Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen. Regel, die in den angeführten Stellen von öffentlichenStadtgeschäften überhaupt aufgestellt wird, gilt insbeson- dere auch von der Wahl eines actor, der vor Gericht für die Stadt auftreten soll: auch dazu ist nöthig die Anwe- senheit von wenigstens zwey Drittheilen der Decurionen, und die Wahl wird durch die Stimmenmehrheit unter die- sen Anwesenden entschieden (e). "a majore parte ordinis" L. 19 ad municip. (50. 1.). "Quod major pars curiae effecit, pro eo habetur, ac si omnes ege- rint." (Curia aber heißt, nach Note b, eine Versammlung von wenigstens 2/3 aller Mitglieder). -- L. 2. 3 C. de praed. decur. (10. 33.), "totius vel majoris partis intercedente decreto," "curia- lium vel majoris partis curiae." L. 19 pr. de tutor. et curat. (26. 5.). "Ubi absunt hi qui tutores dare possunt, decurio- nes jubentur dare tutores: dum- modo major pars conveniat" etc. Das conveniat ist zweydeutig; es könnte im materiellen Sinn ge- nommen werden (für zusammen- kommen), dann würde es mit der Regel der 2/3 (Note b) im Wider- spruch stehen: daher muß es in dem eben so gewöhnlichen tropi- schen Sinn genommen werden (für übereinkommen), und ist dann wieder nur die Regel der Entscheidung durch Stimmen- mehrheit. (e) L. 3. 4 quod cuj. un. (3. 4.)
. nisi .. ordo dedit, cum duae partes adessent, aut amplius quam duae." Auch hier wieder gilt der ganze ordo als handelnd, wenn eine Versammlung von 2/3 thätig ist. Neuerlich ist die Vor- schrift der 2/3 für alle Versamm- lungen der Decurionen so gedeu- tet worden, als hätte der Beschluß gefaßt werden müssen von der Mehrzahl -- nicht der Anwesen- den in dieser Versammlung, son- dern -- aller Decurionen über- haupt, woneben also die noth- wendige Anwesenheit der 2/3 nur eine unnütze Erschwerung gewe- sen wäre. (Lotz a. a. O., S. 115 -- 120). Dieser Annahme wider- sprechen schon die Worte der an- geführten Stellen; außerdem aber ist zu bedenken, daß hier von ei- nem Geschäftscollegium die Rede ist, und zugleich von Gegenstän- den laufender Verwaltung, die in irgend einer Art abgemacht werden mußten: dabey ist eine andere Majorität als die der ge- rade anwesenden Versammlung eben so fremdartig und unnatür- lich, wie sie es z. B. in unsren Justizcollegien seyn würde. Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. Regel, die in den angeführten Stellen von öffentlichenStadtgeſchäften überhaupt aufgeſtellt wird, gilt insbeſon- dere auch von der Wahl eines actor, der vor Gericht für die Stadt auftreten ſoll: auch dazu iſt noͤthig die Anwe- ſenheit von wenigſtens zwey Drittheilen der Decurionen, und die Wahl wird durch die Stimmenmehrheit unter die- ſen Anweſenden entſchieden (e). „a majore parte ordinis” L. 19 ad municip. (50. 1.). „Quod major pars curiae effecit, pro eo habetur, ac si omnes ege- rint.” (Curia aber heißt, nach Note b, eine Verſammlung von wenigſtens ⅔ aller Mitglieder). — L. 2. 3 C. de praed. decur. (10. 33.), „totius vel majoris partis intercedente decreto,” „curia- lium vel majoris partis curiae.” L. 19 pr. de tutor. et curat. (26. 5.). „Ubi absunt hi qui tutores dare possunt, decurio- nes jubentur dare tutores: dum- modo major pars conveniat” etc. Das conveniat iſt zweydeutig; es könnte im materiellen Sinn ge- nommen werden (für zuſammen- kommen), dann würde es mit der Regel der ⅔ (Note b) im Wider- ſpruch ſtehen: daher muß es in dem eben ſo gewöhnlichen tropi- ſchen Sinn genommen werden (für übereinkommen), und iſt dann wieder nur die Regel der Entſcheidung durch Stimmen- mehrheit. (e) L. 3. 4 quod cuj. un. (3. 4.)
. nisi .. ordo dedit, cum duae partes adessent, aut amplius quam duae.” Auch hier wieder gilt der ganze ordo als handelnd, wenn eine Verſammlung von ⅔ thätig iſt. Neuerlich iſt die Vor- ſchrift der ⅔ für alle Verſamm- lungen der Decurionen ſo gedeu- tet worden, als hätte der Beſchluß gefaßt werden müſſen von der Mehrzahl — nicht der Anweſen- den in dieſer Verſammlung, ſon- dern — aller Decurionen über- haupt, woneben alſo die noth- wendige Anweſenheit der ⅔ nur eine unnütze Erſchwerung gewe- ſen wäre. (Lotz a. a. O., S. 115 — 120). Dieſer Annahme wider- ſprechen ſchon die Worte der an- geführten Stellen; außerdem aber iſt zu bedenken, daß hier von ei- nem Geſchäftscollegium die Rede iſt, und zugleich von Gegenſtän- den laufender Verwaltung, die in irgend einer Art abgemacht werden mußten: dabey iſt eine andere Majorität als die der ge- rade anweſenden Verſammlung eben ſo fremdartig und unnatür- lich, wie ſie es z. B. in unſren Juſtizcollegien ſeyn würde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0342" n="328"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">II.</hi> Perſonen.</fw><lb/> Regel, die in den angeführten Stellen von öffentlichen<lb/> Stadtgeſchäften überhaupt aufgeſtellt wird, gilt insbeſon-<lb/> dere auch von der Wahl eines <hi rendition="#aq">actor,</hi> der vor Gericht für<lb/> die Stadt auftreten ſoll: auch dazu iſt noͤthig die Anwe-<lb/> ſenheit von wenigſtens zwey Drittheilen der Decurionen,<lb/> und die Wahl wird durch die Stimmenmehrheit unter die-<lb/> ſen Anweſenden entſchieden <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3. 4 <hi rendition="#i">quod cuj. un.</hi> (3. 4.)<lb/> . nisi .. <hi rendition="#i">ordo</hi> dedit, cum <hi rendition="#i">duae<lb/> partes adessent,</hi> aut amplius<lb/> quam duae.”</hi> Auch hier wieder<lb/> gilt der ganze <hi rendition="#aq">ordo</hi> als handelnd,<lb/> wenn eine Verſammlung von ⅔<lb/> thätig iſt. Neuerlich iſt die Vor-<lb/> ſchrift der ⅔ für alle Verſamm-<lb/> lungen der Decurionen ſo gedeu-<lb/> tet worden, als hätte der Beſchluß<lb/> gefaßt werden müſſen von der<lb/> Mehrzahl — nicht der Anweſen-<lb/> den in dieſer Verſammlung, ſon-<lb/> dern — aller Decurionen über-<lb/> haupt, woneben alſo die noth-<lb/> wendige Anweſenheit der ⅔ nur<lb/> eine unnütze Erſchwerung gewe-<lb/> ſen wäre. (<hi rendition="#g">Lotz</hi> a. a. O., S. 115<lb/> — 120). Dieſer Annahme wider-<lb/> ſprechen ſchon die Worte der an-<lb/> geführten Stellen; außerdem aber<lb/> iſt zu bedenken, daß hier von ei-<lb/> nem Geſchäftscollegium die Rede<lb/> iſt, und zugleich von Gegenſtän-<lb/> den laufender Verwaltung, die<lb/> in irgend einer Art abgemacht<lb/> werden mußten: dabey iſt eine<lb/> andere Majorität als die der ge-<lb/> rade anweſenden Verſammlung<lb/> eben ſo fremdartig und unnatür-<lb/> lich, wie ſie es z. B. in unſren<lb/> Juſtizcollegien ſeyn würde.</note>.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_60_2" prev="#seg2pn_60_1" place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">„a <hi rendition="#i">majore parte</hi> ordinis” <hi rendition="#i">L.</hi> 19<lb/><hi rendition="#i">ad municip. (50. 1.).</hi> „Quod<lb/><hi rendition="#i">major pars curiae</hi> effecit, pro<lb/> eo habetur, ac si omnes ege-<lb/> rint.”</hi> (<hi rendition="#aq">Curia</hi> aber heißt, nach<lb/> Note <hi rendition="#aq">b</hi>, eine Verſammlung von<lb/> wenigſtens ⅔ aller Mitglieder). —<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2. 3 <hi rendition="#i">C. de praed. decur.</hi> (10.<lb/> 33.), „totius <hi rendition="#i">vel majoris partis</hi><lb/> intercedente decreto,” „curia-<lb/> lium <hi rendition="#i">vel majoris partis curiae.</hi>”<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 19 <hi rendition="#i">pr. de tutor. et curat.</hi><lb/> (26. 5.). „Ubi absunt hi qui<lb/> tutores dare possunt, decurio-<lb/> nes jubentur dare tutores: <hi rendition="#i">dum-<lb/> modo major pars conveniat</hi>” etc.</hi><lb/> Das <hi rendition="#aq">conveniat</hi> iſt zweydeutig; es<lb/> könnte im materiellen Sinn ge-<lb/> nommen werden (für zuſammen-<lb/> kommen), dann würde es mit der<lb/> Regel der ⅔ (Note <hi rendition="#aq">b</hi>) im Wider-<lb/> ſpruch ſtehen: daher muß es in<lb/> dem eben ſo gewöhnlichen tropi-<lb/> ſchen Sinn genommen werden<lb/> (für übereinkommen), und iſt<lb/> dann wieder nur die Regel der<lb/> Entſcheidung durch Stimmen-<lb/> mehrheit.</note> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0342]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
Regel, die in den angeführten Stellen von öffentlichen
Stadtgeſchäften überhaupt aufgeſtellt wird, gilt insbeſon-
dere auch von der Wahl eines actor, der vor Gericht für
die Stadt auftreten ſoll: auch dazu iſt noͤthig die Anwe-
ſenheit von wenigſtens zwey Drittheilen der Decurionen,
und die Wahl wird durch die Stimmenmehrheit unter die-
ſen Anweſenden entſchieden (e).
(d)
(e) L. 3. 4 quod cuj. un. (3. 4.)
. nisi .. ordo dedit, cum duae
partes adessent, aut amplius
quam duae.” Auch hier wieder
gilt der ganze ordo als handelnd,
wenn eine Verſammlung von ⅔
thätig iſt. Neuerlich iſt die Vor-
ſchrift der ⅔ für alle Verſamm-
lungen der Decurionen ſo gedeu-
tet worden, als hätte der Beſchluß
gefaßt werden müſſen von der
Mehrzahl — nicht der Anweſen-
den in dieſer Verſammlung, ſon-
dern — aller Decurionen über-
haupt, woneben alſo die noth-
wendige Anweſenheit der ⅔ nur
eine unnütze Erſchwerung gewe-
ſen wäre. (Lotz a. a. O., S. 115
— 120). Dieſer Annahme wider-
ſprechen ſchon die Worte der an-
geführten Stellen; außerdem aber
iſt zu bedenken, daß hier von ei-
nem Geſchäftscollegium die Rede
iſt, und zugleich von Gegenſtän-
den laufender Verwaltung, die
in irgend einer Art abgemacht
werden mußten: dabey iſt eine
andere Majorität als die der ge-
rade anweſenden Verſammlung
eben ſo fremdartig und unnatür-
lich, wie ſie es z. B. in unſren
Juſtizcollegien ſeyn würde.
(d) „a majore parte ordinis” L. 19
ad municip. (50. 1.). „Quod
major pars curiae effecit, pro
eo habetur, ac si omnes ege-
rint.” (Curia aber heißt, nach
Note b, eine Verſammlung von
wenigſtens ⅔ aller Mitglieder). —
L. 2. 3 C. de praed. decur. (10.
33.), „totius vel majoris partis
intercedente decreto,” „curia-
lium vel majoris partis curiae.”
L. 19 pr. de tutor. et curat.
(26. 5.). „Ubi absunt hi qui
tutores dare possunt, decurio-
nes jubentur dare tutores: dum-
modo major pars conveniat” etc.
Das conveniat iſt zweydeutig; es
könnte im materiellen Sinn ge-
nommen werden (für zuſammen-
kommen), dann würde es mit der
Regel der ⅔ (Note b) im Wider-
ſpruch ſtehen: daher muß es in
dem eben ſo gewöhnlichen tropi-
ſchen Sinn genommen werden
(für übereinkommen), und iſt
dann wieder nur die Regel der
Entſcheidung durch Stimmen-
mehrheit.
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