Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. scheinungsformen (b). Diese Unsicherheit des Sprachge-brauchs ist jedoch ohne allen Nachtheil, da die juristische Beurtheilung beider Zustände völlig dieselbe ist (c). Die Vernunftlosen nun sind eben so rechtsfähig als (b) L. 25 C. de nupt. (5. 4.), L. 8 § 1 de tut. et cur. (26. 5.). -- Im Deutschen gebrauchen wir als besondere Bezeichnungen: Ra- sende und Blödsinnige. (c) Ausdrücklich anerkannt ist diese praktische Gleichheit in L. 25 C. de nupt. (5. 4.). (d) L. 8 pr. de his qui sui (1. 6.). (e) L. 40 L. 5 de R. J. (50. 17.), § 8 J. de inut. stip. (3. 19.). -- Nur den Schein einer Aus- nahme hat der in L. 8 pr. de his qui sui (1. 6.) aufgestellte Satz, daß ungeachtet des Wahn- sinns eines Ehegatten oder auch beider, das in diesem Zustand er- zeugte Kind dennoch in väterliche Gewalt kommt. Denn die Er- zeugung (verschieden von dem Bey- schlaf) gilt nicht als freye Hand- lung, sondern als ein von dem Willen unabhängiges Naturer- eigniß. (f) L. 2 C. de contr. emt. (4. 38.), L. 2 de inoff. (5. 2.), L. 17 qui test. (28. 1.), L. 22 § 7 sol. matr. (24. 3.), L. 1 § 12 de O. et A. (44. 7.), L. 18 § 1 de adqu. poss. (41. 2.). (g) L. 14 de off. praes. (1. 18),
L. 5 § 2 ad L. Aqu. (9. 2.). Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. ſcheinungsformen (b). Dieſe Unſicherheit des Sprachge-brauchs iſt jedoch ohne allen Nachtheil, da die juriſtiſche Beurtheilung beider Zuſtände völlig dieſelbe iſt (c). Die Vernunftloſen nun ſind eben ſo rechtsfähig als (b) L. 25 C. de nupt. (5. 4.), L. 8 § 1 de tut. et cur. (26. 5.). — Im Deutſchen gebrauchen wir als beſondere Bezeichnungen: Ra- ſende und Blödſinnige. (c) Ausdrücklich anerkannt iſt dieſe praktiſche Gleichheit in L. 25 C. de nupt. (5. 4.). (d) L. 8 pr. de his qui sui (1. 6.). (e) L. 40 L. 5 de R. J. (50. 17.), § 8 J. de inut. stip. (3. 19.). — Nur den Schein einer Aus- nahme hat der in L. 8 pr. de his qui sui (1. 6.) aufgeſtellte Satz, daß ungeachtet des Wahn- ſinns eines Ehegatten oder auch beider, das in dieſem Zuſtand er- zeugte Kind dennoch in väterliche Gewalt kommt. Denn die Er- zeugung (verſchieden von dem Bey- ſchlaf) gilt nicht als freye Hand- lung, ſondern als ein von dem Willen unabhängiges Naturer- eigniß. (f) L. 2 C. de contr. emt. (4. 38.), L. 2 de inoff. (5. 2.), L. 17 qui test. (28. 1.), L. 22 § 7 sol. matr. (24. 3.), L. 1 § 12 de O. et A. (44. 7.), L. 18 § 1 de adqu. poss. (41. 2.). (g) L. 14 de off. praes. (1. 18),
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Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
ſcheinungsformen (b). Dieſe Unſicherheit des Sprachge-
brauchs iſt jedoch ohne allen Nachtheil, da die juriſtiſche
Beurtheilung beider Zuſtände völlig dieſelbe iſt (c).
Die Vernunftloſen nun ſind eben ſo rechtsfähig als
Andere; nicht blos ihr Vermögen bleibt unverändert, ſon-
dern auch jedes Familienverhältniß, wie Ehe und väter-
liche Gewalt (d). Nur ihre Handlungsfähigkeit iſt völlig
ruhend. Alles alſo, Was durch ſie geſchieht, kann nur
den täuſchenden Schein einer Handlung an ſich tragen,
die rechtlichen Folgen einer Handlung entſtehen daraus
niemals (e). Dieſer wichtige Satz gilt in den mannichfal-
tigſten Anwendungen. Er gilt bey Rechtsgeſchäften, als
Verträgen, Teſtamenten, Eheſcheidung, Beſitzerwerbung (f).
Er gilt aber auch eben ſo entſchieden bey Verbrechen und
Delicten (g), ſo daß alſo die von dem Vernunftloſen aus-
(b) L. 25 C. de nupt. (5. 4.),
L. 8 § 1 de tut. et cur. (26. 5.).
— Im Deutſchen gebrauchen wir
als beſondere Bezeichnungen: Ra-
ſende und Blödſinnige.
(c) Ausdrücklich anerkannt iſt
dieſe praktiſche Gleichheit in L. 25
C. de nupt. (5. 4.).
(d) L. 8 pr. de his qui sui
(1. 6.).
(e) L. 40 L. 5 de R. J. (50.
17.), § 8 J. de inut. stip. (3. 19.).
— Nur den Schein einer Aus-
nahme hat der in L. 8 pr. de
his qui sui (1. 6.) aufgeſtellte
Satz, daß ungeachtet des Wahn-
ſinns eines Ehegatten oder auch
beider, das in dieſem Zuſtand er-
zeugte Kind dennoch in väterliche
Gewalt kommt. Denn die Er-
zeugung (verſchieden von dem Bey-
ſchlaf) gilt nicht als freye Hand-
lung, ſondern als ein von dem
Willen unabhängiges Naturer-
eigniß.
(f) L. 2 C. de contr. emt. (4.
38.), L. 2 de inoff. (5. 2.), L. 17
qui test. (28. 1.), L. 22 § 7 sol.
matr. (24. 3.), L. 1 § 12 de O.
et A. (44. 7.), L. 18 § 1 de adqu.
poss. (41. 2.).
(g) L. 14 de off. praes. (1. 18),
L. 5 § 2 ad L. Aqu. (9. 2.).
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