Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Beylage VIII. Dieses zeigt sich zunächst bey den Verfügungen des 1) Das Testament ist nichtig, wenn der Testator über 2) Die Erbeinsetzung ist in der Regel von dem bloßen (a) L. 14. 15 qui test. (28. 1.), Ulpian. XX. § 11. -- Glück B. 22 S. 285. (b) L. 22 de adimendis (34. 4.), L. 36 § 3 de test. mil. (29. 1.). (c) Dieses folgt aus dem in
der vorhergehenden Anwendung (Note b) anerkannten Princip, woraus der Unterschied zwischen Erbeinsetzung und Legat klar her- vorgeht, und wozu sich die fol- genden Fälle als bloße singuläre Ausnahmen verhalten. Eine sehr scheinbare Einwendung gegen die hier aufgestellte Regel liegt in L. 4 § 10 de doli exc. "Prae- terea sciendum est, si quis quid ex testamento contra volunta- tem petat, exceptione eum doli mali repelli solere, et ideo he- res, qui non habet voluntatem, per exceptionem doli repelli- tur." Erklärt man den letzten Satz von einer Ausschließung der hereditatis petitio, so ist unsre Behauptung widerlegt; allein diese Erklärung muß verworfen wer- den, weil die doli exceptio bey einem dritten, vielleicht ganz un- rechtmäßigen, Besitzer völlig ohne Grund seyn würde. Die Stelle ist vielmehr von einem einzelnen Anspruch des wahren Erben, z. B. gegen einen Erbschaftsschuldner, zu erklären, dessen Befreyung in dem Willen des Erblassers lag, und nur nicht durch ein rechts- gültiges Legat civilrechtliche Kraft erhalten hat, also von solchen Fällen wie der in L. 6 § 1 de pecul. leg. (33. 8.) erwähnte. Beylage VIII. Dieſes zeigt ſich zunächſt bey den Verfügungen des 1) Das Teſtament iſt nichtig, wenn der Teſtator über 2) Die Erbeinſetzung iſt in der Regel von dem bloßen (a) L. 14. 15 qui test. (28. 1.), Ulpian. XX. § 11. — Glück B. 22 S. 285. (b) L. 22 de adimendis (34. 4.), L. 36 § 3 de test. mil. (29. 1.). (c) Dieſes folgt aus dem in
der vorhergehenden Anwendung (Note b) anerkannten Princip, woraus der Unterſchied zwiſchen Erbeinſetzung und Legat klar her- vorgeht, und wozu ſich die fol- genden Fälle als bloße ſinguläre Ausnahmen verhalten. Eine ſehr ſcheinbare Einwendung gegen die hier aufgeſtellte Regel liegt in L. 4 § 10 de doli exc. „Prae- terea sciendum est, si quis quid ex testamento contra volunta- tem petat, exceptione eum doli mali repelli solere, et ideo he- res, qui non habet voluntatem, per exceptionem doli repelli- tur.” Erklärt man den letzten Satz von einer Ausſchließung der hereditatis petitio, ſo iſt unſre Behauptung widerlegt; allein dieſe Erklärung muß verworfen wer- den, weil die doli exceptio bey einem dritten, vielleicht ganz un- rechtmäßigen, Beſitzer völlig ohne Grund ſeyn würde. Die Stelle iſt vielmehr von einem einzelnen Anſpruch des wahren Erben, z. B. gegen einen Erbſchaftsſchuldner, zu erklären, deſſen Befreyung in dem Willen des Erblaſſers lag, und nur nicht durch ein rechts- gültiges Legat civilrechtliche Kraft erhalten hat, alſo von ſolchen Fällen wie der in L. 6 § 1 de pecul. leg. (33. 8.) erwähnte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0390" n="378"/> <fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/> <p>Dieſes zeigt ſich zunächſt bey den Verfügungen des<lb/> Erblaſſers in folgenden Fällen:</p><lb/> <p>1) Das Teſtament iſt nichtig, wenn der Teſtator über<lb/> ſeinen perſönlichen Rechtszuſtand im Irrthum, oder auch<lb/> nur im Zweifel iſt <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14. 15 <hi rendition="#i">qui test.</hi> (28. 1.),<lb/><hi rendition="#k">Ulpian</hi>. XX. § 11.</hi> — <hi rendition="#g">Glück</hi> B. 22<lb/> S. 285.</note>.</p><lb/> <p>2) Die Erbeinſetzung iſt in der Regel von dem bloßen<lb/> (unförmlichen) Willen unabhängig, und unterſcheidet ſich<lb/> dadurch von den Legaten, von welchen ſogleich die Rede<lb/> ſeyn wird. Daher wird ſie, abweichend von den Legaten,<lb/> durch einen unförmlichen Widerruf nicht entkräftet <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 22 <hi rendition="#i">de adimendis</hi> (34.<lb/> 4.), <hi rendition="#i">L.</hi> 36 § 3 <hi rendition="#i">de test. mil.</hi> (29. 1.).</hi></note>.<lb/> Eben ſo aber ſchadet ihr auch in der Regel nicht ein blo-<lb/> ßer Irrthum im Beweggrund <note place="foot" n="(c)">Dieſes folgt aus dem in<lb/> der vorhergehenden Anwendung<lb/> (Note <hi rendition="#aq">b</hi>) anerkannten Princip,<lb/> woraus der Unterſchied zwiſchen<lb/> Erbeinſetzung und Legat klar her-<lb/> vorgeht, und wozu ſich die fol-<lb/> genden Fälle als bloße ſinguläre<lb/> Ausnahmen verhalten. Eine ſehr<lb/> ſcheinbare Einwendung gegen die<lb/> hier aufgeſtellte Regel liegt in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 10 <hi rendition="#i">de doli exc.</hi> „Prae-<lb/> terea sciendum est, si quis quid<lb/> ex testamento contra volunta-<lb/> tem petat, exceptione eum doli<lb/> mali repelli solere, <hi rendition="#i">et ideo he-<lb/> res, qui non habet voluntatem,<lb/> per exceptionem doli repelli-<lb/> tur.</hi>”</hi> Erklärt man den letzten<lb/> Satz von einer Ausſchließung der<lb/><hi rendition="#aq">hereditatis petitio,</hi> ſo iſt unſre<lb/> Behauptung widerlegt; allein dieſe<lb/> Erklärung muß verworfen wer-<lb/> den, weil die <hi rendition="#aq">doli exceptio</hi> bey<lb/> einem dritten, vielleicht ganz un-<lb/> rechtmäßigen, Beſitzer völlig ohne<lb/> Grund ſeyn würde. Die Stelle<lb/> iſt vielmehr von einem einzelnen<lb/> Anſpruch des wahren Erben, z. B.<lb/> gegen einen Erbſchaftsſchuldner,<lb/> zu erklären, deſſen Befreyung in<lb/> dem Willen des Erblaſſers lag,<lb/> und nur nicht durch ein rechts-<lb/> gültiges Legat civilrechtliche Kraft<lb/> erhalten hat, alſo von ſolchen<lb/> Fällen wie der in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 6 § 1 <hi rendition="#i">de<lb/> pecul. leg.</hi> (33. 8.)</hi> erwähnte.</note>. Von dieſem letzten Satz<lb/> giebt es jedoch Zwey wichtige Ausnahmen:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [378/0390]
Beylage VIII.
Dieſes zeigt ſich zunächſt bey den Verfügungen des
Erblaſſers in folgenden Fällen:
1) Das Teſtament iſt nichtig, wenn der Teſtator über
ſeinen perſönlichen Rechtszuſtand im Irrthum, oder auch
nur im Zweifel iſt (a).
2) Die Erbeinſetzung iſt in der Regel von dem bloßen
(unförmlichen) Willen unabhängig, und unterſcheidet ſich
dadurch von den Legaten, von welchen ſogleich die Rede
ſeyn wird. Daher wird ſie, abweichend von den Legaten,
durch einen unförmlichen Widerruf nicht entkräftet (b).
Eben ſo aber ſchadet ihr auch in der Regel nicht ein blo-
ßer Irrthum im Beweggrund (c). Von dieſem letzten Satz
giebt es jedoch Zwey wichtige Ausnahmen:
(a) L. 14. 15 qui test. (28. 1.),
Ulpian. XX. § 11. — Glück B. 22
S. 285.
(b) L. 22 de adimendis (34.
4.), L. 36 § 3 de test. mil. (29. 1.).
(c) Dieſes folgt aus dem in
der vorhergehenden Anwendung
(Note b) anerkannten Princip,
woraus der Unterſchied zwiſchen
Erbeinſetzung und Legat klar her-
vorgeht, und wozu ſich die fol-
genden Fälle als bloße ſinguläre
Ausnahmen verhalten. Eine ſehr
ſcheinbare Einwendung gegen die
hier aufgeſtellte Regel liegt in
L. 4 § 10 de doli exc. „Prae-
terea sciendum est, si quis quid
ex testamento contra volunta-
tem petat, exceptione eum doli
mali repelli solere, et ideo he-
res, qui non habet voluntatem,
per exceptionem doli repelli-
tur.” Erklärt man den letzten
Satz von einer Ausſchließung der
hereditatis petitio, ſo iſt unſre
Behauptung widerlegt; allein dieſe
Erklärung muß verworfen wer-
den, weil die doli exceptio bey
einem dritten, vielleicht ganz un-
rechtmäßigen, Beſitzer völlig ohne
Grund ſeyn würde. Die Stelle
iſt vielmehr von einem einzelnen
Anſpruch des wahren Erben, z. B.
gegen einen Erbſchaftsſchuldner,
zu erklären, deſſen Befreyung in
dem Willen des Erblaſſers lag,
und nur nicht durch ein rechts-
gültiges Legat civilrechtliche Kraft
erhalten hat, alſo von ſolchen
Fällen wie der in L. 6 § 1 de
pecul. leg. (33. 8.) erwähnte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |