aller Tempel,<lb/> unabhängig von jenen Privilegien wegen der Teſtamente,<lb/> angeſehen werden mochte <note place="foot" n="(cc)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Varro</hi> de lingua latina<lb/> Lib.</hi> 8 (ſonſt 7) <hi rendition="#aq">C.</hi> 41. Er will<lb/> beweiſen, daß in der Sprache<lb/> überhaupt keine Analogie beob-<lb/> achtet werde, und führt als Bey-<lb/> ſpiel an, daß manche Eigennamen<lb/> von Orten abgeleitet ſeyen, an-<lb/> dere gar nicht, oder doch nicht<lb/> auf die rechte Weiſe: <hi rendition="#aq">„alii no-<lb/> mina habent ab oppidis; alii<lb/> aut non habent, aut non ut<lb/> debent habent. Habent pleri-<lb/> que libertini a municipio ma-<lb/> numissi; in quo, ut societatum<lb/><hi rendition="#i">et fanorum servi,</hi> non serva-<lb/> runt pro portione rationem.”</hi><lb/> Die übrige nicht geringe Schwie-<lb/> rigkeit der Stelle gehört nicht hier-<lb/> her. Vgl. auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cicero</hi> divinat.<lb/> in Caecil. C.</hi> 17. — Gar Nichts<lb/> beweiſen für die Vermögensfähig-<lb/> keit die allerdings ſehr häufig er-<lb/> wähnten <hi rendition="#g">Geſchenke</hi> an Götter;<lb/> denn das ſo Geſchenkte wurde ge-<lb/> wiß meiſt conſecrirt, ſtand alſo<lb/> nun außer allem Eigenthum, und<lb/> ſetzt daher gar nicht die Eigen-<lb/> thumsfähigkeit des ſo beſchenkten<lb/> Gottes voraus.</note>.</p><lb/> <p>Wie iſt nun dieſe Verſchiedenheit der Zeiten in der<lb/> Annahme und Behandlung ſolcher juriſtiſchen Perſonen zu<lb/> erklären? Gleichgültig gegen ihren Cultus waren die Rö-<lb/> mer in der vorchriſtlichen Zeit gewiß nicht; aber er war<lb/> Staatscultus, und die Staatskaſſe deckte ſeine großen<lb/> Ausgaben; wie in Rom, eben ſo in jeder Stadt des<lb/> Reichs. Es konnte dafür noch beſonders geſorgt ſeyn<lb/> durch gewiſſe Güter des Staats oder der Städte, deren<lb/> Ertrag für ſolche fromme Zwecke bleibend angewieſen<lb/> war, während das Eigenthum ſelbſt dennoch dem Staat<lb/> oder der Stadt gehörte (§ 87. <hi rendition="#aq">p</hi>). Daß mit dem Chri-<lb/><note xml:id="seg2pn_54_2" prev="#seg2pn_54_1" place="foot" n="(bb)">und Dienern eines beſtimmten<lb/> Tempels ein Fideicommiß gege-<lb/> ben; dieſes wird für gültig er-<lb/> klärt, und ſo ausgelegt: <hi rendition="#aq">„Re-<lb/> spondit … ministerium nomi-<lb/> natorum designatum: ceterum<lb/><hi rendition="#i">datum templo.</hi>”</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0277]
§. 88. Juriſtiſche Perſonen. Geſchichte. (Fortſetzung.)
einem Tempel angehören, erwähnt werden, welches letzte
jedoch vielleicht als ein allgemeines Recht aller Tempel,
unabhängig von jenen Privilegien wegen der Teſtamente,
angeſehen werden mochte (cc).
Wie iſt nun dieſe Verſchiedenheit der Zeiten in der
Annahme und Behandlung ſolcher juriſtiſchen Perſonen zu
erklären? Gleichgültig gegen ihren Cultus waren die Rö-
mer in der vorchriſtlichen Zeit gewiß nicht; aber er war
Staatscultus, und die Staatskaſſe deckte ſeine großen
Ausgaben; wie in Rom, eben ſo in jeder Stadt des
Reichs. Es konnte dafür noch beſonders geſorgt ſeyn
durch gewiſſe Güter des Staats oder der Städte, deren
Ertrag für ſolche fromme Zwecke bleibend angewieſen
war, während das Eigenthum ſelbſt dennoch dem Staat
oder der Stadt gehörte (§ 87. p). Daß mit dem Chri-
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(cc) Varro de lingua latina
Lib. 8 (ſonſt 7) C. 41. Er will
beweiſen, daß in der Sprache
überhaupt keine Analogie beob-
achtet werde, und führt als Bey-
ſpiel an, daß manche Eigennamen
von Orten abgeleitet ſeyen, an-
dere gar nicht, oder doch nicht
auf die rechte Weiſe: „alii no-
mina habent ab oppidis; alii
aut non habent, aut non ut
debent habent. Habent pleri-
que libertini a municipio ma-
numissi; in quo, ut societatum
et fanorum servi, non serva-
runt pro portione rationem.”
Die übrige nicht geringe Schwie-
rigkeit der Stelle gehört nicht hier-
her. Vgl. auch Cicero divinat.
in Caecil. C. 17. — Gar Nichts
beweiſen für die Vermögensfähig-
keit die allerdings ſehr häufig er-
wähnten Geſchenke an Götter;
denn das ſo Geſchenkte wurde ge-
wiß meiſt conſecrirt, ſtand alſo
nun außer allem Eigenthum, und
ſetzt daher gar nicht die Eigen-
thumsfähigkeit des ſo beſchenkten
Gottes voraus.
(bb) und Dienern eines beſtimmten
Tempels ein Fideicommiß gege-
ben; dieſes wird für gültig er-
klärt, und ſo ausgelegt: „Re-
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