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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XXV.
stimmt zugleich mit der oben vorgetragenen Lehre völlig
überein. Um Dieses beweisen zu können, muß ich folgende
Bemerkungen über den Sprachgebrauch vorausschicken.

Dare heißt, im strengen Sinn der formulae, Ver-
schaffen des Eigenthums ex jure quiritium (Num. V. i.),
also eine ganz beschränkte Art der Thätigkeit. Facere
dagegen ist der umfassende Ausdruck für jedes Thun oder
Lassen, sey es juristischer oder faktischer Art, so daß dar-
unter unter andern auch zu verstehen ist das dare, sol-
vere, numerare, judicare, ambulare, reddere, non facere,
curare ne fiat
(b).

Bey contractlichen Verhältnissen nun, das heißt bey
Rechtsgeschäften, kommen nur zweyerley intentiones in jus
conceptae
vor: si paret, centum (oder fundum, servum)
dari oportere,
und: quidquid dari fieri oportet; irgend
eine andere Formel, und namentlich ein bloßes facere oder
fieri oportere, kommt nicht vor (c). -- Dieses hängt aber
so zusammen. Eigentlich wäre überall das bloße facere

(b) L. 218. 175. 189 de V. S.
(50. 16.).
(c) Nur die Verschiedenheit findet
sich noch, daß die Condictionen
blos die oben angegebenen Aus-
drücke hatten, die b. f. actiones
hinter dem oportet noch den Zu-
satz: ex fide bona. -- Einen An-
stoß könnte man finden an der bald
activen, bald passiven Form des
dare facere; damit verhält es sich
so. In den wirklichen Formeln
wurde stets eine bestimmte Person
als Schuldner bezeichnet, und da-
zu paßte natürlich nur die active
Form (z. B. quidquid Negidium
dare facere oportet
); wenn aber
auf abstracte Weise von solchen In-
tentionen gesprochen wurde, konnte
sowohl die eine als die andere
Form gebraucht werden, wie es
oben (Note a.) an dem Beyspiel
des Gajus, verglichen mit den
Justinianischen Institutionen, ge-
zeigt worden ist.

Die Condictionen. XXV.
ſtimmt zugleich mit der oben vorgetragenen Lehre völlig
überein. Um Dieſes beweiſen zu können, muß ich folgende
Bemerkungen über den Sprachgebrauch vorausſchicken.

Dare heißt, im ſtrengen Sinn der formulae, Ver-
ſchaffen des Eigenthums ex jure quiritium (Num. V. i.),
alſo eine ganz beſchränkte Art der Thätigkeit. Facere
dagegen iſt der umfaſſende Ausdruck für jedes Thun oder
Laſſen, ſey es juriſtiſcher oder faktiſcher Art, ſo daß dar-
unter unter andern auch zu verſtehen iſt das dare, sol-
vere, numerare, judicare, ambulare, reddere, non facere,
curare ne fiat
(b).

Bey contractlichen Verhältniſſen nun, das heißt bey
Rechtsgeſchäften, kommen nur zweyerley intentiones in jus
conceptae
vor: si paret, centum (oder fundum, servum)
dari oportere,
und: quidquid dari fieri oportet; irgend
eine andere Formel, und namentlich ein bloßes facere oder
fieri oportere, kommt nicht vor (c). — Dieſes hängt aber
ſo zuſammen. Eigentlich wäre überall das bloße facere

(b) L. 218. 175. 189 de V. S.
(50. 16.).
(c) Nur die Verſchiedenheit findet
ſich noch, daß die Condictionen
blos die oben angegebenen Aus-
drücke hatten, die b. f. actiones
hinter dem oportet noch den Zu-
ſatz: ex fide bona. — Einen An-
ſtoß könnte man finden an der bald
activen, bald paſſiven Form des
dare facere; damit verhält es ſich
ſo. In den wirklichen Formeln
wurde ſtets eine beſtimmte Perſon
als Schuldner bezeichnet, und da-
zu paßte natürlich nur die active
Form (z. B. quidquid Negidium
dare facere oportet
); wenn aber
auf abſtracte Weiſe von ſolchen In-
tentionen geſprochen wurde, konnte
ſowohl die eine als die andere
Form gebraucht werden, wie es
oben (Note a.) an dem Beyſpiel
des Gajus, verglichen mit den
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zeigt worden iſt.
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[589/0603] Die Condictionen. XXV. ſtimmt zugleich mit der oben vorgetragenen Lehre völlig überein. Um Dieſes beweiſen zu können, muß ich folgende Bemerkungen über den Sprachgebrauch vorausſchicken. Dare heißt, im ſtrengen Sinn der formulae, Ver- ſchaffen des Eigenthums ex jure quiritium (Num. V. i.), alſo eine ganz beſchränkte Art der Thätigkeit. Facere dagegen iſt der umfaſſende Ausdruck für jedes Thun oder Laſſen, ſey es juriſtiſcher oder faktiſcher Art, ſo daß dar- unter unter andern auch zu verſtehen iſt das dare, sol- vere, numerare, judicare, ambulare, reddere, non facere, curare ne fiat (b). Bey contractlichen Verhältniſſen nun, das heißt bey Rechtsgeſchäften, kommen nur zweyerley intentiones in jus conceptae vor: si paret, centum (oder fundum, servum) dari oportere, und: quidquid dari fieri oportet; irgend eine andere Formel, und namentlich ein bloßes facere oder fieri oportere, kommt nicht vor (c). — Dieſes hängt aber ſo zuſammen. Eigentlich wäre überall das bloße facere (b) L. 218. 175. 189 de V. S. (50. 16.). (c) Nur die Verſchiedenheit findet ſich noch, daß die Condictionen blos die oben angegebenen Aus- drücke hatten, die b. f. actiones hinter dem oportet noch den Zu- ſatz: ex fide bona. — Einen An- ſtoß könnte man finden an der bald activen, bald paſſiven Form des dare facere; damit verhält es ſich ſo. In den wirklichen Formeln wurde ſtets eine beſtimmte Perſon als Schuldner bezeichnet, und da- zu paßte natürlich nur die active Form (z. B. quidquid Negidium dare facere oportet); wenn aber auf abſtracte Weiſe von ſolchen In- tentionen geſprochen wurde, konnte ſowohl die eine als die andere Form gebraucht werden, wie es oben (Note a.) an dem Beyſpiel des Gajus, verglichen mit den Juſtinianiſchen Inſtitutionen, ge- zeigt worden iſt.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/603>, abgerufen am 23.12.2024.