Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 91. Juristische Personen. Rechte. (Fortsetzung.)
Person als solche) besitzen kann, ohne eigenes Bewußt-
seyn des Besitzes. Die Schwierigkeit, so wie die Art ih-
rer Beseitigung, ist also völlig dieselbe, wie wenn das
Kind durch seinen Tutor, der Wahnsinnige durch seinen
Curator, Besitz erwerben soll (v).



(v) Gegen diese, im Wesentli-
chen schon in meinem Buch über
den Besitz aufgestellte, Lehre hat
Widerspruch erhoben Warnkö-
nig
, Archiv XX. S. 412 -- 420,
indem er behauptet, juristische
Personen könnten, eben so wie
physische, nur mit ihrem Bewußt-
seyn Besitz erwerben. Er hat sich
offenbar das Wesen der juristi-
schen Personen nicht klar gemacht,
und daß er gerade hierin das
Misverständniß so vieler anderen
Schriftsteller theilt, erhellt aus der
Stelle S. 420: "der Grundsatz,
daß die Beschlüsse der Majorität
der Mitglieder den Willen der
Corporation selbst
bilden, ist
ein ausgemachter Satz." Von
diesem Standpunkt aus bleibt es
ja unerklärlich, wie die Römer
bey dem Besitzerwerb der juristi-
schen Personen mehr Schwierig-
keit finden konnten, als bey dem
der physischen, oder als bey dem
Erwerb anderer Rechte.

§. 91. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.)
Perſon als ſolche) beſitzen kann, ohne eigenes Bewußt-
ſeyn des Beſitzes. Die Schwierigkeit, ſo wie die Art ih-
rer Beſeitigung, iſt alſo völlig dieſelbe, wie wenn das
Kind durch ſeinen Tutor, der Wahnſinnige durch ſeinen
Curator, Beſitz erwerben ſoll (v).



(v) Gegen dieſe, im Weſentli-
chen ſchon in meinem Buch über
den Beſitz aufgeſtellte, Lehre hat
Widerſpruch erhoben Warnkö-
nig
, Archiv XX. S. 412 — 420,
indem er behauptet, juriſtiſche
Perſonen könnten, eben ſo wie
phyſiſche, nur mit ihrem Bewußt-
ſeyn Beſitz erwerben. Er hat ſich
offenbar das Weſen der juriſti-
ſchen Perſonen nicht klar gemacht,
und daß er gerade hierin das
Misverſtändniß ſo vieler anderen
Schriftſteller theilt, erhellt aus der
Stelle S. 420: „der Grundſatz,
daß die Beſchlüſſe der Majorität
der Mitglieder den Willen der
Corporation ſelbſt
bilden, iſt
ein ausgemachter Satz.“ Von
dieſem Standpunkt aus bleibt es
ja unerklärlich, wie die Römer
bey dem Beſitzerwerb der juriſti-
ſchen Perſonen mehr Schwierig-
keit finden konnten, als bey dem
der phyſiſchen, oder als bey dem
Erwerb anderer Rechte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0307" n="293"/><fw place="top" type="header">§. 91. Juri&#x017F;ti&#x017F;che Per&#x017F;onen. Rechte. (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
Per&#x017F;on als &#x017F;olche) be&#x017F;itzen kann, ohne eigenes Bewußt-<lb/>
&#x017F;eyn des Be&#x017F;itzes. Die Schwierigkeit, &#x017F;o wie die Art ih-<lb/>
rer Be&#x017F;eitigung, i&#x017F;t al&#x017F;o völlig die&#x017F;elbe, wie wenn das<lb/>
Kind durch &#x017F;einen Tutor, der Wahn&#x017F;innige durch &#x017F;einen<lb/>
Curator, Be&#x017F;itz erwerben &#x017F;oll <note place="foot" n="(v)">Gegen die&#x017F;e, im We&#x017F;entli-<lb/>
chen &#x017F;chon in meinem Buch über<lb/>
den Be&#x017F;itz aufge&#x017F;tellte, Lehre hat<lb/>
Wider&#x017F;pruch erhoben <hi rendition="#g">Warnkö-<lb/>
nig</hi>, Archiv <hi rendition="#aq">XX.</hi> S. 412 &#x2014; 420,<lb/>
indem er behauptet, juri&#x017F;ti&#x017F;che<lb/>
Per&#x017F;onen könnten, eben &#x017F;o wie<lb/>
phy&#x017F;i&#x017F;che, nur mit ihrem Bewußt-<lb/>
&#x017F;eyn Be&#x017F;itz erwerben. Er hat &#x017F;ich<lb/>
offenbar das We&#x017F;en der juri&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen Per&#x017F;onen nicht klar gemacht,<lb/>
und daß er gerade hierin das<lb/>
Misver&#x017F;tändniß &#x017F;o vieler anderen<lb/>
Schrift&#x017F;teller theilt, erhellt aus der<lb/>
Stelle S. 420: &#x201E;der Grund&#x017F;atz,<lb/>
daß die Be&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e der Majorität<lb/>
der Mitglieder den <hi rendition="#g">Willen der<lb/>
Corporation &#x017F;elb&#x017F;t</hi> bilden, i&#x017F;t<lb/>
ein ausgemachter Satz.&#x201C; Von<lb/>
die&#x017F;em Standpunkt aus bleibt es<lb/>
ja unerklärlich, wie die Römer<lb/>
bey dem Be&#x017F;itzerwerb der juri&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen Per&#x017F;onen mehr Schwierig-<lb/>
keit finden konnten, als bey dem<lb/>
der phy&#x017F;i&#x017F;chen, oder als bey dem<lb/>
Erwerb anderer Rechte.</note>.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0307] §. 91. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.) Perſon als ſolche) beſitzen kann, ohne eigenes Bewußt- ſeyn des Beſitzes. Die Schwierigkeit, ſo wie die Art ih- rer Beſeitigung, iſt alſo völlig dieſelbe, wie wenn das Kind durch ſeinen Tutor, der Wahnſinnige durch ſeinen Curator, Beſitz erwerben ſoll (v). (v) Gegen dieſe, im Weſentli- chen ſchon in meinem Buch über den Beſitz aufgeſtellte, Lehre hat Widerſpruch erhoben Warnkö- nig, Archiv XX. S. 412 — 420, indem er behauptet, juriſtiſche Perſonen könnten, eben ſo wie phyſiſche, nur mit ihrem Bewußt- ſeyn Beſitz erwerben. Er hat ſich offenbar das Weſen der juriſti- ſchen Perſonen nicht klar gemacht, und daß er gerade hierin das Misverſtändniß ſo vieler anderen Schriftſteller theilt, erhellt aus der Stelle S. 420: „der Grundſatz, daß die Beſchlüſſe der Majorität der Mitglieder den Willen der Corporation ſelbſt bilden, iſt ein ausgemachter Satz.“ Von dieſem Standpunkt aus bleibt es ja unerklärlich, wie die Römer bey dem Beſitzerwerb der juriſti- ſchen Perſonen mehr Schwierig- keit finden konnten, als bey dem der phyſiſchen, oder als bey dem Erwerb anderer Rechte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/307
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/307>, abgerufen am 21.11.2024.