Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung.
aber geschah es durch eine in factum actio (h), und es
hieng wahrscheinlich meist vom Zufall ab, und war auch
für den letzten Erfolg ganz gleichgültig, ob der eine oder der
andere Weg eingeschlagen wurde Es ist daher keinesweges
als widersprechende oder schwankende Meynung anzusehen,
wenn in einem und demselben Fall bald die utilis, bald
die in factum actio erwähnt wird (i), da in der That
schon zur Zeit des älteren Rechts Beides gleich richtig
und für den Erfolg gleichgültig war; nicht zu gedenken,
daß vollends im Justinianischen Recht, welches keine For-
melnfassung mehr kennt, aller Unterschied nur noch in den
Namen liegt.



Von der hier behaupteten Identität der actio in fac-
tum
mit der formula in factum concepta muß jedoch Eine

brauchte, zeigen die Stellen in
Note i.
(h) Gewöhnlich heißt sie blos
in factum, zuweilen auch in fa-
ctum Legi Aquiliae accommo-
data,
oder ad exemplum Legis
Aquiliae. L. 11 pr. de praescr.
verbis
(19. 5), L. 53 ad L.
Aquil.
(9. 2.).
(i) L. 51 de furtis (47. 2)
verglichen mit L. 53 ad L. Aquil
(9. 2.). -- L. 9 § 3 ad L. Aquil

(9. 2) verglichen mit L. 27 § 34
eod.,
in welcher lezten Stelle, nach
vielen anderen Zeugnissen, hinzu-
gedacht werden muß: utilem (L.
Aqu. actionem);
vgl. § 16 J. de
L. Aqu.
(4. 3.). -- Nach dem
Schluß der angeführten Institu-
tionenstelle möchte man glauben,
es habe zwey ungleichzeitige Stu-
fen von Erweiterungen der a. L.
Aquiliae
gegeben: 1) durch utilis
actio
2) wo auch diese nicht mehr
ausreichte, durch in factum actio.
Dieser falsche Schein beruht aber
nur auf der ungenauen Zusam-
menfügung der Bestandtheile jener
Stelle, welche um so leichter mög-
lich war, da die ganze Sache
schon längst im gangbaren Pro-
zeß nicht mehr vorkam. Vgl. oben
Band 1. § 45. Note d. Den neue-
ren Juristen hat die angeführte
Stelle viele überflüssige Noth ge-
macht.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
aber geſchah es durch eine in factum actio (h), und es
hieng wahrſcheinlich meiſt vom Zufall ab, und war auch
für den letzten Erfolg ganz gleichgültig, ob der eine oder der
andere Weg eingeſchlagen wurde Es iſt daher keinesweges
als widerſprechende oder ſchwankende Meynung anzuſehen,
wenn in einem und demſelben Fall bald die utilis, bald
die in factum actio erwähnt wird (i), da in der That
ſchon zur Zeit des älteren Rechts Beides gleich richtig
und für den Erfolg gleichgültig war; nicht zu gedenken,
daß vollends im Juſtinianiſchen Recht, welches keine For-
melnfaſſung mehr kennt, aller Unterſchied nur noch in den
Namen liegt.



Von der hier behaupteten Identität der actio in fac-
tum
mit der formula in factum concepta muß jedoch Eine

brauchte, zeigen die Stellen in
Note i.
(h) Gewöhnlich heißt ſie blos
in factum, zuweilen auch in fa-
ctum Legi Aquiliae accommo-
data,
oder ad exemplum Legis
Aquiliae. L. 11 pr. de praescr.
verbis
(19. 5), L. 53 ad L.
Aquil.
(9. 2.).
(i) L. 51 de furtis (47. 2)
verglichen mit L. 53 ad L. Aquil
(9. 2.). — L. 9 § 3 ad L. Aquil

(9. 2) verglichen mit L. 27 § 34
eod.,
in welcher lezten Stelle, nach
vielen anderen Zeugniſſen, hinzu-
gedacht werden muß: utilem (L.
Aqu. actionem);
vgl. § 16 J. de
L. Aqu.
(4. 3.). — Nach dem
Schluß der angeführten Inſtitu-
tionenſtelle möchte man glauben,
es habe zwey ungleichzeitige Stu-
fen von Erweiterungen der a. L.
Aquiliae
gegeben: 1) durch utilis
actio
2) wo auch dieſe nicht mehr
ausreichte, durch in factum actio.
Dieſer falſche Schein beruht aber
nur auf der ungenauen Zuſam-
menfügung der Beſtandtheile jener
Stelle, welche um ſo leichter mög-
lich war, da die ganze Sache
ſchon längſt im gangbaren Pro-
zeß nicht mehr vorkam. Vgl. oben
Band 1. § 45. Note d. Den neue-
ren Juriſten hat die angeführte
Stelle viele überflüſſige Noth ge-
macht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0110" n="96"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Verletzung.</fw><lb/>
aber ge&#x017F;chah es durch eine <hi rendition="#aq">in factum actio</hi> <note place="foot" n="(h)">Gewöhnlich heißt &#x017F;ie blos<lb/><hi rendition="#aq">in factum,</hi> zuweilen auch <hi rendition="#aq">in fa-<lb/>
ctum Legi Aquiliae accommo-<lb/>
data,</hi> oder <hi rendition="#aq">ad exemplum Legis<lb/>
Aquiliae. <hi rendition="#i">L.</hi> 11 <hi rendition="#i">pr. de praescr.<lb/>
verbis</hi> (19. 5), <hi rendition="#i">L.</hi> 53 <hi rendition="#i">ad L.<lb/>
Aquil.</hi></hi> (9. 2.).</note>, und es<lb/>
hieng wahr&#x017F;cheinlich mei&#x017F;t vom Zufall ab, und war auch<lb/>
für den letzten Erfolg ganz gleichgültig, ob der eine oder der<lb/>
andere Weg einge&#x017F;chlagen wurde Es i&#x017F;t daher keinesweges<lb/>
als wider&#x017F;prechende oder &#x017F;chwankende Meynung anzu&#x017F;ehen,<lb/>
wenn in einem und dem&#x017F;elben Fall bald die <hi rendition="#aq">utilis,</hi> bald<lb/>
die <hi rendition="#aq">in factum actio</hi> erwähnt wird <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 51 <hi rendition="#i">de furtis</hi></hi> (47. 2)<lb/>
verglichen mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 53 <hi rendition="#i">ad L. Aquil</hi><lb/>
(9. 2.). &#x2014; <hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 3 <hi rendition="#i">ad L. Aquil</hi></hi><lb/>
(9. 2) verglichen mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 27 § 34<lb/><hi rendition="#i">eod.,</hi></hi> in welcher lezten Stelle, nach<lb/>
vielen anderen Zeugni&#x017F;&#x017F;en, hinzu-<lb/>
gedacht werden muß: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">utilem</hi> (L.<lb/>
Aqu. actionem);</hi> vgl. § 16 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de<lb/>
L. Aqu.</hi></hi> (4. 3.). &#x2014; Nach dem<lb/>
Schluß der angeführten In&#x017F;titu-<lb/>
tionen&#x017F;telle möchte man glauben,<lb/>
es habe zwey ungleichzeitige Stu-<lb/>
fen von Erweiterungen der <hi rendition="#aq">a. L.<lb/>
Aquiliae</hi> gegeben: 1) durch <hi rendition="#aq">utilis<lb/>
actio</hi> 2) wo auch die&#x017F;e nicht mehr<lb/>
ausreichte, durch <hi rendition="#aq">in factum actio.</hi><lb/>
Die&#x017F;er fal&#x017F;che Schein beruht aber<lb/>
nur auf der ungenauen Zu&#x017F;am-<lb/>
menfügung der Be&#x017F;tandtheile jener<lb/>
Stelle, welche um &#x017F;o leichter mög-<lb/>
lich war, da die ganze Sache<lb/>
&#x017F;chon läng&#x017F;t im gangbaren Pro-<lb/>
zeß nicht mehr vorkam. Vgl. oben<lb/>
Band 1. § 45. Note <hi rendition="#aq">d.</hi> Den neue-<lb/>
ren Juri&#x017F;ten hat die angeführte<lb/>
Stelle viele überflü&#x017F;&#x017F;ige Noth ge-<lb/>
macht.</note>, da in der That<lb/>
&#x017F;chon zur Zeit des älteren Rechts Beides gleich richtig<lb/>
und für den Erfolg gleichgültig war; nicht zu gedenken,<lb/>
daß vollends im Ju&#x017F;tiniani&#x017F;chen Recht, welches keine For-<lb/>
melnfa&#x017F;&#x017F;ung mehr kennt, aller Unter&#x017F;chied nur noch in den<lb/>
Namen liegt.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Von der hier behaupteten Identität der <hi rendition="#aq">actio in fac-<lb/>
tum</hi> mit der <hi rendition="#aq">formula in factum concepta</hi> muß jedoch Eine<lb/><note xml:id="seg2pn_18_2" prev="#seg2pn_18_1" place="foot" n="(g)">brauchte, zeigen die Stellen in<lb/>
Note <hi rendition="#aq">i.</hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0110] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. aber geſchah es durch eine in factum actio (h), und es hieng wahrſcheinlich meiſt vom Zufall ab, und war auch für den letzten Erfolg ganz gleichgültig, ob der eine oder der andere Weg eingeſchlagen wurde Es iſt daher keinesweges als widerſprechende oder ſchwankende Meynung anzuſehen, wenn in einem und demſelben Fall bald die utilis, bald die in factum actio erwähnt wird (i), da in der That ſchon zur Zeit des älteren Rechts Beides gleich richtig und für den Erfolg gleichgültig war; nicht zu gedenken, daß vollends im Juſtinianiſchen Recht, welches keine For- melnfaſſung mehr kennt, aller Unterſchied nur noch in den Namen liegt. Von der hier behaupteten Identität der actio in fac- tum mit der formula in factum concepta muß jedoch Eine (g) (h) Gewöhnlich heißt ſie blos in factum, zuweilen auch in fa- ctum Legi Aquiliae accommo- data, oder ad exemplum Legis Aquiliae. L. 11 pr. de praescr. verbis (19. 5), L. 53 ad L. Aquil. (9. 2.). (i) L. 51 de furtis (47. 2) verglichen mit L. 53 ad L. Aquil (9. 2.). — L. 9 § 3 ad L. Aquil (9. 2) verglichen mit L. 27 § 34 eod., in welcher lezten Stelle, nach vielen anderen Zeugniſſen, hinzu- gedacht werden muß: utilem (L. Aqu. actionem); vgl. § 16 J. de L. Aqu. (4. 3.). — Nach dem Schluß der angeführten Inſtitu- tionenſtelle möchte man glauben, es habe zwey ungleichzeitige Stu- fen von Erweiterungen der a. L. Aquiliae gegeben: 1) durch utilis actio 2) wo auch dieſe nicht mehr ausreichte, durch in factum actio. Dieſer falſche Schein beruht aber nur auf der ungenauen Zuſam- menfügung der Beſtandtheile jener Stelle, welche um ſo leichter mög- lich war, da die ganze Sache ſchon längſt im gangbaren Pro- zeß nicht mehr vorkam. Vgl. oben Band 1. § 45. Note d. Den neue- ren Juriſten hat die angeführte Stelle viele überflüſſige Noth ge- macht. (g) brauchte, zeigen die Stellen in Note i.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/110
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/110>, abgerufen am 22.12.2024.