Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 209. In personam, in rem actiones. (Fortsetzung.)
jenigen Verfahren allein, welches bey der in rem actio
die zweyte Hälfte des Ganzen bildete (a). Man kann da-
her sagen, daß damals die Klagen mit und ohne manus
consertae
genau dasselbe waren, was späterhin in rem
und in personam actiones genannt wurde.

Diese Prozeßform erhielt sich in den Centumviralsa-
chen bis in die Zeit der ausgebildeten Rechtswissenschaft;
für alle übrige Prozesse wurde sie durch einige Volksschlüsse
aufgehoben, so daß nun der Prozeß per formulas an ihre
Stelle trat (§ 205. b.). Es scheint, daß in diesem zuerst
gar keine Klagen in rem vorkamen, indem man jedem
Streit, der dazu hätte führen müssen, durch erzwungene
Sponsionen den Character einer Contractsklage beylegte.
Das praktische Bedürfniß scheint aber zuerst bey dem Ei-
genthum darauf geführt zu haben, daß man dem Kläger
die Wahl ließ, ob er diesen umständlicheren Sponsionen-
prozeß führen, oder in einfacherer Weise gleich unmittel-
bar auf die Anerkennung des Eigenthums klagen wollte.
Dieses geschah durch die petitoria formula (die in Justi-
nians Rechtsbüchern gewöhnlich rei vindicatio heißt) mit
der intentio: rem suam esse, mit oder ohne ex jure qui-
ritium.
Diesen Zustand der Sache stellt uns sehr deutlich

(a) Gajus IV. § 16. 17. In
den verstümmelten vorhergehenden
Sätzen hatte er von der Behand-
lung der in personam actio ge-
sprochen, dann fährt er hier so
fort: "Si in rem agebatur, mo-
bilia quidem et moventia .. in
jure vindicabantur ad hunc
modum
(nun folgt die Beschrei-
bung der manus consertae) ..
deinde sequebantur quaecunque
(si) in personam ageretur"
...

§. 209. In personam, in rem actiones. (Fortſetzung.)
jenigen Verfahren allein, welches bey der in rem actio
die zweyte Hälfte des Ganzen bildete (a). Man kann da-
her ſagen, daß damals die Klagen mit und ohne manus
consertae
genau daſſelbe waren, was ſpäterhin in rem
und in personam actiones genannt wurde.

Dieſe Prozeßform erhielt ſich in den Centumviralſa-
chen bis in die Zeit der ausgebildeten Rechtswiſſenſchaft;
für alle übrige Prozeſſe wurde ſie durch einige Volksſchlüſſe
aufgehoben, ſo daß nun der Prozeß per formulas an ihre
Stelle trat (§ 205. b.). Es ſcheint, daß in dieſem zuerſt
gar keine Klagen in rem vorkamen, indem man jedem
Streit, der dazu hätte führen müſſen, durch erzwungene
Sponſionen den Character einer Contractsklage beylegte.
Das praktiſche Bedürfniß ſcheint aber zuerſt bey dem Ei-
genthum darauf geführt zu haben, daß man dem Kläger
die Wahl ließ, ob er dieſen umſtändlicheren Sponſionen-
prozeß führen, oder in einfacherer Weiſe gleich unmittel-
bar auf die Anerkennung des Eigenthums klagen wollte.
Dieſes geſchah durch die petitoria formula (die in Juſti-
nians Rechtsbüchern gewöhnlich rei vindicatio heißt) mit
der intentio: rem suam esse, mit oder ohne ex jure qui-
ritium.
Dieſen Zuſtand der Sache ſtellt uns ſehr deutlich

(a) Gajus IV. § 16. 17. In
den verſtümmelten vorhergehenden
Sätzen hatte er von der Behand-
lung der in personam actio ge-
ſprochen, dann fährt er hier ſo
fort: „Si in rem agebatur, mo-
bilia quidem et moventia .. in
jure vindicabantur ad hunc
modum
(nun folgt die Beſchrei-
bung der manus consertae) ..
deinde sequebantur quaecunque
(si) in personam ageretur”
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0043" n="29"/><fw place="top" type="header">§. 209. <hi rendition="#aq">In personam, in rem actiones.</hi> (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
jenigen Verfahren allein, welches bey der <hi rendition="#aq">in rem actio</hi><lb/>
die zweyte Hälfte des Ganzen bildete <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi> § 16. 17. In<lb/>
den ver&#x017F;tümmelten vorhergehenden<lb/>
Sätzen hatte er von der Behand-<lb/>
lung der <hi rendition="#aq">in personam actio</hi> ge-<lb/>
&#x017F;prochen, dann fährt er hier &#x017F;o<lb/>
fort: <hi rendition="#aq">&#x201E;Si <hi rendition="#i">in rem</hi> agebatur, mo-<lb/>
bilia quidem et moventia .. in<lb/>
jure vindicabantur ad hunc<lb/>
modum</hi> (nun folgt die Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung der <hi rendition="#aq">manus consertae) ..<lb/>
deinde sequebantur quaecunque<lb/>
(si) <hi rendition="#i">in personam</hi> ageretur&#x201D;</hi> &#x2026;</note>. Man kann da-<lb/>
her &#x017F;agen, daß damals die Klagen mit und ohne <hi rendition="#aq">manus<lb/>
consertae</hi> genau da&#x017F;&#x017F;elbe waren, was &#x017F;päterhin <hi rendition="#aq">in rem</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">in personam actiones</hi> genannt wurde.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Prozeßform erhielt &#x017F;ich in den Centumviral&#x017F;a-<lb/>
chen bis in die Zeit der ausgebildeten Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft;<lb/>
für alle übrige Proze&#x017F;&#x017F;e wurde &#x017F;ie durch einige Volks&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aufgehoben, &#x017F;o daß nun der Prozeß <hi rendition="#aq">per formulas</hi> an ihre<lb/>
Stelle trat (§ 205. <hi rendition="#aq">b.</hi>). Es &#x017F;cheint, daß in die&#x017F;em zuer&#x017F;t<lb/>
gar keine Klagen <hi rendition="#aq">in rem</hi> vorkamen, indem man jedem<lb/>
Streit, der dazu hätte führen mü&#x017F;&#x017F;en, durch erzwungene<lb/>
Spon&#x017F;ionen den Character einer Contractsklage beylegte.<lb/>
Das prakti&#x017F;che Bedürfniß &#x017F;cheint aber zuer&#x017F;t bey dem Ei-<lb/>
genthum darauf geführt zu haben, daß man dem Kläger<lb/>
die Wahl ließ, ob er die&#x017F;en um&#x017F;tändlicheren Spon&#x017F;ionen-<lb/>
prozeß führen, oder in einfacherer Wei&#x017F;e gleich unmittel-<lb/>
bar auf die Anerkennung des Eigenthums klagen wollte.<lb/>
Die&#x017F;es ge&#x017F;chah durch die <hi rendition="#aq">petitoria formula</hi> (die in Ju&#x017F;ti-<lb/>
nians Rechtsbüchern gewöhnlich <hi rendition="#aq">rei vindicatio</hi> heißt) mit<lb/>
der <hi rendition="#aq">intentio: rem suam esse,</hi> mit oder ohne <hi rendition="#aq">ex jure qui-<lb/>
ritium.</hi> Die&#x017F;en Zu&#x017F;tand der Sache &#x017F;tellt uns &#x017F;ehr deutlich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0043] §. 209. In personam, in rem actiones. (Fortſetzung.) jenigen Verfahren allein, welches bey der in rem actio die zweyte Hälfte des Ganzen bildete (a). Man kann da- her ſagen, daß damals die Klagen mit und ohne manus consertae genau daſſelbe waren, was ſpäterhin in rem und in personam actiones genannt wurde. Dieſe Prozeßform erhielt ſich in den Centumviralſa- chen bis in die Zeit der ausgebildeten Rechtswiſſenſchaft; für alle übrige Prozeſſe wurde ſie durch einige Volksſchlüſſe aufgehoben, ſo daß nun der Prozeß per formulas an ihre Stelle trat (§ 205. b.). Es ſcheint, daß in dieſem zuerſt gar keine Klagen in rem vorkamen, indem man jedem Streit, der dazu hätte führen müſſen, durch erzwungene Sponſionen den Character einer Contractsklage beylegte. Das praktiſche Bedürfniß ſcheint aber zuerſt bey dem Ei- genthum darauf geführt zu haben, daß man dem Kläger die Wahl ließ, ob er dieſen umſtändlicheren Sponſionen- prozeß führen, oder in einfacherer Weiſe gleich unmittel- bar auf die Anerkennung des Eigenthums klagen wollte. Dieſes geſchah durch die petitoria formula (die in Juſti- nians Rechtsbüchern gewöhnlich rei vindicatio heißt) mit der intentio: rem suam esse, mit oder ohne ex jure qui- ritium. Dieſen Zuſtand der Sache ſtellt uns ſehr deutlich (a) Gajus IV. § 16. 17. In den verſtümmelten vorhergehenden Sätzen hatte er von der Behand- lung der in personam actio ge- ſprochen, dann fährt er hier ſo fort: „Si in rem agebatur, mo- bilia quidem et moventia .. in jure vindicabantur ad hunc modum (nun folgt die Beſchrei- bung der manus consertae) .. deinde sequebantur quaecunque (si) in personam ageretur” …

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/43
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/43>, abgerufen am 22.12.2024.