Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 211. Pönalklagen. (Fortsetzung.)
gationen gilt (f). -- Ist die Klage gegen den Verletzer
selbst angestellt, dieser aber nach der Litiscontestation ge-
storben, so geht die Klage mit allen ihren Folgen gegen
den Erben fort, weil nunmehr die Klage einen contract-
lichen Character angenommen hat (g).

Für die einseitigen Strafklagen gilt dasselbe, was so
eben für den auf Entschädigung gerichteten Theil der mix-
tae actiones
bemerkt worden ist. Der Erbe muß dieselben
gegen sich anstellen lassen, insoweit er reicher aus der
Handlung seines Erblassers ist (h). -- Durch die Litiscon-

(f) L. 38 de R. J. (50. 17),
L. 5 pr. de calumn.
(3. 6.). --
Derselbe Satz gilt auch für Cri-
minalverbrechen. L. 20 de accus.
(48. 2), L. 12 de L. Corn. de
falsis
(48. 10.). -- Indessen ist
dieser Satz doch eine bloße Noth-
hülfe, damit in keinem Fall irgend
ein Gewinn in des Verletzers Ver-
mögen zurück bleibe. Wenn aber
dieser Zweck auch schon durch eine
andere, concurrirende, Klage, gegen
die Erben erreicht werden kann, so
bleibt es bei der reinen Regel, daß
Pönalklagen gar nicht gegen die
Erben gehen sollen. Hieraus sind
zu erklären L. 2 § 27 vi bon. rapt.
(47. 8), L. 1 § 23 de tutelae

(27. 3.).
(g) § 1 J. de perpet. (4. 12),
L. un. C. ex delictis (4. 17),
L. 26 de O. et A. (44. 7),
L. 139 pr. de R. J.
(50. 17.). --
Nach L. 33 de O. et A. (44. 7)
könnte man glauben, nicht erst die
Litiscontestation, sondern schon die
Anstellung der Klage, übertrage
dieselbe unbedingt auf die Erben.
Allein diese Stelle ist von solchen
Fällen zu verstehen, worin der Ver-
storbene die Litiscontestation durch
Zögerung verhindert hat, wie in
L. 10 § 2 si quis caut. (2. 11.).
Vgl. Glück B. 6 S. 196.
(h) L. 35 pr. de O. et A.
(44. 7), L. 44 de R. J. (50. 17),
L. 1 § 6 de eo per quem fa-
ctum
(2. 10), L. 16 § 2 L. 19
quod metus (4. 2), L. 17 § 1
L. 26 de dolo (4. 3), L. 9 § 8
L. 10 de reb. auct. jud. (42. 5),
L. 1 § 48 L. 2 L. 3 pr. de vi
(43. 16), L. un. C. ex delictis

(4. 17.). -- Gegen diese, von den
Meisten anerkannte, Regel hat sich
neuerlich theilweise erklärt Franke
Beiträge S. 28 -- 41. Er will bey
den bloßen Entschädigungsklagen
(die ich einseitige Strafklagen
nenne) den beschränkten Über-
gang auf die Erben des Beklag-
ten nur gelten lassen, insofern diese

§. 211. Pönalklagen. (Fortſetzung.)
gationen gilt (f). — Iſt die Klage gegen den Verletzer
ſelbſt angeſtellt, dieſer aber nach der Litisconteſtation ge-
ſtorben, ſo geht die Klage mit allen ihren Folgen gegen
den Erben fort, weil nunmehr die Klage einen contract-
lichen Character angenommen hat (g).

Für die einſeitigen Strafklagen gilt daſſelbe, was ſo
eben für den auf Entſchädigung gerichteten Theil der mix-
tae actiones
bemerkt worden iſt. Der Erbe muß dieſelben
gegen ſich anſtellen laſſen, inſoweit er reicher aus der
Handlung ſeines Erblaſſers iſt (h). — Durch die Litiscon-

(f) L. 38 de R. J. (50. 17),
L. 5 pr. de calumn.
(3. 6.). —
Derſelbe Satz gilt auch für Cri-
minalverbrechen. L. 20 de accus.
(48. 2), L. 12 de L. Corn. de
falsis
(48. 10.). — Indeſſen iſt
dieſer Satz doch eine bloße Noth-
hülfe, damit in keinem Fall irgend
ein Gewinn in des Verletzers Ver-
mögen zurück bleibe. Wenn aber
dieſer Zweck auch ſchon durch eine
andere, concurrirende, Klage, gegen
die Erben erreicht werden kann, ſo
bleibt es bei der reinen Regel, daß
Pönalklagen gar nicht gegen die
Erben gehen ſollen. Hieraus ſind
zu erklären L. 2 § 27 vi bon. rapt.
(47. 8), L. 1 § 23 de tutelae

(27. 3.).
(g) § 1 J. de perpet. (4. 12),
L. un. C. ex delictis (4. 17),
L. 26 de O. et A. (44. 7),
L. 139 pr. de R. J.
(50. 17.). —
Nach L. 33 de O. et A. (44. 7)
könnte man glauben, nicht erſt die
Litisconteſtation, ſondern ſchon die
Anſtellung der Klage, übertrage
dieſelbe unbedingt auf die Erben.
Allein dieſe Stelle iſt von ſolchen
Fällen zu verſtehen, worin der Ver-
ſtorbene die Litisconteſtation durch
Zögerung verhindert hat, wie in
L. 10 § 2 si quis caut. (2. 11.).
Vgl. Glück B. 6 S. 196.
(h) L. 35 pr. de O. et A.
(44. 7), L. 44 de R. J. (50. 17),
L. 1 § 6 de eo per quem fa-
ctum
(2. 10), L. 16 § 2 L. 19
quod metus (4. 2), L. 17 § 1
L. 26 de dolo (4. 3), L. 9 § 8
L. 10 de reb. auct. jud. (42. 5),
L. 1 § 48 L. 2 L. 3 pr. de vi
(43. 16), L. un. C. ex delictis

(4. 17.). — Gegen dieſe, von den
Meiſten anerkannte, Regel hat ſich
neuerlich theilweiſe erklärt Franke
Beiträge S. 28 — 41. Er will bey
den bloßen Entſchädigungsklagen
(die ich einſeitige Strafklagen
nenne) den beſchränkten Über-
gang auf die Erben des Beklag-
ten nur gelten laſſen, inſofern dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="47"/><fw place="top" type="header">§. 211. Pönalklagen. (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
gationen gilt <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 38 <hi rendition="#i">de R. J.</hi> (50. 17),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 5 <hi rendition="#i">pr. de calumn.</hi></hi> (3. 6.). &#x2014;<lb/>
Der&#x017F;elbe Satz gilt auch für Cri-<lb/>
minalverbrechen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 20 <hi rendition="#i">de accus.</hi><lb/>
(48. 2), <hi rendition="#i">L.</hi> 12 <hi rendition="#i">de L. Corn. de<lb/>
falsis</hi></hi> (48. 10.). &#x2014; Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;er Satz doch eine bloße Noth-<lb/>
hülfe, damit in keinem Fall irgend<lb/>
ein Gewinn in des Verletzers Ver-<lb/>
mögen zurück bleibe. Wenn aber<lb/>
die&#x017F;er Zweck auch &#x017F;chon durch eine<lb/>
andere, concurrirende, Klage, gegen<lb/>
die Erben erreicht werden kann, &#x017F;o<lb/>
bleibt es bei der reinen Regel, daß<lb/>
Pönalklagen gar nicht gegen die<lb/>
Erben gehen &#x017F;ollen. Hieraus &#x017F;ind<lb/>
zu erklären <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 27 <hi rendition="#i">vi bon. rapt.</hi><lb/>
(47. 8), <hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 23 <hi rendition="#i">de tutelae</hi></hi><lb/>
(27. 3.).</note>. &#x2014; I&#x017F;t die Klage gegen den Verletzer<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ange&#x017F;tellt, die&#x017F;er aber nach der Litisconte&#x017F;tation ge-<lb/>
&#x017F;torben, &#x017F;o geht die Klage mit allen ihren Folgen gegen<lb/>
den Erben fort, weil nunmehr die Klage einen contract-<lb/>
lichen Character angenommen hat <note place="foot" n="(g)">§ 1 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J. de perpet.</hi> (4. 12),<lb/><hi rendition="#i">L. un. C. ex delictis</hi> (4. 17),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 26 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi> (44. 7),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 139 <hi rendition="#i">pr. de R. J.</hi></hi> (50. 17.). &#x2014;<lb/>
Nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 33 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi></hi> (44. 7)<lb/>
könnte man glauben, nicht er&#x017F;t die<lb/>
Litisconte&#x017F;tation, &#x017F;ondern &#x017F;chon die<lb/>
An&#x017F;tellung der Klage, übertrage<lb/>
die&#x017F;elbe unbedingt auf die Erben.<lb/>
Allein die&#x017F;e Stelle i&#x017F;t von &#x017F;olchen<lb/>
Fällen zu ver&#x017F;tehen, worin der Ver-<lb/>
&#x017F;torbene die Litisconte&#x017F;tation durch<lb/>
Zögerung verhindert hat, wie in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 10 § 2 <hi rendition="#i">si quis caut.</hi></hi> (2. 11.).<lb/>
Vgl. <hi rendition="#g">Glück</hi> B. 6 S. 196.</note>.</p><lb/>
            <p>Für die ein&#x017F;eitigen Strafklagen gilt da&#x017F;&#x017F;elbe, was &#x017F;o<lb/>
eben für den auf Ent&#x017F;chädigung gerichteten Theil der <hi rendition="#aq">mix-<lb/>
tae actiones</hi> bemerkt worden i&#x017F;t. Der Erbe muß die&#x017F;elben<lb/>
gegen &#x017F;ich an&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en, in&#x017F;oweit er reicher aus der<lb/>
Handlung &#x017F;eines Erbla&#x017F;&#x017F;ers i&#x017F;t <note xml:id="seg2pn_6_1" next="#seg2pn_6_2" place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 35 <hi rendition="#i">pr. de O. et A.</hi><lb/>
(44. 7), <hi rendition="#i">L.</hi> 44 <hi rendition="#i">de R. J.</hi> (50. 17),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 6 <hi rendition="#i">de eo per quem fa-<lb/>
ctum</hi> (2. 10), <hi rendition="#i">L.</hi> 16 § 2 <hi rendition="#i">L.</hi> 19<lb/><hi rendition="#i">quod metus</hi> (4. 2), <hi rendition="#i">L.</hi> 17 § 1<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 26 <hi rendition="#i">de dolo</hi> (4. 3), <hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 8<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 10 <hi rendition="#i">de reb. auct. jud.</hi> (42. 5),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 48 <hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">pr. de vi</hi><lb/>
(43. 16), <hi rendition="#i">L. un. C. ex delictis</hi></hi><lb/>
(4. 17.). &#x2014; Gegen die&#x017F;e, von den<lb/>
Mei&#x017F;ten anerkannte, Regel hat &#x017F;ich<lb/>
neuerlich theilwei&#x017F;e erklärt <hi rendition="#g">Franke</hi><lb/>
Beiträge S. 28 &#x2014; 41. Er will bey<lb/>
den bloßen Ent&#x017F;chädigungsklagen<lb/>
(die ich ein&#x017F;eitige Strafklagen<lb/>
nenne) den <hi rendition="#g">be&#x017F;chränkten</hi> Über-<lb/>
gang auf die Erben des Beklag-<lb/>
ten nur gelten la&#x017F;&#x017F;en, in&#x017F;ofern die&#x017F;e</note>. &#x2014; Durch die Litiscon-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0061] §. 211. Pönalklagen. (Fortſetzung.) gationen gilt (f). — Iſt die Klage gegen den Verletzer ſelbſt angeſtellt, dieſer aber nach der Litisconteſtation ge- ſtorben, ſo geht die Klage mit allen ihren Folgen gegen den Erben fort, weil nunmehr die Klage einen contract- lichen Character angenommen hat (g). Für die einſeitigen Strafklagen gilt daſſelbe, was ſo eben für den auf Entſchädigung gerichteten Theil der mix- tae actiones bemerkt worden iſt. Der Erbe muß dieſelben gegen ſich anſtellen laſſen, inſoweit er reicher aus der Handlung ſeines Erblaſſers iſt (h). — Durch die Litiscon- (f) L. 38 de R. J. (50. 17), L. 5 pr. de calumn. (3. 6.). — Derſelbe Satz gilt auch für Cri- minalverbrechen. L. 20 de accus. (48. 2), L. 12 de L. Corn. de falsis (48. 10.). — Indeſſen iſt dieſer Satz doch eine bloße Noth- hülfe, damit in keinem Fall irgend ein Gewinn in des Verletzers Ver- mögen zurück bleibe. Wenn aber dieſer Zweck auch ſchon durch eine andere, concurrirende, Klage, gegen die Erben erreicht werden kann, ſo bleibt es bei der reinen Regel, daß Pönalklagen gar nicht gegen die Erben gehen ſollen. Hieraus ſind zu erklären L. 2 § 27 vi bon. rapt. (47. 8), L. 1 § 23 de tutelae (27. 3.). (g) § 1 J. de perpet. (4. 12), L. un. C. ex delictis (4. 17), L. 26 de O. et A. (44. 7), L. 139 pr. de R. J. (50. 17.). — Nach L. 33 de O. et A. (44. 7) könnte man glauben, nicht erſt die Litisconteſtation, ſondern ſchon die Anſtellung der Klage, übertrage dieſelbe unbedingt auf die Erben. Allein dieſe Stelle iſt von ſolchen Fällen zu verſtehen, worin der Ver- ſtorbene die Litisconteſtation durch Zögerung verhindert hat, wie in L. 10 § 2 si quis caut. (2. 11.). Vgl. Glück B. 6 S. 196. (h) L. 35 pr. de O. et A. (44. 7), L. 44 de R. J. (50. 17), L. 1 § 6 de eo per quem fa- ctum (2. 10), L. 16 § 2 L. 19 quod metus (4. 2), L. 17 § 1 L. 26 de dolo (4. 3), L. 9 § 8 L. 10 de reb. auct. jud. (42. 5), L. 1 § 48 L. 2 L. 3 pr. de vi (43. 16), L. un. C. ex delictis (4. 17.). — Gegen dieſe, von den Meiſten anerkannte, Regel hat ſich neuerlich theilweiſe erklärt Franke Beiträge S. 28 — 41. Er will bey den bloßen Entſchädigungsklagen (die ich einſeitige Strafklagen nenne) den beſchränkten Über- gang auf die Erben des Beklag- ten nur gelten laſſen, inſofern dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/61
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/61>, abgerufen am 22.12.2024.