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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Beylage VIII.
dagegen Restitution erhalten (c). Desgleichen haben Min-
derjährige allgemein Restitution gegen versäumte Bonorum
Possessio
(d); also auch im Fall des Rechtsirrthums, der
ihnen ja überall nachgesehen wird (Num. XXX.).

II. Bey dem alten spatium deliberandi bedurfte es
keiner besonderen Vorsorge für den Fall des Irrthums,
da es überhaupt nur auf die Bitte des berufenen Erben
gegeben wurde, die ja ohne Bewußtseyn der Berufung
nicht denkbar ist. Dagegen ist im neueren Recht auf die
Befugniß zur Deliberation ein besonderes Transmissions-
recht gegründet; dieses dauert Ein Jahr, welches aller-
dings erst von der Zeit der Kenntniß des berufenen Er-
ben angeht (e).

III. Eben so ist in Justinians neuer Vorschrift, daß
der berufene Erbe, um gegen jeden Verlust sicher zu seyn,
binnen Dreyßig Tagen ein Inventarium zu machen an-

(c) L. 8 C. qui admitti (6. 9.).
".. sciat sibi non obesse, si
per rusticitatem, vel ignoran-
tiam facti, vel absentiam, vel
quamcunque aliam rationem in-
tra praefinitum tempus bono-
rum possessionem minime pe-
tiisse noscatur: quoniam haec
sanctio hujusmodi consuetudi-
nis necessitatem mutavit."
Soll
die Stelle keine müßige Wieder-
holung enthalten, so muß die ru-
sticitas
auf den Rechtsirrthum
gehen, womit sie ja auch ander-
wärts stets in Verbindung ge-
nannt wird: die quaecunque alia
ratio
aber auf eine der Abwesen-
heit ähnliche äußere Abhaltung,
z. B. Gefangenschaft am Wohn-
ort selbst oder lange schwere
Krankheit. Die Schlußworte deu-
ten auf einen neuen Rechtssatz;
damit ist wohl der durch rustici-
tas
entschuldigte Rechtsirrthum,
und eben so die äußere (auch ne-
ben der factischen Sachkenntniß
denkbare) Abhaltung gemeynt,
denn der factische Irrthum schützte
ja auch schon früher gegen jeden
Nachtheil (Note b).
(d) L. 2 C. de in int. rest.
min
.
(2. 22.).
(e) L. 19 C. de j. delib. (6. 30.).

Beylage VIII.
dagegen Reſtitution erhalten (c). Desgleichen haben Min-
derjährige allgemein Reſtitution gegen verſäumte Bonorum
Possessio
(d); alſo auch im Fall des Rechtsirrthums, der
ihnen ja überall nachgeſehen wird (Num. XXX.).

II. Bey dem alten spatium deliberandi bedurfte es
keiner beſonderen Vorſorge für den Fall des Irrthums,
da es überhaupt nur auf die Bitte des berufenen Erben
gegeben wurde, die ja ohne Bewußtſeyn der Berufung
nicht denkbar iſt. Dagegen iſt im neueren Recht auf die
Befugniß zur Deliberation ein beſonderes Transmiſſions-
recht gegründet; dieſes dauert Ein Jahr, welches aller-
dings erſt von der Zeit der Kenntniß des berufenen Er-
ben angeht (e).

III. Eben ſo iſt in Juſtinians neuer Vorſchrift, daß
der berufene Erbe, um gegen jeden Verluſt ſicher zu ſeyn,
binnen Dreyßig Tagen ein Inventarium zu machen an-

(c) L. 8 C. qui admitti (6. 9.).
„.. sciat sibi non obesse, si
per rusticitatem, vel ignoran-
tiam facti, vel absentiam, vel
quamcunque aliam rationem in-
tra praefinitum tempus bono-
rum possessionem minime pe-
tiisse noscatur: quoniam haec
sanctio hujusmodi consuetudi-
nis necessitatem mutavit.”
Soll
die Stelle keine müßige Wieder-
holung enthalten, ſo muß die ru-
sticitas
auf den Rechtsirrthum
gehen, womit ſie ja auch ander-
wärts ſtets in Verbindung ge-
nannt wird: die quaecunque alia
ratio
aber auf eine der Abweſen-
heit ähnliche äußere Abhaltung,
z. B. Gefangenſchaft am Wohn-
ort ſelbſt oder lange ſchwere
Krankheit. Die Schlußworte deu-
ten auf einen neuen Rechtsſatz;
damit iſt wohl der durch rustici-
tas
entſchuldigte Rechtsirrthum,
und eben ſo die äußere (auch ne-
ben der factiſchen Sachkenntniß
denkbare) Abhaltung gemeynt,
denn der factiſche Irrthum ſchützte
ja auch ſchon früher gegen jeden
Nachtheil (Note b).
(d) L. 2 C. de in int. rest.
min
.
(2. 22.).
(e) L. 19 C. de j. delib. (6. 30.).
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[406/0418] Beylage VIII. dagegen Reſtitution erhalten (c). Desgleichen haben Min- derjährige allgemein Reſtitution gegen verſäumte Bonorum Possessio (d); alſo auch im Fall des Rechtsirrthums, der ihnen ja überall nachgeſehen wird (Num. XXX.). II. Bey dem alten spatium deliberandi bedurfte es keiner beſonderen Vorſorge für den Fall des Irrthums, da es überhaupt nur auf die Bitte des berufenen Erben gegeben wurde, die ja ohne Bewußtſeyn der Berufung nicht denkbar iſt. Dagegen iſt im neueren Recht auf die Befugniß zur Deliberation ein beſonderes Transmiſſions- recht gegründet; dieſes dauert Ein Jahr, welches aller- dings erſt von der Zeit der Kenntniß des berufenen Er- ben angeht (e). III. Eben ſo iſt in Juſtinians neuer Vorſchrift, daß der berufene Erbe, um gegen jeden Verluſt ſicher zu ſeyn, binnen Dreyßig Tagen ein Inventarium zu machen an- (c) L. 8 C. qui admitti (6. 9.). „.. sciat sibi non obesse, si per rusticitatem, vel ignoran- tiam facti, vel absentiam, vel quamcunque aliam rationem in- tra praefinitum tempus bono- rum possessionem minime pe- tiisse noscatur: quoniam haec sanctio hujusmodi consuetudi- nis necessitatem mutavit.” Soll die Stelle keine müßige Wieder- holung enthalten, ſo muß die ru- sticitas auf den Rechtsirrthum gehen, womit ſie ja auch ander- wärts ſtets in Verbindung ge- nannt wird: die quaecunque alia ratio aber auf eine der Abweſen- heit ähnliche äußere Abhaltung, z. B. Gefangenſchaft am Wohn- ort ſelbſt oder lange ſchwere Krankheit. Die Schlußworte deu- ten auf einen neuen Rechtsſatz; damit iſt wohl der durch rustici- tas entſchuldigte Rechtsirrthum, und eben ſo die äußere (auch ne- ben der factiſchen Sachkenntniß denkbare) Abhaltung gemeynt, denn der factiſche Irrthum ſchützte ja auch ſchon früher gegen jeden Nachtheil (Note b). (d) L. 2 C. de in int. rest. min. (2. 22.). (e) L. 19 C. de j. delib. (6. 30.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/418>, abgerufen am 22.11.2024.