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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortsetzung.)

Eine andere Gestalt gewann die Sache durch den Se-
natsschluß vom J. 206, welcher, bey fortdauernder Ehe,
die Anfechtung der Schenkung zu einem persönlichen Recht
des Gebers machte, das nicht von dem Erben ausgeübt
werden dürfe; so daß die bis zum Tod des Gebers nicht
widerrufene Schenkung unanfechtbar seyn sollte (n). Die-
ser Senatsschluß erwähnte auch ausdrücklich den Fall der
Consumtion (o); ohne Zweifel in dem Sinn, daß durch
die Consumtion der geschenkten Sache jeder Anspruch ge-
gen den Empfänger, auch von Seiten des Gebers selbst,
aufhören solle. Ein solcher Zusatz war sehr consequent;
denn indem dem Erben die Rückforderung versagt wurde,
gewann die Entschuldigung des consumirenden Empfän-
gers, daß er nicht in unredlicher Absicht, um der künfti-
gen Rückforderung zu entgehen, das Geschenk zerstört oder
veräußert habe, weit größeres Gewicht. -- Das prakti-
sche Resultat wenigstens liegt am Tage. Die Juristen,
welche nach jener neuen Gesetzgebung schrieben, stellten

(n) L. 32 pr. § 1. 2 de don.
int. vir.
(24. 1.).
(o) L. 32 § 9 de don. int. vir.
(24. 1.). "Quod ait oratio, con-
sumpsisse,
sic accipere debe-
mus, ne is qui donationem ac-
cepit, locupletior factus sit: ce-
terum, si factus est, orationis
beneficium locum habebit."

Das heißt: Wenn der Empfän-
ger das geschenkte Geld ver-
schwendet, also weggiebt ohne Et-
was dafür zu bekommen, so ist
das eine consumtio im Sinn der
oratio (des Senatusconsults),
wobey es der Bestätigung durch
des Gebers Tod gar nicht ein-
mal bedarf; giebt er es weg, in-
dem er Etwas dafür erwirbt, so
wird das erworbene Gut als ge-
schenkt behandelt, so daß nun die-
ses zurück gefordert werden kann,
jedoch so daß die Rückforderung
durch des Gebers Tod aufhört
(orationis beneficium).
VI. 5
§. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortſetzung.)

Eine andere Geſtalt gewann die Sache durch den Se-
natsſchluß vom J. 206, welcher, bey fortdauernder Ehe,
die Anfechtung der Schenkung zu einem perſönlichen Recht
des Gebers machte, das nicht von dem Erben ausgeübt
werden dürfe; ſo daß die bis zum Tod des Gebers nicht
widerrufene Schenkung unanfechtbar ſeyn ſollte (n). Die-
ſer Senatsſchluß erwähnte auch ausdrücklich den Fall der
Conſumtion (o); ohne Zweifel in dem Sinn, daß durch
die Conſumtion der geſchenkten Sache jeder Anſpruch ge-
gen den Empfänger, auch von Seiten des Gebers ſelbſt,
aufhören ſolle. Ein ſolcher Zuſatz war ſehr conſequent;
denn indem dem Erben die Rückforderung verſagt wurde,
gewann die Entſchuldigung des conſumirenden Empfän-
gers, daß er nicht in unredlicher Abſicht, um der künfti-
gen Rückforderung zu entgehen, das Geſchenk zerſtört oder
veräußert habe, weit größeres Gewicht. — Das prakti-
ſche Reſultat wenigſtens liegt am Tage. Die Juriſten,
welche nach jener neuen Geſetzgebung ſchrieben, ſtellten

(n) L. 32 pr. § 1. 2 de don.
int. vir.
(24. 1.).
(o) L. 32 § 9 de don. int. vir.
(24. 1.). „Quod ait oratio, con-
sumpsisse,
sic accipere debe-
mus, ne is qui donationem ac-
cepit, locupletior factus sit: ce-
terum, si factus est, orationis
beneficium locum habebit.”

Das heißt: Wenn der Empfän-
ger das geſchenkte Geld ver-
ſchwendet, alſo weggiebt ohne Et-
was dafür zu bekommen, ſo iſt
das eine consumtio im Sinn der
oratio (des Senatusconſults),
wobey es der Beſtätigung durch
des Gebers Tod gar nicht ein-
mal bedarf; giebt er es weg, in-
dem er Etwas dafür erwirbt, ſo
wird das erworbene Gut als ge-
ſchenkt behandelt, ſo daß nun die-
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jedoch ſo daß die Rückforderung
durch des Gebers Tod aufhört
(orationis beneficium).
VI. 5
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[65/0079] §. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortſetzung.) Eine andere Geſtalt gewann die Sache durch den Se- natsſchluß vom J. 206, welcher, bey fortdauernder Ehe, die Anfechtung der Schenkung zu einem perſönlichen Recht des Gebers machte, das nicht von dem Erben ausgeübt werden dürfe; ſo daß die bis zum Tod des Gebers nicht widerrufene Schenkung unanfechtbar ſeyn ſollte (n). Die- ſer Senatsſchluß erwähnte auch ausdrücklich den Fall der Conſumtion (o); ohne Zweifel in dem Sinn, daß durch die Conſumtion der geſchenkten Sache jeder Anſpruch ge- gen den Empfänger, auch von Seiten des Gebers ſelbſt, aufhören ſolle. Ein ſolcher Zuſatz war ſehr conſequent; denn indem dem Erben die Rückforderung verſagt wurde, gewann die Entſchuldigung des conſumirenden Empfän- gers, daß er nicht in unredlicher Abſicht, um der künfti- gen Rückforderung zu entgehen, das Geſchenk zerſtört oder veräußert habe, weit größeres Gewicht. — Das prakti- ſche Reſultat wenigſtens liegt am Tage. Die Juriſten, welche nach jener neuen Geſetzgebung ſchrieben, ſtellten (n) L. 32 pr. § 1. 2 de don. int. vir. (24. 1.). (o) L. 32 § 9 de don. int. vir. (24. 1.). „Quod ait oratio, con- sumpsisse, sic accipere debe- mus, ne is qui donationem ac- cepit, locupletior factus sit: ce- terum, si factus est, orationis beneficium locum habebit.” Das heißt: Wenn der Empfän- ger das geſchenkte Geld ver- ſchwendet, alſo weggiebt ohne Et- was dafür zu bekommen, ſo iſt das eine consumtio im Sinn der oratio (des Senatusconſults), wobey es der Beſtätigung durch des Gebers Tod gar nicht ein- mal bedarf; giebt er es weg, in- dem er Etwas dafür erwirbt, ſo wird das erworbene Gut als ge- ſchenkt behandelt, ſo daß nun die- ſes zurück gefordert werden kann, jedoch ſo daß die Rückforderung durch des Gebers Tod aufhört (orationis beneficium). VI. 5

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/79>, abgerufen am 21.11.2024.