zeugung nöthig seyen, damit das lebendig geborene Kind fortleben könne? und wie lange sich die Schwangerschaft überhaupt ausdehnen könne? Die Stellen der alten Schrift- steller über diese Fragen, so weit sie das Recht berühren, sind folgende.
Plinius hist. nat. Lib. 7 C. 4 (al. 5.): "Ante septimum mensem haud unquam vitalis est. Septimo nonnisi pridie posteriore plenilunii die aut interlunio con- cepti nascuntur. Tralatitium in Aegypto est et oc- tavo gigni. Jam quidem et in Italia tales partus esse vitales, contra priscorum opiniones .... Masu- rius auctor est, L: Papirium praetorem, secundo he- rede lege agente, bonorum possessionem contra eum dedisse, quum mater partum se XIII. mensibus di- ceret tulisse, quoniam nullum certum tempus pa- riendi statum videretur."
Hier kommt zweymal der Ausdruck vitalis vor, ich glaube aber nicht, daß er in unsrem Sinn gebraucht ist, nämlich für die Fähigkeit eines Lebenden, das Leben fort- zusetzen. Denn der Ausdruck steht so willkührlich abwechs- lend mit nasci und gigni, daß er gewiß natürlicher von der lebenden Geburt überhaupt (ohne jene feinere Unter- scheidung) zu verstehen ist. Plinius will also sagen: Kin- der können lebendig geboren werden niemals vor dem sie- benten Monat nach der Erzeugung: im siebenten nur wenn die Zeugung an gewissen, durch den Mondwechsel bestimm- ten, Tagen statt fand: ob auch im achten, ist zweifelhaft;
II. 26
Vitalität.
zeugung noͤthig ſeyen, damit das lebendig geborene Kind fortleben könne? und wie lange ſich die Schwangerſchaft überhaupt ausdehnen könne? Die Stellen der alten Schrift- ſteller über dieſe Fragen, ſo weit ſie das Recht berühren, ſind folgende.
Plinius hist. nat. Lib. 7 C. 4 (al. 5.): „Ante septimum mensem haud unquam vitalis est. Septimo nonnisi pridie posteriore plenilunii die aut interlunio con- cepti nascuntur. Tralatitium in Aegypto est et oc- tavo gigni. Jam quidem et in Italia tales partus esse vitales, contra priscorum opiniones .... Masu- rius auctor est, L: Papirium praetorem, secundo he- rede lege agente, bonorum possessionem contra eum dedisse, quum mater partum se XIII. mensibus di- ceret tulisse, quoniam nullum certum tempus pa- riendi statum videretur.”
Hier kommt zweymal der Ausdruck vitalis vor, ich glaube aber nicht, daß er in unſrem Sinn gebraucht iſt, nämlich für die Fähigkeit eines Lebenden, das Leben fort- zuſetzen. Denn der Ausdruck ſteht ſo willkührlich abwechs- lend mit nasci und gigni, daß er gewiß natürlicher von der lebenden Geburt überhaupt (ohne jene feinere Unter- ſcheidung) zu verſtehen iſt. Plinius will alſo ſagen: Kin- der können lebendig geboren werden niemals vor dem ſie- benten Monat nach der Erzeugung: im ſiebenten nur wenn die Zeugung an gewiſſen, durch den Mondwechſel beſtimm- ten, Tagen ſtatt fand: ob auch im achten, iſt zweifelhaft;
II. 26
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Vitalität.
zeugung noͤthig ſeyen, damit das lebendig geborene Kind
fortleben könne? und wie lange ſich die Schwangerſchaft
überhaupt ausdehnen könne? Die Stellen der alten Schrift-
ſteller über dieſe Fragen, ſo weit ſie das Recht berühren,
ſind folgende.
Plinius hist. nat. Lib. 7 C. 4 (al. 5.): „Ante septimum
mensem haud unquam vitalis est. Septimo nonnisi
pridie posteriore plenilunii die aut interlunio con-
cepti nascuntur. Tralatitium in Aegypto est et oc-
tavo gigni. Jam quidem et in Italia tales partus
esse vitales, contra priscorum opiniones .... Masu-
rius auctor est, L: Papirium praetorem, secundo he-
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dedisse, quum mater partum se XIII. mensibus di-
ceret tulisse, quoniam nullum certum tempus pa-
riendi statum videretur.”
Hier kommt zweymal der Ausdruck vitalis vor, ich
glaube aber nicht, daß er in unſrem Sinn gebraucht iſt,
nämlich für die Fähigkeit eines Lebenden, das Leben fort-
zuſetzen. Denn der Ausdruck ſteht ſo willkührlich abwechs-
lend mit nasci und gigni, daß er gewiß natürlicher von
der lebenden Geburt überhaupt (ohne jene feinere Unter-
ſcheidung) zu verſtehen iſt. Plinius will alſo ſagen: Kin-
der können lebendig geboren werden niemals vor dem ſie-
benten Monat nach der Erzeugung: im ſiebenten nur wenn
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ten, Tagen ſtatt fand: ob auch im achten, iſt zweifelhaft;
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/415>, abgerufen am 17.07.2024.
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