Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.
Der allgemeine Gang der Gedanken ist dieser. Zuerst ist es möglich, daß es unverjähr- bare ädilicische Klagen gab, die wir nur nicht kennen. Vgl. Püttmann opusc. p. 145. (b) Anstatt Et schlägt Byn- kershoek l. c. mit gutem Grund vor, durch Hinzuziehung des vor- hergehenden s zu lesen Set, wel- ches kaum eine Emendation ge- nannt werden kann, da es auf einer bloßen Gemination beruht. Durch eine Wiederholung dieses Verfahrens entsteht Set et, wel- ches jedoch weniger nöthig ist. Die Rechtfertigung der ersten Gemination wird sogleich im Texte folgen. (c) Die Florentina ließt pro- ficietempori, woraus, durch Ge- mination des t, gemacht worden ist tempori. Aber eben so gut kann man das ausgefallene t hinter p einsetzen, woraus empto- ri entsteht, übereinstimmend mit der Vulgata. Dieses Letzte ist offenbar das Bessere, da proficit tempori, für Erweiterung der Zeit, gezwungener ist, als profi- cit emptori, für den persönlichen Vortheil des Käufers, der einen Tag gewinnt; außerdem spricht dafür die augenscheinliche Analo- gie des proficere judicato im Anfang der Stelle, worin gleich- falls proficere auf die Person bezogen wird. Vgl. Dirksen Abhandlungen I. 456. IV. 30
Der allgemeine Gang der Gedanken iſt dieſer. Zuerſt iſt es möglich, daß es unverjähr- bare ädiliciſche Klagen gab, die wir nur nicht kennen. Vgl. Püttmann opusc. p. 145. (b) Anſtatt Et ſchlägt Byn- kershoek l. c. mit gutem Grund vor, durch Hinzuziehung des vor- hergehenden s zu leſen Set, wel- ches kaum eine Emendation ge- nannt werden kann, da es auf einer bloßen Gemination beruht. Durch eine Wiederholung dieſes Verfahrens entſteht Set et, wel- ches jedoch weniger nöthig iſt. Die Rechtfertigung der erſten Gemination wird ſogleich im Texte folgen. (c) Die Florentina ließt pro- ficietempori, woraus, durch Ge- mination des t, gemacht worden iſt tempori. Aber eben ſo gut kann man das ausgefallene t hinter p einſetzen, woraus empto- ri entſteht, übereinſtimmend mit der Vulgata. Dieſes Letzte iſt offenbar das Beſſere, da proficit tempori, für Erweiterung der Zeit, gezwungener iſt, als profi- cit emptori, für den perſönlichen Vortheil des Käufers, der einen Tag gewinnt; außerdem ſpricht dafür die augenſcheinliche Analo- gie des proficere judicato im Anfang der Stelle, worin gleich- falls proficere auf die Perſon bezogen wird. Vgl. Dirkſen Abhandlungen I. 456. IV. 30
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§. 193. Zeit. 5. Schalttag. (Fortſetzung.)
actiones. Et (b)si quis fundum ita vendiderit, ut
nisi in diebus triginta pretium esset solutum, inem-
ptus esset fundus, dies intercalaris proficiet em-
ptori (c). Mihi contra videtur.
Der allgemeine Gang der Gedanken iſt dieſer. Zuerſt
werden zwey Fälle als Fragen aufgeſtellt, wörtlich wird
nur der zweyte mit großer Beſtimmtheit entſchieden, aber
die Entſcheidung ſoll augenſcheinlich auch für den erſten
gelten. Darauf folgen zwey andere Fälle, ohne ausdrück-
liche Entſcheidung, aber durch die Verbindungsworte der
vorhergehenden Entſcheidung angeſchloſſen. Dann kommt
ein fünfter Fall, in ungewiſſer Verbindung mit den vori-
gen ausgedrückt. Endlich ein allgemein lautender Wider-
(a)
(b) Anſtatt Et ſchlägt Byn-
kershoek l. c. mit gutem Grund
vor, durch Hinzuziehung des vor-
hergehenden s zu leſen Set, wel-
ches kaum eine Emendation ge-
nannt werden kann, da es auf
einer bloßen Gemination beruht.
Durch eine Wiederholung dieſes
Verfahrens entſteht Set et, wel-
ches jedoch weniger nöthig iſt.
Die Rechtfertigung der erſten
Gemination wird ſogleich im Texte
folgen.
(c) Die Florentina ließt pro-
ficietempori, woraus, durch Ge-
mination des t, gemacht worden
iſt tempori. Aber eben ſo gut
kann man das ausgefallene t
hinter p einſetzen, woraus empto-
ri entſteht, übereinſtimmend mit
der Vulgata. Dieſes Letzte iſt
offenbar das Beſſere, da proficit
tempori, für Erweiterung der
Zeit, gezwungener iſt, als profi-
cit emptori, für den perſönlichen
Vortheil des Käufers, der einen
Tag gewinnt; außerdem ſpricht
dafür die augenſcheinliche Analo-
gie des proficere judicato im
Anfang der Stelle, worin gleich-
falls proficere auf die Perſon
bezogen wird. Vgl. Dirkſen
Abhandlungen I. 456.
(a) iſt es möglich, daß es unverjähr-
bare ädiliciſche Klagen gab, die
wir nur nicht kennen. Vgl.
Püttmann opusc. p. 145.
IV. 30
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