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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 139. Erklärung ohne Willen. Unabsichtliche. Gränze.

Ferner ist in der Regel unwesentlich der bloße Irr-
thum über Eigenschaften des Gegenstands eines Rechts-
verhältnisses, mag auch die irrige Annahme derselben zu-
gleich der Beweggrund für den Willen gewesen seyn. Die-
ses ergiebt sich am unzweifelhaftesten aus dem Gegensatz
der wenigen, beschränkten Fälle, in welchen der die Ei-
genschaften betreffende Irrthum in der That ein wesentli-
cher ist, und daher den Willen ausschließt (§. 137. 138).

Unwesentlich ist eben so der Irrthum in der namentli-
chen Bezeichnung persönlicher oder sachlicher Individuen
(nomen), vorausgesetzt daß die Person oder Sache richtig
gedacht, und nur der Name verwechselt ist (h). -- Eben
so ist gleichgültig die unrichtige Benennung eines Rechts-
geschäfts (z. B. Kauf oder Schenkung), wenn die Parteyen
aus Rechtsunkunde für das von ihnen wirklich gemeynte
Geschäft einen falschen Namen gewählt haben (§ 134. l).
-- Endlich auch ist gleichgültig das in einem Testament
von dem Testator selbst, oder von dem Schreiber dem er
dictirte, falsch geschriebene Zahlzeichen, wenn nur die Zahl
selbst, an die der Testator dachte, außer Zweifel steht (i).

L. 17 § 3 de cond. (35. 1.), L. 2
§ 7 L. 3 de don.
(39. 5.).
(h) So bey Erbeinsetzungen
und Legaten in Ansehung der Per-
sonen. § 29 J. de leg. (2. 20.),
L. 16 § 1 de leg. 1 (30. un.),
L. 4 C. de test.
(6. 23.); in An-
sehung der legirten Sachen. L. 4
pr. de leg. 1 (30. un.), L. 28
de reb. dub. (34. 5.), L. 7 § 1
C. de leg.
(6. 37.). -- Eben so
bey Contracten. L. 32 de V. O.
(45. 1.), L. 9 § 1 de contr. emt.

(18. 1.). -- Bey der Wahl eines
Richters. L. 80 de jud. (5. 1.).
-- Bey der Tradition. L. 34 pr.
de adqu. poss.
(41. 2.).
(i) L. 9 § 2. 3. 4 de her. inst.
(28. 5.).
III. 20
§. 139. Erklärung ohne Willen. Unabſichtliche. Gränze.

Ferner iſt in der Regel unweſentlich der bloße Irr-
thum über Eigenſchaften des Gegenſtands eines Rechts-
verhältniſſes, mag auch die irrige Annahme derſelben zu-
gleich der Beweggrund für den Willen geweſen ſeyn. Die-
ſes ergiebt ſich am unzweifelhafteſten aus dem Gegenſatz
der wenigen, beſchränkten Fälle, in welchen der die Ei-
genſchaften betreffende Irrthum in der That ein weſentli-
cher iſt, und daher den Willen ausſchließt (§. 137. 138).

Unweſentlich iſt eben ſo der Irrthum in der namentli-
chen Bezeichnung perſönlicher oder ſachlicher Individuen
(nomen), vorausgeſetzt daß die Perſon oder Sache richtig
gedacht, und nur der Name verwechſelt iſt (h). — Eben
ſo iſt gleichgültig die unrichtige Benennung eines Rechts-
geſchäfts (z. B. Kauf oder Schenkung), wenn die Parteyen
aus Rechtsunkunde für das von ihnen wirklich gemeynte
Geſchäft einen falſchen Namen gewählt haben (§ 134. l).
— Endlich auch iſt gleichgültig das in einem Teſtament
von dem Teſtator ſelbſt, oder von dem Schreiber dem er
dictirte, falſch geſchriebene Zahlzeichen, wenn nur die Zahl
ſelbſt, an die der Teſtator dachte, außer Zweifel ſteht (i).

L. 17 § 3 de cond. (35. 1.), L. 2
§ 7 L. 3 de don.
(39. 5.).
(h) So bey Erbeinſetzungen
und Legaten in Anſehung der Per-
ſonen. § 29 J. de leg. (2. 20.),
L. 16 § 1 de leg. 1 (30. un.),
L. 4 C. de test.
(6. 23.); in An-
ſehung der legirten Sachen. L. 4
pr. de leg. 1 (30. un.), L. 28
de reb. dub. (34. 5.), L. 7 § 1
C. de leg.
(6. 37.). — Eben ſo
bey Contracten. L. 32 de V. O.
(45. 1.), L. 9 § 1 de contr. emt.

(18. 1.). — Bey der Wahl eines
Richters. L. 80 de jud. (5. 1.).
— Bey der Tradition. L. 34 pr.
de adqu. poss.
(41. 2.).
(i) L. 9 § 2. 3. 4 de her. inst.
(28. 5.).
III. 20
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[305/0317] §. 139. Erklärung ohne Willen. Unabſichtliche. Gränze. Ferner iſt in der Regel unweſentlich der bloße Irr- thum über Eigenſchaften des Gegenſtands eines Rechts- verhältniſſes, mag auch die irrige Annahme derſelben zu- gleich der Beweggrund für den Willen geweſen ſeyn. Die- ſes ergiebt ſich am unzweifelhafteſten aus dem Gegenſatz der wenigen, beſchränkten Fälle, in welchen der die Ei- genſchaften betreffende Irrthum in der That ein weſentli- cher iſt, und daher den Willen ausſchließt (§. 137. 138). Unweſentlich iſt eben ſo der Irrthum in der namentli- chen Bezeichnung perſönlicher oder ſachlicher Individuen (nomen), vorausgeſetzt daß die Perſon oder Sache richtig gedacht, und nur der Name verwechſelt iſt (h). — Eben ſo iſt gleichgültig die unrichtige Benennung eines Rechts- geſchäfts (z. B. Kauf oder Schenkung), wenn die Parteyen aus Rechtsunkunde für das von ihnen wirklich gemeynte Geſchäft einen falſchen Namen gewählt haben (§ 134. l). — Endlich auch iſt gleichgültig das in einem Teſtament von dem Teſtator ſelbſt, oder von dem Schreiber dem er dictirte, falſch geſchriebene Zahlzeichen, wenn nur die Zahl ſelbſt, an die der Teſtator dachte, außer Zweifel ſteht (i). (g) (h) So bey Erbeinſetzungen und Legaten in Anſehung der Per- ſonen. § 29 J. de leg. (2. 20.), L. 16 § 1 de leg. 1 (30. un.), L. 4 C. de test. (6. 23.); in An- ſehung der legirten Sachen. L. 4 pr. de leg. 1 (30. un.), L. 28 de reb. dub. (34. 5.), L. 7 § 1 C. de leg. (6. 37.). — Eben ſo bey Contracten. L. 32 de V. O. (45. 1.), L. 9 § 1 de contr. emt. (18. 1.). — Bey der Wahl eines Richters. L. 80 de jud. (5. 1.). — Bey der Tradition. L. 34 pr. de adqu. poss. (41. 2.). (i) L. 9 § 2. 3. 4 de her. inst. (28. 5.). (g) L. 17 § 3 de cond. (35. 1.), L. 2 § 7 L. 3 de don. (39. 5.). III. 20

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/317>, abgerufen am 21.11.2024.