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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 124. Bedingung. Unmögliche, unsittliche. (Fortsetzung.)
obgleich er, seiner Secte getreu, die Regel selbst darum
nicht minder annahm (b).

Betrachtet man aber die Sache weniger von der streng
logischen, als von der praktischen Seite, nämlich nach dem
wahrscheinlichen Gedankengange des Testators, so liegt in
der That die Annahme sehr nahe, es sey demselben mit
einer solchen Verfügung überhaupt nicht Ernst gewesen,
sondern er habe nur mit Worten ein Spiel getrieben.
Diese natürliche Annahme ist nun bey Verträgen wirklich
anerkannt (c), liegt aber bey Testamenten nicht minder
nahe; ja auch hier findet sie sich einmal geradezu ausge-
sprochen (d). Aus diesen Gründen wollten nun in der
That die Proculejaner Testamente und Verträge gleich
behandelt wissen (Note b). Daß aber dennoch die Sabi-
nianer das Gegentheil annahmen, und daß Justinian ihrer
Meynung den Vorzug gab, erklärt man gewöhnlich aus

(b) Gajus III. § 98 ".. diver-
sae scholae auctores non mi-
nus legatum inutile existimant,
quam stipulationem. Et sane
vix idonea diversitatis ratio
reddi potest.
"
(Die Leseart vix
ist nach den von Blume angege-
benen Schriftzügen und nach dem
inneren Zusammenhang nicht zu
bezweifeln.)
(c) L. 31 de oblig. et act.
(44. 7) ".. quorum procul du-
bio in hujusmodi actu talis co-
gitatio est, ut nihil agi existi-
ment adposita ea conditione
quam sciant esse impossibilem.
(d) L. 4 § 1 de statulib. (40.
7.). Hier wird gesagt, eine te-
stamentarische Freylassung sey nich-
tig in folgenden drey Fällen:
1) wenn sie gegeben sey nach ei-
ner solchen Zahl von Jahren, daß
der Sklave dieselbe nicht erleben
könne, 2) unter der Bedingung,
millies zu zahlen (§ 121. t),
3) zur Zeit seines Todes. Nun
lautet der Schluß so: "sic enim
libertas inutiliter datur, et ita
Julianus scribit, quia nec ani-
mus dandae libertatis est."

Vgl. unten Note i.
13*

§. 124. Bedingung. Unmögliche, unſittliche. (Fortſetzung.)
obgleich er, ſeiner Secte getreu, die Regel ſelbſt darum
nicht minder annahm (b).

Betrachtet man aber die Sache weniger von der ſtreng
logiſchen, als von der praktiſchen Seite, nämlich nach dem
wahrſcheinlichen Gedankengange des Teſtators, ſo liegt in
der That die Annahme ſehr nahe, es ſey demſelben mit
einer ſolchen Verfügung überhaupt nicht Ernſt geweſen,
ſondern er habe nur mit Worten ein Spiel getrieben.
Dieſe natürliche Annahme iſt nun bey Verträgen wirklich
anerkannt (c), liegt aber bey Teſtamenten nicht minder
nahe; ja auch hier findet ſie ſich einmal geradezu ausge-
ſprochen (d). Aus dieſen Gründen wollten nun in der
That die Proculejaner Teſtamente und Verträge gleich
behandelt wiſſen (Note b). Daß aber dennoch die Sabi-
nianer das Gegentheil annahmen, und daß Juſtinian ihrer
Meynung den Vorzug gab, erklärt man gewöhnlich aus

(b) Gajus III. § 98 „.. diver-
sae scholae auctores non mi-
nus legatum inutile existimant,
quam stipulationem. Et sane
vix idonea diversitatis ratio
reddi potest.
(Die Leſeart vix
iſt nach den von Blume angege-
benen Schriftzügen und nach dem
inneren Zuſammenhang nicht zu
bezweifeln.)
(c) L. 31 de oblig. et act.
(44. 7) „.. quorum procul du-
bio in hujusmodi actu talis co-
gitatio est, ut nihil agi existi-
ment adposita ea conditione
quam sciant esse impossibilem.
(d) L. 4 § 1 de statulib. (40.
7.). Hier wird geſagt, eine te-
ſtamentariſche Freylaſſung ſey nich-
tig in folgenden drey Fällen:
1) wenn ſie gegeben ſey nach ei-
ner ſolchen Zahl von Jahren, daß
der Sklave dieſelbe nicht erleben
könne, 2) unter der Bedingung,
millies zu zahlen (§ 121. t),
3) zur Zeit ſeines Todes. Nun
lautet der Schluß ſo: „sic enim
libertas inutiliter datur, et ita
Julianus scribit, quia nec ani-
mus dandae libertatis est.”

Vgl. unten Note i.
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[195/0207] §. 124. Bedingung. Unmögliche, unſittliche. (Fortſetzung.) obgleich er, ſeiner Secte getreu, die Regel ſelbſt darum nicht minder annahm (b). Betrachtet man aber die Sache weniger von der ſtreng logiſchen, als von der praktiſchen Seite, nämlich nach dem wahrſcheinlichen Gedankengange des Teſtators, ſo liegt in der That die Annahme ſehr nahe, es ſey demſelben mit einer ſolchen Verfügung überhaupt nicht Ernſt geweſen, ſondern er habe nur mit Worten ein Spiel getrieben. Dieſe natürliche Annahme iſt nun bey Verträgen wirklich anerkannt (c), liegt aber bey Teſtamenten nicht minder nahe; ja auch hier findet ſie ſich einmal geradezu ausge- ſprochen (d). Aus dieſen Gründen wollten nun in der That die Proculejaner Teſtamente und Verträge gleich behandelt wiſſen (Note b). Daß aber dennoch die Sabi- nianer das Gegentheil annahmen, und daß Juſtinian ihrer Meynung den Vorzug gab, erklärt man gewöhnlich aus (b) Gajus III. § 98 „.. diver- sae scholae auctores non mi- nus legatum inutile existimant, quam stipulationem. Et sane vix idonea diversitatis ratio reddi potest.” (Die Leſeart vix iſt nach den von Blume angege- benen Schriftzügen und nach dem inneren Zuſammenhang nicht zu bezweifeln.) (c) L. 31 de oblig. et act. (44. 7) „.. quorum procul du- bio in hujusmodi actu talis co- gitatio est, ut nihil agi existi- ment adposita ea conditione quam sciant esse impossibilem. (d) L. 4 § 1 de statulib. (40. 7.). Hier wird geſagt, eine te- ſtamentariſche Freylaſſung ſey nich- tig in folgenden drey Fällen: 1) wenn ſie gegeben ſey nach ei- ner ſolchen Zahl von Jahren, daß der Sklave dieſelbe nicht erleben könne, 2) unter der Bedingung, millies zu zahlen (§ 121. t), 3) zur Zeit ſeines Todes. Nun lautet der Schluß ſo: „sic enim libertas inutiliter datur, et ita Julianus scribit, quia nec ani- mus dandae libertatis est.” Vgl. unten Note i. 13*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/207>, abgerufen am 21.11.2024.