Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.Beilage XVII. daß unter den Präscriptionen eine Formel üblich war, dieauf den Fall unsrer Ausnahme unmittelbar angewendet werden konnte. Cicero ad fam. XIII. 27 (an Servius aus dem J. 707): "Licet eodem exemplo saepius tibi hujus generis litteras mittam ... tamen non parcam operae, et, ut vos soletis in formulis, sic ego in epistolis: de eadem re alio modo." Cicero de finibus V. 29 (aus dem J. 708): "Quae cum Zeno didicisset a nostris, ut in actionibus praescribi solet, de eadem re egit alio modo"(p). (p) Neuerlich ist diese, von Cicero
zweimal angeführte, Präscription anders gedeutet worden von Liebe Stipulation S. 173. Es soll näm- lich darunter verstanden seyn die von Seiten des Beklagten vor- gebrachte praescriptio (eigentlich exceptio) rei judicatae, und der Zusatz: alio modo, soll darauf gehen, daß nach L. 7 § 4 de exc. r. j. diese Exception gegen eine neue Klage vel alio genere ju- dicii gebraucht werden konnte. Ich muß diese Erklärung verwer- fen als gezwungen und unhaltbar. Die wenigen Stellen, in welchen die exc. r. j. den Namen prae- scriptio führt (L. 10. 11 de exc., L. 29 pr. de exc. r. j., L. 63 de re jud., L. 42 de lib. causa), sind aus der Nachlässigkeit des Ausdrucks zu erklären, nach welcher ja auch sonst die Namen prae- scriptio und exceptio willkühr- lich verwechselt zu werden pflegen. Wäre hier wirklich die exc. rei jud. gemeint, so hätte wenigstens die Formel ganz anders lauten müssen, nämlich nach Gajus IV. § 133 etwa so: ea res agatur, si ea res judicata nondum sit. Der positive Ausdruck: de eadem re, konnte nur zu einer eigentlichen praescriptio passen, die pro actore aufgestellt wurde (Gajus IV. 130. 133). -- Mancher anderen Gründe gegen diese Erklärung nicht zu gedenken. Beilage XVII. daß unter den Präſcriptionen eine Formel üblich war, dieauf den Fall unſrer Ausnahme unmittelbar angewendet werden konnte. Cicero ad fam. XIII. 27 (an Servius aus dem J. 707): „Licet eodem exemplo saepius tibi hujus generis litteras mittam … tamen non parcam operae, et, ut vos soletis in formulis, sic ego in epistolis: de eadem re alio modo.“ Cicero de finibus V. 29 (aus dem J. 708): „Quae cum Zeno didicisset a nostris, ut in actionibus praescribi solet, de eadem re egit alio modo“(p). (p) Neuerlich iſt dieſe, von Cicero
zweimal angeführte, Präſcription anders gedeutet worden von Liebe Stipulation S. 173. Es ſoll näm- lich darunter verſtanden ſeyn die von Seiten des Beklagten vor- gebrachte praescriptio (eigentlich exceptio) rei judicatae, und der Zuſatz: alio modo, ſoll darauf gehen, daß nach L. 7 § 4 de exc. r. j. dieſe Exception gegen eine neue Klage vel alio genere ju- dicii gebraucht werden konnte. Ich muß dieſe Erklärung verwer- fen als gezwungen und unhaltbar. Die wenigen Stellen, in welchen die exc. r. j. den Namen prae- scriptio führt (L. 10. 11 de exc., L. 29 pr. de exc. r. j., L. 63 de re jud., L. 42 de lib. causa), ſind aus der Nachläſſigkeit des Ausdrucks zu erklären, nach welcher ja auch ſonſt die Namen prae- scriptio und exceptio willkühr- lich verwechſelt zu werden pflegen. Wäre hier wirklich die exc. rei jud. gemeint, ſo hätte wenigſtens die Formel ganz anders lauten müſſen, nämlich nach Gajus IV. § 133 etwa ſo: ea res agatur, si ea res judicata nondum sit. Der poſitive Ausdruck: de eadem re, konnte nur zu einer eigentlichen praescriptio paſſen, die pro actore aufgeſtellt wurde (Gajus IV. 130. 133). — Mancher anderen Gründe gegen dieſe Erklärung nicht zu gedenken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0544" n="526"/><fw place="top" type="header">Beilage <hi rendition="#aq">XVII.</hi></fw><lb/> daß unter den Präſcriptionen eine Formel üblich war, die<lb/> auf den Fall unſrer Ausnahme unmittelbar angewendet<lb/> werden konnte.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cicero</hi> ad fam. XIII.</hi> 27 (an Servius aus dem J. 707):<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">„Licet eodem exemplo saepius tibi hujus generis<lb/> litteras mittam … tamen non parcam operae, et,<lb/><hi rendition="#i">ut vos soletis in formulis</hi>, sic ego in epistolis: <hi rendition="#k">de<lb/> eadem re alio modo</hi>.“</hi></hi></item><lb/> <item><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cicero</hi> de finibus V.</hi> 29 (aus dem J. 708):<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">„Quae cum Zeno didicisset a nostris, <hi rendition="#i">ut in<lb/> actionibus praescribi solet</hi>, <hi rendition="#k">de eadem re</hi> egit <hi rendition="#k">alio<lb/> modo</hi>“</hi><note place="foot" n="(p)">Neuerlich iſt dieſe, von Cicero<lb/> zweimal angeführte, Präſcription<lb/> anders gedeutet worden von <hi rendition="#g">Liebe</hi><lb/> Stipulation S. 173. Es ſoll näm-<lb/> lich darunter verſtanden ſeyn die<lb/> von Seiten des <hi rendition="#g">Beklagten</hi> vor-<lb/> gebrachte <hi rendition="#aq">praescriptio</hi> (eigentlich<lb/><hi rendition="#aq">exceptio) rei judicatae,</hi> und der<lb/> Zuſatz: <hi rendition="#aq">alio modo,</hi> ſoll darauf<lb/> gehen, daß nach <hi rendition="#aq">L. 7 § 4 de exc.<lb/> r. j.</hi> dieſe Exception gegen eine<lb/> neue Klage <hi rendition="#aq">vel alio genere ju-<lb/> dicii</hi> gebraucht werden konnte.<lb/> Ich muß dieſe Erklärung verwer-<lb/> fen als gezwungen und unhaltbar.<lb/> Die wenigen Stellen, in welchen<lb/> die <hi rendition="#aq">exc. r. j.</hi> den Namen <hi rendition="#aq">prae-<lb/> scriptio</hi> führt <hi rendition="#aq">(L. 10. 11 de exc.,<lb/> L. 29 pr. de exc. r. j., L. 63<lb/> de re jud., L. 42 de lib. causa),</hi><lb/> ſind aus der Nachläſſigkeit des<lb/> Ausdrucks zu erklären, nach welcher<lb/> ja auch ſonſt die Namen <hi rendition="#aq">prae-<lb/> scriptio</hi> und <hi rendition="#aq">exceptio</hi> willkühr-<lb/> lich verwechſelt zu werden pflegen.<lb/> Wäre hier wirklich die <hi rendition="#aq">exc. rei<lb/> jud.</hi> gemeint, ſo hätte wenigſtens<lb/> die Formel ganz anders lauten<lb/> müſſen, nämlich nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi><lb/> § 133 etwa ſo: <hi rendition="#aq">ea res agatur,<lb/><hi rendition="#i">si</hi> ea res judicata <hi rendition="#i">nondum sit.</hi></hi><lb/> Der poſitive Ausdruck: <hi rendition="#aq">de eadem<lb/> re,</hi> konnte nur zu einer eigentlichen<lb/><hi rendition="#aq">praescriptio</hi> paſſen, die <hi rendition="#aq">pro<lb/> actore</hi> aufgeſtellt wurde (<hi rendition="#aq">Gajus<lb/> IV.</hi> 130. 133). — Mancher anderen<lb/> Gründe gegen dieſe Erklärung<lb/> nicht zu gedenken.</note>.</hi></item> </list> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [526/0544]
Beilage XVII.
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werden konnte.
Cicero ad fam. XIII. 27 (an Servius aus dem J. 707):
„Licet eodem exemplo saepius tibi hujus generis
litteras mittam … tamen non parcam operae, et,
ut vos soletis in formulis, sic ego in epistolis: de
eadem re alio modo.“
Cicero de finibus V. 29 (aus dem J. 708):
„Quae cum Zeno didicisset a nostris, ut in
actionibus praescribi solet, de eadem re egit alio
modo“ (p).
(p) Neuerlich iſt dieſe, von Cicero
zweimal angeführte, Präſcription
anders gedeutet worden von Liebe
Stipulation S. 173. Es ſoll näm-
lich darunter verſtanden ſeyn die
von Seiten des Beklagten vor-
gebrachte praescriptio (eigentlich
exceptio) rei judicatae, und der
Zuſatz: alio modo, ſoll darauf
gehen, daß nach L. 7 § 4 de exc.
r. j. dieſe Exception gegen eine
neue Klage vel alio genere ju-
dicii gebraucht werden konnte.
Ich muß dieſe Erklärung verwer-
fen als gezwungen und unhaltbar.
Die wenigen Stellen, in welchen
die exc. r. j. den Namen prae-
scriptio führt (L. 10. 11 de exc.,
L. 29 pr. de exc. r. j., L. 63
de re jud., L. 42 de lib. causa),
ſind aus der Nachläſſigkeit des
Ausdrucks zu erklären, nach welcher
ja auch ſonſt die Namen prae-
scriptio und exceptio willkühr-
lich verwechſelt zu werden pflegen.
Wäre hier wirklich die exc. rei
jud. gemeint, ſo hätte wenigſtens
die Formel ganz anders lauten
müſſen, nämlich nach Gajus IV.
§ 133 etwa ſo: ea res agatur,
si ea res judicata nondum sit.
Der poſitive Ausdruck: de eadem
re, konnte nur zu einer eigentlichen
praescriptio paſſen, die pro
actore aufgeſtellt wurde (Gajus
IV. 130. 133). — Mancher anderen
Gründe gegen dieſe Erklärung
nicht zu gedenken.
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