Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 196. Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römisches Recht. §. 196. IV. Die Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römisches Recht. Wir finden drey Rechtsinstitute, worin das Römische I. Gemeindewege. Es giebt dreyerley Wege (b): (a) Man könnte dahin auch noch rechnen wollen die rechtliche Na- tur des Schatzes: L. 31 § 1 de adqu. rer. dom. (41. 1.). "The- saurus est vetus quaedam de- positio pecuniae, cujus non ex- stat memoria." Hier ist der Ausdruck genau derselbe, wie bey der unvordenklichen Zeit, aber nicht nur die Wirkung ist ganz ungleichartig, sondern, genau be- trachtet, selbst die factische Vor- aussetzung. Bey dem Schatz ist es ganz gleichgültig, ob aus den zwey letzten Menschenaltern alle Erinnerung verschwunden ist. Wenn aus irgend einer alten Zeit ein gegenwärtiges Eigen- thum durch eine ununterbrochene Reihe von Vererbungen darge- than werden kann, so kommt das besondere Recht des Schatzes nicht zur Anwendung, welches daher nur eintritt, wenn die Sache fac- tisch als herrenlos gelten muß, weil kein erweislicher Eigenthü- mer vorhanden ist, also Niemand durch jene Behandlung verletzt wird. (b) L. 2 § 22 ne quid in loco publ. (43. 8.). (Ulpian.) (c) L. 2 cit. "Vicinales sunt
viae, quae in vicis sunt, vel quae in vicos ducunt." Man könnte fragen, warum hier nur die Communalwege der unwichti- gen vici erwähnt werden, nicht die der weit wichtigeren Muni- cipien und Colonieen; ohne Zwei- fel deswegen, weil bey diesen oh- nehin Niemand zweifelte, daß sie insgesammt, ohne die angegebene Unterscheidung, publicae viae seyen. §. 196. Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht. §. 196. IV. Die Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht. Wir finden drey Rechtsinſtitute, worin das Römiſche I. Gemeindewege. Es giebt dreyerley Wege (b): (a) Man könnte dahin auch noch rechnen wollen die rechtliche Na- tur des Schatzes: L. 31 § 1 de adqu. rer. dom. (41. 1.). „The- saurus est vetus quaedam de- positio pecuniae, cujus non ex- stat memoria.” Hier iſt der Ausdruck genau derſelbe, wie bey der unvordenklichen Zeit, aber nicht nur die Wirkung iſt ganz ungleichartig, ſondern, genau be- trachtet, ſelbſt die factiſche Vor- ausſetzung. Bey dem Schatz iſt es ganz gleichgültig, ob aus den zwey letzten Menſchenaltern alle Erinnerung verſchwunden iſt. Wenn aus irgend einer alten Zeit ein gegenwärtiges Eigen- thum durch eine ununterbrochene Reihe von Vererbungen darge- than werden kann, ſo kommt das beſondere Recht des Schatzes nicht zur Anwendung, welches daher nur eintritt, wenn die Sache fac- tiſch als herrenlos gelten muß, weil kein erweislicher Eigenthü- mer vorhanden iſt, alſo Niemand durch jene Behandlung verletzt wird. (b) L. 2 § 22 ne quid in loco publ. (43. 8.). (Ulpian.) (c) L. 2 cit. „Vicinales sunt
viae, quae in vicis sunt, vel quae in vicos ducunt.” Man könnte fragen, warum hier nur die Communalwege der unwichti- gen vici erwähnt werden, nicht die der weit wichtigeren Muni- cipien und Colonieen; ohne Zwei- fel deswegen, weil bey dieſen oh- nehin Niemand zweifelte, daß ſie insgeſammt, ohne die angegebene Unterſcheidung, publicae viae ſeyen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0499" n="485"/> <fw place="top" type="header">§. 196. Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht.</fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 196.<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#g">Die Zeit</hi>. 6. <hi rendition="#g">Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht</hi>.</head><lb/> <p>Wir finden drey Rechtsinſtitute, worin das Römiſche<lb/> Recht die unvordenkliche Zeit als Entſtehungsgrund recht-<lb/> licher Verhältniſſe anerkennt: die Gemeindewege, Schutz-<lb/> anſtalten gegen das Regenwaſſer, und Waſſerleitungen <note place="foot" n="(a)">Man könnte dahin auch noch<lb/> rechnen wollen die rechtliche Na-<lb/> tur des Schatzes: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 31 § 1 <hi rendition="#i">de<lb/> adqu. rer. dom.</hi> (41. 1.). „The-<lb/> saurus est <hi rendition="#i">vetus</hi> quaedam de-<lb/> positio pecuniae, <hi rendition="#i">cujus non ex-<lb/> stat memoria.</hi>”</hi> Hier iſt der<lb/> Ausdruck genau derſelbe, wie bey<lb/> der unvordenklichen Zeit, aber<lb/> nicht nur die Wirkung iſt ganz<lb/> ungleichartig, ſondern, genau be-<lb/> trachtet, ſelbſt die factiſche Vor-<lb/> ausſetzung. Bey dem Schatz iſt<lb/> es ganz gleichgültig, ob aus den<lb/> zwey letzten Menſchenaltern alle<lb/> Erinnerung verſchwunden iſt.<lb/> Wenn aus irgend einer alten<lb/> Zeit ein gegenwärtiges Eigen-<lb/> thum durch eine ununterbrochene<lb/> Reihe von Vererbungen darge-<lb/> than werden kann, ſo kommt das<lb/> beſondere Recht des Schatzes nicht<lb/> zur Anwendung, welches daher<lb/> nur eintritt, wenn die Sache fac-<lb/> tiſch als herrenlos gelten muß,<lb/> weil kein erweislicher Eigenthü-<lb/> mer vorhanden iſt, alſo Niemand<lb/> durch jene Behandlung verletzt<lb/> wird.</note>.</p><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Gemeindewege</hi>.</head> <p>Es giebt dreyerley Wege <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 22 <hi rendition="#i">ne quid in loco<lb/> publ.</hi> (43. 8.). (Ulpian.)</hi></note>:<lb/> Heerſtraßen (<hi rendition="#aq">publicae viae</hi>), Privatwege (<hi rendition="#aq">privatae</hi>), die<lb/> ganz im Eigenthum eines Einzelnen ſtehen, und Gemeinde-<lb/> wege (<hi rendition="#aq">vicinales</hi>) <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">cit.</hi> „Vicinales sunt<lb/> viae, quae in vicis sunt, vel<lb/> quae in vicos ducunt.”</hi> Man<lb/> könnte fragen, warum hier nur<lb/> die Communalwege der unwichti-<lb/> gen <hi rendition="#aq">vici</hi> erwähnt werden, nicht<lb/> die der weit wichtigeren Muni-<lb/> cipien und Colonieen; ohne Zwei-<lb/> fel deswegen, weil bey dieſen oh-<lb/> nehin Niemand zweifelte, daß ſie<lb/> insgeſammt, ohne die angegebene<lb/> Unterſcheidung, <hi rendition="#aq">publicae viae</hi><lb/> ſeyen.</note>. Die rechtliche Beſchaffenheit dieſer<lb/> letzten iſt verſchieden. Sind ſie auf öffentlichem Boden<lb/> angelegt, ſo haben ſie die Natur der <hi rendition="#aq">publicae;</hi> ſind ſie<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [485/0499]
§. 196. Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht.
§. 196.
IV. Die Zeit. 6. Unvordenkliche Zeit. Römiſches Recht.
Wir finden drey Rechtsinſtitute, worin das Römiſche
Recht die unvordenkliche Zeit als Entſtehungsgrund recht-
licher Verhältniſſe anerkennt: die Gemeindewege, Schutz-
anſtalten gegen das Regenwaſſer, und Waſſerleitungen (a).
I. Gemeindewege. Es giebt dreyerley Wege (b):
Heerſtraßen (publicae viae), Privatwege (privatae), die
ganz im Eigenthum eines Einzelnen ſtehen, und Gemeinde-
wege (vicinales) (c). Die rechtliche Beſchaffenheit dieſer
letzten iſt verſchieden. Sind ſie auf öffentlichem Boden
angelegt, ſo haben ſie die Natur der publicae; ſind ſie
(a) Man könnte dahin auch noch
rechnen wollen die rechtliche Na-
tur des Schatzes: L. 31 § 1 de
adqu. rer. dom. (41. 1.). „The-
saurus est vetus quaedam de-
positio pecuniae, cujus non ex-
stat memoria.” Hier iſt der
Ausdruck genau derſelbe, wie bey
der unvordenklichen Zeit, aber
nicht nur die Wirkung iſt ganz
ungleichartig, ſondern, genau be-
trachtet, ſelbſt die factiſche Vor-
ausſetzung. Bey dem Schatz iſt
es ganz gleichgültig, ob aus den
zwey letzten Menſchenaltern alle
Erinnerung verſchwunden iſt.
Wenn aus irgend einer alten
Zeit ein gegenwärtiges Eigen-
thum durch eine ununterbrochene
Reihe von Vererbungen darge-
than werden kann, ſo kommt das
beſondere Recht des Schatzes nicht
zur Anwendung, welches daher
nur eintritt, wenn die Sache fac-
tiſch als herrenlos gelten muß,
weil kein erweislicher Eigenthü-
mer vorhanden iſt, alſo Niemand
durch jene Behandlung verletzt
wird.
(b) L. 2 § 22 ne quid in loco
publ. (43. 8.). (Ulpian.)
(c) L. 2 cit. „Vicinales sunt
viae, quae in vicis sunt, vel
quae in vicos ducunt.” Man
könnte fragen, warum hier nur
die Communalwege der unwichti-
gen vici erwähnt werden, nicht
die der weit wichtigeren Muni-
cipien und Colonieen; ohne Zwei-
fel deswegen, weil bey dieſen oh-
nehin Niemand zweifelte, daß ſie
insgeſammt, ohne die angegebene
Unterſcheidung, publicae viae
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