Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. neue ausgebe, so könne der Käufer doch nur in dem Fall,wenn er sie wirklich für neu hielt, Entschädigung fordern. Hierauf folgt die aus Pomponius und Julian entlehnte Bestätigung und weitere Ausführung dieser Behauptung. Daran schließt sich endlich die Fortsetzung des von Labeo aufgestellten Satzes (h), indem derselbe nun auch auf me- tallene Gefäße in folgenden Worten angewendet wird: "quemadmodum si vas aurichalcum (i) pro auro vendi- disset ignorans, tenetur ut aurum quod vendidit prae- stet" (k). Hier ist es einleuchtend, daß der Kauf der me- (h) Die Worte: quam sen- tentiam et Pomponius bis: quod ex eo contingit bilden eine, blos auf das vorhergehende zu bezie- hende, Parenthese. Dieses Ver- hältniß der Sätze wird schon durch die wechslende Construction angedeutet, denn der Zwischensatz schließt mit: qui ait ... teneri, während der folgende Satz so lautet: quemadmodum .. tene- tur, welches nicht mehr durch qui ait regiert werden kann. Noch sicherer aber folgt es daraus, daß der Schlußsatz unmöglich von Ju- lian herrühren kann, weil dieser nach L. 41 § 1 eod. über die Metallgefäße die entgegengesetzte Meynung hatte. (i) aurichalcum oder orichal- cum ist Messing, eine Mischung aus Kupfer und Galmey, wie es auch die Alten beschreiben; nicht, wie es Manche nach einer täu- schenden Etymologie erklären woll- ten, Mischung aus Gold und Ku- pfer, welches gerade für unsre Untersuchung ein entgegengesetz- tes Resultat geben müßte. Hier wird das Wort, welches außer- dem nur substantivisch vorkommt, als Adjectivum gebraucht. Die- ser (bey einem nicht häufigen Wort minder erhebliche) Anstoß hat in der Vulgata die Leseart si vas aurichalci, bey Haloan- der die wichtigere Emendation si quis aurichalcum veranlaßt, wel- che letzte wohl durch keine Hand- schrift unterstützt wird, und ver- worfen werden muß. (k) Scheinbaren Anstoß erregt
es, daß es erst heißt auricha I- cum vendidisset, und nachher doch aurum quod vendidit. Aber Beides ist richtig; er verkaufte in der That Messing, nach sei- nen Worten (also nach dem In- halt des Contracts) Gold. Die Worte ut aurum quod vendidit praestet sind so zu verstehen: er soll für das im Vertrag zuge- Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. neue ausgebe, ſo könne der Käufer doch nur in dem Fall,wenn er ſie wirklich für neu hielt, Entſchädigung fordern. Hierauf folgt die aus Pomponius und Julian entlehnte Beſtätigung und weitere Ausführung dieſer Behauptung. Daran ſchließt ſich endlich die Fortſetzung des von Labeo aufgeſtellten Satzes (h), indem derſelbe nun auch auf me- tallene Gefäße in folgenden Worten angewendet wird: „quemadmodum si vas aurichalcum (i) pro auro vendi- disset ignorans, tenetur ut aurum quod vendidit prae- stet” (k). Hier iſt es einleuchtend, daß der Kauf der me- (h) Die Worte: quam sen- tentiam et Pomponius bis: quod ex eo contingit bilden eine, blos auf das vorhergehende zu bezie- hende, Parentheſe. Dieſes Ver- hältniß der Sätze wird ſchon durch die wechslende Conſtruction angedeutet, denn der Zwiſchenſatz ſchließt mit: qui ait … teneri, während der folgende Satz ſo lautet: quemadmodum .. tene- tur, welches nicht mehr durch qui ait regiert werden kann. Noch ſicherer aber folgt es daraus, daß der Schlußſatz unmöglich von Ju- lian herrühren kann, weil dieſer nach L. 41 § 1 eod. über die Metallgefäße die entgegengeſetzte Meynung hatte. (i) aurichalcum oder orichal- cum iſt Meſſing, eine Miſchung aus Kupfer und Galmey, wie es auch die Alten beſchreiben; nicht, wie es Manche nach einer täu- ſchenden Etymologie erklären woll- ten, Miſchung aus Gold und Ku- pfer, welches gerade für unſre Unterſuchung ein entgegengeſetz- tes Reſultat geben müßte. Hier wird das Wort, welches außer- dem nur ſubſtantiviſch vorkommt, als Adjectivum gebraucht. Die- ſer (bey einem nicht häufigen Wort minder erhebliche) Anſtoß hat in der Vulgata die Leſeart si vas aurichalci, bey Haloan- der die wichtigere Emendation si quis aurichalcum veranlaßt, wel- che letzte wohl durch keine Hand- ſchrift unterſtützt wird, und ver- worfen werden muß. (k) Scheinbaren Anſtoß erregt
es, daß es erſt heißt auricha I- cum vendidisset, und nachher doch aurum quod vendidit. Aber Beides iſt richtig; er verkaufte in der That Meſſing, nach ſei- nen Worten (alſo nach dem In- halt des Contracts) Gold. Die Worte ut aurum quod vendidit praestet ſind ſo zu verſtehen: er ſoll für das im Vertrag zuge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0308" n="296"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Entſtehung und Untergang.</fw><lb/> neue ausgebe, ſo könne der Käufer doch nur in dem Fall,<lb/> wenn er ſie wirklich für neu hielt, Entſchädigung fordern.<lb/> Hierauf folgt die aus Pomponius und Julian entlehnte<lb/> Beſtätigung und weitere Ausführung dieſer Behauptung.<lb/> Daran ſchließt ſich endlich die Fortſetzung des von Labeo<lb/> aufgeſtellten Satzes <note place="foot" n="(h)">Die Worte: <hi rendition="#aq">quam sen-<lb/> tentiam et Pomponius</hi> bis: <hi rendition="#aq">quod<lb/> ex eo contingit</hi> bilden eine, blos<lb/> auf das vorhergehende zu bezie-<lb/> hende, Parentheſe. Dieſes Ver-<lb/> hältniß der Sätze wird ſchon<lb/> durch die wechslende Conſtruction<lb/> angedeutet, denn der Zwiſchenſatz<lb/> ſchließt mit: <hi rendition="#aq">qui ait … teneri,</hi><lb/> während der folgende Satz ſo<lb/> lautet: <hi rendition="#aq">quemadmodum .. tene-<lb/> tur,</hi> welches nicht mehr durch <hi rendition="#aq">qui<lb/> ait</hi> regiert werden kann. Noch<lb/> ſicherer aber folgt es daraus, daß<lb/> der Schlußſatz unmöglich von Ju-<lb/> lian herrühren kann, weil dieſer<lb/> nach <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 41 § 1 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">eod.</hi></hi> über die<lb/> Metallgefäße die entgegengeſetzte<lb/> Meynung hatte.</note>, indem derſelbe nun auch auf me-<lb/> tallene Gefäße in folgenden Worten angewendet wird:<lb/><hi rendition="#aq">„quemadmodum si vas aurichalcum</hi> <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">aurichalcum</hi> oder <hi rendition="#aq">orichal-<lb/> cum</hi> iſt Meſſing, eine Miſchung<lb/> aus Kupfer und Galmey, wie es<lb/> auch die Alten beſchreiben; nicht,<lb/> wie es Manche nach einer täu-<lb/> ſchenden Etymologie erklären woll-<lb/> ten, Miſchung aus Gold und Ku-<lb/> pfer, welches gerade für unſre<lb/> Unterſuchung ein entgegengeſetz-<lb/> tes Reſultat geben müßte. Hier<lb/> wird das Wort, welches außer-<lb/> dem nur ſubſtantiviſch vorkommt,<lb/> als Adjectivum gebraucht. Die-<lb/> ſer (bey einem nicht häufigen<lb/> Wort minder erhebliche) Anſtoß<lb/> hat in der Vulgata die Leſeart<lb/><hi rendition="#aq">si vas aurichalci,</hi> bey Haloan-<lb/> der die wichtigere Emendation <hi rendition="#aq">si<lb/><hi rendition="#i">quis</hi> aurichalcum</hi> veranlaßt, wel-<lb/> che letzte wohl durch keine Hand-<lb/> ſchrift unterſtützt wird, und ver-<lb/> worfen werden muß.</note> <hi rendition="#aq">pro auro vendi-<lb/> disset ignorans, tenetur ut aurum quod vendidit prae-<lb/> stet”</hi> <note xml:id="seg2pn_55_1" next="#seg2pn_55_2" place="foot" n="(k)">Scheinbaren Anſtoß erregt<lb/> es, daß es erſt heißt <hi rendition="#aq">auricha I-<lb/> cum vendidisset,</hi> und nachher<lb/> doch <hi rendition="#aq">aurum quod vendidit.</hi> Aber<lb/> Beides iſt richtig; er verkaufte<lb/> in der That Meſſing, nach ſei-<lb/> nen Worten (alſo nach dem In-<lb/> halt des Contracts) Gold. Die<lb/> Worte <hi rendition="#aq">ut aurum quod vendidit<lb/> praestet</hi> ſind ſo zu verſtehen: er<lb/> ſoll für das im Vertrag zuge-</note>. Hier iſt es einleuchtend, daß der Kauf der me-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [296/0308]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
neue ausgebe, ſo könne der Käufer doch nur in dem Fall,
wenn er ſie wirklich für neu hielt, Entſchädigung fordern.
Hierauf folgt die aus Pomponius und Julian entlehnte
Beſtätigung und weitere Ausführung dieſer Behauptung.
Daran ſchließt ſich endlich die Fortſetzung des von Labeo
aufgeſtellten Satzes (h), indem derſelbe nun auch auf me-
tallene Gefäße in folgenden Worten angewendet wird:
„quemadmodum si vas aurichalcum (i) pro auro vendi-
disset ignorans, tenetur ut aurum quod vendidit prae-
stet” (k). Hier iſt es einleuchtend, daß der Kauf der me-
(h) Die Worte: quam sen-
tentiam et Pomponius bis: quod
ex eo contingit bilden eine, blos
auf das vorhergehende zu bezie-
hende, Parentheſe. Dieſes Ver-
hältniß der Sätze wird ſchon
durch die wechslende Conſtruction
angedeutet, denn der Zwiſchenſatz
ſchließt mit: qui ait … teneri,
während der folgende Satz ſo
lautet: quemadmodum .. tene-
tur, welches nicht mehr durch qui
ait regiert werden kann. Noch
ſicherer aber folgt es daraus, daß
der Schlußſatz unmöglich von Ju-
lian herrühren kann, weil dieſer
nach L. 41 § 1 eod. über die
Metallgefäße die entgegengeſetzte
Meynung hatte.
(i) aurichalcum oder orichal-
cum iſt Meſſing, eine Miſchung
aus Kupfer und Galmey, wie es
auch die Alten beſchreiben; nicht,
wie es Manche nach einer täu-
ſchenden Etymologie erklären woll-
ten, Miſchung aus Gold und Ku-
pfer, welches gerade für unſre
Unterſuchung ein entgegengeſetz-
tes Reſultat geben müßte. Hier
wird das Wort, welches außer-
dem nur ſubſtantiviſch vorkommt,
als Adjectivum gebraucht. Die-
ſer (bey einem nicht häufigen
Wort minder erhebliche) Anſtoß
hat in der Vulgata die Leſeart
si vas aurichalci, bey Haloan-
der die wichtigere Emendation si
quis aurichalcum veranlaßt, wel-
che letzte wohl durch keine Hand-
ſchrift unterſtützt wird, und ver-
worfen werden muß.
(k) Scheinbaren Anſtoß erregt
es, daß es erſt heißt auricha I-
cum vendidisset, und nachher
doch aurum quod vendidit. Aber
Beides iſt richtig; er verkaufte
in der That Meſſing, nach ſei-
nen Worten (alſo nach dem In-
halt des Contracts) Gold. Die
Worte ut aurum quod vendidit
praestet ſind ſo zu verſtehen: er
ſoll für das im Vertrag zuge-
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