Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.Status und Capitis deminutio. Erklärung), das heißt eigentlich die Gesammtheit der Ab-hängigkeitsverhältnisse, ist zwar umfassender als die Agna- tenfamilie, kommt also der Wahrheit näher, läßt jedoch gleichfalls mehrere Zweige der Familie unberührt, nament- lich Tutel, Patronat, Verwandtschaft. Jetzt erst läßt sich mit Erfolg die Frage aufwerfen, Daß in keiner Stelle der Alten die drey Status er- Aber auch einzeln kommen die den Neuern so geläufi- (a) L. 5 C. Th. ad Sc. Claud.
(4. 11.) bey Hänel p. 401: "Quae- cunque mulierum .. servi contu- bernio se miscuerit ... statum libertatis amittat." -- Man könn- te noch darauf beziehen Sueto- nius de illustr. Grammaticis Cap. 21 "C. Melissus ingenuus, sed ob discordiam parentum expositus ... quamquam adse- rente matre, permansit tamen in statu servitutis: praesentem- que conditionem verae origini praeposuit, quare cito manu- missus ... est." Allein hier heißt offenbar status servitutis der blos auf Irrthum beruhende faktische Zustand der Unfreyheit: der Aus- druck ist also hier in dem oben (Num. IV.) erwähnten, nichttech- nischen Sinn genommen. Denn der wirkliche status des Melissus war ja der aus der vera origo hervorgehende. Status und Capitis deminutio. Erklärung), das heißt eigentlich die Geſammtheit der Ab-hängigkeitsverhältniſſe, iſt zwar umfaſſender als die Agna- tenfamilie, kommt alſo der Wahrheit näher, läßt jedoch gleichfalls mehrere Zweige der Familie unberührt, nament- lich Tutel, Patronat, Verwandtſchaft. Jetzt erſt läßt ſich mit Erfolg die Frage aufwerfen, Daß in keiner Stelle der Alten die drey Status er- Aber auch einzeln kommen die den Neuern ſo geläufi- (a) L. 5 C. Th. ad Sc. Claud.
(4. 11.) bey Hänel p. 401: „Quae- cunque mulierum .. servi contu- bernio se miscuerit … statum libertatis amittat.” — Man könn- te noch darauf beziehen Sueto- nius de illustr. Grammaticis Cap. 21 „C. Melissus ingenuus, sed ob discordiam parentum expositus … quamquam adse- rente matre, permansit tamen in statu servitutis: praesentem- que conditionem verae origini praeposuit, quare cito manu- missus … est.” Allein hier heißt offenbar status servitutis der blos auf Irrthum beruhende faktiſche Zuſtand der Unfreyheit: der Aus- druck iſt alſo hier in dem oben (Num. IV.) erwähnten, nichttech- niſchen Sinn genommen. Denn der wirkliche status des Meliſſus war ja der aus der vera origo hervorgehende. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0487" n="473"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Status</hi> und <hi rendition="#aq">Capitis deminutio.</hi></fw><lb/> Erklärung), das heißt eigentlich die Geſammtheit der Ab-<lb/> hängigkeitsverhältniſſe, iſt zwar umfaſſender als die Agna-<lb/> tenfamilie, kommt alſo der Wahrheit näher, läßt jedoch<lb/> gleichfalls mehrere Zweige der Familie unberührt, nament-<lb/> lich Tutel, Patronat, Verwandtſchaft.</p><lb/> <p>Jetzt erſt läßt ſich mit Erfolg die Frage aufwerfen,<lb/> welchen juriſtiſchen Boden die gewöhnliche Lehre von den<lb/> drey <hi rendition="#aq">Status</hi> haben moͤge.</p><lb/> <p>Daß in keiner Stelle der Alten die drey <hi rendition="#aq">Status</hi> er-<lb/> wähnt werden, muß wohl Jeder zugeſtehen, und dieſer<lb/> Umſtand iſt um ſo bedenklicher, als die ganz nahe liegende<lb/> dreyfache <hi rendition="#aq">capitis deminutio</hi> häufig genug vorkommt.</p><lb/> <p>Aber auch einzeln kommen die den Neuern ſo geläufi-<lb/> gen Namen der drey <hi rendition="#aq">Status</hi> beynahe gar nicht vor. <hi rendition="#aq">Status<lb/> civitatis</hi> und <hi rendition="#aq">Status familiae</hi> finden ſich durchaus nicht, und<lb/><hi rendition="#aq">Status libertatis</hi> finde ich nur in einer einzigen Stelle ganz<lb/> ſpäter Zeit, in einer Conſtitution von Conſtantin <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5 <hi rendition="#i">C. Th. ad Sc. Claud.</hi></hi><lb/> (4. 11.) bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Hänel</hi> p. 401: „Quae-<lb/> cunque mulierum .. servi contu-<lb/> bernio se miscuerit … <hi rendition="#i">statum<lb/> libertatis</hi> amittat.”</hi> — Man könn-<lb/> te noch darauf beziehen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Sueto-<lb/> nius</hi> de illustr. Grammaticis<lb/> Cap. 21 „C. Melissus ingenuus,<lb/> sed ob discordiam parentum<lb/> expositus … quamquam adse-<lb/> rente matre, permansit tamen<lb/> in <hi rendition="#i">statu servitutis: praesentem-<lb/> que conditionem</hi> verae origini<lb/> praeposuit, quare cito manu-<lb/> missus … est.”</hi> Allein hier heißt<lb/> offenbar <hi rendition="#aq">status servitutis</hi> der blos<lb/> auf Irrthum beruhende faktiſche<lb/> Zuſtand der Unfreyheit: der Aus-<lb/> druck iſt alſo hier in dem oben<lb/> (Num. <hi rendition="#aq">IV.</hi>) erwähnten, nichttech-<lb/> niſchen Sinn genommen. Denn<lb/> der wirkliche <hi rendition="#aq">status</hi> des Meliſſus<lb/> war ja der aus der <hi rendition="#aq">vera origo</hi><lb/> hervorgehende.</note>; auch<lb/> hier aber ohne alle Beziehung auf den wirklichen Begriff<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [473/0487]
Status und Capitis deminutio.
Erklärung), das heißt eigentlich die Geſammtheit der Ab-
hängigkeitsverhältniſſe, iſt zwar umfaſſender als die Agna-
tenfamilie, kommt alſo der Wahrheit näher, läßt jedoch
gleichfalls mehrere Zweige der Familie unberührt, nament-
lich Tutel, Patronat, Verwandtſchaft.
Jetzt erſt läßt ſich mit Erfolg die Frage aufwerfen,
welchen juriſtiſchen Boden die gewöhnliche Lehre von den
drey Status haben moͤge.
Daß in keiner Stelle der Alten die drey Status er-
wähnt werden, muß wohl Jeder zugeſtehen, und dieſer
Umſtand iſt um ſo bedenklicher, als die ganz nahe liegende
dreyfache capitis deminutio häufig genug vorkommt.
Aber auch einzeln kommen die den Neuern ſo geläufi-
gen Namen der drey Status beynahe gar nicht vor. Status
civitatis und Status familiae finden ſich durchaus nicht, und
Status libertatis finde ich nur in einer einzigen Stelle ganz
ſpäter Zeit, in einer Conſtitution von Conſtantin (a); auch
hier aber ohne alle Beziehung auf den wirklichen Begriff
(a) L. 5 C. Th. ad Sc. Claud.
(4. 11.) bey Hänel p. 401: „Quae-
cunque mulierum .. servi contu-
bernio se miscuerit … statum
libertatis amittat.” — Man könn-
te noch darauf beziehen Sueto-
nius de illustr. Grammaticis
Cap. 21 „C. Melissus ingenuus,
sed ob discordiam parentum
expositus … quamquam adse-
rente matre, permansit tamen
in statu servitutis: praesentem-
que conditionem verae origini
praeposuit, quare cito manu-
missus … est.” Allein hier heißt
offenbar status servitutis der blos
auf Irrthum beruhende faktiſche
Zuſtand der Unfreyheit: der Aus-
druck iſt alſo hier in dem oben
(Num. IV.) erwähnten, nichttech-
niſchen Sinn genommen. Denn
der wirkliche status des Meliſſus
war ja der aus der vera origo
hervorgehende.
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